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Top-Rezensenten Übersicht

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Sissidack
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Oberweid

Bewertungen

Insgesamt 54 Bewertungen
Bewertung vom 21.08.2024
Die Gräfin
Nelles, Irma

Die Gräfin


ausgezeichnet

„Die Gräfin“ ist einfach ein feines Büchlein. Im Schatten der Naziherrschaft leben auf einem kleinen Inselchen in der Nordsee drei Menschen. Die Tage sind mit viel Arbeit ausgefüllt. Trotzdem lieben sie ihre kleine Heimat. Die schon betagte Gräfin arbeitet mit. Sie ist noch immer eine starke Frau. Diana Henriette Adelaide Charlotte Gräfin von Reventlow-Criminil ist standesbedingt vornehm und trotzdem eine Frau, auf die Verlass ist. Als sie den englischen Piloten findet, der in der Marsch abgestürzt ist, beginnt der Leser zu begreifen, das sie schon mehreren Menschen geholfen hat, die dem Naziregime entfliehen mussten. Sie und ihre beiden Mitbewohner pflegen den jungen Mann. Langsam, ganz langsam baut sich ein gewisses Vertrauen auf. Und nun, ist der Roman beendet! Frau Nelles hat ein ausnehmend gutes Gespür für die Mentalität der Küstenbewohner und die Natur dieser Gegend. Ganz fein hat sie ebenfalls beschrieben, wie Menschen, die eigentlich Feinde sein sollten, ganz langsam und feinfühlig Vertrauen aufbauen. Wie alle die Sehnsucht nach Frieden vereint und wohl auch zueinander bringt. Mir hat der Roman ausnehmend gut gefallen. Das Cover ist auf den ersten Blick eher unscheinbar. Erst nach dem Lesen wird die Verbindung zur Handlung absolut erkennbar.

Bewertung vom 31.07.2024
Yrsa. Journey of Fate / Yrsa - Eine Wikingerin Bd.1
Bröhm, Alexandra

Yrsa. Journey of Fate / Yrsa - Eine Wikingerin Bd.1


ausgezeichnet

Dieser Roman ist für mich als Liebhaber historischer Literatur eines der besten Bücher, die ich bisher gelesen habe. Viel hat man schon von den Wikingern gehört, gelesen und auch in Schulzeiten gelernt. Diese Völkergruppe wurde stets als skrupellose Plünderer, unerschrockene Seefahrer und eben als Wilde dargestellt. Manche dieser Behauptungen sind auch über den Roman hinweg glaubhaft unterlegt. Jedoch viele neue Aspekte verändern die Sichtweise auf die Menschen in dieser Gesellschaft. Die große Rolle der Frauen, nicht nur als Seherinnen bzw. Heilerinnen und Mitgestalterinnen der heimatlichen Höfe, wird untermauert. Wer von uns denkt schon, dass in dieser Zeit Frauen auch als Kämpferinnen anerkannt waren. Auch wusste ich nicht, dass eine Frau die Möglichkeit hatte, sich scheiden zu lassen. Toll, was damals schon möglich war. Natürlich ist unsere Protagonistin Yrsa eine Rebellin, eine verantwortungsbewusste Schwester und einfallsreiche junge Frau. Was sie erlebt, wie sie sich mit Glück und Geschick aus manch hoffnungsloser Situation herauswindet, ist faszinierend. Gott sein Dank findet sie trotz aller Widrigkeiten am Ende ihren kleinen Bruder und auch ich persönliches Glück. Der Stil von Frau Bröhm hat mir sehr gut gefallen. Das Cover des Romans ist supergut. Ich hoffe auf mehr Lesestoff in dieser Richtung. Danke Frau Bröhm.

Bewertung vom 11.07.2024
Toskanisches Verhängnis
Trinchieri, Camilla

Toskanisches Verhängnis


gut

Dieser Krimi ist ein ganz ruhiger seiner Sparte. Die Autorin beweist ihr Talent im Zeichnen von Charakteren der im Roman handelnden Personen. Gefällt mir sehr gut. Ich hatte teilweise direkt ein BNild vor mir. Das Temperament der einheimischen Personen, deren Freundlichkeit und Verbundenheit untereinander aber auch die Achtung, die älteren Mitmenschen entgegengebracht wird, verblüffen und fördern Sympathien. Die Handlung verläuft, wie gesagt sehr ruhig. Kriminalisten aus der Toscana und der Ex-Cop des NYPD Nico arbeiten kameradschaftlich zusammen. Kaum vorstellbar!? Die Lösung des Falles um den Mord an einer sehr begüterten Dame überrascht am Ende den Leser doch etwas. Das macht den Lesestoff doch noch etwas aufregend. Zwischenzeitlich hatte ich den Eindruck in einer Art Kochbuch angelangt zu sein. Das Kochen in einem Restaurant spielt für den US-Ermittler Nico eine große Rolle. Zutaten einkaufen, reinigen und zubereiten wird geschildert, was mich nicht unbedingt gefesselt hat. Das Cover ist wunderschön und gibt eine Gefühl für die herrliche Landschaft.

