Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Shambhara

Bewertungen

Insgesamt 122 Bewertungen
Bewertung vom 11.09.2016
Tod in Jena
Heiden, Christoph

Tod in Jena


sehr gut

Die Tochter des Jenaer Bürgermeisters wird von einem Auto angefahren und fällt ins Koma. Die Untersuchungen ergeben, dass sie zum Zeitpunkt des Unfalls unter dem Einfluß von K.O.-Tropfen stand. Die Ermittlungen für Henry Killmer und seine Kollegen ans örtliche Theater. Schon bald offenbaren stoßen sie auf wesentlich größere Abgründe und finden sich auf einmal in einem brisanten Fall wieder, der viel mehr von ihnen abverlangt, als nur die täglichen Routinen.

Nachdem ich Christoph Heidens Erstling »Teufelsloch« letztes Jahr geliebt habe, hatte ich schon im Vorfeld große Erwartungen an das Buch. Hier erfahrt ihr, ob diese auch erfüllt worden sind.

Das Cover ist nicht sonderlich aufregend und auf den ersten Blick sagt es nicht sehr viel aus. Der obere Teil zeigt wohl ein schwarz-weiß Bild von einem Teil Jenas und der Pfeil unten steht vermutlich symbolisch für die vielen Entscheidungen zwischen gut und böse, die in diesem Buch getroffen werden müssen. Auf den ersten Blick sicherlich kein Cover, das man unbedingt aus dem Regal in der Buchhandlung zieht, aber insgesamt für dieses Buch passend und rund.

Neben den ermittelnden Beamten Linda Liedke und Henry Killmer, fand sich auch die 14-jährige Alina Wagner in einer Hauptrolle wieder. Während die Polizisten auf die meiste Zeit eher blass blieben, war Alina eine Figur, welche nachvollziehbar und detailreich dargestellt wurde. Dennoch ist dieses Buch keines bei dem man die Geschichte aus der Sicht einer Figur miterleben und fühlen kann, sondern man bleibt ein außenstehender Betrachter, der sich mal in einem, mal in einem anderen Handlungsstrang wiederfindet. Heiden zeigt uns die Geschichte nicht nur durch die Augen der Protagonisten, sondern lässt auch einige andere Figuren zu Wort kommen. So gibt es insgesamt um die zehn Perspektiven, welche teils klar erkennbaren Figuren zugeordnet waren, aber auch teils aus mysteriösen Sichtweisen von Tätern oder Opfern geschrieben waren, welche eine zusätzliche Spannung aufgebaut haben. Wer allerdings nichts mit vielen Perspektivwechseln anfangen kann, sollte von diesem Buch die Finger lassen. Mir persönlich hat das gut gefallen, denn es hat für Vielschichtigkeit und Tiefe gesorgt, die sonst verloren ginge.

Durch die vielen Perspektivwechsel haben auch die Nebenfiguren deutlich an Charakter gewonnen und man hat seine Lieblinge fernab der Protagonisten finden können. Mein persönlicher Held des Buches – wenn gleich ein tragischer – war die »fette Mietzekatze«. Wer das allerdings ist, müsst ihr selbst rauskriegen.

Der Schreibstil des Autors ist sehr eigen. Man kann ihn flüssig lesen und die Spannung wird bis zum Schluss sehr hoch gehalten, allerdings sind so manche Metaphern und Beschreibungen nichts für schwache Nerven oder Leute mit zu bildhafter Fantasie, da sie einen gewissen »Ekelfaktor« haben. Der Qualität der Geschichte tut das jedoch keinen Abbruch, im Gegenteil es ist erfrischend unkonventionell und anders.
Dass der Autor selbst auch viel mit dem Theater zu tun hat, wird schnell klar, denn hier spürt man das Herzblut und die Leidenschaft dafür in jeder Beschreibung. Diese Leidenschaft überträgt er auch auf den restlichen Text, der auch vor Tabuthemen keinen Halt macht.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass meine Erwartungen an den Krimi vom Autor nahezu komplett erfüllt wurden, lediglich die Polizeibeamten hätte ich mir etwas nahbarer ausgearbeitet gewünscht. Dennoch kann ich das Buch jedem empfehlen, der gerne auch mal unkonventionellere Krimis liest und auch vor Tabuthemen nicht die Augen verschließt. Der Fairness halber möchte ich aber dazusagen, dass ich nicht verstehe, warum auf die Bücher immer »Kriminalroman« gedruckt wird, da sie viel näher am Thriller liegen als am Krimi.

