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Rubine

Bewertungen

Insgesamt 75 Bewertungen
Bewertung vom 29.09.2023
Das Buch der gestohlenen Träume (Das Buch der gestohlenen Träume 1)
Farr, David

Das Buch der gestohlenen Träume (Das Buch der gestohlenen Träume 1)


ausgezeichnet

Im Land Krasnia lebt die kleine Rachel glücklich mit ihrer Familie und ihrem Bruder Robert, bis eines Tages der Despot und Kinderfeind Charles Malstain die Macht übernimmt. Von nun an ändert sich alles für die Menschen in Krasnia, denn Kinder dürfen sich nicht mehr auf der Straße blicken lassen, die meisten Bücher werden verboten und Regierungsgegner werden weggesperrt. Das trostlose Leben wird für Rachel und Robert zum Überlebenskampf, als auch noch ihre Mutter stirbt und der Vater verhaftet wird und verschwindet. Sie haben nur noch eine Chance: Das verbotene Buch der Träume finden und beschützen, bevor Malstain es in die Finger bekommt. Doch wem können die Kinder in Krasnia noch vertrauen? Von ihren Entscheidungen hängt die Zukunft des ganzen Landes ab.

Schon auf den ersten Seiten wird man in die düstere Welt von Krasnia hineingesaugt und nicht wieder losgelassen. David Farrs fantastischer Schreibstil schafft es, die Ereignisse erträglich zu machen. Rachels kindliche, hoffnungsvolle Sicht auf die Dinge nimmt dem Schrecken die Spitzen, und das ist auch bitter nötig. Jungen Lesern wird hier nämlich einiges zugemutet: Eine temporeiche Geschichte um Verfolgung und Verrat, es wird gefoltert und geschossen, bis Blut fließt und nicht wenige Menschen sterben. Der Autor schafft es aber auch hier, nicht zu übertreiben, sondern die Geschehnisse nüchtern zu präsentieren. Es wird nichts unnötig ausgeschmückt, aber auch nichts verharmlost.

Die Charaktere sind bis hin zu den Nebenfiguren interessant, glaubwürdig und bleiben auch nach der Lektüre im Gedächtnis. Sie vermitteln das Dilemma dieser dystopischen Welt sehr gut: Wie verhält man sich unter einem diktatorischen Regime, rettet man sein eigenes Leben oder stellt man sich gegen die Regierung? Schwierige Fragen, die auch emotional für ein Kinder-/Jugendbuch anspruchsvoll und ungewöhnlich sind. Die Spannung, wie die Figuren sich entscheiden und handeln werden, lässt auch Erwachsene mit dieser Geschichte mitfiebern. Die Perspektive wechselt zwischen Rachel und Robert, nachdem sie gezwungen sind, sich zu trennen. Immer wieder geraten sie in gefährliche Situationen, müssen ihren Aufenthaltsort ändern und erleben überraschende Wendungen.

Mir hat das unverbrauchte Thema dieser Geschichte sehr gut gefallen. Trotz fantastischer Elemente wie Luftschiffen und magischen Büchern blieb es realitätsnah genug, um sich mit einem ernsten Hintergrund auseinanderzusetzen. Es gibt nur wenige Momente, die einen zwischendurch Luft holen lassen. Die Spannung hält bis zur allerletzten Seite und das Ende wurde anhand von chronologischen Zeitungsartikeln toll in Szene gesetzt. Es fiel mir schwer, mich zum Schluss von den Protagonisten zu trennen. Umso schöner ist es, dass es noch einen Folgeband geben wird, obwohl der erste Band in sich abgeschlossen ist und es kein offenes Ende gibt.

Wer also Lust auf eine spannende, abenteuerliche und gefährliche Reise hat, sollte unbedingt einen Blick in dieses besondere Buch riskieren.

