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mimitatis_buecherkiste
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Krefeld

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Insgesamt 742 Bewertungen
Bewertung vom 11.11.2025
Teige, Trude

Wir sehen uns wieder am Meer


ausgezeichnet

»Auffällig ist, dass sich kaum jemand für die mehr als hunderttausend ausländischen Gefangenen und Zwangsarbeiter in den fünfhundert Lagern in ganz Norwegen interessiert hat. In den Geschichten der Historiker über den Krieg tauchen sie bis 1990 so gut wie gar nicht auf.« (Seite 392)
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Als die junge Krankenschwester Birgit der sechzehnjährigen Nadia begegnet, ist sie entsetzt über den Zustand des Mädchens, das aus der Ukraine zur Zwangsarbeit in einer Fischfabrik nach Norwegen verschleppt worden ist. Es ist das Jahr 1944, der Krieg liegt in den letzten Zügen, umso brutaler gehen die deutschen Besatzer gegen den Widerstand vor, dem sich Birgit angeschlossen hat. Birgit ist entschlossen, Nadia und den anderen Frauen und Kindern im Lager zu helfen, kommt aber selbst bald in große Gefahr.
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»Wirkliche Geschehnisse und reale Menschen haben mich inspiriert, daneben habe ich aber auch keine Recherchemühen gescheut, um »Wir sehen uns wieder am Meer« schreiben zu können. Trotzdem ist das Romanuniversum ebenso fiktiv wie die eigentlichen Charaktere.« (Seite 393)
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Das vorliegende Buch bildet den Abschluss der grandiosen Großmutter-Trilogie von Trude Teige, die sie rund um das Leben ihrer echten Großmutter angelehnt hat. Jedes der drei Bücher ist akribisch recherchiert und enthält Geschichten, die mir historische Fakten näher gebracht haben, die mir vollkommen unbekannt waren. Vorrangig möchte ich in erster Linie das unglaubliche Talent der Autorin hervorheben, schwere, grausame und unvorstellbare Dinge mit einer Leichtigkeit zu beschreiben, die es möglich macht, darüber zu lesen, ohne emotional abzustürzen. Es ist auch diese Gabe, die sie zu recht zu einer der bekanntesten und erfolgreichsten Autorinnen und Journalistinnen Norwegens macht.
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Ob Tekla, Konrad oder Birgit, jede Hauptperson der Bände der Trilogie steht stellvertretend für unzählige echte Schicksale. Mich haben die Bücher gedanklich in ein Roman-Universum entführt, sie haben mich berührt und zum Lachen, aber öfter noch zum Weinen gebracht. Kleine Momente der Liebe und der Freude vervollständigten das Bild, denn Hoffnung gab und gibt es in der dunkelsten Stunde. Herzlichen Dank dafür. Große Leseempfehlung!

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.11.2025
Kim, Angie

Happiness Falls


weniger gut

Als der vierzehnjährige Eugene alleine von einer Wanderung zurückkommt, fällt erst spät auf, dass sein Vater fehlt. Dies fällt umso mehr ins Gewicht, als dass Eugene besondere Bedürfnisse hat und Betreuung benötigt. Da er sich nicht mitteilen kann, kann er seiner Mutter sowie seinen Geschwistern, dem zwanzigjährigen Zwillingspaar Mia und John, keinerlei Anhaltspunkte dafür geben, was passiert ist. Für Mia gilt es, Eugene vor der hinzugerufenen Polizei zu schützen, während die Familie versucht, hinter das Geheimnis des Verschwindens des Vaters zu kommen.
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Die Geschichte wird aus der Perspektive von Mia erzählt, die ein unglaublich anstrengender Mensch ist. Sie erzählt nicht, sie führt aus, sie schwadroniert und schweift ab, ihre Fusszeilen könnte man legendär nennen, wären diese bedeutsam. Anfangs bin ich noch amüsiert und auch neugierig darauf, welche Wendung das Buch nehmen wird. Je weiter die Erzählung hinfort schreitet, desto desillusionierter werde ich, verliere allmählich das Interesse und schalte zwischendurch regelrecht ab. Anscheinend greift die Autorin in eine schier unerschöpfliche Kiste mit Themen, greift sich willkürlich eines heraus und baut es ein. Dies immer und immer wieder, egal ob es passt oder nicht. Das ist mir persönlich zu überladen.
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Für mich war das Buch leider kein Vergnügen. Ich musste mich zwar nicht durchquälen, war aber nahe dran, hinzuschmeißen und abzubrechen. Dies habe ich nicht getan, denn letztendlich wollte ich dringend wissen, wie die Lösung war. Es war okay, mehr aber auch nicht.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.11.2025
Pflüger, Andreas

