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Aljus.Bookblog

Bewertungen

Insgesamt 30 Bewertungen
Bewertung vom 16.05.2021
Die Mitternachtsbibliothek
Haig, Matt

Die Mitternachtsbibliothek


sehr gut

Worum geht es?
Noras Leben scheint für sie ein einziges Trauerspiel zu sein – den Job im Plattenladen verloren, ihr Nachhilfeschüler hat den Musikunterricht abgesagt, die Kontakte zu ihrer Freundin und ihrem Bruder sind fast auf Eis gelegt und der Mann, mit dem sie verlobt war, den hat sie vor dem Altar stehen gelassen. Nora führt ein einsames Leben, leidet an Depressionen und ihr einziger Begleiter ist ihr Kater Volts. Den Kater, den sie eines Tages tot am Straßenrand liegend auffindet.
Nora ist tief unglücklich, verzweifelt und einsam – und ihren einzigen Ausweg sieht sie darin, sich das Leben zu nehmen.
Doch statt ins Jenseits zu gelangen, findet sich Nora in einer Bibliothek wieder – in der Mitternachtsbibliothek. Sie ist voll von Büchern, die Nora ihre alternativen Leben aufzeigen: Was wäre, wenn sie damals die Musikband ihres Bruders nicht verlassen hätte? Was wäre, wenn sie ihren Verlobten damals geheiratet hätte? Was wäre gewesen, wenn sie sich für die professionelle Schwimmkarriere entschieden hätte, wie es ihr Vater sich immer gewünscht hat? Welche Leben hätte Nora sonst noch führen können? Wäre sie erfolgreicher, zufriedener und glücklicher gewesen? Während Nora ihre alternativen Leben ausprobiert, lernt sie verstehen was es wirklich bedeutet, glücklich zu sein.

Meine Meinung zum Buch:
Jeder hat sich an einem Punkt im Leben schon mal diese Frage gestellt: „Was wäre wenn…?“ - Wie wäre mein Leben verlaufen, wenn ich in einer Situation das eine gesagt, anders gehandelt oder mich grundsätzlich für eine andere Option im Leben entschieden hätte?
Dieser Roman nimmt den Leser mit auf ein Gedankenexperiment und zeigt an Noras Leben auf, welche Überraschungen das Leben parat halten kann und wie alternative Entscheidungen auf den Fortgang des Lebens sich auswirken können. Als Leser ertappt man sich selbst dabei immer wieder bei dem Gedanken, welche Möglichkeiten das eigene Leben einem geboten hätte, wenn man an einem Wegscheid anders abgebogen wäre. Dieses Buch ist ein philosophisches Spiel mit den Möglichkeiten, spannend und mitreißend erzählt, mitfühlend, tiefgründig und gleichzeitig ein regelrechter Pagetuner. Die Neugier auf den Fortgang der Geschichte treibt den Leseeifer voran und die ausgewogene und gleichzeitig ausdrucksstarke Sprache des Buches rundet das Ganze hervorragend ab. Lediglich das Ende des Romans ist etwas vorhersehbar, was allerdings mir keineswegs das Lesevergnügen getrübt hat.

Fazit: Es ist ein Buch, welches mir definitiv in Erinnerung bleiben wird und mich nicht nur durch seine Idee und seine Tiefe fasziniert hat, sondern auch eine wichtige Botschaft enthält, die jeder für sich mitnehmen sollte.

[Aljus Bookblog]

Bewertung vom 15.02.2021
Melmoth
Perry, Sarah

Melmoth


sehr gut

Worum geht es?
Als die unscheinbare Helen Franklin eines Tages ein Manuskript von ihrem guten Freund Dr. Karel Pražan in die Hände bekommt, wird ihr Leben ziemlich auf den Kopf gestellt. Seit diesem Tag erscheint ihr Karel verändert und Helen spürt, dass etwas geschehen sein muss. Die Antwort soll das Manuskript liefern – und je mehr sich Helen mit diesem Schriftstück beschäftigt, desto eher hat sie das Gefühl selbst von einem Schatten verfolgt zu werden. Einen Schatten namens Melmoth – die Zeugin, die Reisende, die ruhelose Seele. Doch ist Melmoth lediglich ein Ammenmärchen, welches man Kindern abends erzählt oder entsprechen die Berichte aus dem Manuskript über Melmoth der Wahrheit?

