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mimitatis_buecherkiste
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Krefeld

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Insgesamt 706 Bewertungen
Bewertung vom 15.08.2025
Libaire, Jardine

Dein Herz, ein wildes Tier


ausgezeichnet

Staci, Ray, Ernie und Coral sind auf der Flucht, sie verstecken sich in Texas, mieten sich mit geklautem Drogengeld ein Haus und spielen heile Welt, was ihnen erstaunlich leicht gelingt. Bald aber ist klar, dass die zehn Riesen, die sie unterschlagen haben, nicht ausreichen und auch sonst sind die Tage ihrer Gemeinschaft gezählt.

»Die Angst, auf der Flucht zu sein, war dem großen Unbehagen gewichen, als Fremde aufeinander angewiesen zu sein. Sie wussten, dass sie zu einem neuen Zuhause fuhren, auch wenn es nicht von Dauer sein würde, aber die Heimatlosigkeit umhüllte sie wie ein Schwarm Kriebelmücken.« (Seite 72)

Eine Ex-Stripperin, ein abgekämpfter Biker, ein ehemaliges Heimkind mit Depressionen und Aussetzern sowie ein Teenager, Kind von Junkies, der nicht spricht und meistens neben der Spur ist, um es vorsichtig auszudrücken. Alle haben eine Vorgeschichte, Narben auf der Seele, und auch sonst sind ihre Körper gezeichnet, manche Spuren sieht man außen nicht und dennoch sind sie da. Diese vier machen sich auf, unfreiwillig, nicht geplant, aber nicht planlos und mit einem gewissen Ziel auf den Weg.

Ehrlich gesagt, war ich zu Beginn ein wenig irritiert, als ich den ersten Satz las: »Dies ist eine Liebesgeschichte, nebenbei gesagt«. Und das war es, aber irgendwie auch wieder nicht. Es war ein Roadtrip der besonderen Art, eine Suche nach einem Zuhause, nach einer Gemeinschaft, Vertrauen, Liebe und Glück. Wünsche, Träume, Hoffnungen, aber auch der Kick nach dem schnellen Geld spielten eine Rolle und über allem schwebte permanent ein Unheil, wie ein fernes Grollen, das man körperlich spürt, auch wenn es noch weit genug entfernt ist. Die Erzählstimme kam zudem regelmäßig darauf zurück. Ich fand die Story abgedreht, total crazy, zuweilen lustig, aber auch traurige Momente waren zur Genüge dabei. Wer nun wissen möchte, was der auf dem Cover abgebildete Gepard mit dem Ganzen zu tun hat, macht sich auf die Reise und findet es selbst heraus. Ich wünsche gute Unterhaltung, aber auch Glück. Es lohnt sich!

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.08.2025
Dragnic, Natasa

Zwischenschritte


weniger gut

Brigitte ist am Boden zerstört, seit ihr Sohn Michael vor einem Jahr bei einem Unfall ums Leben kam. Sie verlässt Haus und Mann und reist nach Frankreich, das Land, das ihr Sohn geliebt hat. Dort trifft sie auf den über fünfzehn Jahren jüngeren Buchhändler Christian, der ebenfalls eine sehr emotionale Zeit durchmacht. Die beiden so unterschiedlichen Menschen nähern sich einander an, ohne zu wissen, wo die Reise hingeht.

Dieses Buch lässt mich zwiespältig zurück. Die beiden Hauptprotagonisten haben mich leider nicht erreicht, obwohl es thematisch sicherlich einiges mitzufühlen gibt. Aber - und natürlich folgt nun das Aber, das ich gerne versuche, zu begründen. Brigitte trauert ihrem Sohn hinterher, den sie allerdings seit vielen Jahren nicht mehr gesehen hat, mit dem sie lange keinen Kontakt hatte. Christian trauert, obwohl es keinen wirklichen Trauerfall in seinem Leben gibt. So richtig sympathisch sind sich beide nicht, sodass ich die Anziehung an dieser Stelle nicht nachvollziehen kann. Bedauerlicherweise finde auch ich Brigitte und Christian nicht liebenswert genug, was schwierig ist, wenn es um Gefühle zwischen ihnen und auch solche geht, die ich beim lesen empfinden sollte und wollte, was mir jedoch nicht gelang.

