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kindder80er

Bewertungen

Insgesamt 133 Bewertungen
Bewertung vom 23.07.2024
Ehemänner
Gramazio, Holly

Ehemänner


ausgezeichnet

Sehr interessante Idee

Vermeintliche "Frauenromane" sind normalerweise überhaupt nicht mein Genre, aber hier fand ich die Grundidee so dermaßen interessant, dass ich das Buch irgendwie lesen musste.

Ähnlich wie die Protagonistin Lauren wird man sofort in die Geschichte hinein geworfen: Lauren kommt vom feucht-fröhlichen Junggesellinnenabschied ihrer Freundin wieder und findet einen Mann in ihrer Wohnung vor, den sie zuvor noch nie gesehen hat. Alles deutet darauf hin, dass sie mit ihm verheiratet ist, was aber natürlich nicht sein kann, denn müsste sie sich dann nicht daran erinnern?

Am nächsten Morgen ist der Ehemann namens Michael immernoch da und Lauren stocknüchtern. Dazu kommt, dass alle um sie herum Michael selbstverständlich kennen und sogar mögen! Das Interieur ihrer Wohnung hat sich auch verändert.
Als Michael dann auf den Dachboden steigt, um eine Glühbirne auszuwechseln, wird es noch abstruser, denn wieder herab kommt ein ganz anderer Ehemann und die Wohnung verändert sich abermals. Mal mehr, mal weniger brauchbare Ehemänner kommen vom Dachboden und die leichte Bedrohungslage, die Lauren bei einem der Exemplare verspürt, konnte die Autorin gut herausarbeiten. Sonst ist der Schreibstil eher schwungvoll und durchaus humoristisch.

Ein paar Abnutzungserscheinungen gibt es dann mit Fortschreiten des Buches auch, aber da geht es dem Leser abermals nicht anders als Lauren selbst. Lauren und ich sind dann trotzdem dran geblieben und das Ende war meines Erachtens rund.

Insgesamt vergebe ich 5 Sterne, weil mich die Autorin zu meinem ersten "richtigen Frauenroman" gebracht hat und ich ein für mich neues Genre kennen lernen konnte.

Bewertung vom 23.07.2024
Death. Life. Repeat.
Finch, Louise

Death. Life. Repeat.


sehr gut

Coming-of-Age Drama mit Zeitschleifenthematik

Spencer gerät in eine Zeitschleife und erlebt einen Tag immer und immer wieder. Ausgerechnet den Todestag seiner Mutter, den er sowieso vergessen will und so wenig Kontakt zu seinem Vater möchte, wie nur möglich und deshalb auch abends auf eine mondäne Party seines Freundes Anthony geht, obwohl ihn auch das furchtbar anödet. Es läuft halt immer aufs Saufen hinaus und Spencer fühlt sich hohl, abgestumpft. Als er bemerkt, dass seiner Mitschülerin Clara, die er eigentlich überhaupt nicht leiden kann, auf der Party etwas zugestoßen sein muss, will er ihr helfen, doch sie wird bei ihrer Flucht überfahren und stirbt noch auf der Straße.

Natürlich braucht es einige Wiederholungen, bis Spencer etwas ändern kann und bei der Ausgangslage ist auch klar, dass nicht nur seine Freundschaften auf dem Prüfstand stehen. Der Leser weiß allerdings um einiges früher (von Anfang an), dass Anthony nicht unschuldig ist. Da agiert Spencer wirklich sehr naiv.

Der Schreibstil ist anfangs eher abgehackt, was aber auch sehr gut die Gefühlslage von Spencer widerspiegelt, denn er ist eigentlich nur eine funktionierende Hülle, weil er alles in sich betäuben und eigentlich nichts mehr fühlen will.

In meinen Augen ein berührendes Coming-of-Age Drama mit Zeitschleifen-Thematik, das gut umgesetzt wurde.

Leider sind doch einige Rechtschreibfehler nach dem Lektorat drin geblieben, die sehr auffällig sind. Auch Eigennamen wie "SteVen King" werden falsch geschrieben. Insgesamt vergebe ich aber 4 Sterne.

Bewertung vom 28.02.2024
Wer ist schon normal? / Willkommen bei den Grauses Bd.1
Bohlmann, Sabine

Wer ist schon normal? / Willkommen bei den Grauses Bd.1


ausgezeichnet

Skurrile Truppe, tolle Illustrationen

Schon das Cover ist entzückend gezeichnet und macht direkt Lust, diese sonderbaren Nachbarn kennenzulernen. Auch die Widmung "Für alle, die anders sind und für alle, die diese trotzdem oder gerade deswegen in ihr Herz schließen" ist sehr sympathisch.