Von mir gibt es verdiente

4 von 5 Punkten.

Bewertung vom 28.02.2016
Hinten sind Rezepte drin
Bauerfeind, Katrin

Hinten sind Rezepte drin


schlecht

Tja, was soll ich sagen... oder möchte ich überhaupt etwas sagen? Nicht wirklich, denn dieses Buch hat mich wirklich sprachlos gemacht, aber es ist mir irgendwie auch ein Bedürfnis euch davor zu warnen, denn dieses Buch ist einfach nur... ich weiss es nicht... schlecht ist das falsche Wort.

Ich hatte das Buch gekauft, weil es eigentlich nicht schlecht klang und auch die Leseprobe war unterhaltsam. Doch irgendwie hat sich der Unterhaltungsfaktor auch ziemlich kurz nach der Leseprobe wieder gehabt und stattdessen wurde es ein Buch, dass mir nur die Nackenmuskulatur vom vielen Kopfschütteln gekräftigt hat.

Ein hartes Urteil? Leider nein. Eigentlich sollte das Buch auf eine humoristische Art gewisse Missstände in der Gesellschaft aufs Korn nehmen, die kleinen und großen Konflikte zwischen Mann und Frau aufzeigen und eben nicht so ernst sein, sondern uns auch zeigen, dass man die Dinge lockerer angehen kann.

So weit die Theorie. In der Praxis habe ich mich dazu entschieden, viele der Kapitel, welche alle eigenständig lesbar waren, abzubrechen und mich gleich am Nächsten zu versuchen in der Hoffnung auf Besserung. Leider meistens eher erfolgreich. Das Buch hat gut angefangen, hat dann nachgelassen, seinen Höhepunkt bei Geschichten über Stuhlgang, Erwachsenenfilmchen und ähnlichen Themen gefunden und dann, wenn man es bis dahin durchgehalten hat, noch ein Ende gefunden, welches an 1-2 Stellen wieder etwas Unterhaltungswert genossen hat.

Ich persönlich konnte weder mit dem Humor noch den Ansichtsweisen oder dem Erzählstil der Autorin etwas anfangen und muss sagen, dass dieses Buch für mich nicht nur reine Zeit- und Geldverschwendung war, sondern auch jetzt schon kaum mehr von Platz 1 meiner Flopliste für 2016 zu verdrängen sein wird.

Von mir gibts

1 von 5 Punkten.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.08.2015
Das unheimlich geheime Zauber-Riff / Kuschelflosse Bd.1 (2 Audio-CD)
Müller, Nina

Das unheimlich geheime Zauber-Riff / Kuschelflosse Bd.1 (2 Audio-CD)


ausgezeichnet

Kuschelflosse ist ein flauschiger, blauer Fellfisch, der seine Zeit am Liebsten mit seinem kuscheligen Haustier Flauschi verbringt. Dabei liegen die beiden in einer Hängematte, hören Radio und kuscheln dabei. Als Kuschelflosse eines Tages einen Bericht über ein geheimes Riff mit einer uralten Zauberschildkröte hört, muss er sofort seinen Freunden davon berichten. Das sind die überdrehte und lustige Schwimmerdbeere Elli, das schlaue und gewitzte Seebrillchen Sebi und der etwas grummlige, aber trotzdem herzensgute Herr Kofferfisch. Zusammen machen sich die vier auf den Weg um das Geheimnis der Zauberschildkröte zu lüften. Was werden sie auf ihrem abenteuerlichen Weg alles erleben?