Meine Meinung zum Buch
Bereits zu Beginn des Buches entfaltet der Roman eine Atmosphäre, die der Schauerliteratur des 18./19. Jahrhunderts sehr nahekommt. So wird viel Wert auf eine düstere Stimmung und ein unheimliches Setting gelegt, gleichzeitig wird hier auch mit der Erwartungshaltung des Lesers gespielt. Besonders interessant finde ich die Konstruktion der Erzählung in diesem Buch. Denn die Geschichte von Melmoth wird nicht linear erzählt, vielmehr ist es eine Zusammenstellung von Erzählungen, Berichten und Tagebucheinträgen von Menschen, die mit Melmoth auf die eine oder andere Weise in Berührung gekommen sind. Den roten Faden in diesem Buch bildet allerdings die Story um Helen. So wie Helen, erfährt auch der Leser im Laufe des Buches immer mehr über die unheimliche Figur Melmoth, die die Menschen in ihrer verzweifelsten Stunde aufsucht, um ihnen ein Angebot zu machen: zu sterben oder mit Melmoth bis ans Ende der Zeit über die Erde zu wandern. Insbesondere wird fortlaufend im Roman mit der Frage gespielt, ob Melmoth nur ein erfundenes Ammenmärchen ist oder sie tatsächlich existiert. Und je mehr sich Helen mit dem Manuskript auseinandersetzt, desto realer scheint Melmoth für sie zu werden. Das Ganze bietet natürlich auch viel Interpretationspotential für den Leser: Wofür steht Melmoth? Ist sie eine Metapher für Schuld oder ist Melmoth nur ein Phantom, welches in den Köpfen der Figuren entsteht? Oder könnte Melmoth in der Fiktion des Romanes womöglich doch real sein? Mit Helen machen wir uns als Leser auf dieses Mysterium zu ergründen. Hierbei muss ich an dieser Stelle jedoch betonen, dass man sich auf diese Gedankenspiele einlassen muss. Wer hier einen Horrorroman mit lauter Thrillerszenen erwartet, wird denke ich enttäuscht sein. Es ist ein Roman, das auf blutigen und direkten Horror verzichtet, sondern mit seiner düsteren Atmosphäre, seiner Erzählkonstruktion und narrativem Aufbau spielt. Gleichzeitig ist der Roman auch keine leichte Kost, denn hier werden ernste Themen wie Schuld, Reue und Buße behandelt.

Fazit:
Ein moderner Schauerroman mit unheimlicher Atmosphäre und toller Erzählkonstruktion, jedoch auch mit einigen Längen. 4 Sterne!

[von Aljus Bookblog]

Bewertung vom 31.12.2020
Sprache und Sein
Gümüsay, Kübra

Sprache und Sein


ausgezeichnet

In ihrem Buch geht Kübra Gümüşay der Frage nach, wie Sprache unser Denken und Handeln formt, wie Sprache sich auf die Wahrnehmung, ja selbst auf unser Sein, auswirkt.
Was sich zunächst nach theoretischer und trockener Kost anhört, wird von Gümüşay bildreich, verständlich und mit vielen anschaulichen Beispielen aufbereitet. Hierbei nimmt Gümüşay den Leser mit auf eine Reise und geht auf viele gesellschaftlich relevante und hochaktuelle Themen wie Sprache und Macht, Diskriminierung sowie Rassismus und Rechtsextremismus ein. Insbesondere wird im Zentrum dieses Buches die Erfahrungen von Personen aufgezeigt, die nicht als Individuen, sondern als Kollektiv wahrgenommen werden. Gümüşay macht deutlich, was es bedeutet in Stereotypen und Vorurteilen zu denken und zu sprechen, und welche Auswirkungen dies für Betroffene hat. Dabei schöpft Gümüşay nicht nur aus persönlichen Erfahrungen, sondern bedient sich aus einer Vielzahl von gut recherchierten Quellen. Letztendlich plädiert Gümüşay für eine offene Sprache, die Vielfältigkeit und Individualität zugesteht und sich von eingrenzenden Kategorien und Stereotypen löst.