Im Buch selbst finden sich noch ein paar mehr Illustrationen, die das Geschriebene auflockern und mir stilistisch wirklich sehr gefallen. Die Schriftgröße ist angenehm und für Kinder gut lesbar.

Die Geschichte handelt vom Anderssein, was sich nicht nur in der skurrilen Familie zeigt, die gegenüber von Ottilie einzieht, sondern auch in Ottilie selbst. Sie ist eher in sich gekehrt, liebt es zu lesen und weniger zu sprechen - schon gar nicht mit Fremden! Außerdem geht sie nicht gern raus zum Spielen und kann mit ihren Klassenkameradinnen Mona, Lisa und Mona-Lisa - ich kann mir dieses Dreiergespann förmlich vorstellen - nicht viel anfangen.

Dennoch hat sie Hoffnungen, sich vielleicht mit den neuen Nachbarkindern anfreunden zu können. Die stellen sich allerdings erstmal als recht lichtscheu heraus. Zögernd kommen sie sich aber näher wobei die ein oder andere Eigenheit der Kinder Ottilie ziemlich verschreckt. Genau das müssen die Kinder aber verhindern, denn sie wollen sich integrieren und anpassen, um als "normal" durchgehen und in der "richtigen" Welt leben zu können. Auch "Mama", "Papa", "Opa" und der kleine Wischmopp müssen sich so unauffällig wie möglich benehmen, was echt nicht so leicht ist, wenn man eine fleischfressende Pflanze auf dem Kopf trägt oder eine halbe Elfe ist...

Für Kinder ist dieses Buch ein Heidenspaß und auch ich habe mich köstlich amüsiert. Die Truppe ist skurril und am liebsten mochte ich "Opa", den Schrat, der sich unsterblich in die bärbeißige Nachbarin verliebt, denn die Gespräche zwischen den beiden haben eine ganz eigene Situationskomik.

Die Geschichte ist in sich abgeschlossen, aber eine Fortsetzung wohl schon in Planung - ich freu mich drauf!

Bewertung vom 06.11.2023
Kocht mit Checker Tobi - Meine Lieblingsgerichte, Mitmach-Checks und Checker-Fragen rund ums Essen
Krell, Tobias;Eisenbeiß, Gregor

Kocht mit Checker Tobi - Meine Lieblingsgerichte, Mitmach-Checks und Checker-Fragen rund ums Essen


ausgezeichnet

Nicht "nur" ein Kochbuch

Wer Kinder hat, wird wahrscheinlich meinen, Checker Tobi ist omnipräsent... Und jetzt bringt er auch noch ein Kochbuch raus?! Dazu muss ich gleich sagen, dass das Buch in meinen Augen nicht einfach "nur" ein Kochbuch ist, sondern dass man darin richtig schmökern kann. Es wird viel erklärt, wie z. B. wo der Pfeffer wächst, was halal bedeutet, was waidgerecht ist, wieso wir vor allem als Kind nicht so gerne Grünes essen, was in Kräutern steckt, was Reisterrassen sind und so weiter und so fort.

Auch bei den Rezepten ist man vielfältig unterwegs. Einfachere Sachen wie Pesto, Kartoffel-Nudel-Auflauf und leckere Sandwiches wechseln sich mit wirklich anspruchsvollen wie Rinderroulade oder Sellerieschnitzel mit Fächerkartoffeln ab. Es gibt also fleischlastige Rezepte, aber auch Vegetarisches.

Die gefüllten Blätterteigschnecken sind übrigens hier gerade schwer angesagt, denn wie das Kind richtig erkannt hat: Die kann man ja füllen wie man will! ;-)

Bewertung vom 06.11.2023
Büchermenschen
Vernet, Stéphanie;de Cussac, Camille

Büchermenschen


ausgezeichnet

Recht anspruchsvoll

Ich war ja erst erschrocken, weil ich dachte, das Buch sei kaputt bei mir angekommen, aber ein klein gedruckter Hinweis lieferte mir sofort die Erklärung: Es verfügt über eine Schweizer Bindung, bei der der Buchdeckel nicht verklebt ist und so den Rücken im Inneren preis gibt. Eine schöne Idee, gleich mit etwas Transparenz zu starten, wie es so im Inneren aussieht.

Auch sonst ist das Buch zwar reich illustriert, aber doch recht anspruchsvoll. Die Infoboxen sind wild verteilt und liefern trotz der kurzen Texte eine Menge Informationen, die für 8jährige Kinder dann doch noch weitere Erklärungen benötigen.