Kälter


ausgezeichnet

In einer stürmischen Nacht im Herbst des Jahres 1989 kommen Männer auf Amrum an, die nichts Gutes im Schilde führen. Sie wissen nicht, dass die Provinzpolizistin, die sich ihnen in den Weg stellt, früher eine andere war. Menschen sterben, Freunde bleiben zurück und Luzy Morgenroth wird wieder zu der, die sie seinerzeit gewesen ist. Angetrieben von Rache will sie nun Vergeltung üben.
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»Wahre Macht über Leben und Tod hast du nur, wenn du dann und wann jemandem erlaubst, fürs Erste weiterzuatmen.« (Seite 127)
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Dies ist ein Buch, das ein gewisses Hintergrundwissen erfordert, was Geheimdienste und die Welt der Spionage betrifft, die Leserin und der Leser sollten zum Beispiel wissen, dass mit Tango kein Tanz gemeint ist, das kleine oder große Besteck nicht zum Essen einlädt, eine »Nasse Sache« nicht Wäsche aus der Waschmaschine meint und die in der Geschichte erwähnten Sherpas kein Volk aus Nepal sind. Man muss kein Profi sein, was dies angeht, aber das Entschlüsseln der üblichen Abkürzungen wie CIA, KGB, MI6, BND u.a. wird vorausgesetzt und nicht erklärt. Die Kenntnis von Fakten großer historischer Ereignisse ist von Vorteil und auch die der Namen mehr oder weniger bekannter Persönlichkeiten. Nicht, dass ich sicher bin, alles richtig zugeordnet zu haben übrigens. Was das Gesamtbild jedoch nicht im geringsten schmälert.
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»Vielleicht begegnen wir uns wieder und finden dann heraus, wer von uns beiden kälter ist. Was meinen Sie: Sind Sie kälter als ich?« (Seite 136)
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Der Meister der Agententhriller ist zurück und hat abgeliefert. Nichts weniger als ein Meisterwerk im Genre wurde es, großartig recherchiert und einfallsreich hinzu erfunden, was nicht wirklich passiert ist. Nach Jenny Aaron - Eingeweihte wissen, wen ich meine -, zum Zeitpunkt der Handlung übrigens noch ein Kind, eine starke Frauenfigur, die keine Wünsche offen lässt. Die Handlung rasant und spannend, das Wiedersehen mit bekannten Figuren wenig tränenreich, aber dadurch nicht minder emotional. Zumindest für mich war das passend und einfach wunderbar.
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Wer Thriller auf hohem Niveau mit einem trockenen Humor mag, die Reales mit Fiktion vermischen, ohne dass man merkt, was davon gelogen ist und was wahr, der sollte zugreifen. Zehn Sterne von fünf sind das Minimum, auch wenn es mathematischer Unsinn ist. Für mich ist das egal, soviel ist mal klar!

6 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.10.2025
Lühmann, Hannah

Heimat


ausgezeichnet

Die schwangere Jana zieht mit Noah und den gemeinsamen zwei Kindern raus aufs Land, das kleine Haus steht in einer neugebauten Siedlung am Wald. Dort freundet sie sich mit Karolin an, die sie von Anfang an fasziniert. Karolin ist eine sogenannte »Tradwife«, sie inszeniert ihr Leben offen auf Instagram. Jana verbringt mit ihr sowie weiteren Nachbarinnen viel Zeit und merkt bald, wie sehr sie sich deren Lebensstil annähert.
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»Tradwife« ist ein englischer Begriff für traditionelle Ehefrau und bezeichnet Frauen, die sich bewusst für ein Leben in traditionellen Geschlechterrollen entscheiden, bei dem sie sich auf Haushalt, Familie und Kinder konzentrieren und auf eine berufliche Karriere verzichten. Mir war dieser Begriff bisher nicht geläufig, umso neugieriger war ich darauf, mehr darüber zu erfahren.
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Jana war ein schwieriger Charakter, für mich persönlich stellte sie den typischen Mitläufer-Typ dar, was perfekt zur Geschichte passte. Diese fand ich ungemein unterhaltsam, wenn ich auch einige Aspekte nicht vollständig verstanden habe - einige Dinge fand ich zudem überflüssig, wenn auch interessant. Das Buch bot viel Stoff zum Nachdenken, aber auch zum Diskutieren und dies war es, was ich großartig fand. Gerne empfehle ich es weiter.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.10.2025
Strobel, Arno