Dieses kluge Buch hat mir nicht nur deswegen so unglaublich gut gefallen, weil es ein komplexes und hochgradig aktuelles Themaspektrum dem durchschnittlichen Leser in verständlicher Sprache näherbringt, sondern auch, weil dieses Werk eine persönliche Note aufweist. Auf eindringliche und berührende Weise wird dem Leser nicht nur die Macht der Worte ins Bewusstsein gerufen, sondern ebenso ein Perspektivwechsel vollzogen und dabei zu Denkanstößen angeregt. Definitiv ein Buch, was sich mehrmals zu lesen lohnt und eine Autorin, von der hoffentlich noch weitere Bücher folgen werden.

Fazit: Eine absolute und dringende Leseempfehlung von mir. Ein grandioses Buch, welches wichtige Themen in einer bildhaften und überzeugenden Sprache darlegt!

[Aljus Bookblog]

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.12.2020
Der Schneesturm
Sorokin, Vladimir

Der Schneesturm


sehr gut

Worum geht es?
Im ländlichen Russland herrscht tiefster Winter, es fällt meterweise Schnee. Doch entgegen aller Witterungen muss der Landarzt Dr. Garin so schnell wie möglich in den Ort Dolgoje gelangen, um die Menschen dort gegen eine seltsame Krankheit zu impfen, die die Infizierten zu Zombies verwandelt. Keine einzige Minute darf verschwendet werden. Doch ein Schneesturm tobt, Garin ist an einem Örtchen gestrandet und seine Pferde sind bereits erschöpft. Die Pferdestation hat seine Zugtiere schon alle verliehen und dem Landarzt bleibt keine andere Wahl als den Brotkutscher Kosma zu bitten, ihn nach Dolgoje zu bringen. Und so machen sich die beiden mit einem Schneemobil, welches von winzigen Pferden gezogen werden, auf eine abenteuerliche Reise – und diese hat allerhand Seltsames und Überraschendes für sie zu bieten.

Meine Meinung zum Buch:
Was für ein abgedrehtes und verrücktes Buch! Hier sollte man sich definitiv nicht vom Cover täuschen lassen und auch nicht vom Beginn der Geschichte, was einer Erzählung aus dem 19. Jahrhundert gleicht. Der Landarzt Garin sucht nach einer Fahrmöglichkeit nach Dolgoje, dort herrscht eine Epidemie, ein Schneesturm kommt hinzu– dies zusammen kreiert eine ernsthafte Situation, sodass ich schon ganz gespannt auf den Fortgang der Geschichte war.

Doch als die Fahrt der beiden Hauptprotagonisten Garin und Kosmo beginnt, verwirrt mich dieses Buch mehr und mehr. Winzige Pferde, die ein Schneemobil ziehen, eine Müllerin, die ihren kleinen Ehemann auf ihren Busen setzt und ein toter Riese, der etwas unglücklich nach einem Suff mitten auf der Fahrspur verstorben ist. Nicht das, was ich zunächst erwartet habe.

Dieses Buch steckt voller Märchen-, und Groteskelemente und hat darüber hinaus für den Leser etliche Überraschungen auf Lager. Es ist ein Roman, der viel zu bieten hat. Von lustigen bis hin zu absolut grotesken Szenen, über philosophischen Passagen hin zu traurigen und leisen Worten. Es ist kein Buch für jedermann - man muss sich auf diese abgedrehte Geschichte einlassen können, die nebenbei in vollem Ernst erzählt wird, sodass man sich fragt, ob der Autor hier einen auf den Arm nehmen will. Dieses Buch hat mich dennoch und gerade deswegen bestens unterhalten und bei der einen oder anderen Szene konnte ich mir einige Lacher nicht verkneifen. Dennoch bin ich mir sicher, dass die Groteske und die Komik nicht nur dem Unterhaltungszweck dienen, sondern hier mehrere Interpretationsebenen aufgemacht werden.