Bewertung vom 27.06.2024
Darwyne
Niel, Colin

Darwyne


ausgezeichnet

Ein Stück Literatur wie dieses habe ich noch nie zu lesen bekommen. Darwyne wird als Thriller bezeichnet. Doch dieses Buch ist viel mehr. Soziale Kritik, zwischenmenschliche Beziehungen, fast hoffnungslose Arbeit von Sozialarbeitern, der Amazonas als starkes Biotop, die Liebe einiger Menschen zu diesem Wald aber auch der gedankenlose Umgang mit diesem riesigen Waldgebiet werden miteinander verwoben tiefgreifend beschrieben. Der „wunderliche“ Junge Darwyne steht zwar als Figur im Mittelpunkt, ist aber eigentlich nur ein Teil dieser verflochtenen Geschichte. Darwyne und seine Mutter haben eine Beziehung, die eigentlich gar nicht zu verstehen ist. Der Junge scheint ein Teil des Waldes zu sein. Seine Mutter hasst ihn. Sie bestraft ihn unmenschlich und doch liebt er sie über alles. Eine wahnsinnige Beziehung! Den Gipfel setzt der Autor am Ende der Handlung. Das werde ich aber hier nicht verraten. Ich bin total geplättet und begeistert. Es gibt hier keine Spannungsspitzen. Trotzdem habe ich gelesen und gelesen. Der Stil muss also echt gut sein und genau das ist er auch. Das Cover ist nicht sehr auffällig, triff aber die Stimmung.

Bewertung vom 23.05.2024
Vor einem großen Walde
Vardiashvili, Leo

Vor einem großen Walde


sehr gut

Ich wollte diesen Roman eigentlich lesen, weil ich schon viel von charakterlichen Eigenarten der Georgier gehört habe und die Hauptstadt des Landes Tbilissi als eine schöne Stadt irgendwie in meinen Gedanken verankert war. Dass sich nach der Abspaltung Georgiens von der ehemaligen Sowjetunion die Lage im Land dermaßen negativ entwickelte, ist verheerend für das Land, die Menschen und das Kulturgut einer Nation. Korruption, Willkür, Armut sowie eine skrupellose Regierung haben fürchterliche Lebensbedingungen für die normalen Bürger des Landes zur Normalität werden lassen! Die Lebensgeschichte unseres Protagonisten Saba fesselt den Leser. Ich möchte sie hier nicht beschreiben. Die Spannung wäre dem Leser vorab genommen. Doch so viel: Die Gefühle fahren Achterbahn. Allerdings muss man sich erst an die Gespräche von Saba mit bereits verstorbenen Familienmitgliedern und toten Bekannten gewöhnen. Obwohl diese Passagen ein anderes Druckbild aufweisen, war ich zu Beginn stets ein wenig irritiert. Die Beschreibungen der Gebirgsregionen sind stark und in Gedanken fast nicht nachvollziehbar in ihrer natürlichen Wucht und Stärke. Eine Landschaft so hart, so unwirtlich, so einsam und doch auf ihre Weise schön, bewegt. Warum müssen hier Gewalt und Tod die Tage beherrschen? Was ist nur los mit uns Menschen? Jedenfalls ist Saba von der freundlichen Aufnahme durch ganz fremde Menschen überwältigt und wird zwischenzeitlich prompt enttäuscht. Doch nach vielen Verlusten und gefährlichen Abenteuern siegt am Ende doch wenigstens zum Teil die Menschlichkeit. Ich hatte zum Schluss allerdings immer noch den Gedanken, da fehlt etwas, da muss es doch noch weiter gehen. Doch leider nicht. Der Einband des Romans ist wunderschön, ja fast edel. Die Farbe ist einfach toll und genau passen der Schriftzug auf dem Rücken – sehr gut! Das Cover hat mich nicht begeistert.