Ich könnte nun so weitermachen, was dazu führen würde, dass ich die komplette Geschichte verrate, diese spoilere, wie es heutzutage so schön heißt, was ich hier natürlich vermeiden will. Am besten macht sich die Leserin und der Leser selbst ein Bild. Gute Unterhaltung!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.08.2025
Slaughter, Karin

Dunkle Sühne / North Falls Bd.1


ausgezeichnet

Am späten Abend des 04. Juli findet ein Feuerwerk statt, in der gleichen Nacht verschwinden zwei Teenager. Eines der vermissten Mädchen ist die Tochter der besten Freundin von Debuty Emmy Clifton, die wiederum die Tochter des zuständigen Sheriffs ist. Emmy quält sich mit Schuldgefühlen, weil sie kurz vor dem Verschwinden der Mädchen eines von ihnen abgewiesen hat, als diese mit ihr sprechen wollte. Bald ist klar, dass die Mädchen viele Geheimnisse hatten, und dass manche Bewohner von North Falls alles dafür tun würden, dass ihre eigenen düsteren Verfehlungen nicht ans Licht kommen.

Karin Slaughter gehört für mich zu den besten Autorinnen, wenn es um Thriller geht. Ihre neben zahlreichen Einzelbänden bereits dritte Reihe zeichnet sich durch eine unfassbar komplexe Geschichte aus, in einem perfekten Tempo erzählt, die mit einer Reihe von unerwarteten Wendungen dafür sorgt, dass es keine Atempausen auf dem Weg zur Lösung gibt. Ihre Figuren sind vielschichtig, jeder Nebencharakter fein gezeichnet, nie weiß man als Leser, wer wichtig oder völlig nebensächlich ist. Die Spannung steigt mit jeder Seite, der permanente Nervenkitzel bringt mich fast um den Verstand, und als ich schon sicher bin, alles durchschaut zu haben, setzt die Autorin noch einmal nach und erstaunt mich mit ihrem Einfallsreichtum. Und das nicht nur einmal.

Mit diesem Reihenauftakt hat Karin Slaughter erneut bewiesen, dass sie eine Meisterin ihres Fachs ist. Ich kann es kaum erwarten, dass es weitergeht in North Falls, und freue mich unbändig drauf. Lesen!

7 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.08.2025
Kramer, Christoph

Das Leben fing im Sommer an


weniger gut

Der fünfzehnjährige Chris ist verliebt, ausgerechnet in Debbie, das seiner Meinung nach schönste Mädchen der Schule. Plötzlich interessiert sich Debbie für ihn und neben seiner großen Leidenschaft für Fußball ist da nur noch dieses Mädchen in seinem Kopf. Ein Sommer beginnt, wie es noch keinen solchen gab. Zumindest für Chris nicht.

Bedauerlicherweise hatte ich gänzlich falsche Vorstellungen, um was es im Buch geht, habe lediglich den Text auf der Rückseite gelesen und nicht den Klappeninnentext. So ist mir nicht aufgefallen, dass Christoph Kramer über sein fünfzehnjähriges Ich schreibt, das mitten in der Pubertät und auf der Suche nach der ersten großen Liebe ist. Dies nimmt mehr als das halbe Buch in Anspruch, dann erst folgt der im Klappentext erwähnte Roadtrip, der in meinen Augen aber nur ein halber war. Überwiegend beschäftigt sich der Protagonist mit einem Mädchen, seiner Akne und damit, dass da ja noch der Fußball ist. Als Jugendbuch wahrscheinlich eher zu empfehlen, für mich persönlich leider nicht das richtige.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.08.2025
Freytag, Anne

Blaues Wunder


ausgezeichnet

»Eine 70-Millionen-Euro-Yacht, ein Haufen Angestellter, exquisite Küche, traumhafte Unterkünfte und sieben Personen, die alle etwas zu verbergen haben.« (Seite 115)

Der Banker Walter Bronstein lädt zwei seiner wichtigsten Mitarbeiter zusammen mit dessen Ehefrauen auf seine luxuriöse Superyacht ein. Walters Frau Rachel und der gemeinsame Sohn David vervollständigen die Reisegesellschaft. Keiner der Gäste ahnt, worum es geht, warum die beiden Kontrahenten eingeladen wurden und ihre Frauen unbedingt dabei sein sollten. Erst nach und nach realisieren sie, dass es um mehr geht als einen Urlaub auf dem Meer. Es geht um alles oder nichts.

