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Phoebe Caulfield

Bewertungen

Insgesamt 61 Bewertungen
Bewertung vom 01.04.2024
Selbe Stadt, anderer Planet
Meindl, Dominika

Selbe Stadt, anderer Planet


ausgezeichnet

Wunderbar klug und unterhaltsam – eine Beschreibung von Tourismus heute

Johanna kehrt in ihren Heimatort Hallstatt zurück, ihre Schwester Doris hat diesen nie wirklich verlassen. Der Vater der beiden ist verstorben und das Haus mit viel Krempel vollgestopft. Johanna macht sich daran es auszuräumen und die Arztpraxis weiterzuführen. Sie entdeckt die Bergwelt wieder neu für sich und beobachtet wie sich der Tourismus mit den Jahren verändert hat, was dies für Natur und Mensch bedeutet.
Parallel berichtet der Chinese Ren darüber, wie er in China, ebenfalls als Touristenattraktion, eine Kopie Hallstatts projektiert. Und irgendwann überschneiden sich die Wege dieser drei Figuren.

Der o.g. beschriebene Plot mag gewöhnungsbedürftig klingen. Aber ich war schnell gefangen in den feinen Beobachtungen und Beschreibungen und vor allem dem wunderbaren Humor der Autorin – es hat mir unglaublichen Spaß gemacht, den Figuren zu folgen.

Von mir eine klare Leseempfehlung. Für mich hätten es sogar gerne 100 Seiten mehr sein können. Freue mich jedenfalls jetzt schon auf das nächste Buch von Dominika Meindl.

Bewertung vom 20.03.2024
The Fort
Korman, Gordon

The Fort


ausgezeichnet

Nicht weichgespült - eine fesselnde Geschichte über Freundschaft

Nachdem ein Hurricane durch die Kleinstadt Canaan gezogen ist, wurden nicht nur Häuser abgedeckt und Bäume entwurzelt, sondern auch ein alter Schutzbunker (das Fort) freigelegt. Der Einstieg zum Bunker wird entdeckt von Ricky, der eigentlich gar nicht zur Freundesclique gehört – nun aber langsam zähneknirschend akzeptiert wird und den Bunker gemeinsam mit den restlichen Jungs als abenteuerlichen Rückzugsort nutzen wird. Schon bald aber ist das Geheimnis des Bunkers nicht mehr sicher. Und wie die Jungs ihn in Besitz nehmen und verteidigen und vor allem, wie die ganze Geschichte endet, davon erzählt dieses spannende Jugendbuch.
Ich muss zugeben: mit dem Einstieg in die ersten 50 Seiten habe ich mich etwas schwer getan. Der Stil kam mir etwas sperrig vor und vor allem hat mich das setting sehr an den 1986er Film „Stand by Me“ erinnert.
Die Freundesclique besteht aus Jason, C.J., Evan und Mitchell – und irgendwann gehört auch Ricky dazu. Bei jedem der Jungs erfahren die Leser_innen etwas zur familiären Situation (Armut, Scheidung, Gewalt) und warum das Fort für jeden von ihnen zu einem wichtigen Pausenort vom Alltag wird.
Nachdem ich aber in der Geschichte angekommen war, konnte ich das Buch nicht mehr weglegen und musste es in einem Rutsch zu Ende lesen – was für ein Finale! Und es ist alles dabei – Spannung, Humor und Schicksale, die berühren.
Entgegen der Leseempfehlung des Verlags ab 12 würde ich das Buch eher für Leser_innen ab 14 Jahre empfehlen.

Bewertung vom 16.03.2024
Al forno - Ofenfrische Gerichte
Cavada, Stefano

Al forno - Ofenfrische Gerichte


sehr gut

Perfekt für Küchen-Einsteiger

Bisher kannte ich Stefano Cavada nicht, aber die Leseprobe hat mich neugierig gemacht. Die Rezepte und Zutaten sind nicht mega-fancy oder ausgefallen, eher recht bodenständig und nur zum Teil aus der traditionellen italienischen Küche. Und so schien mir das Buch eine gute Wahl für Küchenanfänger.

