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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Annipond
Wohnort: 
Heidelberg
Über mich: 
Ich bin Sprachstudentin und angehende Lehrerin. In meiner Freizeit begeistere ich mich für Fotografie, Sport und Handwerk/Handarbeit. Alle übrige Zeit wird aufs Lesen verwendet, gern auch mal durch die Nacht durch.

Bewertungen

Insgesamt 4 Bewertungen
Bewertung vom 15.09.2020
Weil alles jetzt beginnt
Holmes, Linda

Weil alles jetzt beginnt


sehr gut

Der Roman von Linda Holmes st sehr unterhaltsam und authentisch erzählt. Man kann dem Gedankenstrom von Evvie sehr gut folgen und sich gut in sie hineinversetzen. Die Erzählung ist sehr entspannt, die Geschichte lebt von Authentiziät, nicht durch künstliches Drama.

Mir gefällt es sehr Evvie und Dean im Laufe eines Jahres zu beoachten, wie sie ihre ganz eigenen Probleme bewältigen und gleichzeitig auch eine Beziehung zueinander aufbauen. Man möchte an vielen Stellen das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen, weil man erfahren will wie es weitergeht.

Der Roman ist eine gute Urlaubslektüre für laue Sommerabende und ist für viele Leute sehr zugänglich, inklusive Happy End. Dabei ist er aber nicht seicht. Es wird auf sensible Weise damit umgegangen, dass jeder Mensch in seinem Leben mal auf scheinbar unüberwindbare Hürden stößt und es viele Wege gibt, um diese zu bewältigen. Dabei helfen nicht zuletzt die Dialoge mit Evvies Therapeutin.

Der Roman ist unterhaltsam und herzerwärmend ohne dabei zu kitschig zu werden. Sehr zu empfehlen.

Bewertung vom 11.05.2020
Was wir sind
Hope, Anna

Was wir sind


sehr gut

"Was ist aus dem Menschen geworden, der Du einmal sein wolltest?" ist die zentrale Frage des Romans und auch der 3 Hauptfiguren.
Anna Hope erzählt die Geschichte von 3 sehr unterschiedlichen jungen Frauen, die dennoch durch Freundschaft verbunden sind. Sie alle eint außerdem, dass sie an einem Wendepunkt in ihrem Leben stehen an dem sie reflektieren und sich die Frage stellen müssen, ob sie auf dem bisherigen Weg verbleiben oder ob sie die Richtung ändern wollen.
Der Roman wird über verschiedene, achronistische Rückblenden erzählt, in der sich die Autorin immer auf eine der 3 Freundinnen konzentriert. Wir erfahren mehr aus ihrer Vergangenheit und darüber, wie sich die 3 Frauen kennengelernt haben. Das hilft uns als Leser den Umgang der 3 miteinander besser zu verstehen und gibt Aufschluss über die Denkweise der Frauen. Der Roman ist sehr intelligent erzählt, mit exakt genug Details um die Situation zu verstehen. In stark emotionalen Momentn bleibt die Erzählung allerdings überraschend nüchtern. Das, und die teils extremen Erfahrungen die die Freundinnen durchleben, sorgt dafür, dass man sich als Leser nur bedingt mit den Protagonistinnen identifizieren kann. Der generelle Vorgang des Reflektierens und der Suche nach dem eigenen Ich ist wahrscheinlich niemandem fremd, genauso wie die Verzweiflung nicht an die Ideale der Jugendzeit heranzureichen. Aber die konkreten Erlebnisse der 3 betreffen nur einen kleinen Teil der Leser.
Ich persönlich finde das gut, da man dadurch nicht zu sehr durch den Roman belastet wird. Er bildet eine Grundlage zum Nachdenken und Diskutieren, aber hängt nicht zu stark emotional nach.
Der Roman ist ein guter Kommentar über die Unplanbarkeit des Lebens und darüber wie anpassungsfähig wir Menschen sind. Auch, wenn er wohl für Jugendliche Menschen als gut gemeinter Rat am besten geeignet wäre, kommt die Botschaft wohl besser bei Erwachsenen an. Er lebt von der Grundlage, dass wir alle bereits Hürden und Enttäuschungen in unserem Leben überwinden mussten.

Bewertung vom 14.11.2019
Das Haifischhaus
Barth, Rüdiger

Das Haifischhaus


sehr gut

Rüdiger Barth nimmt den Leser mit auf eine Reise hinter die Kulissen des Spitzensports. Über den Protagonisten Totot Berge und seine Sherpas erfährt man sehr viel über die Welt des Tennis, sowohl die Licht- als auch die Schattenseiten werden betrachtet.
Aber Toto muss sich mehr Herausforderungen stellen als nur dem harten Training für sein Comebackspiel gegen den Weltrangersten. Er muss herausfinden wie sein Leben in Zukunft aussehen soll, wie er Beziehungen zu alten Bekannten wieder aufbauen will und zu allem Überfluss muss er auch noch Lernen ein Vater für seinen Sohn zu sein, der nach über zehn Jahren plötzlich wieder in seine Welt tritt. Nun beginnt also der große Lernprozess und das knochenharte Training um den weltbesten Tennisspieler Frederic Lamenteau zu schlagen, aber ist vielleicht der eigentliche Gegner Toto selbst?