Wer für die weihnachtliche Zeit mal ein etwas anderes Buch sucht und in diese verrückte Geschichte eintauchen will, kann sich gern in den „Schneesturm“ begeben. Mir hat das Buch definitiv gefallen.


Fazit: Eine außergewöhnliche Geschichte über eine verrückte und bizarre Schlittenfahrt durch einen Schneesturm in winterlichem Russland.

[Aljus Bookblog]

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.12.2020
Das Mädchen und der Winterkönig / Winternacht-Trilogie Bd.2
Arden, Katherine

Das Mädchen und der Winterkönig / Winternacht-Trilogie Bd.2


ausgezeichnet

Worum geht es?

Nachdem Wasja ihr Dorf retten konnte, muss sie sich eingestehen, dass es für sie zu gefährlich ist dort zu bleiben. Sie beschließt mit Solowej in den kalten, dunklen Wald zu reiten und nach ihrer Bestimmung zu suchen, nach Freiheit, nach Abenteuer. Ihr Weg führt sie schließlich nach Moskau an den Hof des Großfürsten. Hier trifft sie nicht nur ihren Bruder Sascha, sondern auch ihre Schwester Olga wieder. Allerdings hat Wasja ein Geheimnis, welches sie gut hüten muss. Und dann ist da auch noch Morosko, der immer wieder ihren Weg kreuzt.


Meine Meinung zum Buch

Bereits das erste Band „Der Bär und die Nachtigall“ konnte mich mit seiner winterlichen, märchenhaften Atmosphäre verzaubern. Aber auch der zweite Teil der Winternacht-Trilogie hat mich wieder mitreißen und begeistern können. Katherine Arden erzählt auch in diesem Band auf ihre wundervolle, atmosphärische Art und Weise die Geschichte von Wasja, dem Mädchen, welches sich so überhaupt nicht in die damaligen Konventionen der Gesellschaft hineinzwängen will. Allerdings ist in diesem Band eine Veränderung zum ersten Teil spürbar. Während im ersten Band der Schwerpunkt vermehrt auf dem Märchenhaften und auch Schauerlichen gelegen war, wird im zweiten Band auch noch eine politische Komponente deutlich. Hier stehen verstärkt Intrigen und Geheimisse im Vordergrund. Aber auch Wasja, welche nun älter wird und immer deutlicher merkt, dass ihr Handeln Verantwortung nach sich zieht, entwickelt sich weiter. Sie muss lernen, mit ihren unterschiedlichen aufkommenden Empfindungen und Wünschen zurechtzukommen. Trotz dieser Verlagerung finden sich immer wieder märchenhafte, fantastische und schauerliche Elemente wieder, dennoch nicht mehr so stark ausgeprägt, wie im ersten Teil. Nichtsdestotrotz konnte mich auch dieser Band bestens unterhalten. Und da noch nicht alle Geheimnisse gelüftet worden sind, freue ich mich umso mehr auf den letzten Teil dieser Trilogie.

Fazit: Eine gelungene Fortsetzung des erstens Bandes, der zwar einige andere Schwerpunkte wählt, allerdings dennoch für spannende, winterliche und schöne Lesestunden sorgt. Ein perfektes Winterbuch in der Vorweihnachtszeit!

[Aljus Bookblog]

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.12.2020
Hexenwerk (eBook, ePUB)
Hanika, Tanja

Hexenwerk (eBook, ePUB)


gut

Worum geht es?
Als die Sommerferien in Schwarzbach anfingen, dachten sich die Freunde Simon und Linus nichts Böses dabei, als sie Steinchen gegen das Fenster der unheimlichen und seltsamen alten Frauen werfen. Was zunächst als Kinderspaß mit Gruselfaktor angefangen hat, entwickelt sich zum realen Horror, denn die beiden Jungs und ihre Freunde finden heraus, dass die drei alten Frauen in Wirklichkeit Hexen sind. Seltsam ist auch, dass aus Schwarzbach immer wieder Kinder verschwinden und nun erneut ein Mädchen vermisst wird. Da die Jungs glauben, dass die drei Frauen dahinterstecken, gehen sie auf Spurensuche. Und was sie dabei entdecken, hätten sie sich in ihren schlimmsten Albträumen nicht ausmalen können.