Bewertung vom 21.09.2023
Hindernis
Francis, Felix

Hindernis


ausgezeichnet

Felix Francis hat mit "Hindernis" einen weiteren Krimi aus der Pferderennsport-Szene geschrieben. Diesmal geht es um den Anwalt Harrison Foster, der für seinen Klienten, den Scheich Karim, auf dem Trainingshof der Familie Chadwick einen Stallbrand untersucht. Dabei kam jedoch nicht nur das Top-Pferd des Stalls ums Leben, sondern auch eine menschliche Leiche wird entdeckt.
Je mehr Foster recherchiert, umso mehr Mauern des Schweigens begegnet er. Schnell wird klar, dass er es nicht mit einem Unfall zu tun hat, sondern mit Mord. Doch während er versucht, das Lügengeflecht der Familie zu entwirren, desto mehr gerät er selbst in tödliche Gefahr.
Ich mochte Harrison sehr, auch wenn er gelegentlich etwas zu naiv agiert. Er hat eine außergewöhnliche Geschichte, wie er zu seinem neuen Job und Arbeitgeber kommt, was ihm so ein wenig den Touch eines "Undercover Agents" gibt. Über den Rennsport an sich weiß er derweil so gut wie gar nichts, was ihm besonders zu Beginn der Geschichte viel Spott und Hähme einbringt. Für den Leser jedoch hat Harrisons Ahnungslosigkeit den großen Vorteil, dass alles wichtige zum Pferderennsport erklärt wird. Auch wer schon gelegentlich mal eine Rennbahn besucht hat, kann hier noch etwas dazulernen. Die Informationen wirken auch nie aufgesetzt, sondern sind gut in der Geschichte verwoben, so dass es immer interessant bleibt. Deshalb finde ich gerade diesen Teil den bisher besten, um in Felix Francis Romane einzusteigen.
Sein Schreibstil ist unterhaltsam und es kommt keine Langeweile auf, da die Handlung stetig vorangetrieben wird. Auch fürs Herz ist was dabei, auch wenn es die kleine Liebesgeschichte für meinen Geschmack nicht unbedingt gebraucht hätte. Sie passt aber zum entspannten Erzählstil des Autors, der mehr in Richtung "Cosy Crime" geht und effekthaschende Gewaltdarstellungen meidet. Spannung ist trotzdem reichlich vorhanden.
Das Unglück, das dem Trainerreitstall geschieht, berührt Tierliebhaber und besonders Pferdefreunde. Natürlich möchte man unbedingt wissen, wer das Verbrechen begangen hat und was genau dahinter steckt. Nach und nach kommen immer mehr Details ans Licht, überraschende Wendungen führen in eine neue Richtung und das Drama steigert sich bis zum Ende hin, bis man fassungslos vor der Auflösung sitzt.
Zumindest ging es mir so und die Story hat mich nachdenklich zurückgelassen. Ich hätte schließlich gerne noch mehr über das "Warum?" der Figuren erfahren, aber das näher zu beleuchten hätte sicher den Umfang des Romans gesprengt. Manches Entsetzen lässt sich vielleicht auch gar nicht erklären.
Das einzige Rätsel, was ich bis zum Schluss nie aufklären konnte, ist, weshalb der Roman den deutschen Titel "Hindernis" trägt. Weder ist das im Inhalt des Romans ein Thema noch geht es um Hindernisrennen, wie das Cover suggeriert. Der englische Originaltitel "Crisis" trifft es jedenfalls wesentlich besser.
Für Fans von Felix Francis ist das Buch auf jeden Fall ein Muss. Es gibt neben dem spannenden Fall viel Pferde- und Rennbahnatmosphäre. Wer die Bücher des Autors noch nicht kennt, aber gerne entspannte Ermittlergeschichten liest, der findet mit "Hindernis" einen unterhaltsamen Einstieg in den Pferderennsport.

