Autor: bücher.de
Datum: 01.03.2023
Tags: Empfehlung, Krimi des Monats


Wenn Sie das Klima beeinflussen könnten, wen würden Sie vor der Erderwärmung retten? Ihre Heimat? Grönland? Afrika? Das neue faszinierende Zukunftsszenario von SPIEGEL-Bestsellerautor Marc Elsberg.
Als mehrere schwarze Flugobjekte über dem chinesischen Luftraum auftauchen, hält die Welt den Atem an. Hat die chinesische Regierung ihre Drohungen wahr gemacht? Werden sie Taiwan angreifen? …
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Krimi des Monats

„C – Celsius“ von Marc Elsberg

Oh, mein Gott – greifen jetzt wirklich Außerirdische an? Die Flugobjekte, die plötzlich auf-tauchen, sind riesig, schwarz, und sechs verdammt lange Flügel tragen sie höher als jedes normale Flugzeug. Nein, es ist keine Invasion von Aliens. Die Dinger kommen aus China. Ist das beruhigend? Eher nicht. Denn die wie Monsterdrohnen aussehnenden Flugobjekte steuern auf Taiwan zu. Beginnt nun ein Weltkrieg? Kurz bevor die USA in einer Sitzung des höchsten Krisenstabes zum Angriff übergehen wollen, schafft es eine Frau, die Situati-on zu entschärfen. Sie heißt Fayola Oyetunde-Rabelt und ist UNO-Klimawissenschaftlerin. Fay, wie sie ihre Freunde nennen, ist klar: Diese Flugobjekte werden nicht angreifen. Sie werden weitersteigen und in der Stratosphäre ihr Transportgut verteilen. Denn China hat soeben die Kontrolle über das Weltklima übernommen.

Die Welt steht vor einem Zeitenwechsel, und Fay sagt dazu: „Jetzt ist es passiert. Das, was wir immer befürchtet haben, wovon wir aber nicht geglaubt haben, dass es wirklich dazu kommt.“ Zwölf „Große Drachen“, so nennt die chinesische Regierung die Riesendrohnen, verteilen in etwa zwanzig Kilometer Höhe je fünfzig Tonnen feinster Sulfat-, Kalk- und an-derer Partikel. Diese Flüge finden ab sofort täglich statt, verkündet China. Die Partikel ver-teilen sich weltweit in der Stratosphäre und sollen so die Sonneneinstrahlung auf die Erde vermindern. China installiert da oben also einen gigantischen Sonnenschirm.

Hört sich erstmal gut an. Doch das Weltklima ist ein hochkomplexes System. Und es gibt tausend Fragen. Was macht die fehlende Sonneneinstrahlung mit der Landwirtschaft, der Natur? Und was passiert, wenn die Atmosphäre sich nun langsamer erwärmt, die Meere allerdings noch so warm und versauert sind wie aktuell? Ein gigantisches Experiment also – und niemand kennt die Risiken.

Dazu kommt ein weiteres Problem: Der „Sonnenschirm“, selbst wenn er funktioniert und das Klima auf der Erde reguliert, müsste von den nächsten Generationen weitergeführt werden. Über alle Grenzen und politischen Lager hinweg. Wann hat die Weltgemeinschaft jemals so etwas geschafft? Sollte der Sonnenschirm zugeklappt werden, droht der soge-nannte „Termination-Schock“. Ein Effekt, ein bisschen wie bei einem Druckkochtopf. Die Erde würde sich noch schneller aufwärmen. Rasend schnell. Die Folgen: ausgetrocknete Landschaften, abschmelzende Gletscher, dürre Getreidefelder, Sturmfluten. Und natürlich Millionen von Menschen, die flüchten. Richtung Norden. Sieht so unsere Zukunft aus?