Dazu passt, dass am Anfang unter „Wissenswertes“ erst einmal die benötigte Ausstattung vorgestellt und erklärt wird. Genauso werden verschiedene Verarbeitungstechniken näher erläutert und Grundwissen rund ums Backen vermittelt (z.B. die verschiedenen Mehltypen).

Da die meisten Rezepte nicht super raffiniert oder kompliziert sind, sind auch die Fotos eher schlicht und einfach gehalten. Für mich ist das zwar recht stimmig, es das Buch wirkt dadurch auch recht gesetzt und weniger nach foodblogger.

Haben schon die ersten Rezept ausprobiert (Oliven Focaccia, Kaffee-Joghurt-Kuchen und die Feigenröllchen) und sind sowohl von der Zubereitung als auch vom Geschmack sehr begeistert.

Bewertung vom 13.03.2024
Kosakenberg
Rennefanz, Sabine

Kosakenberg


gut

Lässt mich etwas ratlos zurück

In den 1990er Jahren verlässt Kathleen wie viele andere ihrer Generation ihr ostdeutsches Heimatdorf. Zuerst für das Studium in Berlin, später dann für einen Job in London. Der Roman beschreibt ihre schrittweise Entfernung vom Ort ihres Aufwachsens, ihrer Familie und Bekannten.

Der sprachlich knappe aber oft prägnanten Stil der Autorin hat mir durchaus gefallen. Und auch die feinen Beobachtungen und Beschreibungen der Figuren haben mich sehr abgeholt. Allerdings hat mich das letzte Drittel des Buches ziemlich verloren. Die Figur von Kathleen erscheint mir verschwommen und irgendwie überkonstruiert, der rote Erzählfaden zerfasert.

Und so lässt mich das Buch etwas ratlos zurück. Nach einem vielversprechenden Start verliert sich in meinen Augen die zweite Hälfte im Klein Klein und kommt irgendwie nicht richtig auf den Punkt. Schade.

Bewertung vom 04.03.2024
Somebody to Love - Northern-Hearts-Reihe, Band 1
Weiler, Rebekka

Somebody to Love - Northern-Hearts-Reihe, Band 1


sehr gut

Romantisch-kribbelig - kurzweilige Leseunterhaltung

Das schöne Cover in Skandinavien-Design hat mich als erstes neugierig gemacht. Und auch wenn ich nicht unbedingt zur Kernzielgruppe von Young Adult Romance zähle, muss ich sagen, dass ich das Buch gern gelesen habe. Irgendwie konnte ich mich wieder gut reinversetzen in das Alter als auch ich diese Art von Büchern gern gelesen habe. Kann (wieder) gut verstehen, warum diese Bücher ihre Leser_innen haben.

Die Handlung an sich ist nicht mega komplex und liest sich easy weg: Lene trauert noch um Henrick, der vor einigen Monaten bei einem Einbruch in einen Tierhaltungsbetrieb von einem Wachmann erschossen wurde. Monate später findet sie einen von ihm versteckten Laptop. Und gemeinsam mit seinem Bruder Emil versuchen sie die Bedeutung der Videos auf dem Laptop zu entschlüsseln. Darüber kommen sich beide näher – natürlich mit den erwartbaren familiären Verstrickungen und ein wenig romantischem Hin und Her. Zudem taucht die Schwester von Emil und Henrik, Lene, wieder auf. Sie hatte sich nach dem Tod ihres Bruders nach Australien geflüchtet.

Die story ist linear und geradeheraus erzählt, zwischendrin gibt es einige Rückblenden in die Kindheit der Drillinge. Über das Innenleben der Figuren erfährt man nur von Emil und Freya etwas, die anderen bleiben schlicht und etwas schablonenhaft. Im Mittelpunkt des Buches steht ja aber eben auch die romantische Beziehung der beiden Hauptfiguren, von daher passt das.