Bewertung vom 24.08.2023
Spionieren ist (k)ein Kinderspiel
Stevens, Robin

Spionieren ist (k)ein Kinderspiel


sehr gut

Robin Stevens, bekannt durch die Reihe „Ein Fall für Wells & Wong“, hat mit „Spionieren ist (k)ein Kinderspiel“ den ersten Teil ihrer neuen Kinderbuchreihe „Abteilung für undamenhafte Aktivitäten“ geschrieben. In dieser eifert May Wong ihrer großen Schwester Hazel nach und will ebenfalls Spionin werden.
Doch es sind gefährliche Zeiten angebrochen: Es ist das Jahr 1940 und der zweite Weltkrieg ist in Großbritannien angekommen. So richtig bewusst wird das May erst, als sie mit elf Jahren aus der Schule Deepdean ausbüxt, um sich der Abteilung von Daisy und Hazel anzuschließen. Beide Protagonistinnen der alten Reihe sind inzwischen erwachsen und halten May natürlich für viel zu jung, um als Spionin arbeiten zu können (obwohl sie damals bei ihrem ersten Fall kaum älter waren). Also fährt May kurzerhand alleine mit dem Zug nach London und begibt sich unter falschem Namen auf eine geheime Mission, um ihren ersten Spionagefall aufzuklären. Denn auf das langweilige Internat will sie auf keinen Fall zurück.
May ist getrieben von ihrer Sehnsucht nach Spannung. Sie ist selbständig und mutig, aber auch ziemlich selbstverliebt. Sie lässt sich von niemandem etwas sagen und setzt gerne ihren eigenen Willen durch. Das wirkt häufig überheblich und macht sie manchmal unsympathisch. Mit ihrer Schwester Hazel hat sie nur wenig gemeinsam, eher ähnelt sie Daisy, ist aber noch hochnäsiger und frecher. Es verwundert daher nicht, dass sie mit Fiona aus Elysium Hall, wo sie ihren ersten Fall verfolgt, überhaupt nicht klar kommt. Denn Fiona stiehlt ihr mit ihren guten Ideen ein ums andere Mal die Show. Mays neue Bekanntschaft Eric hingegen weiß sich unterzuordnen und wird deshalb von May akzeptiert. Aber die Beziehungen zwischen den dreien entwickeln sich im Laufe des ersten Falles weiter, was mir richtig gut gefallen hat. Schließlich lernt man auch andere Seiten von May kennen und sie selbst schafft es, sich und ihr Verhalten zu hinterfragen.
Die Ermittlungen der drei jungen Detektive verlaufen ähnlich wie schon bei Wells & Wong: Es gibt wieder Listen mit Verdächtigen und Zusammenfassungen zum Stand der Untersuchung, viele Wendungen und ein ordentliches Tempo mit viel Spannung. Herausfordernd ist neben den zahlreichen Nebenfiguren, die man sich merken muss, auch der Perspektivwechsel. Denn nicht nur May schreibt ihren Bericht, sondern auch Fiona schreibt ihr Tagebuch und lässt uns daran teilhaben. Durch Fiona ist man etwas näher am Geschehen, da sie ein Teil der Familie ist, in dem der Mordfall geschieht. Es ist sehr gut und wichtig, dass in der Überschrift eines jeden Kapitels steht, wer gerade schreibt, denn sonst käme man schnell durcheinander. Zum Glück sind Fiona und May aber auch charakterlich so unterschiedlich, dass man daran merkt, wer gerade die Erzählende ist.
Der Fall an sich ist schwer zu knacken und die Autorin versteht es wieder hervorragend, ihre Leser zu verwirren. Er steigert sich von einem relativ harmlosen Verdacht zu einem schlimmen Verbrechen. Etwas schade fand ich, dass es diesmal keine Karte zur Geschichte gab, so wie bei Wells & Wong immer Pläne dabei waren. Ein Grundriss von Elysium Hall wäre toll gewesen, um nachverfolgen zu können, wer sich zum Zeitpunkt der Verbrechen wo aufgehalten hat.
Sehr gut gefallen haben mir dagegen die Schilderungen des Kriegsalltags mit Gasmaskentasche, Siren Suit und Oxo-Brühwürfel. Ohne zu sehr ins Detail zu gehen vermittelt Stevens hier mit einfachen Mitteln die passende Atmosphäre. Auch die Hintergründe der Charaktere wie z.B. bei Eric und Ruth passen sehr gut in dieses Szenario und verleihen der Geschichte Tiefe. Aber trotz des ernsten Themas gibt es auch wieder viele humorvolle Stellen, die einen schmunzeln lassen.
Wer sich nach der Lektüre dennoch etwas mehr mit der Thematik beschäftigen möchte, der findet sogar noch ein ausführliches, sehr gutes Nachwort der Autorin am Ende des Buches. Und auch eine Liste schwieriger Begriffe fehlt wie gewohnt nicht.
Insgesamt ist der erste Fall von May Wong etwas für fortgeschrittene junge Krimi-Leser, die gerne miträtseln. Daisy und Hazel haben mit May, Eric und Fiona drei würdige Nachfolger bekommen, auf deren nächste Fälle ich mich jetzt schon freue.