Meine Meinung zum Buch
Die Geschichte um die Hexen von Schwarzbach und den Kindern entwickelt sich zunächst langsam und harmlos, doch schnell wird klar, dass mit den alten Damen nicht gut Kirschen essen ist. Am Anfang hat sich das Buch zunächst ein wenig nach der Serie „Stranger Things“ angefühlt, da auch hier eine Gruppe von Kindern gegen schier übermächtige Wesen ankämpfen. Allerdings ist dieses Buch hier anders, denn es behandelt die Hexenthematik und insbesondere die mittelalterliche Vorstellung des Hexentums. Enorm spannend finde ich hier den Perspektivwechsel, denn es gibt einige Passagen, die die Sicht der Hexen beschreiben und diese gewähren wirklich interessante Einblicke. Auch zeigt die Autorin ein gutes Gespür für Details und Nervenkitzel, sodass sich der Leser auf einige ziemlich schaurige, eklige und brutale Szenen einstellen kann. Insbesondere zum Ende hin hat mich das Buch richtig mitgerissen, nicht zuletzt, weil es noch einige Überraschungen bereithält. Allerdings muss ich leider auch einige Abzüge erwähnen. Neben ein paar Punkten, die mir nicht ganz nachvollziehbar erscheinen, hält sich auch die sprachliche Varianz in diesem Buch etwas in Grenzen, sodass ich häufig über Wiederholungen gestolpert bin, die mir störend aufgefallen sind. Auch scheint mir die Ausdrucksweise der Kinder häufig nicht ihrem Alter entsprechend zu sein. Darüber hinaus hätte ich mir gern mehr Tiefe und Charakterbuilding bei den Figuren gewünscht, um die Bindung zu den einzelnen Charakteren mehr vertiefen zu können. Demnach hätte nach meinem Geschmack das Buch ruhig einige Seiten länger sein können, um sowohl der Handlung als auch den Figuren noch mehr Tiefgang zu verleihen. Trotz dieser Abzüge konnte mich das Buch dennoch gut unterhalten.

Fazit: Ein kurzweiliger, knackiger Schauerroman mit Hexenthematik, der gute Szenen mit Gänsehautfeeling bereithält, allerdings auch einige Schwachpunkte zu verzeichnen hat. 3,5 Sterne!

[Aljus Bookblog]

Bewertung vom 29.11.2020
Dunkelsommer
Jackson, Stina

Dunkelsommer


sehr gut

Worum geht es?
Vor drei Jahren verschwindet Lelles Tochter an einer Bushaltestelle in den Wäldern Nordschwedens spurlos. Niemand weiß, was mit ihr geschehen ist und niemand hat sie seitdem gesehen. Seit dem Tag, an dem Lelle Gustavsson seine Tochter das letzte Mal gesehen hat, fährt er die düsteren Straßen auf und ab und sucht verzweifelt in abgelegenen Dörfern, verlassenen Ruinen und Bauernhöfen nach Lina. Seit dem Verwinden seiner Tochter ist die Suche nach ihr seine einzige Aufgabe, sein einziger Sinn im Leben. Dann zieht eines Tages die siebzehnjährige Meja mit ihrer Mutter nach Norrland, um einen Neuanfang zu starten. Meja fühlt sich in der Gegend nicht wohl, die Wälder sind ihr zu unheimlich und bedrohlich. Dann plötzlich verschwindet erneut ein Mädchen. Bis dahin ahnt weder Meja noch Lelle, dass die darauffolgenden dramatischen Ereignisse ihre beiden Wege miteinander verbinden werden.