Das Cover zeigt eine bunte Unterwasserlandschaft mit vielen, kleinen Details, die man fast alle in der Geschichte wiederfindet. Eines davon ist die große rote und finster dreinblickende Qualle sowie der Stöpsel am rechten unteren Rand. Ganz groß ist natürlich Kuschelflosse abgebildet, der den Protagonisten darstellt, und unter ihm kann man seine Freunde Sebi, Elli und Herr Kofferfisch erkennen. Das einzige was meiner Meinung nach nicht ganz passt und das Bild ein wenig stört, ist der Angelhaken, da er keinerlei Bezug zu der Geschichte hat.

Der Protagonist Kuschelflosse ist ein liebenswerter, kleiner Fisch, der einmal das große Abenteuer erleben möchte und natürlich bietet sich eine geheime Zauberschildkröte dazu bestens an. Aber eigentlich war Kuschelflosse nur ein Protagonist von vier, denn die Freunde stehen sich in nichts nach. Am besten haben mir aber Sebi und Herr Kofferfisch gefallen. Ersterer, weil er immer gute Ideen hatte und so manches Mal rettend eingeschritten ist und Letzterer, weil seine Brummigkeit immer wieder lustig ist. Aber trotzdem steht er immer seinen Freunden bei und unterstützt sie mit Leibeskräften. Kuschelflosse selbst und Elli sind natürlich auch immer mittendrin, aber sie stechen nicht so hervor wie die beiden Anderen.

Die Geschichte an sich ist wirklich kindgerecht aufbereitet und für das Zielalter bestens geeignet. Mal lernt etwas über Hilfsbereitschaft und Freundschaft, über die wichtigen Dinge im Leben, aber es ist alles in einer schönen und lustigen Geschichte verpackt, so dass es auch einfach Spaß macht zuzuhören. Spannungsbögen gibt es natürlich auch, jedoch diese sind so moderat gehalten, dass es die Kinder nicht überfordert, sie aber gleichzeitig dazu animiert immer weiter zu hören. Eine musikalische Untermalung mit einigen Soundeffekten tut ihr übriges dazu. Dabei haben mir die Unterwasserpurzelbäume von Elli und Kuschelflosse am Besten gefallen, denn diese versetzen einen in richtig gute Laune. Aber auch Ralf Schmitz hat seine Sache wirklich gut gemacht und seinen Beitrag zu einem gelungenen Kinderhörbuch geleistet. Da auch mein Sohn diese Ansicht teilt und absolut Feuer und Flamme für dieses Hörbuch ist, wurde hier definitiv alles richtig gemacht und ich kann das Hörbuch als eine kurzweilige Unterhaltung für jedes Alter empfehlen und vergebe

5 von 5 Punkten.

Bewertung vom 27.07.2015
Skalpelltanz
Milewski, Jenny

Skalpelltanz


gut

Jonas Lerman ist ein erfolgreicher Horrorautor. Seine Geschichten um Carl Cederfeldt, einen abtrünnigen Arzt, welcher es sich zum Hobby gemacht hat Menschen zu kidnappen und bei sich zu Hause mit einem Skalpell und anderen Werkzeugen zu malträtieren, verkaufen sich sagenhaft. Aber Lerman wird des Gemetzels und des Blutes überdrüssig. Seine Geschichten sollen nicht mehr von Kummer, Leid und Schmerz handeln und deshalb beschließt er ein ganz neues Projekt zu starten. Aber egal was er auch versucht, es kommen ihm nur Mord, Folter und Tod in den Sinn. Als dann seine Geschichten scheinbar zur Realität werden und Stockholm von einer grausamen Mordserie heimgesucht wird, beginnt Jonas an seiner geistigen Gesundheit zu zweifeln. Kann das alles nur ein Zufall sein oder steckt da mehr dahinter?