Bewertung vom 18.08.2023
April & May. Der Skandal / Secrets of the Campbell Sisters Bd.1
Payne, Lyla

April & May. Der Skandal / Secrets of the Campbell Sisters Bd.1


sehr gut

Die Ballsaison steht an, aber während May dem Ereignis aufgeregt entgegensieht, scheint April keine echte Freude zu empfinden. Im letzten Jahr hatte sie ein Erlebnis, dass ihr den Spaß auf gesellschaftliche Anlässe verhagelt hat. Dennoch muss sie versuchen, das beste daraus zu machen, ihrer Schwester zuliebe.
Ich lese nicht so häufig Liebesromane, aber hier hatte ich einfach mal Lust drauf. Die Geschichte hat mich dann auch schnell gepackt und ich wollte unbedingt wissen, was für ein Geheimnis April hat. Stück für Stück werden immer mehr Puzzleteile verraten, bis zum Schluss das ganze Geschehen vor einem liegt.
Mir hat das Beziehungsgeflecht untereinander gefallen und dass sich die Charaktere entwickeln. May habe zu Beginn fast gar nicht wahrgenommen, aber gegen Ende hat mich der Erzählstrang um sie sogar mehr gefesselt, als die Geschehnisse um April. May ist aufgeweckt und forsch, während April eher die ruhigere von beiden ist. Beide kämpfen mit ihren Gefühlen und es macht Spaß, ihnen dabei zuzuschauen. Mir wurde es nie zu kitschig oder zu platt.
Das Tempo des Romans fließt gemächlich dahin, es ist keine rasante Ereignisfahrt. Der Fokus liegt klar auf den Charakteren und Beziehungen. Ich mochte das, weil ich gerade in der richtigen Stimmung dafür war. Wer also gerade eine entspannte Wohlfühlgeschichte sucht, ist hier richtig.

Bewertung vom 05.08.2023
Dunkelaura / Die Legende des Phönix Bd.1
Milán, Greta

Dunkelaura / Die Legende des Phönix Bd.1


weniger gut

Anfangs war ich noch ganz angetan von der Geschichte. Die Phönixkrieger mit besonderen Begabungen waren in meinen Augen eine schöne Idee, die mich neugierig gemacht hat. Die erste Szene mit Eden und ihrem Papa ging ans Herz und baute Spannung auf. Ich ahnte, dass das Märchen um den Phönix keines bleiben würde und freute mich auf den Rest der Geschichte.
Was ich dann bekam, war leider wieder eine gewöhnliche Teenie-Lovestory, wie ich sie schon hundertmal gelesen habe. Die Story wurde zum Beiwerk und trat größtenteils auf der Stelle. Eden sucht ewig nach ihrer Begabung und da sie sie nicht findet, schmachtet sie Kane an, der natürlich der unverschämteste Kerl von allen ist. Nein, natürlich will sie sich nicht verlieben, aber, ach, er sieht ja so gut aus und seine Bauchmuskeln erst... gähn.
Die Entstehungsgeschichte der Phönixkrieger war mir ebenfalls zu einfallslos. Der Erzählstil, der zu Beginn frisch und fetzig daherkam wurde im Lauf der Geschichte zu einem Fest der Phrasen und Klischees. Dadurch wurde die Geschichte sehr eintönig, zumal auch die Gegner kein wirkliches Gesicht bekamen. Überhaupt schienen mir alle Charaktere nicht genug ausgearbeitet bzw. nicht besonders helle; Eden mal teilweise ausgenommen, denn sie hat wenigstens noch so etwas wie einen funktionierenden Moralkodex. Trotzdem blieb auch sie mir unsympathisch.
Ich wollte das Buch so gerne mögen, vor allem wegen des wunderschönen Covers und der guten Grundidee. Leider wurde ich enttäuscht und konnte der Geschichte so gar nichts abgewinnen.