Der Hauptteil der Erzählung wird in Form eines Gedankenstroms von Toto Berger erzählt. Es gibt also kaum Hintergrunddinformationen und die Themen wechseln schnell. Dennoch kommt man beim Lesen schnell voran und findet sich leicht in die Handlung ein. Es passt auch gut zu den restlichen Figuren, denn auch zwischen den Charakteren bleibt vieles ungesagt.
Aufgefangen wird diese Informationslücke durch die detaillierten Beschreibungen des Haifischhauses und der Natur. Die See reflektiert sehr oft das Innenleben von Toto Berger und die Enge und Dunkelheit des Haifischhauses erwecken ein klaustrophobisches Gefühl, was vergleichbar mit der ausweglosen Situation Bergers ist.

Neben Bergers zwischenmenschlicher Entwicklung geht es viel um die Maschinerie, die hinter Top-Athleten steht, und um den Einfluss von Social Media. Es war für mich sehr interessant einen Einblick in diese Aspekte zu bekommen und man wird dazu angeregt sich kritisch damit auseinanderzusetzen. Kritisch würde ich hier allerdings anmerken, dass das gezeichnete Bild hauptsächlich negativ ist und ich bezweifle, dass das tatsächlich eine akkurate Repräsentation der Realität ist.

Ich fand den Roman gut geschrieben und schnell zu lesen. Er bietet Diskussionsstoff und lässt den Leser mit Toto und seinen Begleitern mifiebern. Ich persönlich mag Protagonisten die mir ein wenig unsympathisch sind, da mich das mehr fordert und ich mich dann mehr mit der Figur und der Handlung auseinandersetze. Wer sich gern mit den Hauptfiguren anfreundet, der wird sich mit dem Roman schwer tun, denn Toto Berger ist kein einfacher Charakter.

Alles in Allem ist es ein interessantes Werk, das auch für Laien des Tennis gut geeignet ist. Am besten liest es sich wohl während eines Herbsturlaubes an der Nordsee.

Bewertung vom 01.07.2019
Alexandra (eBook, ePUB)
Bell, Natasha

Alexandra (eBook, ePUB)


gut

Der Roman von Natasha Bell fängt sehr vielversprechend an. Wir starten ohne große Vorankündigung in dem Moment in dem die Polizisten das erste Mal mit Marc, Alexandras Ehemann, sprechen. Ab da wechselt der Handlungsstrang zwischen Marcs vermeintlichen Erlebnissen und Gedanken, der Zeit des Kennenlernens von Marc und Alexandra und Alexandras Gefangenschaft. Es dauert eine Weile sich an diese Erzählwechsel zu gewöhnen.
Das erste Drittel der Erzählung ist sehr spannend. Die Zeit innerhalb der Familie, alle Rituale, kleine Eigenheiten und die Vertrautheit werden uns ungefiltert präsentiert, sodass man sich fast schon wie ein Voyeur in dieser intimen Atmosphäre fühlt. Die Passagen über das junge Paar bewegen sich genau auf dem Mittelweg zwischen zu kitschig und zu langweilig und man verliebt sich auch als Leser ein wenig mit. Und die Teile der Erzählung die uns Alexandra direkt mitteilt, lassen uns mit ihr rätseln warum sie gefangen ist und was ihr täglicher Besucher von ihr möchte.
Dann jedoch löst sich dieser Spannungsbogen. Die Erzählung um Marc kommt an einen Stillstand (Was sicher als Spiegelung gedacht ist um seine Situation zu verdeutlichen, jedoch dem Lesevergnügen nicht zuträglich ist.), die Zeit als junges Paar wird durchs Alexandras Bekannte gestört und nimmt ihr den Charme und Alexandra aus dem jetzt verhält sich zunehmend launenhaft und beginnt damit die Zuneigung der Leser abzutragen.

Im letzten Drittel beschleunigt sich zwar die Erzählung nicht wieder, aber die Ereignisse sorgen wieder für eine gewisse Spannung, auch wenn man bereits vor Marc eine gewisse Ahnung davon hat was tatsächlich passiert ist. Und dann kommt das große Finale bei dem der gesamte Plan offengelegt wird und dessen Ausmaße, zumindest ich nicht im Voraus erahnen konnte. Das bringt mich auch zur Kritik, denn rückblickend hat man das Gefühl bewusst gelenkt worden zu sein um ein solches Ende nicht für möglich zu halten, das war etwas zu konstruiert. Und Kunst und Feminismus als Rechtfertigungen mit einzuflechten halte ich persönlich für zu einfach gedacht, aber das ist wohl eine sehr individuelle Ansicht, was auch der Thriller thematisiert.


Natasha Bell hat eine interessante Geschichte geschaffen, die sehr gefühlvoll und detailliert erzählt ist. Wer sich durch den etwas zäheren Mittelteil kämpft, wird mit einem Ende belohnt über das man sich wundervoll ärgern und diskutieren kann. Es regt zum Nachdenken an was für uns Glück und ein erfülltes Leben ausmacht, was für uns Familie bedeutet und wie weit wir gehen können um unser Glück zu verwirklichen, selbst wenn dadurch andere zu Schaden kommen.

Wer keinen Hinweis auf das Ende möchte, der sollte nun hier aufhören zu lesen.






Der Roman erinnert von seiner Struktur her sehr an Gone Girl. Wer das gern gelesen hat, der wird sich auch an diesem Thriller erfreuen.