»Es heißt, Frauen seien manipulativ. Ich glaube, das müssen sie sein. So wie Wasser Stein nach und nach erweicht und aushöhlt, schlicht weil ihm die Kraft fehlt, ihn einfach zu zerschlagen. Meine Fäuste schüchtern niemanden ein. Was mich gefährlich macht, ist mein Verstand.« (Seite 70)

Die Frauen sind es, die in diesem Drama mit wenigen Akten die Hauptrolle spielen. Nora und Franziska machen den ersten Schritt, kurze Zeit später kommt Rachel hinzu und vervollständigt die illustre Runde. Und die hat es in sich, denn die unumstrittenen Stars des Stücks waren bisher die Männer. Die Alphatiere. Die Macher. Deren Frauen ein Accessoire, eine Beilage, ein Nichts im Vergleich mit ihnen waren, den Herren der Schöpfung, ihrer Frauen größtes Glück. Nicht.

Die wechselnde Perspektive war hier sehr klug gewählt, durch die Erzählungen der Frauen ergab sich erst allmählich ein klares Bild, was die Spannung quälend langsam aufbaute und mich wahnsinnig machte, weil das so genial gelungen ist. Kleine und große Geheimnisse, manche so ungeheuerlich, dass es fast zum fremdschämen war, auf den ersten Blick schillernde Persönlichkeiten, die auf den zweiten nicht halten konnten, was die Verpackung versprach. Das und noch viel mehr machten das Buch zu einem Genuss, das war wirklich wunderbar. Lesen!

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.08.2025
Schoeters, Gaea

Das Geschenk


gut

Als die deutsche Bundesregierung ein Gesetz beschließt, wonach Jagdtrophäen nicht mehr eingeführt werden dürfen, schickt der Präsident von Botswana 20000 Afrikanische Elefanten nach Berlin, um klarzumachen, dass das vorgenannte Gesetz den armen Regionen Botswanas die Lebensgrundlage entzieht. Der Bundeskanzler ist alarmiert, ein neues Ministerium wird gegründet und das Tauziehen um Zuständigkeiten geht los. Schnell ist klar, dass es nicht nur um die Elefanten geht, sondern dringlichere Probleme im Raum stehen.

Im Jahr 2024 entbrannte ein Streit wegen angeblicher Pläne des Bundesumweltministeriums, ein Einfuhrverbot von Jagdtrophäen zu beschließen. Da in vielen afrikanischen Ländern die Jagd auf Wildtiere einen nicht unerheblichen Teil des Einkommens darstellt und man mit Lizenzen viel Geld verdient, würde ein solches Einfuhrverbot einen großen Schaden anrichten. Botswana leidet unter einer Überpopulation an Elefanten. Die Menschen zerstören den Lebensraum der Tiere und diese wiederum dringen zum Beispiel auf die Äcker der Bauern und fressen die komplette Ernte auf. Es gibt regelmäßig Zusammenstöße von Mensch und Tier. Aus dieser und rund um diese Meldung hat Gaea Schoeters eine Geschichte konstruiert.

Nachdem mich »Trophäe« letztes Jahr mehr als begeistert hat, war ich voller Vorfreude auf das neue Buch der Autorin. Dieses fing vielversprechend an, denn auch wenn die Meldung an sich real war, so sind die Vorgänge im Buch selbstverständlich fiktiv. Die Themen selbst sind es aber nicht, ob Klimawandel, Tierschutz, Dürre, Hunger oder wirtschaftliche Probleme und Folgen der Industrialisierung; alles wurde in die Story gepackt, aber wegen der Kürze der Erzählung nur angeschnitten und nicht zu Ende geführt. Zu vieles wollte Gaea Schoeters erzählen, zu vieles anprangern und zu wenig Platz hatte sie dafür, was zu Lasten des Gesamtbildes ging. Dazu wurde es letztendlich sehr politisch, drehte sich im Kreis und endete so, dass es mir missfiel. Insgesamt gab es hier zu viel Schwarz und Weiß, da fehlten mir die Grautöne. Leicht und amüsant zu lesen, der Grundgedanke wirklich toll, aber an den phänomenalen Vorgänger kommt es, auch gefühlsmäßig, leider überhaupt nicht dran. Dennoch ein schönes Gedankenexperiment.