Bewertung vom 01.05.2024
Die Kranichfrauen
Greil, Renate

Die Kranichfrauen


gut

Die ersten Jahre nach dem 2. Weltkrieg. Das Leben in Deutschland beginnt sich nach und nach zu erholen. Kriegsgefangene kehren zu ihren Familien zurück. Die Frauen, die in der Kriegszeit, viele der Arbeiten der Männer übernommen hatten, geben diese und auch Freiheiten, die sie in schweren Zeiten hatten, wieder auf. Unsere beiden Protagonistinnen Anna und Paula finden diese Entwicklung nicht in Ordnung. Sie wollen selbst ihr zukünftiges Leben bestimmen. Ohne die Bevormundung von Familie und Gesellschaft gehen sie ihren Weg. Dieser Weg ist absolut interessant und nachvollziehbar. Allerdings ist mir die Wichtigkeit, mit der die Wiedereröffnung der Yachtclubs betrieben und beschrieben wird, ein wenig abseits des wirklich Notwendigen in dieser Zeit. Auch die Zusammenarbeit der beiden Mädchen mit den amerikanischen Soldaten scheint mir ein wenig blauäugig. So einfach sind zwischenmenschliche Beziehungen, die bisher nur die beiden Seiten Freund und Feind kennen, nicht umzupolen. Da fehlt mehr als ein Gedanke, der die Eröffnung eines – sagen wir mal -Sommerlagers für Kinder beinhaltet. Hier geht alles ein wenig zu problemlos. Ich habe mich auch schwergetan mit den speziellen Begriffen des Segelns. Aber darüber kann man hinwegsehen. Respektlos kommen mir die Beschreibungen der Gartenfeste und Teenachmittage bei den Eltern von Paula vor. In den großen Städten waren die Aufräumungsarbeiten nicht einmal richtig angelaufen, geschweige denn ein normales Leben bei dem größten Teil der Bevölkerung des Landes schon möglich, da geben die Reichen schon wieder Partys!? Abschließend ganz kurz: Ich hatte mir mehr versprochen. Der Schreibstil von Frau Greil ist sehr einfach.

Bewertung vom 28.03.2024
Für immer, dein August / Mühlbach-Saga Bd.2
Leciejewski, Barbara

Für immer, dein August / Mühlbach-Saga Bd.2


ausgezeichnet

Dieser Roman schildert ein echtes Stück Zeitgeschehen. Er beschreibt eine nicht nachahmenswerte Phase unserer deutschen Geschichte. Doch nicht nur das macht ihn lesenswert, sondern die Schilderung des Lebens der Menschen während, zwischen und danach den beiden großen Kriegen in Europa. Das Leid der Menschen zwischen 1914 – 1918, die aufkommende Hoffnung nach dessen Ende, aufkeimende Lebensfreude, vor allem der jungen Generation, lassen sich gedanklich nachvollziehen. Dann kommt der erneute Absturz in die Phase der Naziherrschaft. Wieder Angst, Mutlosigkeit, Verzweiflung bestimmen den Tagesablauf der im Mittelpunkt stehenden jungen Familie August und Charlotte Schönborn. Ich finde besonders gut, dass sich die Autorin auf Schilderungen ihrer Großeltern und Eltern bezieht. Sie schreibt quasi Familiengeschichte. Ähnliches konnte ich aus Erzählungen meiner Urgroßmutter erfahren. Sie und ihr Sohn wurden 1946 aus ihrer Heimat (heute polnisches Gebiet) vertrieben und unter unsagbaren Zuständen in das östliche (restliche) Deutschland umgesiedelt. Das Schicksal des Vaters und der Schwester meines Großvaters sind bis heute ungeklärt. Das hat meine Urgroßmutter bis zu ihrem Tod nicht verkraftet. Ich hoffe, dass der Roman aufrüttelt und wir Deutschen darauf achten, in welche Richtung wir uns in Zukunft entwickeln wollen. Frau Leciejewski schreibt sehr gut. Sie bleibt meiner Meinung nach authentisch. Ich möchte ihr am Ende noch sagen: „Für immer eine Ihrer Leserinnen!“

Bewertung vom 25.02.2024
Krummes Holz
Linhof, Julja

Krummes Holz


sehr gut

Nach Jahren der Abwesenheit kehrt der junge Mann Jirka auf seinen Heimathof zurück. Er kennt seine Heimat genau und trotzdem kommt ihm alles kleiner vor als in der Kindheit (eine Erfahrung, die ich auch schon gemacht habe). Viele seiner Bekannten aus Kindertagen sind noch da. Trotzdem scheint eine Art unsichtbare Wand zwischen ihm und den Menschen seiner Kindheit zu stehen. Seine Schwester Malene, die mit Leib und Seele Bäuerin ist, zeigt sich abweisend, ja sogar beleidigend. Die Großmutter, die ihr gesamtes Leben auf dem Hof verbracht hat, ist in fortgeschrittenem Maße dement. Außer einem alten Bekannten und Freund Leander ist Jirka praktisch isoliert. Er bleibt trotzdem. Nach und nach lockert sich die Eiseskälte. Jirka denkt an viele kleine und große Erlebnisse seiner Kindheit. Er versucht diese zu verarbeiten. Jirka erkennt, dass er seine Gefühle für Leander nicht länger unterdrücken kann. Mir hat besonders gut gefallen wie einfühlsam, behutsam und liebenswert dieser Wandel vom kindlichen entdecken-wollen bis hin zum Erkennen seiner Selbst durch Frau Linhof geschildert wird. Keine Vorurteile, keine harten Worte, keine negative Kritik sondern nur langsames Verständnis begleiten den Leser durch den Roman. Ähnlich verständnisvoll sind die Charktere von Malene und Leander sehr gut bearbeitet. Äußerlich eine harte Schale, Verbitterung, Einsamkeit aber auch Liebe und Verständnis bestimmen das Leben auf dem Hof. Am Ende bin ich zu der Überzeugung gekommen, dass auch krummes Holz schön sein kann. Es kommt nur auf das Auge des Betrachters an! Wer dieses Buch lesen möchte, darf keine oberflächlicher Leser sein. Eindenken und Mitfühlen ist angesagt. Man muss sich tagen lassen von der gekonnten Anwendung der vielen Varianten, die unsere deutsche Sprache zu bieten hat. Das Cover gefällt mit nicht so gut.