Bewertung vom 13.07.2023
Die Gesellschaft der geheimen Tiere Bd.1 (1 MP3-CD)
Gamble, Luke

Die Gesellschaft der geheimen Tiere Bd.1 (1 MP3-CD)


gut

Ediths Eltern sind auf einer Expedition verschollen. Aus diesem Grund muss sie in den Schulferien zu ihrem Onkel, den sie noch nie kennengelernt hat. Er lebt als Tierarzt gut versteckt im Wald, denn seine Patienten sind außergewöhnlich. Edith ist daher zunächst unerwünscht, bis sich ihre einzigartige Begabung offenbart, mit der sie ihrem Onkel und den Tieren helfen kann.
Mir hat besonders der Anfang dieser Geschichte gefallen. Als Edith bei ihrem Onkel im Wald ankommt, ist alles geheimnisvoll, mystisch und märchenhaft. Im einzigen Haus auf einer Waldlichtung findet Edith Trost bei der Haushälterin Betty und dem Hund Arnold, während der Onkel nichts von ihr wissen will. Man rätselt mit, warum Edith immer so schlimme Kopfschmerzen hat und was wohl mit ihren Eltern passiert ist. Es ist spannend, dass immer mal wieder das "Syndikat" erwähnt wird, das wohl beim Verschwinden der Eltern seine Finger im Spiel hat.
Leider kann der zweite Teil der Geschichte die Erwartungen, die in der ersten Hälfte des Buches aufgebaut wurden, nicht erfüllen. Statt in den Amazonas zu fliegen und nach Ediths Eltern zu suchen, geht die Reise zu einem kranken Yeti ins Himalaya-Gebirge. Spätestens ab diesem Zeitpunkt interessiert sich niemand mehr für den Verbleib der Eltern. Es fühlt sich an wie ein Bruch in der Geschichte. Die Geschehnisse rund um die Yetis sind dann auch beliebig austauschbar - es hätten auch andere mystische Wesen sein können. Vielleicht sollten es ursprünglich auch Phönixe sein, zumindest ist auf dem Cover einer abgebildet. Im Buch taucht aber kein Phönix auf, was mich verwirrt zurücklässt. Zu den Yetis konnte ich jedenfalls keinen Bezug aufbauen, weil ich mich die ganze Zeit gefragt habe, wieso das jetzt wichtiger ist, als die Eltern zu suchen.
Auch die Atmosphäre im Himalayagebirge bleibt klar hinter ihren Möglichkeiten zurück, besonders im Vergleich zum Wald-Setting. Die Geschichte tritt auf der Stelle und wirkt teilweise belehrend oder zumindest aufgesetzt, wenn Edith immer wieder gesagt bekommt, wie schlimm Wilderei ist. Ein gutes Thema, das aber leider zu plakativ daherkommt. Eine ähnliche Stelle gibt es auch in der ersten Hälfte des Buches, in der Infos über die Geschichte der Medizin in den Text eingestreut werden, die wie ein Fremdkörper wirken und den Leser aus der Geschichte katapultieren.
Insgesamt muss ich leider sagen, dass sehr viel Potential verschenkt wurde. Die Geschichte ist nicht rund, der Anfang passt nicht zum Ende und die Charaktere denken fast alle nur an sich selber. Da hilft es auch nicht zu behaupten, dass der Onkel Edith nur schützen wollte, wenn es sich über den größten Teil der Geschichte anders anfühlt. Ich habe es ihm nicht geglaubt.
Da es sich um den ersten Teil einer Reihe handelt, habe ich die Hoffnung, dass die Geschichte um die Eltern von Edith noch zuende erzählt werden kann. Dass Luke Gamble eine atmosphärische, spannende Geschichte schreiben kann, hat er in der ersten Hälfte des Buches definitiv bewiesen. Um mir zu gefallen, müsste das nächste Abenteuer jedoch über die gesamte Länge des Buches mehr Tiefe bieten, als nur eine Aneinanderreihung von Ereignissen.