Gerade aber beginnt mit der Aktion aus China ein politisches Spiel, in dem Interessen ge-wahrt werden wollen. Keiner will sein Gesicht verlieren oder Schwäche zeigen ... Es droht eine Art neuer „Kalter Krieg“, nur diesmal mit Klimawaffen. Wo Krieg ist, ist die Wirtschaft nicht weit. Ein Big Player, US-Unternehmer und Milliardär, ist Emanuel Sanusi. Er ist eng mit dem US-Präsidenten bekannt und hat beim Auftauchen der „Großen Drachen“ Fay kon-taktiert, um einen Angriff zu verhindern. Doch Emanuel wusste, was diese Flugobjekte sind. Schließlich investiert er seit Jahren in die Entwicklung solcher Drohnen: „Ich gehe davon aus, dass die Wetter- und Klimabeeinflussung einer der lukrativsten Geschäftszwei-ge der kommenden Jahrzehnte wird.“ Doch ist er wirklich nur smart und geschäftstüchtig oder verfolgt er ganz andere Interessen?

Als die ersten „Großen Drachen“ auftauchen, fängt der Journalist Pat Welzer an, sich für das Thema zu interessieren. Früher war er mal berühmt, doch nun arbeitet er als einfacher Korrespondent in China. Auf einer Pressereise zum Mount Everest kontaktiert ihn Amber Fields. Sie ist Sprecherin des Weißen Hauses, und die beiden kennen sich schon lange.

Das mit Pat und ihr hätte was werden können, damals. Aber Pat hat es vermasselt. Nun ist er der Mann in China, und sie will Antworten von ihm. Antworten, die er nicht liefern kann. Noch nicht. Als er anfängt zu recherchieren weiß er nicht, worauf er sich da einge-lassen hat und wer wirklich die Fäden zieht ...

Marc Elsberg hat schon oft bewiesen, dass er der Meister des Science-Thrillers ist. Nach Bestsellern wie „Blackout“, „Helix“ oder „Zero“ widmet er sich in „C – Celsius“ nun dem Thema Geoengineering. Er schickt uns dabei auf einen höllisch spannenden Trip mitten ins Herz eines Themas, das uns alle angeht. Einer der Gründe dafür, dass man mit dem Lesen dieses Thrillers einfach nicht aufhören kann …

Autoreninterview

Interview mit Marc Elsberg

In „C – Celsius“ geht es um Geoengineering, also den Versuch, der Klimakrise mit technischen Mitteln zu begegnen. Was fasziniert Sie an diesem Thema?


Dass es sehr kontrovers ist. Das sind schon einmal gute Voraussetzungen für einen Thriller. Und dass die Klimakrise immer drängender wird. Was die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass wir auch in der Realität selbst so kontroverse Mittel einsetzen. Dass das keine Autorenfantasien sind, zeigt etwa der Umstand, dass die USA 2022 einen hohen Millionenetat zur genaueren Erforschung von Geoengineering freigegeben haben und erste Start-ups für praktische Tests in den Startlöchern scharren.

Wie dürfen wir uns Ihre Recherchen zum Thema vorstellen?

Man findet dazu praktisch alles online. Ein Vorteil für mich als Thrillerautor ist, dass es bislang viele mehr oder minder realistische oder verrückte Ideen gibt und dazu auch eine Menge theoretischer Papiere, aber so gut wie keine praktische Forschung. Viele dieser Ideen kann man nicht einmal besonders gut in Klimamodellen simulieren. Als Autor kann ich daher noch viel Fantasie walten lassen.

Im Buch nimmt China eine Vorreiterrolle beim Geoengineering ein und gefährdet damit den Weltfrieden. Ohne zu viel zu verraten – welche Konflikte entstehen hier?

China macht tatsächlich nur den Anfang. Konfliktlinien entstehen viele. So könnte Chinas Versuch, die Erwärmung zu bremsen, Niederschlagszeiten und -mengen in anderen Weltgegenden verändern. Was dort zu Dürren oder Fluten führen könnte. Eine andere Gefahr ist die des „Moral Hazard“: Wenn China die Erwärmung bremst, müssen sich die anderen nicht mehr so anstrengen, CO2-Produktion zu vermeiden. Außerdem geht es natürlich grundsätzlich um Macht.