6 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.08.2025
Sauer, Anne

Im Leben nebenan


ausgezeichnet

Toni wacht eines morgens auf und lebt ein ihr fremdes Leben, ihre Jugendliebe und gemeinsames Baby inklusive. Wie wäre ihr Leben verlaufen, wenn sie damals nicht gegangen wäre, geblieben wäre im Heimatdorf, Adam geheiratet hätte, statt sich von ihm zu trennen?

»Dieses Baby gehört mir nicht, denkt sie wieder. Sie atmet ein, schließt noch einmal die Augen, atmet aus. Das muss ein Traum sein. Gähnend reibt sie sich über das Gesicht und wartet, dass die Sicht verschwimmt. Rechnet jede Sekunde mit der Realität.« (Seite 11)

»Was wäre, wenn«, dies ist die zentrale Frage des großartigen Romans von Anne Sauer. Was wäre, wenn ich dies getan, jenes unterlassen, dieses erst recht gemacht hätte? Toni ist im realen Leben, Antonia wacht in einer Parallelwelt auf. Oder ist alles andersherum und die mit Adam verheiratete Frau und Mutter von Hanna ist echt und Toni ein Traumgebilde, Jakob, ihr Freund, also gar nicht echt? Will ich ein Kind, habe ich eines, ist der Wunsch echt und wenn ja, mit wem? Fragen zum Frausein, zum Muttersein und zur Frage, ob das selbstgewählte Leben tatsächlich das ist, das man sich erträumt hat. Mit Situationskomik, teils unvollständigen Sätzen, denen nichts fehlt, weil zwischen den Zeilen alles steht, gibt die Autorin Antworten auf Fragen, von denen ich nicht wusste, dass ich sie stellen möchte. Und dies macht sie so spannend, dass ich gar nicht mehr zu lesen aufhören will. Lesenswert!

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 31.07.2025
Frid, Johanna

Haralds Mama


gut

Harald war aufgrund seiner Medikamentenabhängigkeit in einer Klinik, heute nun soll er endlich entlassen werden und nach Hause fahren dürfen. In einem kleinen Flughafen sitzen in der Wartehalle zwei Frauen und warten auf ihn. Beide sind fest entschlossen, den Wartebereich zusammen mit Harald zu verlassen, und so entspinnt sich ein zuweilen skurriler Dialog darüber, wer aus dem Schlagabtausch als Siegerin hervorgehen wird. Währenddessen kommt ein Schneesturm auf und die Ankunft von Harald verzögert sich beträchtlich.

Auf diese Geschichte hatte ich mich sehr gefreut, der Klappentext versprach ein amüsantes und böses Stück, in dem die Dialoge niederträchtig und unterhaltsam sein würden. Leider wurde ich mit der Art und Weise der Erzählung überhaupt nicht warm, konnte der Ironie und dem Sarkasmus nichts abgewinnen und lustig fand ich es auch nur so ein bisschen. Anscheinend haben die Autorin und ich nicht den gleichen Humor. Die Treffen zwischen Lebensgefährtin und Schwiegermutter in spe hätten durchaus humorvoll sein können, waren es vielleicht auch, allerdings erschlossen sich mir die Andeutungen kaum, verstand ich die Metaphern nicht. Mit diesem speziellen Humor wird das Buch aber sicherlich die richtigen Leserinnen und Leser finden.

Bewertung vom 28.07.2025
Geiser, Katharina

Die Wünsche gehören uns


ausgezeichnet

Elise wird von Tochter und Stieftochter in ein Armenasyl gebracht im Kanton Bern. Still und zurückhaltend ergibt sie sich in ihr Schicksal, versucht, sich dort zurechtzufinden; zurechtzufinden zwischen all den verlorenen Seelen, denen fast nichts geblieben ist. Nichts außer ihren Wünschen, so wichtig, unbedeutend, groß oder klein diese auch sein mögen.