Bewertung vom 05.04.2020
Das Reich der Grasländer 1 / Der letzte König von Osten Ard Bd.3
Williams, Tad

Das Reich der Grasländer 1 / Der letzte König von Osten Ard Bd.3


ausgezeichnet

Während die Nornenkönigin Utuk’ku wiedererwacht und einen Krieg gegen die Sterblichen plant, spitzt sich der Konflikt zwischen den Stämmen der Thrithingbewohner und dem Inselreich Nabban immer mehr zu. Miriamel muss Simon im Hochhorst zurücklassen, um allein in ihre Heimat zu reisen. Seiner besseren Hälfte beraubt, merkt der König nicht, in welcher Gefahr er schwebt. Ebenso ergeht es dem Thronfolger: Das Geleit von Eolair und Morgan wurde überfallen und die beiden getrennt. Morgan irrt nun allein durch den wilden Aldehorte und versucht zu überleben.
Lasst euch nicht davon täuschen, dass dies „Teil 1“ des Titels ist. Die Welt von Osten Ard ist schon Jahrzehnte alt und auch ich gehöre zu denjenigen, die als Teenager schon den ersten Zyklus „Das Geheimnis der Großen Schwerter“ verschlungen haben.
Dieser neue Band gehört in den zweiten Zyklus „Der letzte König von Osten Ard“ und ist der dritte Band der Reihe. Aus diesem Grund – und weil die Welt wahnsinnig komplex ist – empfehle ich euch nicht, mit diesem Buch anzufangen, falls ihr die Reihe nicht kennt. Am besten ist es sogar, ihr fangt beim ersten Zyklus an, damit ihr in den vollen Genuss dieser wunderbaren Welt kommt.
Tad Williams hat hier ein Reich mit unvergesslichen Charakteren und Orten erschaffen, von majestätischen Festungen über dunkle Wälder bis zu den endlosen Weiten des Meeres. Seinen Figuren und Völkern haucht er mit vielen Ideen und Konflikten Leben ein, webt gekonnt verschiedene Handlungsstränge ineinander und formt glaubhafte Helden, die alles andere als perfekt sind. Mehr als einmal wird ein Held in Osten Ard nicht als solcher geboren, sondern wird durch Umstände und Entscheidungen in diese Rolle hineingedrängt.
Selbst die Nebencharaktere erleben ihre eigene Geschichte im großen Ganzen und tragen zum Gelingen oder Scheitern der Weltgeschichte bei. Manche haben große Ziele, die sich nie verwirklichen lassen und andere folgen kleineren Zielen, die schließlich eine große Wirkung haben. Dass selbst solche Figuren einen ausgefeilten Charakter haben, macht es aus, dass man sich trotz der Vielzahl auch nach dem Lesen an viele erinnern wird.
Die epische Geschichte rund um Osten Ard ist kein Fast Food. Man muss sich Zeit lassen, um hineinzutauchen und die Orientierung zu behalten. Mal wird man von der Geschichte gefangen genommen und kann die Seiten in einem Rutsch verschlingen, mal muss man aber auch innehalten, genau lesen und sich auch mal was merken. Denn wie man im wahren Leben schon sagt: Man trifft sich immer zweimal.
Das Reich der Grasländer bleibt seiner Linie treu und ist genauso fantastisch wie seine Vorgänger. Es knüpft nahtlos an das Ende der Hexenholzkrone an und führt die Geschichten weiter, auf deren Fortsetzung ich mich jetzt schon freue.

Bewertung vom 12.03.2020
Highrise Mystery
Jackson, Sharna

Highrise Mystery


ausgezeichnet

Die beiden Schwestern Norva und Nik wohnen zusammen mit ihrem Vater im Hochhaus-Komplex „The TRI“. An einem besonders heißen Tag im Sommer ereignet sich in der Nachbarschaft ein Mordfall. Der Spürsinn der beiden Mädchen ist gefragt, denn der Hauptverdächtige ist ihr eigener Vater…

Natürlich glauben die jungen Detektivinnen Nik und Norva, dass ihr Vater niemals der Täter sein kann. Und so beginnen sie zu recherchieren: Tatzeit? Tatwaffe? Motiv? Die beiden machen sich eine ToDo-Liste auf ihrem Smartphone und beginnen, diese nach und nach abzuarbeiten. Zuerst stellen sie den Mord nach, befragen alle Nachbarn und kombinieren geschickt, wer als Täter in Frage kommt. Doch kurz vor dem Zugriff scheint sich das Blatt nochmals zu wenden…