Meine Meinung zum Buch:
Bereits auf den ersten Seiten hat mich dieser Roman mit seiner düsteren, unheimlichen und bedrückenden Atmosphäre absolut überzeugen können. Die Autorin schafft es mit wundervollem Schreibstil ein beklemmendes und bedrohliches Setting zu kreieren, dass mich nicht mehr losgelassen hat. Diese durchdringende Stimmung zieht sich latent durch das ganze Buch hindurch. Es ist kein Thriller mit viel Aktion und überraschenden Wendungen, vielmehr ist es ein Buch, welches intensiv auf die Figuren und ihre Gefühle eingeht. Die Stimmungen und die Gefühlswelt der beiden Protagonisten, Lelle und Meja, wird hervorragend ausgearbeitet. Hierbei bedient sich die Autorin einer so direkten, klaren und nüchternen Sprache, dass man glaubt, hautnah dabei zu sein. Zudem hat die Autorin ein exzellentes Auge für Details und das Besondere. Bei diesem Buch hat mir aber nicht nur die Atmosphäre und Erzähltechnik so gut gefallen, ebenfalls finde ich es bemerkenswert, dass so wichtige Themen wie Einsamkeit, Verzweiflung und Hoffnung angesprochen werden. Einen kleinen Abzug muss ich allerdings für das Ende geben. Hier hätte ich mir doch bisschen mehr Seiten gewünscht, da das Ende etwas abrupt ausgefallen ist.

Fazit: Ein authentischer, ruhiger Thriller mit grandioser Atmosphäre und einer großen Nähe zu den Figuren. Definitiv lesenswert!

[Aljus Bookblog]

Bewertung vom 22.11.2020
Der Untergang der Könige / Drachengesänge Bd.1
Lyons, Jenn

Der Untergang der Könige / Drachengesänge Bd.1


gut

Worum geht es?
Eingesperrt in einer Kellerzelle sitzt der junge Kihrin, bewacht von einer Dämonengestalt. Dieser Dämon ist allerdings zum Plaudern aufgelegt und bittet den Jungen seine Geschichte zu erzählen. Und so beginnt Kihrin von seinem Leben als Dieb zu berichten, von Schellensteinen, von seinem Vater und einem Adligen, der ihn als seinen verlorenen Sohn zu erkennen glaubt, und somit dazu beiträgt, dass das Unglück über Kihrin hereinbricht. Es ist eine Geschichte von Intrigen und Konflikten zwischen Adelshäusern, eine Geschichte über Abenteuer, Legenden und Geheimnisse – und Kihrin, der irgendwie in all dem verstrickt ist. Vielleicht ist er ja auch der Held, von dem die alten Sagen und Legenden erzählen. Aber vielleicht ist er auch derjenige, der das Unheil erst heraufbeschwört.

Meine Meinung zum Buch:

Was Fantasyromane angeht, hatte ich zwar gedacht, dass ich nach der Reihe „Das Lied von Eis und Feuer“ und „Der Herr der Ringe“ und etlichen anderen Fantasywälzern schon ziemlich abgehärtet bin, allerdings war dieses 863 Seiten starke Buch für mich nicht unbedingt leicht von der Hand zu lesen.

Als Leser taucht man in eine Welt ein, die voll mit interessanten Orten, Völkern und einer umfangreichen Historie ist, die dem Leser nach und nach offenbart wird. Es gibt etliche Figuren, verschiedene Zusammenhänge und Geheimnisse in der Geschichte sowie unzählige Bezeichnungen und Namen, die im Laufe der Handlung zusammengetragen werden. Hierzu kommt, dass die Geschichte nicht nur von zwei unterschiedlichen Erzählern berichtet wird, sondern hierbei auch noch zwei Erzählstränge aufgemacht werden, die zeitlich versetzt voneinander spielen. Um wem die Fülle und die Komplexität noch nicht ausreicht: immer wieder finden sich in den Fußnoten Bemerkungen und Informationen, die den Leser mit noch mehr Eindrücken versorgen.