Das Cover ist schon einmal sehr ansehnlich gestaltet. Es scheint so, als wäre der Titel mit einem Skalpell in den Umschlag geritzt worden und wenn man über die Buchstaben fährt, fühlt es sich auch genauso an. Das Blut an den Rändern der Schnitte gibt dem Ganzen noch eine ganz besondere Note. Auf den ersten Blick scheint es zwar schlicht, aber man konzentriert sich eben auf das Wesentliche. Der Titel passt meiner Meinung nach ganz gut, auch wenn das Skalpell eine geringere Rolle gespielt hat, als ich es erwartet hatte.

Der Protagonist ist ein sympathischer Kerl, der es in diesem Buch wirklich nicht leicht hat. Angefangen bei einer gewaltigen Schreibblockade, über die Erkenntnis, dass er es nicht schafft über etwas anderes als Mord, Folter und Tod zu schreiben, obwohl er die Nase gestrichen voll hat, bis zu Zweifel an seiner geistigen Gesundheit als die Bilder in seinem Kopf scheinbar zur Realität werden. Das alles ist jedoch nur die Spitze des Eisbergs und Jonas kann einem schon richtig Leid tun. Auch seine Vergangenheit war nicht wirklich rosig, wobei ich aber sagen muss, dass man nicht allzu viele Details davon erfahren hat. Das ist auch mein größer Kritikpunkt an diesem Buch. Die ersten 75% des Buches waren wirklich hervorragend und total spannend geschrieben und man hat wirklich mitgefiebert und gerätselt wie es wohl ausgehen wird, aber das letzte Viertel war dann meiner Meinung doch etwas mau. Vor allem die Tatsache, dass es mir so vorkommt, als hätte man vergessen ein ganzes Kapitel zu drucken. Das Gespräch zwischen Jonas und seinem Vater war eine Schlüsselszene bzw. hätte sie sein sollen, wenn sie nicht einfach übersprungen und der Leser vor neue Tatsachen gestellt worden wäre. Wenn diese Tatsachen zumindest klein gewesen wären, wäre es ja halb so schlimm gewesen, aber was Jonas erfahren hat, gab der Geschichte eine enorm große Wende. Dass das nur so nebenbei erwähnt worden ist, fand ich wirklich merkwürdig. Allerdings ist der Text in sich trotzdem schlüssig, sodass das fehlen eines Kapitels wohl ausgeschlossen werden kann. Schade, denn dadurch hat das Buch jede Menge Potenzial verspielt. Dass das Buch am Ende ein kleines bisschen in die Richtung Mystery abgedriftet ist, um die ganzen Ereignisse zu erklären, hat mich dann nur noch minimal berührt, denn das ist Geschmackssache. Ich hätte mir gerne eine etwas andere Erklärung gewünscht, aber ich konnte auch mit dieser Leben. Der Epilog hat mich dann allerdings wieder überrascht, denn mit diesem Ende habe ich wirklich nicht gerechnet. Das hat das letzte Viertel des Buches dann doch noch ein bisschen gerettet. Spannung war auf alle Fälle vorhanden, mehr als genug, und wie gesagt, der Großteil des Buches hat es wirklich in sich und hat mir auch sehr gut gefallen. Schade, dass die Autorin am Ende nachgelassen hat oder dass vielleicht einige Szenen der Kürzung zum Opfer gefallen sind. Von mir gibt es für alle Thrillerfreunde, die von einem bisschen Mystery am Ende nicht abgeschreckt werden, eine Leseempfehlung, aber wegen der gesamten Kritikpunkte nur