Bewertung vom 08.02.2024
Sturmmädchen (eBook, ePUB)
Bernstein, Lilly

Sturmmädchen (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Von Anfang an ist klar, in welche Richtung die Handlung des Romans gehen wird. Sicher ist schon oft dieses Thema behandelt worden. Doch so mitreißend wie es Lilli Bernstein verstanden hat, habe ich selten etwas gelesen. Ich habe mitgefiebert bis zur letzten Zeile. Das Mädchen Margot, jüdischer Abstammung, lustig, lebensbejahend, reich, abgesichert – ihr scheint die ganze Welt offen zu stehen. Elli stammt aus ärmsten Verhältnissen. Sie ist eher schüchtern und schämt sich ihrer körperlichen Behinderung. Elli entwickelt sich in einer kaum zu glaubenden Weise. Sie wird stark! Stark sowohl körperlich als auch psychisch. Die Dritte im Bunde, Käthe, wächst in einer Familie der Eifel auf, die genau den Vorstellungen von Mitläufern in Zeiten des Faschismus entspricht. Ihr Vater und ihre Brüder sind skrupel- und rücksichtslos. Ob sie überhaupt verstehen, was sie da tun? Käthe schließt sich an. Ihr scheint aber die richtige Überzeugung zu fehlen. Die drei Freundinnen leben in einer furchtbaren Zeit! Hoffentlich bleibt uns so etwas erspart – ich denke hierbei an die Entwicklung in Bezug auf AfD u.ä. Das Ende der Handlung, was keineswegs das Ende der faschistischen Macht beinhaltet, hat mich mit zittern lassen. Erst ganz zum Schluss kann der Leser aufatmen. Fast hätte ich mitgeweint. Der Roman ist fabelhaft in Bezug auf Inhalt und Stil sowie emotionsgeladen. EINFACH NUR SUPERGUT. Die gesamte Ausführung – sprich Cover, Schriftgröße und Länge – sind stimmig und gefallen mir sehr gut.

Bewertung vom 18.01.2024
Pilgrim / Oxen Bd.6
Jensen, Jens Henrik

Pilgrim / Oxen Bd.6


sehr gut

Gleich vorab möchte ich einschätzen, dieser Oxen ist, wie auch seine Vorgänger, keine leichte Lektüre. So ruhig der Roman mit der Wanderung Oxens mit seinem Sohn auch beginnt. Das täuscht! Nach vielen Seiten Information über finanzielle Umtriebe, Betrug, spitzfindige und komplizierte Intrigen bis in höchste Kreise der Regierung, musste ich erst einmal sortieren und überdenken. Es ist einfach fürchterlich, wie diese Welt der Spionage und Betrügereien sowie finanzieller Transaktionen weltweit sowohl durch reiche Privatpersonen als auch Staaten läuft. Der normale Bürger ist einfach nicht fähig solches nachzuvollziehen. Gut, dass es dann doch Menschen gibt, die sich hier richtig festbeißen und nicht abschrecken lassen. Ob es in Wirklichkeit Aufklärung wie im Roman gibt, ich kann es mir kaum vorstellen. Mich hat auf jeden Fall die Lösung der umfangreichen Verbrechen beruhigt. Hierbei insbesondere die Klugheit eines ehemaligen führenden Leiters der dänischen Spionageabwehr – oder wie man diesen Bereich auch nennen mag. Das sind menschliche Abgründe, die hier aufgezeigt werden. Vertrauen ist für diese Kreise ein Fremdwort. In so einer Atmosphäre könnte ich nicht leben. Also OXEN-Pilgrim ist ein guter Spionage/Thriller-Roman. Das Cover beschreibt genau die Stimmung, die über einem Großteil des Lesestoffs schwebt – passt also. Stilistisch hat mich der Roman überzeugt. Sehr gut geschrieben bzw. übersetzt.