Das Ganze erfordert nicht wenig kognitive Mitarbeit des Lesers – und nicht zu selten habe ich im hinteren Teil des Buches blättern müssen, wo man im Anhang Erklärungen und Zusammenhänge noch mal nachlesen kann. Überfordert hat mich das Buch zwar nicht – allerdings haben mich die Fußnoten immer wieder aus dem Lesefluss herausgebracht und der komplexe Aufbau zwingt einen dazu sehr genau zu lesen. Sobald man allerdings in die Welt eingetaucht ist, entwickelt sich die Story zu einer sehr spannenden und packenden Geschichte.

Dennoch werde ich mir wahrscheinlich den 2. Band dieser Reihe nicht mehr zulegen. Obwohl die Geschichte mich über viele Teile des Buches mitgerissen hat und ich auch den narrativen Aufbau mit den mehreren Erzählebenen sehr interessant und experimentell finde, gibt es für mich noch einige Schwachpunkte in diesem Roman. So passen die Sprache und der Ausdruck oft nicht zu den Figuren oder den Situationen und oftmals war mir die Handlung der Figuren nicht nachvollziehbar und schlüssig genug. Zudem fühlten sich einige Szenen zu konstruiert an. Auch das Ende hat mich nicht mehr so gepackt, wie manche spannungsgeladenen Szenen aus dem mittleren Teil des Romans.

Fazit: Wer auf vielschichtige Fantasyliteratur steht und von einem komplexen narrativen Aufbau nicht abschreckt, kann gerne „Der Untergang der Könige“ sich anschauen. Allerdings würde ich in diesem Fall dieses Buch nicht im E-Book Format empfehlen, sondern nur als als Printausgabe, weil man so besser im Anhang nachblättern kann.

[Aljus Bookblog]

Bewertung vom 15.10.2020
The Passengers
Marrs, John

The Passengers


sehr gut

Worum geht es?
Acht Menschen, acht selbstfahrende Autos, ein Hacker und kein Entkommen.
In einer Welt, in der autonome, selbstfahrende Fahrzeuge Normalität sind, werden plötzlich acht Menschen in ihren Fahrzeugen eingeschlossen. Sie kennen sich nicht und sind sich nie begegnet. Doch nun haben diese acht Personen eins gemeinsam: denn in 2 Stunden und 30 Minuten sollen ihre Autos ineinander kollidieren. Ohne Kontrolle über das eigene Fahrzeug rasen sie aufeinander zu und nur der anonyme Hacker hat die Möglichkeit dieses Desaster zu beenden. Doch so einfach will der Unbekannte es ihnen nicht machen. Eine Unfalluntersuchungskommission soll darüber diskutieren und entscheiden, wer von den Passagieren überleben und wer sterben soll. Und auch die Öffentlichkeit soll abstimmen, den der Hacker und die Medien streamen live das gesamte Geschehen.

Meine Meinung zum Buch:
Von Beginn an wird man in ein rasantes, spannendes und turbulentes Geschehen geworden, welches mich direkt von Anfang an gefesselt hat. Insbesondere das Zukunftssetting in Hinblick auf die autonomen Fahrzeuge hat mich begeistern können, gerade weil es eben nicht vollkommen fiktiv ist, sondern aktuelle Themen in diesem Bereich aufbereitet. Zudem werden immer wieder philosophische Fragen aufgeworfen: Welches Menschenleben ist mehr wert und kann man überhaupt das Leben eines Menschen gegen ein anderes abwägen? Gleichzeitig wird Gesellschaftskritik und Medienkritik in diesem Roman zur Sprache gebracht. Die Handlung ist rasant, dem Leser bleibt wenig Zeit zum Atmen. Die Geschichte überspitzt, übertreibt und pointiert – sie stellt den Leser permanent vor die Frage: „Wie hättest du entschieden?“ und gleichzeitig hält sie dem Leser einen Spiegel vor: „ja, auch du hast Vorurteile!“ Gerade diese Facettenvielfalt finde ich genial, weil man sich auf so vielen Wegen mit diesem Buch beschäftigen kann.