Für Erwachsene ist es genauso lehrreich, denn vieles habe ich selbst nicht gewusst. Bis so ein Buch entsteht, ist es eben ein langer Weg und auch wenn man schon sein Lebtag Bücher fast ehrfurchtsvoll behandelt hat, macht man es nach diese Lektüre gleich doppelt so intensiv.

Bewertung vom 06.11.2023
Die beste Freundin beißt man nicht / Moon & Midnight Bd.1
Birchall, Katy

Die beste Freundin beißt man nicht / Moon & Midnight Bd.1


ausgezeichnet

Ein bisschen Grusel und ganz viel Freundschaft

Herbstzeit ist auch wieder Bücherzeit und gerade rund um Halloween gelüstet es meinem kleinen Bücherwurm hier nach ein bisschen Grusel.

"Moon & Midnight" ist mit dem Hardcover sehr hübsch aufgemacht. Die Schriftgröße ist angemessen und gut gewählt und ganz kleine Illustrationen am Anfang eines jeden Kapitels und die Fledermäuse bei den Seitenzahlen sorgen für noch ein bisschen mehr wohlig gruselige Stimmung.

Und genau dieses wohlige Gruseln transportiert auch der Inhalt, aber im Grunde geht es natürlich um Freundschaft, Akzeptanz, Toleranz und dass Unterschiede eben nicht nur trennen, sondern auch verbinden. Der Humor kommt ebenfalls nicht zu kurz und so manchen Nebencharakter haben wir ganz besonders ins Herz geschlossen (wie z. B. die kleine Fledermaus).

Der Schreibstil ist nicht zu kindlich, aber leicht verständlich gehalten und dem zweiten Teil, der nächstes Jahr im Frühjahr erscheinen soll, fiebern wir schon entgegen. Trotzdem ist der erste Teil in sich abgeschlossen.

Bewertung vom 15.06.2023
Wenn Worte töten / Hawthorne ermittelt Bd.3
Horowitz, Anthony

Wenn Worte töten / Hawthorne ermittelt Bd.3


ausgezeichnet

Charmante Metaebene

Ich habe bisher alle Teile der "Daniel Hawthorne"-Reihe gelesen und finde es immer wieder charmant, wie sich der Autor Anthony Horowitz quasi selbst als "Watson"-ähnliche Figur hinein schreibt. Man merkt seinem Schreibstil auch an, dass er großer Fan von Sherlock Holmes ist, so dass seine Krimis immer wieder ein Lesegenuss sind und die Auflösungen nie so einfach wie sie scheinen mögen.

Auch hier kommt man wieder sehr schön in die Geschichte hinein und auch wenn man die ersten beiden Teile nicht gelesen hat, erschließen sich die Figuren doch recht schnell. Einen groben Überblick über die ersten beiden Fälle bekommt man schließlich auch. Zudem hat man fix die Mechanismen, die zwischen Hawthorne und Horowitz wirken, für sich erschlossen. Dabei fällt natürlich die meist fast schon süffisante Hassliebe auf, die die Reihe aber auch so lesenswert für mich macht. Horowitz kann einem als "Tony" da schon leid tun, aber der Autor hat es sich ja selbst ausgesucht. ;-)

Der Krimi lässt sich gemütlich Zeit bis es überhaupt zum Mord kommt, was auch oft bei Agatha Christie der Fall ist. Danach gibt es natürlich die üblichen Verdächtigen, die sich bald als unverdächtig herausstellen - oder auch nicht. Ein klassischer Whodunit mit Wohlfühlatmosphäre, den ich sehr gerne gelesen habe! Das Ende macht Hoffnung auf einen vierten Teil, der Fall an sich ist aber komplett abgeschlossen.

Bewertung vom 15.06.2023
Idol in Flammen
Usami, Rin

Idol in Flammen


sehr gut

Ein bisschen bedrückend

Ich glaube, jeder hat oder hatte in seiner Jugend Schauspieler oder Sänger zum Idol, die er verehrt hat oder es sogar heute noch tut. Das ist in meinen Augen ganz normal und kann sogar gut tun, sofern es nicht ausartet und man sein ganzes Leben nicht danach richtet. Gruselig fand ich es damals als Teenie, als sich Take That getrennt und sich tatsächlich Fans deswegen umgebracht haben!

In eine ähnliche Kerbe haut auch "Idol in Flammen", aber noch verstärkt durch die Omnipräsenz von Social Media. Die Gedankengänge der Protagonistin bewegen sich sogar fast nur in diesem Stil, ja sogar Gesichtsausdrücke vergleicht sie mit Emojis.