Leser_innen, die Lust auf einen hyggeligen Romantik-Plot haben, sind hier gut aufgehoben. Das richtige Buch, um einen kuscheligen Nachmittag auf dem Sofa zu verbringen. Und die liebevolle Gestaltung bei Cover und Farbschnitt lässt das Bücherherz höherschlagen.

Bewertung vom 08.02.2024
Die Hoffnung der Chani Kaufman
Harris, Eve

Die Hoffnung der Chani Kaufman


ausgezeichnet

Einfühlsamer und empathischer Einblick in eine fremde Welt

Wir begleiten Chani Kaufman, frisch verheiratet mit Baruch Levy, durch ihr erstes Ehejahr. Daneben lernen die Leser_innen noch weitere Figuren rund um eine ultraorthodoxe jüdische Gemeinde in London kennen und folgen auch diesen durch deren Alltags- und Gefühlsleben.

Abwechselnd schlüpfen die Leser_innen in die Leben der verschiedenen Personen. Da sind u.a. Rabbi Chaim, dessen Frau ihn kürzlich verlassen hat – für die jüdische Gemeinde unfassbar. Oder wir begegnen Chanis biestiger Schwiegermutter Mrs Levy, und der gewieften Heiratsvermittlerin Mrs Gelbman. Und bei aller Ernsthaftigkeit liest es sich doch wunderbar unterhaltsam, wie sie alle ihrem Alltag nachgehen. Das Buch gewährt uns Leser_innen intime Einblicke in eine Kultur, die vielen von uns sehr archaisch und mit starren Strukturen, Rollen und Gesetzen erscheinen mag. Wie unterschiedlich jede der o.g. Personen mit diesen Regeln umgeht, sie auslegt oder für sich zu nutzen mag, das ist u.a. das Spannende an dem Buch.

„Die Hoffnung der Chani Kaufman“ ist definitiv ein wunderbares Leseerlebnis. Man muss das Vorgängerbuch nicht unbedingt gelesen haben, um dieses hier zu verstehen. Es lohnt sich aber sehr mit „Die Hochzeit der Chani Kaufman“ zu starten und anschließend „Die Hoffnung der Chani Kaufman“ zu lesen. Und wie schön wäre es, wenn man vielleicht bald in einem dritten Buch Chani und den anderen Figuren wieder begegnet.

Bewertung vom 07.02.2024
Voll ungerecht!
Frauhammer, Assata

Voll ungerecht!


gut

Gerechtigkeit geht doch ganz einfach – wirklich?

Was genau ist eigentlich gerecht oder fair? Was ist ungerecht und unfair? Und ist das eigentlich wirklich so einfach, wie man denkt?

In ihrem Buch „Voll gerecht – über Fairness und Gerechtigkeit“ geht Assate Frauhammer genau diesen Fragen auf den Punkt. Und ziemlich schnell merkt man – hm, doch ganz schön kompliziert. Dabei beleuchtet die Autorin eine ganze Reihe von Fragestellungen bspw. zu Chancen- und Teilhabegerechtigkeit, Bildungsgerechtigkeit, Recht auf Zukunft und Mitbestimmung.

Diese Themenvielfalt ergibt dabei einen sehr umfangreichen Überblick. Allerdings habe ich mich als Leserin auch ein wenig darin verzettelt, wobei man Buch vielleicht gar nicht in der Reihenfolge von vorn bis hinten lesen muss, sondern sich die relevanten Kapitel herauspicken kann. Ein Inhaltsverzeichnis hätte dem Buch da gut getan.

Die detailverliebten Illustrationen haben mir ganz wunderbar gefallen. Bei den Texten bin ich mir allerdings sehr unsicher, ob die für die Altersgruppe ab 8 geeignet sind, aus meiner Sicht eher ab 10.
Im Großen und Ganzen gibt das Buch wertvolle Denkanstöße, welche Fragen mit dem Thema Gerechtigkeit zusammenhängen und mit welchen Mitteln wir mehr Gerechtigkeit möglich machen können.