Der Jugendkrimi von Sharna Jackson hat mich gleich an die Reihe „Ein Fall für Wells & Wong“ erinnert, die ich immer sehr gerne gelesen habe. Auch hier ermitteln wieder zwei Mädchen im „Agatha Christie-Stil“ auf eigene Faust und sind dabei oft schlauer als die Erwachsenen. Nik und Norva gefallen mir als Duo dabei richtig gut. Sie sind modern, frech und passen hervorragend in die TRI-Gemeinde. An ihre Sprache musste ich mich zuerst ein bißchen gewöhnen, aber ich finde sie schriftstellerisch sehr gut umgesetzt und authentisch. Es macht Spaß, den beiden bei der Ermittlung zuzusehen und mitzurätseln.

Die TRI-Hochhäuser als Tatort finde ich ebenfalls eine tolle Idee. Die Nachbarn bilden eine eigene gesellschaftliche Gruppe, haben ihre eigenen Regeln, Veranstaltungen und sogar eine eigene Farbe. Ich fand es spannend, wie das Beziehungsgeflecht nach und nach immer mehr aufgedeckt wurde, auch wenn ich das ein oder andere vorhersehen konnte. Das hat mich aber bei dieser Geschichte überhaupt nicht gestört, denn ich konnte trotzdem mitfiebern, ob die Mädels es auch herausfinden werden.

Mir hat das Buch richtig gut gefallen und ich hoffe, es bleibt nicht der einzige Fall in „The TRI“. Ich kann „Highrise Mystery“ allen empfehlen, die auch „Wells & Wong“ mögen oder gerne Detektivgeschichten lesen.

Bewertung vom 05.03.2020
Tagesschau und Co. - Wie Sender und Redaktionen Nachrichten machen
Welk, Sarah

Tagesschau und Co. - Wie Sender und Redaktionen Nachrichten machen


ausgezeichnet

Journalist zu sein ist für viele Kinder ein Traumberuf. Aber wie kommen Nachrichten überhaupt zustande? Dieses Sachbuch für Kinder ab 10 Jahre erklärt, wie Nachrichten gemacht werden und wie Journalisten arbeiten.

In erster Linie geht die Autorin Sarah Welk dabei auf Nachrichtensendungen im Fernsehen ein. Sie vergleicht, welche Sendungen es gibt und wie sie entstanden sind oder wie der Alltag in einer Redaktion aussieht. Dann geht sie der Frage nach, was eigentlich eine Nachricht ist, wo sie herkommt, wie man von ihr erfährt und nach welchen Kriterien ausgewählt wird. Auch unbequeme Themen spricht sie an, z. B. ob Politiker die Nachrichten mitbestimmen oder wie man Fake News erkennen kann.

Neben dieser Fülle von einfach und gut erklärten Informationen wartet das Buch mit unzähligen Extras auf: Interviews von bekannten Journalisten, viele Bilder und Zeichnungen, Rätsel zum Mitmachen, Merkzettel und Porträts machen das vorgestellte Wissen lebendig und für Kinder verständlicher. Das Buch ist quietschebunt und wunderschön gestaltet, so dass man es immer wieder gerne zur Hand nimmt, um noch einen Abschnitt zu lesen. Die Texte sind dabei sehr unterhaltsam und voller witziger und spannender Anekdoten. Hat man dieses Buch durchgearbeitet, weiß man wirklich alles, was im Zusammenhang mit Nachrichtenjournalismus wichtig ist.

Ich bin total begeistert von diesem Sachbuch, das so gut geschrieben und mit so vielen Informationen gespickt ist. Einen besseren und unterhaltsameren Überblick zur Arbeit hinter den Kulissen von „Tagesschau & Co“ bekommt man sonst nirgendwo, was vielleicht auch daran liegt, dass die Autorin selber aus der Redaktion stammt und viele Kollegen zu Wort kommen lässt.

Eine wahre Fundgrube, die auch für Erwachsene interessant zu lesen ist. Kinder, die sich für das Thema interessieren, sollten auf jeden Fall zugreifen.