Für Akari ist ihr Idol quasi ihr Lebensretter, weil sie nur für ihn lebt und nun soll er einen Fan geschlagen haben? Unmöglich!

Das Buch ist im Original schon 2020 erschienen, hat aber mit seinem Erscheinungstermin 2023 in Deutschland natürlich einen ganz besonderen Moment erwischt. Und dann erscheint es auch noch bei Kiepenheuer & Witsch! Kannste dir fast nicht ausdenken! Skandale um berühmte Personen hat es immer schon gegeben, aber durch Social Media wird in der heutigen Zeit alles größer und hasserfüllter, egal auf welcher "Seite" man steht.

Akaris Gefühlswelt jedenfalls ist ambivalent. Einerseits gibt sie sich fast selbst auf, arbeitet Doppelschichten, um sich die ganzen CDs, DVDs und Merchandisingprodukte mehrfach kaufen zu können, andererseits ist ihr Idol auch der einzige Grund, überhaupt weiter zu machen. Einerseits kann sie sich auf nichts konzentrieren, nichts merken und die Schule ist ein Buch mit sieben Siegeln, andererseits führt sie minutiös Buch, transkribiert Interviews mit ihrem Star, sammelt jeden Schnipsel, den sie in Ordner einklebt und man könnte sie nachts wecken und sie kann aufsagen, wann was im Leben von ihm gewesen war und was er dazu jemals gesagt hat.

Der Schreibstil hat etwas ganz Besonderes, sehr plastisch werden Akaris Gefühle beschrieben. Außerdem endet die Geschichte abrupt und alles Weitere kann man sich denken. Es war mein erster Ausflug in die japanische Literatur und ich habe das Büchlein gerne gelesen, auch wenn es bedrückend war, Akari dabei zuzusehen, wie sie nur für ihr Idol lebt.

Bewertung vom 23.11.2022
Du kannst alles lassen, du musst es nur wollen
Sträter, Torsten

Du kannst alles lassen, du musst es nur wollen


ausgezeichnet

Sträter funktioniert auch zwischen zwei Buchdeckeln

Torsten Sträter kennt man meist aus kurzen Beiträgen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen und so trocken wie sein Humor, ist eigentlich kaum ein anderer. Da fragt man sich schon, ob er auch zwischen zwei Buchdeckeln funktioniert. Also der Humor. Nicht der Sträter.

Und was soll ich sagen? Beides!

Direkt aus dem Leben gegriffen und teilweise ins Absurde gestreckt, weiß Sträter, mein Humorzentrum anzugreifen. Manchmal lappt es ins Tragische, woraus er den Leser auch immer wieder heraus zu helfen weiß, bevor der Kloß im Hals zu groß wird.

Manchmal wird es aber auch so absurd, dass man gar nicht weiß, aus welcher Hirnwindung DAS jetzt wieder kommt bevor man kopfschüttelnd wieder den Bogen findet. Aber das macht ja nix, denn sogleich wartet eine neue Geschichte darauf, entdeckt zu werden.

Ich lese ihn auf jeden Fall gerne und die kurzen Kapitel sind perfekt für die Bahnfahrt zur Arbeit!

Bewertung vom 17.10.2022
Der Horror der frühen Chirurgie
Fitzharris, Lindsey

Der Horror der frühen Chirurgie


ausgezeichnet

Sehr interessant auch für Nichtmediziner

Heutzutage kann man manchmal schon das Gefühl haben, dass sich die Schönheitschirurgie eher GEGEN den Menschen wendet, anstatt ihm wirklich zu "Schönheit" zu verhelfen, wenn man sich manche "Ergebnisse" so ansieht, die kein Ende kennen und sich bis zur Unkenntlichkeit schnippeln lassen. Quasi die umgekehrte Wirkung. In diesem Buch geht es um die Anfänge, die im ersten Weltkrieg ihren Ursprung gefunden haben und das hehre Ziel hatten, Menschen wieder "normal" aussehen zu lassen oder überhaupt wieder am Leben teilzunehmen. Dafür mussten sie einiges durchleiden und das Buch ist nichts für Zartbesaitete! Abbildungen gibt es keine, aber schon allein die Beschreibungen... Holla, die Waldfee...

Den Vorgänger habe ich schon gelesen und fand es erstaunlich, in welch kurzer Zeit die Medizin solche Fortschritte gemacht hat, dass man froh ist, JETZT zu leben und nicht 100 Jahre früher...

Der Schreibstil ist trotz der Thematik sehr ansprechend und... nun ja... plastisch... ;-) und dabei dennoch auch unterhaltsam. Zum Schmunzeln gibt es auch einiges und ich gebe 5 Sterne!