Welcome Home - Du liebst dein neues Zuhause. Hier bist du sicher. Oder?


weniger gut

Ines und Marco Winkler ziehen mit ihrer kleinen Tochter Emilia in ihr erstes eigenes Haus, mit von der Partie ist der Labradoodle James. In der neu gebauten Siedlung Auf Mons kommen sie schnell mit den Nachbarn in Kontakt, die Gemeinschaft scheint gut zusammenzupassen. Als Ines eines Nachts aufwacht, weil sie sich beobachtet fühlt, bekommt die Idylle erste Risse, und als Marco im Nachbarhaus eine tote Frau findet, ist das Grauen riesig, denn jeder könnte der nächste sein.
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Nach dem großartigen Psychothriller von Arno Strobel letztes Jahr war ich sehr gespannt auf sein neues Buch, der Klappentext versprach zwar nichts weltbewegend Neues, aber dennoch eine nervenaufreibende Geschichte. Leider muss ich sagen, dass ich ziemlich enttäuscht bin, denn nach einem interessanten Einstieg wähnte ich mich in einer Zeitschleife und drehte mich zusammen mit Marco im Kreis. Begleitet wurden wir dabei von James, dessen Namensgeber der echte Hund des Autors ist, und der viel, sehr viel Platz im Buch bekam, inklusive genauer Angaben, wann er sich gelöst hat und wo seine Hinterlassenschaften entsorgt worden sind. Ich verstehe, dass man seinem Tier ein Denkmal setzen möchte, aber dies ist einfach der falsche Weg.
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Die Geschichte plätscherte überwiegend vor sich hin, erst nach zweihundert Seiten schreckte ich kurz aus meiner Lethargie hoch, um festzustellen, dass sich nicht wirklich was in der Siedlung getan hat und Marco immer noch den gleichen Überlegungen nachhing. Ja, es gab Tote, es gab Verdächtige und eine Drohung gab es auch. Und Hundespaziergänge! Davon gab es mehrere. Wie schön. Die Auflösung kam sehr überraschend, keine Ahnung, wo die plötzlich hergekommen ist. In sehr kurzer Zeit war das Buch zu Ende und ich enttäuscht, dass da nicht mehr gewesen ist. Insgesamt ein ruhiger Spannungsroman, der okay war. Nicht mehr und nicht weniger.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.10.2025
Darian, Caroline

Und ich werde dich nie wieder Papa nennen


ausgezeichnet

»Ich klammere mich an die Vorstellung, dass durch diesen Bericht die Scham die Seite wechseln wird. Ich hoffe von ganzem Herzen, dass mein Text auch anderen Menschen, die manipuliert werden, hilft, sich wieder aufzurichten.« (Seite 209
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Durch einen Zufall erfährt die Familie von Dominique Pelicot, dass er fast zehn Jahre lang seine Frau betäubt hat, um sie durch fremde Männer sexuell missbrauchen zu lassen. Weder Gisèle Pelicot, noch die restlichen Familienmitglieder ahnten auch nur im geringsten das tatsächliche Ausmaß dieses Missbrauchs, wie er in der Folgezeit ans Licht kommt. Caroline Darian schildert im vorliegenden Buch, wie sie diese Zeit erlebt und überlebt hat.
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»Ich werde ihm nie verzeihen, was er in all den Jahren getan hat. Und doch bleibt mir das Bild des Vaters, den ich zu kennen glaubte. Es ist trotz allem fest in mir verankert, mein Lebenshintergrund.« (Seite 13)
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Dieser Tatsachenbericht ist der ehrlichste, erschütterndste und mutigste Text, den ich in letzter Zeit lesen durfte. In Tagebuchform zählt Caroline Darian schonungslos die Fakten auf, erzählt davon, wann und wie sie erfahren hat, was Dominique Pelicot seiner Frau, seiner Tochter und der restlichen Familie angetan hat. Sie schildert die Ängste, die sie ausgestanden, die Fragen, die sie sich gestellt hat und legt die unglaublichen Perversionen ihres Erzeugers auf den sprichwörtlichen Tisch. Leicht ist dieses Buch nicht zu lesen, viele Pausen brauchte ich, um es zu beenden. Ein schockierendes Werk, das Praktiken offenlegt, die mich sprachlos machen. Ein wichtiges Buch, das zeigt, dass nicht die Opfer sich schämen sollen, sondern die Täter.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.10.2025
Monti, Olivia