3 von 5 Sternen

Bewertung vom 08.07.2015
Die Anatomie der Nacht
Bennett, Jenn

Die Anatomie der Nacht


ausgezeichnet

Beatrix Adams ist eine junge Frau in den letzten Sommerferien der High School. Da ihre Familie nicht besonders wohlhabend ist, jobbt sie einerseits in einem Supermarkt und will andererseits an einem Zeichenwettbewerb teilnehmen, der mit einem Stipendium dotiert ist. Beatrix hat nämlich einen Traum: Sie will medizinische Illustratorin werden. Da ihre Mutter davon nicht sehr angetan ist, schleicht sie sich heimlich raus, weil sie in der medizinischen Fakultät Leichen zeichnen möchte. Als sie eines Abends die letzte Straßenbahn versäumt und den verhassten Nachtbus nehmen muss, trifft sie auf Jackson. Dieser ist völlig in schwarz gekleidet und sieht auf dem ersten Blick wie ein Verbrecher aus. Allerdings ist er auch super süß und sexy, sodass Beatrix fasziniert von ihm ist. Auch er scheint sich für sie zu interessieren, da er sie immer aufsucht und ihr Leben durcheinanderbringt. Wie wird die Sachen ausgehen?

Der Schutzumschlag ist wie das Cover in einem angenehmen dunkelvioletten Farbton gehalten und mit einem weißen Muster verzieht. Allerdings kann ich mich festlegen, was das Muster genau darstellen soll. Am ehesten würde ich sagen, dass es sich um Zellen handelt, da es zumindest in die Thematik des Buches passen würde. Es könnte allerdings auch etwas ganz anderes sein. Das Cover unter dem Umschlag ist mit weißen Blüten verzieht und ist echt schön anzusehen. Der Titel passt auf alle Fälle zum Buch da die Nacht einen großen Stellenwert in dem Buch einnimmt, ebenso wie die Anatomie, die ein Teil von Beatrix’ Traum ist.

Das Buch hat mit Beatrix und Jackson zwei Protagonisten, obwohl Beatrix den größeren Stellenwert einnimmt, da alles aus ihrer Sicht geschrieben wurde. Sie ist eine nette, junge Frau, die für ihre Träume kämpft und dafür auch in Kauf nimmt einige Regeln zu umgehen und Verbote zu missachten. Allerdings steht sie auch für Andere ein, hat eine Menge guter Ideen und lässt sich nicht so schnell von Rückschlägen entmutigen. Insgesamt ist sie eine sehr sympathische Protagonistin mit der man mitfiebern, mitleiden und sich mitfreuen kann, obwohl ihre Vorliebe für anatomische Zeichnungen – insbesondere von Leichen – zunächst einmal skurril anmutet. Jackson ist für lange Zeit ein Mysterium, der er anscheinend spielend schafft, die schwierigsten Probleme zu lösen. Seine Vergangenheit ist sehr interessant und gibt dem Buch eine äußerst interessante Wende. Ebenso seine Familienverhältnisse.

Der Inhalt dieser Geschichte ist sehr vielschichtig und geht ans Herz. Man hat es nicht nur mit den Standardproblemen zweier Jugendlicher zu tun sondern findet sich bald in den Wirrungen von psychischen Problemen, politischen Ränken und Scheidungen wieder. Sensibel und gleichzeitig sehr anschaulich stellt die Autorin die Situation zweier Jugendlicher da, welche – jeder auf seine Weise – versuchen trotz aller Widrigkeiten, den an sie gestellten Anforderungen gerecht zu werden und ihre eigenen kreativen Ventile schaffen, um diese Aufgabe zu meistern.

Ein besonderes Kompliment muss ich der Autorin dafür machen, dass sie es geschafft hat trotz der vielen heiklen Themen jedes Thema mit der nötigen Tiefe und Ernsthaftigkeit zu behandeln, ohne sich dabei von gängigen Klischees und Vorurteilen leiten zu lassen. Sie schafft es das Buch nicht nur abwechslungsreich und spannend zu schreiben, sondern vermag es mit ihrem Stil den Leser sofort in ihren Bann zu ziehen und ihm – trotz aller Ernsthaftigkeit – ein kurzweiliges Lesevergnügen zu verschaffen. Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen und ich würde es wohl in die Top 5 der bisher besten Bücher des Jahres aufnehmen. Deshalb kann ich das Buch nur jeden empfehlen und gebe dafür

5 von 5 Punkten.