»1981 wurden die Gesetze zur administrativen Versorgung aufgehoben. Bis dahin waren Tausende von Erwachsenen eingesperrt worden, ohne dass sie ein Delikt begangen hätten. Sterilisationen und Abtreibungen waren Teil der Zwangsmaßnahmen gewesen, ebenso die Auflösung von Familien. Unzählige Kinder waren in diversen Heimen oder fremden Familien versorgt worden.« (Dahinter: Nachwort der Autorin, Seite 253)

Katharina Geiser widmet dieses Buch ihrer Ururgroßmutter Elise Linder-Brand (1868-1953), der einzigen Person im Buch übrigens, die nicht fiktiv ist. Der Hintergrund der Geschichte selbst ist tragisch, die historischen Fakten erschütternd, was da in der Schweiz bis in die 1970er Jahre geschah, ist widerlich und menschenverachtend. Ich habe kürzlich ein Buch über sogenannte Verdingkinder gelesen und dachte bis jetzt, schlimmer geht es nicht. Dass dies sehr wohl möglich ist, davon handelt dieses Buch.

»Doch jetzt, als sie sich in Zimmer 3 auf die hölzerne Bettstatt stürzte und sich umsah, begriff sie: Sie hatte mit sieben anderen Frauen einen Raum zu teilen. Nicht einmal ein Nachttisch oder zumindest ein Stuhl stand zwischen den einzelnen Betten. Dafür hockte eine Menge schlechter Luft in diesen Wänden drin.« (Seite 18)

Dieses Buch ist keine leichte Lektüre, aber es ist notwendig darüber zu schreiben, zu lesen und zu sprechen, was passiert ist, damit diese ungeheuerlichen Vorgänge ans Licht kommen, aufgearbeitet werden und den vielen Menschen, die schreckliches durchleiden mussten, Gerechtigkeit geschieht. Elises Schicksal steht zwar im Vordergrund, aber jede der armen Seelen im Buch bekommt ihren Raum, ihre Leben, auch wenn sie fiktiv sind, damit einen Sinn; im Namen der Menschen, die tatsächlich durchleiden mussten, was die Autorin beschreibt. Ein Personenregister ist angehängt, dieses mit filigranen Skizzen ergänzt, sodass jeder Name ein Gesicht bekommt. Mein einziger Kritikpunkt ist, dass ich mir gewünscht hätte, dass dieses nach Vornamen alphabetisch sortiert ist. Im Buch wechselt die Autorin zwischen Vor-, Nach- und Spitznamen, sodass ich leider oft durcheinander gekommen bin. Aber das ist meckern auf hohem Niveau, denn insgesamt ist dieses Buch sprachlich ein wahrer Schatz und ich glücklich darüber, dass ich es lesen durfte.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.07.2025
Takahashi, Yuta

Das Restaurant am Rande der Zeit


gut

In einem Restaurant am Meer geschehen seltsame Dinge, es heißt, wer dort ein bestimmtes Gericht bestellt, der könnte mit einer lieben verstorbenen Person eine letzte gemeinsame Mahlzeit einnehmen. Die junge Kotoko, die kürzlich ihren Bruder verlor und sich seitdem mit Schuldgefühlen quält, hört davon und macht sich auf die Suche, um einmal noch mit ihrem Bruder sprechen zu können.

»Eine Begegnung, die ihr Leben verändert hatte. Kotoko war unendlich dankbar, in dieses Dorf am Meer und zu diesem Restaurant gekommen zu sein.« (Seite 47)

Dieses Buch hatte viel Potenzial, ein Highlight zu werden, allerdings bleibe ich eher enttäuscht zurück. Die Idee an sich ist zauberhaft; man kann einen geliebten Menschen, der verstorben ist, noch einmal sehen, ihn hören und ihm etwas sagen, wofür vor seinem Tod keine Zeit geblieben ist. Leider ist die Umsetzung für mich persönlich nicht gelungen. Die Treffen mit den Verstorbenen geraten in den Hintergrund, weil es besonders am Anfang gefühlt überwiegend ums Essen geht. Nun könnte man argumentieren, dass dies bereits der Titel suggeriert, allerdings hätte ich dennoch mehr Auseinandersetzungen mit den beteiligten Personen sowie ihren gewünschten Gesprächspartnern erwartet, und zwar inklusive besonderer Aussagen und dazu passenden Gefühlen.

Es gab vier Episoden, von denen keine besonders heraussticht, es kamen bedauerlicherweise keine Emotionen bei mir an, große Gefühle waren nicht zu spüren. Ein netter Zeitvertreib, ein Buch zum abschalten, das sicherlich. Nicht mehr und nicht weniger. Ich empfehle, sich ein eigenes Bild zu machen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.