Die Toten von nebenan


sehr gut

Frau Löffler hat einen Fahrradunfall und kehrt nach diesem Schreck heim, wo sie alles verändert vorfindet. Nicht nur trifft sie längst verstorbene Nachbarn wieder, sondern auch ihre tote Großmutter, die sie darüber aufklärt, dass sie gestorben sei und nun im Jenseits existiert. Hier sind die Toten in ihrem alten Zuhause ansässig, unsichtbar für die Lebenden. So könnte es friedlich und ruhig weitergehen, wenn es Herrn Tober nicht gäbe, der neu ins Viertel kommt und den Toten das Paradies auf Erden verspricht. Natürlich nicht ohne eine Gegenleistung, versteht sich.
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»Jetzt musste Frau Löffler mit Erschrecken feststellen, dass sie erneut mittendrin im Sumpf des Lebens stand, wieder Neid, Hass, Rachsucht, Enttäuschung, Angst, Sehnsucht nach Anerkennung, in jeder Hinsicht nach mehr empfand. Sie war gekränkt und gierig.« (Seite 137)
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Fast nichts beschäftigt die Menschen mehr, als die Frage danach, ob es ein Leben nach dem Tod gibt. Und wenn es das gibt, wie sieht es dann aus? Das Szenario, das die Autorin sich hier hat einfallen lassen, fand ich super, denn auch wenn die Versuchungen und Verführungen der Menschen durch unerklärliche Kreaturen nichts Neues sind, war die Geschichte sehr unterhaltsam und die Darstellung, wie es sein könnte, einfach großartig. Abgesehen von ein paar Längen konnte mich die Erzählung durchgehend überzeugen, sodass ich gerne eine Leseempfehlung aussprechen möchte. Wer Lust hat auf eine etwas andere Story mit viel Humor, der sollte zugreifen.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.10.2025
Kromp, Christiane

Nagashino V: Onryo - So rufen sie des Berges Wind


ausgezeichnet

Kenshin und Watanabe-San machen sich auf eine Wanderung zu den heiligen Bergen von Dewa. Es ist eine Reise, die voller Gefahren steckt, denn die Totengeister sind rachsüchtig und dürsten nach Blut.
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Dieses Buch schließt nahtlos an den vierten Teil an, es kann nicht unabhängig von den vorherigen Bänden gelesen werden. Es gibt zu Beginn zwar eine Zusammenfassung aller Bücher, allerdings ist es zum besseren Verständnis unumgänglich, die Reihenfolge der tollen Jugendbuchreihe einzuhalten.
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Bereits zum fünften Mal entführt Christiane Kromp die Leserinnen und Leser in eine Welt voller Magie, Geister, spiritueller Begegnungen sowie Abenteuern, die sich über Jahrhunderte hinweg abspielen. Auch die Liebe kommt dabei nicht zu kurz. Die Einblicke in die japanische Kultur sind faszinierend, ob Religion oder asiatische Rituale, Essgewohnheiten oder Kampftechniken, das Wissen, das vermittelt wird, ist enorm. Gekonnt führt die Autorin durch die Geschichte, baut Spannung auf und lässt ihren Helden dramatische Situationen durchstehen. Das Ende ist offen und lässt mich ungeduldig auf die Fortsetzung warten. Hoffentlich nicht zu lange. Das hat Spaß gemacht!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.10.2025
Johnston, Sarah Iles