Bewertung vom 05.11.2023
Büchermenschen
Vernet, Stéphanie;de Cussac, Camille

Büchermenschen


ausgezeichnet

Wunderbar und mit viel Liebe zum Detail illustriert

Wie kommt eigentlich ein Buch in die Welt und wen braucht es genau wofür? In diesem Buch werden alle vorgestellt, die an der „Geburt“ eines Buches ihren Anteil haben: es beginnt mit dem Autor und seiner Idee, geht über die verschiedensten Verlagsmenschen (Lektorin, Gestalter, PR-Frau) bis hin zu den Druckern, Buchhändlern und Bibliothekaren. Dabei erfährt man zum einen viel Wissenswertes über ihre jeweiligen Aufgaben als auch die einzelne Schritte der Buchgestaltung und -produktion, und so manches Detail darüber hinaus.

Mit ganz viel Herzblut zum Buch und Liebe zum Detail wurde dieses wunderschöne Buch konzipiert und illustriert. Und es ist eine wahre Freude auch als Erwachsene durch die Seiten zu blättern. Die Farbgestaltung und die vielen kleinen besonderen Gestaltungsideen lassen das Herz von kleinen und großen Bücherliebhabern höherschlagen.

Bewertung vom 31.10.2023
Das Klugscheißerchen
Kling, Marc-Uwe

Das Klugscheißerchen


gut

Unterhaltsam und kurzweilig, aber ohne Überraschungen

Vor ein paar Tagen erst ist Familie Theufel in ein altes Haus gezogen. Auf dessen Dachboden zwischen den Umzugskartons gehen die beiden Kinder der Familie, Theo und Tina, nicht nur auf Piratenfahrt, sondern finden auch eine sprechende Kiste. Schnell wird klar, dass diese Kiste bewohnt ist, nämlich von dem Klugscheißerchen. Und dieses kleine türkisfarbene Männchen, weiß so ziemlich alles besser. Aber das wichtigste: es ist nur für echte Klugescheißer sichtbar: Tina und Theo können es sehen – aber auch ihre Eltern?

Marc-Uwe Kling ist ja ein Garant für Spaß und Humor mit manchmal doppeltem Boden. Insofern hatte ich mich auf dieses Buch gefreut. Aber so ganz hinter dem Ofen konnte es mich nicht hervorlocken. Die Geschichte kommt ziemlich linear und ohne große Überraschungen daher. Und auch bei den Illustrationen sprang der Funke nicht so richtig über.

Bewertung vom 17.09.2023
Sylter Welle
Leßmann, Max Richard

Sylter Welle


sehr gut

Liebevoller Rückblick auf die Großeltern

Max macht sich auf den Weg seine Großeltern in Westerland auf Sylt zu besuchen, wo sie gerade ihre Urlaubstage verbringen. So wie schon so viele Jahre zuvor als er noch Kind war und regelmäßig gemeinsam Oma und Opa mit dem Wohnwagen auf dem Campingplatz seine Ferien verbrachte. Vor Ort auf Sylt in der Ferienwohnung beobachtet er seine Großeltern und teilt mit den Leser_innen verschiedenste Familienerinnerungen – mal komisch, mal traurig. Gegen Ende seines Besuchs erkennt Max, wie seine Großeltern mittlerweile gealtert sind, Krankheiten und das Leben sich gezeichnet haben und irgendwann ein Abschied unausweichlich ist.

Das Buch teilt sich analog zum dreitägigen Aufenthalt von Max in drei Teile. Der erste, der längste, widmet sich den überwiegend heiter-komischen Familieneigenheiten und –erinnerungen. Die beiden letzten Teile sind dann schon nachdenklicher und melancholisch.

Der erste Teil war mir schon fast ein wenig zu viel an lustigen Familienanekdoten. Aber irgendwie hatte ich die Vermutung, dass es nicht ganz so heiter weitergehen würde und hinter den lustigen Familienstorys doch mehr steckt. Und so wandelte sich tatsächlich der Ton des Buches hin zu empathisch-nachdenklich.
Aber unterhaltsam und sprachlich gewandt schreiben kann Max Richard Leßmann und so war das Lesen ein Vergnügen und macht schon jetzt Vorfreude auf mehr von diesem Autor.