Bewertung vom 28.06.2015
Ismaels Orangen
Hajaj, Claire

Ismaels Orangen


ausgezeichnet

Im Jahr 1948 lebt der siebenjährige Salim Al-Ismaeli, Sohn eines arabischen Orangenzüchters, in der israelischen Stadt Jaffa. Voller Freude wartet er darauf die ersten Früchte des Baumes zu pflücken, der zu seiner Geburt gepflanzt worden war, als ein Krieg zwischen Arabern und Juden ausbricht und seine Familie zur Flucht zwingt. Seit jenem Tag träumt er davon wieder in diesem Haus leben zu können. Zur gleichen Zeit wächst Judith, als Tochter von überlebenden Juden des Holocaust, in England auf und sehnt sich nach einem normalen und glücklichen Leben. In den 1960er Jahren treffen Salim und Judith in London aufeinander und verlieben sich. Wie wird diese Beziehung bestehen können oder wird sie der Hass, der zwischen ihren Völkern herrscht, auseinander bringen?

Das Cover zeigt einen einzelnen Orangenbaum und ein Kind, dass von diesem Baum wegrennt. Die Farben sind in einem warmen Gelb- und Orangeton gehalten, sodass das Cover schön anzusehen ist. Das Kind soll wahrscheinlich Salim darstellen, der auf der Flucht ist und sich somit von seinem Baum entfernt. Der Titel erschließt sich erst am Ende des Hörbuchs, denn ich habe mich auch sehr lange gefragt warum das Hörbuch diesen Titel trägt, obwohl der Protagonist Salim heißt.

Salim ist ein äußerst schwieriger Charakter. Schon seit seiner Kindheit wurde ihm immer gesagt, dass die Araber unterdrückt und von ihrem Land vertrieben werden und dann passiert es ihm auch noch selbst. In seinem ganzen Leben fühlt er sich in jeder Situation zurückgesetzt und betrogen. Er sucht immer das Haar in der Suppe, steht seinem Glück immer selbst ihm Weg, da er immer wieder nach Bestätigung sucht. Dass er dabei nicht nur sich selbst sondern auch sein Umfeld extrem belastet bemerkt er erst viel zu spät. Wenn man darüber nachdenkt sind seine Gedankengänge und Handlungen nachvollziehbar, aber oft kann man nur den Kopf darüber schütteln. Judith hingegen ist eine starke und selbstbewusste Frau, die für ihr Glück und ihre Liebe kämpft. Vor allem am Ende ist ihr Mut wirklich bewundernswert und der Charakter hat mir sehr gut gefallen.

Die Handlung ist sehr dicht, da mehrere Jahrzehnte in allen Höhen und Tiefen durchlebt werden mussten. Teilweise gab es jedoch Stellen, bei denen ich mir gewünscht hätte etwas mehr zu erfahren, aber da muss ich dann wohl das Buch lesen, denn dieses Hörbuch ist ja nur eine gekürzte Fassung und einige Detail ausgelassen worden. Die Geschichte eine andere Seite des Krieges und was passiert wenn man nur in der Vergangenheit lebt und nicht in die Zukunft blickt. Wenn man immer nur Verlorenem hinterhertrauert und somit Neugewonnenem nicht die nötige Beachtung schenkt. Es ist eine dramatische Geschichte, welche direkt aus dem Leben gegriffen zu sein scheint und deshalb regt sie einem auch zum Nachdenken an.