Von Göttern und Menschen


ausgezeichnet

»Stellen Sie sich vor, Sie hätten eine Möglichkeit gefunden, in der Zeit zurückzureisen und eine Stadt im antiken Griechenland zu besuchen. Schauen Sie sich um: Sie sind umgeben von Mythen. Auf dem Marktplatz stehen prächtige Statuen, Athene mit einem Speer in der Hand oder Poseidon mit seinem Dreizack.« (Seite 13)
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Dieses Buch enthält die umfangreichste und für mich persönlich am besten recherchierte sowie am unkompliziertesten erzählte Sammlung von griechischen Mythen und Sagen. Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, wie langwierig und anstrengend die Recherche dafür gewesen sein muss, welchen Aufwand Sarah Iles Johnston betrieben hat, um dieses phantastische Werk zu schaffen. Natürlich kenne ich die bekanntesten Götter, fast jeder weiß, wer Zeus, Poseidon, Athene und Orion sind. Wie aber verhält es sich mit Hyrieus, der Orion erschaffen hat, warum starb Dionysos und wer gebar ihn wieder, und ist Artemis gar kein Parfüm, sondern doch eine Göttin? Wer immer schon wissen wollte, wie alles begann, für den ist dieses Buch ein toller Einstieg und ein großartiges Nachschlagewerk.
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Bereits das ausführliche Vorwort fesselte mich, die folgenden Geschichten, aus dort genannten Gründen nicht immer chronologisch erzählt, lassen mich restlos begeistert zurück. Dabei wird man erschlagen von der Hülle und Fülle an Namen, fremd klingenden Worten, manche davon klingen, wie zufällig aneinandergereihte Buchstaben, andere wiederum verursachen Bilder im Kopf, die passend zur jeweiligen Person oder einer Gottheit sind. Es ist nicht notwendig, dass man sich die Namen alle merkt, die wichtigsten Figuren tauchen wiederholt auf, andere verschwinden und hinterlassen keine Lücke, manche kehren kurz oder dauerhaft zurück. Die Erzählungen sind unterschiedlich lang, alle haben jedoch gemeinsam, dass sie unterhaltsam und oft spannender als ein Thriller sind.
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Die Götter waren gut, die Götter waren böse, sie waren fies, durchtrieben, hochmütig, arrogant und oft auch grundlos gemein. Sie ließen es krachen und sprangen über Tisch und Bänke; irgendwoher müssen ja die unzähligen Nachkommen, ob göttlich oder sterblich, hergekommen sein. Die Götter konnten gut sein, sanftmütig und freundlich, ihre Taten durch Mitleid gesteuert, dem Menschen zugewandt, hilfreich zum Glück.
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Gerne empfehle ich dieses Buch weiter, für Anfänger, Fortgeschrittene oder Leserinnen und Leser, die ein Geschenk suchen, denn das Buch ist nicht nur unterhaltsam, sondern mit dem tollen Cover und dem wunderschönen Farbschnitt zudem ein richtiges Schmuckstück. Die wirklich sehr schönen Illustrationen, die der Sohn der Autorin beigesteuert hat, vervollständigen das Gesamtbild. Große Empfehlung.

8 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.10.2025
Maaß, Laura

Was du siehst


ausgezeichnet

Es ist das Jahr 1967, als die schwangere Ruth in dem kleinen Dorf in Mecklenburg ankommt, wo sie Unterschlupf findet bei ihrem Onkel, nachdem der Vater ihres ungeborenen Kindes verschwunden ist und ihr eigener Vater sie wegen ihrer Schwangerschaft vor die Tür gesetzt hat. Schnell findet sie in Hannah eine Freundin, die fast zeitgleich geborenen Kinder der beiden Frauen wachsen gemeinsam auf. Jule und Andi sind unzertrennlich, bis ein lange gehütetes Geheimnis Jule dazu bringt, das Dorf zu verlassen und damit auch ihre große Liebe Andi.
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»Alle im Dorf hatten es gewusst. Von Anfang an war klar gewesen, dass diese beiden Kinder die dicksten Freunde werden würden. Juliane und Andi - Andi und Juliane, die beiden Namen gehörten untrennbar zusammen.« (Seite 82)
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Der Debütroman von Laura Maaß enthält für mich persönlich die schönste Liebesgeschichte, die ich dieses Jahr lesen durfte. Der Schauplatz ist ein fiktives Dorf in Mecklenburg, an der Elbe gelegen und direkt an der damaligen Grenze, denn die Geschichte spielt in den 1970er und 1980er Jahren, was einige nostalgische Erinnerungen mit sich brachte, wenn ich diese auch nicht mit der damaligen Geschichte der DDR verbinde. Das Leben ohne Computer und Handy, ohne Internet und sonstige Annehmlichkeiten der späteren Jahre war ein anderes, und noch ein bisschen anders mag es gewesen sein, wenn man in einem kleinen Dorf aufgewachsen ist, besonders zu der schwierigen Zeit.
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Ich lese selten Liebesgeschichten, aber die von Jule und Andi traf mich mitten ins Herz. Über Jahrzehnte durfte ich beide begleiten, schaute ihnen über die Schulter, sah sie lachen und weinen, fühlte manches mal beider Schmerz. Nicht jede Entscheidung fand meine Zustimmung, nicht jeder Weg war meiner, aber gemeinsam erlebten und überlebten wir viele Situationen und ich war traurig, als es zu Ende ging, die letzte Seite gelesen war und der Abschied unumgänglich. Die vielen Farben aber bleiben für immer. Für immer in meinem Herzen. Danke dafür.

6 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.