Bewertung vom 27.02.2020
I like Birds
Cox, Stuart

I like Birds


ausgezeichnet

Der Autor Stuart Cox ist ein Illustrator, dessen Bilder u. a. durch Postkarten und Journals international bekannt sind. Ich muss zugeben, dass ich ihn und seine Zeichnungen bisher nicht kannte, aber der Stil mir sofort gefallen hat. Aber auch inhaltlich hat „I like Birds“ einiges zu bieten: Nämlich zahlreiche Vogelporträts aus den Bereichen „Garten“, „Feld, Wald & Flur“, „Wildnis & Gebirge“ sowie „Küsten & Feuchtgebiete“.
Diese Porträts bilden das Herzstück des Buches und enthalten viele Informationen zu Lebensraum, Größe, Nahrung, Brutzeit, Gelege und Verbreitung der jeweiligen Arten. Mit unterhaltsamen Texten schildert Cox Hintergründe und Anekdoten zu jeder der 60 genannten Vogelarten Europas. Diese hat er, aufgrund seiner schottischen Herkunft, gemäß dem Vorkommen auf den Britischen Inseln ausgewählt, doch die meisten der genannten Vögel kommen auch in Deutschland vor. Cox weist auch gelegentlich auf die Unterschiede zwischen den Vögeln in Deutschland und Großbritannien hin, so z.B. bei der unterschiedlichen Färbung des Gefieders der Gebirgsstelze.
Ergänzend zum Hauptteil erzählt Cox in einer bewegenden, persönlichen Einleitung, wie er selber zum Vogelfan wurde. Er gibt hilfreiche Tipps, welches Fernglas sinnvoll ist und wie man Vögel schon anhand der Schnabelform oder der Größe unterscheiden kann. Einige Seiten sind auch den unterschiedlichen Eiern gewidmet, deren Größe, Form und Farbe er hier aufgezeichnet hat. Ich hätte zum Beispiel nicht gedacht, dass das Ei eines Eistauchers so groß ist. Es gibt in diesem Buch immer wieder viel Neues zu entdecken.
Zum Schluss gibt der Autor seinen Lesern noch nützliche Adressen an die Hand, mit denen man im Internet weiterforschen kann. Das kann ich als Einsteiger in das Thema besonders gut gebrauchen. Ein praktisches Register rundet das Buch ab. Es enthält neben den deutschen Bezeichnungen auch die lateinischen Namen der Vögel, so dass man jederzeit schnell nachschlagen kann.
Ich freue mich über dieses wunderschön gestaltete Buch, das mir so viele Vögel vorgestellt hat, die ich noch gar nicht kannte, aber ohne die gängigsten wie Meisen, Finken und Co auszulassen. Zum ersten Mal habe ich etwas vom Steinschmätzer und vom Ziegenmelker gehört. Es ist beeindruckend zu lesen, wie weit manche Vögel fliegen müssen und was sie alles auf sich nehmen, um schließlich wieder nach Europa zurückzukehren.
Das Buch „I like Birds“ gefällt mir sowohl von der Aufmachung als auch vom Inhalt sehr. Die Texte zu den Vögeln bleiben gleich im Gedächtnis, so dass man einen besseren Bezug zu der jeweiligen Art bekommt und sie sich besser vorstellen und merken kann. Sie haben mit einer Seite einen guten Umfang, so dass man sich jeden Tag mit 1-2 Arten beschäftigen kann. Alles ist verständlich beschrieben und erklärt, so dass man sich auch als Anfänger gut zurechtfindet und nicht von Fachbegriffen erschlagen wird.
Was das Buch nicht leisten kann (und auch nicht möchte), ist zur Vogelbestimmung genutzt zu werden. Das gelingt nur in geringem Maße, da für eine richtige Vogelbestimmung einfach zu viele Details und Merkmale fehlen. Aber es macht einfach Lust darauf, sich näher mit diesen Tieren zu beschäftigen und sie näher kennenzulernen. Nebenbei lohnt es sich auch immer wieder, einfach nur durchzublättern und sich die schönen Bilder anzusehen.
Ich glaube, dass dieses Buch sowohl für Einsteiger als auch langjährige Vogelfreunde interessant ist. Es eignet sich wunderbar als Geschenk und lehrt vieles über Europas Vogelwelt. Mich hat es überzeugt und neugierig auf weitere Vogelbeobachtungen gemacht.