Boris Aljinovic machte seine Sache sehr gut, auch wenn mir eine Vertonung mit mehr als einer Stimme besser gefallen hätte. Zwar verstellt er seine Stimme für jeden Charakter, aber durch die enorme Fülle an Personen fehlt mit der Zeit doch ein wenig die Abwechslung. Dennoch ist die Stimme angenehm und gut zu hören. Von mir gibt es eine Empfehlung für das Hörbuch und

4,5 von 5 Punkten

Bewertung vom 17.06.2015
Sylt oder Selters
Thesenfitz, Claudia

Sylt oder Selters


sehr gut

Die Hamburgerin Nina Mertens hat ihr Leben satt. Kein Spaß bei der Arbeit, kein Mann im Bett und kein Geld auf dem Konto. Dabei liebt sie es doch ihren alltäglichen Frust mit ausgiebigen Shoppingtouren zu besänftigen. Eines Tages fasst sie einen aberwitzigen Plan um ihr Leben auf eine ganz neue Ebene zu heben. Sie will sich einen Millionär angeln. Also nimmt sie vier Wochen Urlaub, packt ihre Sachen, kratzt den Rest ihres Geldes zusammen und fährt auf die Insel der Reichen und Schönen – Sylt. Da ein Hotelzimmer außerhalb ihres Budgets liegt, muss sie mit dem Campingplatz vorlieb nehmen. Wird es Nina schaffen ihr Ziel zu erreichen und einen Millionär dazu bringen sich in sie zu verlieben?

Das Cover zeigt eine Frau die barfuß an einem Strand spazieren geht, während man im Hintergrund einen Leuchtturm sieht. Es wird ein richtiges Nordseefeeling übermittelt, was den Haupthandlungsort der Geschichte darstellt. Nur bei dem Kleidungsstil der Frau bin ich mir unsicher, da Nina selten so legere herumläuft. Der Titel – eine Abwandlung des Ausspruchs Sekt oder Selters – hingegen passt jedoch hervorragend zum Buch, da die Protagonistin wirklich alles riskiert um ihr Ziel zu erreichen und alles auf eine Karte setzt.

Nina ist eigentlich eine liebenswerte und hilfsbereite Frau, die jedoch schon oft in ihrem Leben enttäuscht worden ist und deshalb den Sinn fürs Wesentliche verloren hat. Da ihr Herz sie schon öfter aufs Glatteis geführt hat, versucht sie ihre Gefühle zu ignorieren und sich auf ihr Gehirn und das Bankkonto ihres Gegenübers zu konzentrieren, doch dies fällt ihr gar nicht so leicht, denn Jan, der Angestellte aus dem Telefonladen, hat eine ganze andere Ausstrahlung als die Millionäre. Auch Elli, ihre flippige 83 – jährige Nachbarin auf dem Campingplatz wächst ihr nach und nach ans Herz und wird zu einer wichtigen Ansprechpartnerin für Nina. Zusammen erleben sie einige schöne Momente und Nina lernt einiges von ihrer weisen Freundin, welche mir auch sehr ans Herz gewachsen ist und die Protagonisten auf jeden Fall in Sachen Sympathie ausgestochen hat.

Die Idee hinter dem Buch hat mir eigentlich ganz gut gefallen, allerdings ist es nur eine weitere Art zu sagen, dass Geld allein nicht glücklich macht und durch viele kleine Erlebnisse der Protagonistin aufpoliert wird. Was mich anfangs ziemlich gestört hat war die enorme Oberflächlichkeit von Nina und das Ende war auch schon relativ früh absehbar und war nicht ganz nach meinem Geschmack, weil es einfach zu gut ausgegangen ist. Auch insgesamt hatte das Buch einige Längen, die es unnötig ziehen, denn letztlich laufen die Szenen immer auf das Gleiche raus. Eine wirklich willkommene Abwechslung boten die Szenen mit Elli, denn hier passierten immer wieder Überraschungen und die Geschichte erhielt hier immer wieder neue Facetten. Insgesamt hat Elli diese Geschichte sehr aufgewertet und auch irgendwie gerettet.

Insgesamt war es eine durchschnittliche Leistung, welche durch eine solide Schreibleistung mit flüssigem Stil, zu einer guten Unterhaltung zwischendurch taugt oder als kurzweilige Urlaubslektüre. Vom mir gibts

3,5 von 5 Punkte.