So begeistert ich von all diesen Aspekten der Geschichte bin, so wenig überzeugend fand ich das Ende. Leider konnte es mich wenig mitreißen, auch weil ich die Motivation und die Handlungen gewisser Figuren zum Ende hin wenig nachvollziehbar fand. Daher nimmt es leider dem durchaus aufregenden Anfang und Mittelteil des Buches den Wind aus den Segeln und hat mich etwas ratlos zum Schluss zurückgelassen.

Fazit: Insgesamt ein aufregender Thriller, mit hohem Erzähltempo, welches zudem philosophische Fragen und gesellschaftskritische Aspekte aufgreift und das in eine spannende Story verpackt, die allerdings in einem nicht ganz überzeugendem Ende mündet. 4 Sterne!

[Aljus Bookblog]

Bewertung vom 18.08.2020
Dämonenstadt
Haubold, Frank W.

Dämonenstadt


gut

Worum geht es?

Immer wieder hat der Schriftsteller Markus Blau seltsame Träume und eine Vorahnung, dass etwas nicht stimmt. Als er eines Tages jedoch eine Mappe mit mysteriösen Bildern seines Heimatortes Raunberg auf seinem Tisch findet und danach auch noch erfährt, dass ein Ex-Kumpel Mike ermordet worden ist, beschließt er wieder nach Raunberg zurückzufahren. Er kann sich noch gut daran erinnern, dass vor langer Zeit bereits etwas Grauenvolles an diesem Ort geschehen ist. Diesmal will er sich seiner Vergangenheit stellen und der Wahrheit auf dem Grund gehen. Zusammen mit dem pensionierten Ermittler Hombach versucht er ein ungesühntes Verbrechen aufzuklären und gerät dabei in den Sog mysteriöser und düsterer Ereignisse, die nicht von dieser Welt sind.

Meine Meinung zum Buch

Als ich den Titel Dämonenstadt das erste Mal las, habe ich mich sehr auf eine gute Portion Grusel gefreut, denn das war es, was ich bei diesem Buch erwartet habe. Allerdings hat sich Dämonenstadt für mich beim Lesen mehr nach einer Kriminalgeschichte als nach einem Horrorbuch angefühlt. Immer wieder wurden Gruselelemente eingestreut, jedoch kam bei mir keine wirkliche Gänsehautstimmung auf. Der Erzählstil war angenehm und flüssig, allerdings neigte sich oft dieser Stil in faktische Formulierungen und eine sachliche Erzählweise, die sehr passend für eine Krimigeschichte ist, aber leider nicht die gewünschte Atmosphäre für ein Gruselbuch bei mir erzeugt hat. Grade zu Beginn des Buches hatte ich zudem einige Probleme, in die Handlung der Geschichte hineinzufinden. Wie für Markus, ist es für mich auch nicht immer klar gewesen, was Realität und was Traum oder Vision ist. Doch dies mag aber auch die Absicht des Buches sein. Die Geschehnisse entwickelten sich stetig, wobei immer wieder Hinweise auf Geheimnisse eingebracht werden, die mich als Leser neugierig auf den Fortgang der Geschichte gemacht haben. Allerdings waren die immer wieder eingestreuten Sexpassagen nicht meins und diese haben auch dazu beigetragen, dass das Gänsehautfeeling nicht aufgekommen ist. Obwohl die Hauptfigur Markus für mich keine unsympathische Figur war, konnte ich keine enge Verbindung zu diesem Protagonisten herstellen, was auch daran liegen könnte, dass Markus selbst sich zwischen den Wirklichkeiten zu bewegen scheint. Hierzu kommt, dass das Buch mich leider nicht konstant auf einen guten Spannungslevel halten konnte und besonders der Mittelteil hätte einiges an Würze vertragen können. Allerdings war dafür das Ende ereignisreich sowie mit ein paar interessanten Wendungen und mit einer fast schon traurigen Endnote versehen.

Fazit: Eine solide Geschichte mit vielen Krimielementen und einigen Horroranteilen, die bei mir jedoch nicht das erhoffte Gruselfeeling bewirkt haben.

[Aljus Bookblog]