Es gibt einige Hauptfiguren in „C – Celsius“: Sienna, Klimaaktivistin, eine Britin, die in Berlin lebt, Fay, eine US-Bürgerin und Klima-Wissenschaftlerin mit Wohnsitz in Bonn, Pat, ein ehemaliger US-Starjournalist, der wieder zurück will in die erste Liga, und Emanuel, Milliardär und Unternehmer mit großer Nähe zum US-Präsidenten. Welche dieser Hauptfiguren würden Sie gerne treffen, und warum?

Fay ist zudem in Nigeria geboren und aufgewachsen, bevor sie später US-Bürgerin wurde – sie kennt also die Klimakrise aus den verschiedensten Perspektiven, jener des globalen Südens als auch des globalen Nordens. Das schafft in ihr einen besonders heftigen Konflikt. Pat ist der Typ, der dem großen Geheimnis auf die Spur kommt, das weit über Chinas Pläne hinausgeht. Am spannendsten finde ich persönlich aber Emanuel „Manu“ Sanusi, einen ebenfalls in Nigeria geborenen US-Milliardär mit ganz eigenen Visionen von unserer Klimazukunft.

Wie realistisch sind die Geoengineering-Möglichkeiten, die Sie beschreiben? Ist der „große Sonnenschirm“ bald Realität?

Das sogenannte Solar Radiation Management ist eine der meistdiskutierten Varianten, weil es in Vulkanausbrüchen und großen Waldbränden natürliche Vorbilder gibt und man daher am ehesten eine Idee davon hat, wie es funktionieren könnte und was die Folgen wären. Die notwendige Technik wäre binnen weniger Jahren entwickelbar – oder das passiert vielleicht sogar schon irgendwo. Im Prinzip wären es nur Weiterentwicklungen bestehender Technologien.

Die Klimaprognosen sehen düster aus. Auch in „C – Celsius“ glaubt eigentlich niemand daran, dass wir z. B. gesetzte Ziele erreichen können. Rasen wir also sehenden Auges in unsere Zerstörung?

Der Spezies Mensch ist es über Jahrtausende gelungen, in allen Klimazonen sesshaft zu werden – von der Wüste bis in die Arktis. Die Frage wird sein, wer sich wird anpassen können und für wen das nicht möglich sein wird. Und diese Fragen werden für alle so oder so zu großen Herausforderungen werden.

Wenn die Idee für ein neues Buch bei Ihnen steht, wie geht es dann nach der Recherche weiter? Wie arbeiten Sie den Plot aus?

Meist habe ich erst eine vage Idee, dann versuche ich mich an kurzen Exposés, ein bis zwei Seiten. Wenn mir eines gefällt, werde ich konkreter: Szenenpläne für das erste Viertel der Geschichte, die wichtigsten Plotpoints für den Rest. Parallel dazu probiere ich aus, mit welchen Figuren ich die Geschichte am besten erzählen kann. Zudem vertiefe ich laufend meine Recherche. Das kann dann sowohl auf Plot als auch Figuren weitgehende Auswirkungen haben. Irgendwann beginne ich dann zu schreiben. Und sehe, wie sich alles entwickelt. Mal läuft es eher nach Plan, mal muss ich vieles umplanen.

Mit welchen Menschen diskutieren Sie Ihre ersten Ideen für ein neues Buch?

Mit meinem Verlag, meinem Literaturagenten, meiner Frau, ein paar Freundinnen und Freunden und manchmal auch mit ein paar Autorenkolleginnen und -kollegen, die ich in Wien ab und zu treffe.

Sie schreiben ausschließlich Thriller. Warum eigentlich?

Ich mag das Genre. Was nicht heißt, dass ich nicht vielleicht eines Tages auch einmal etwas anderes mache.

Ihre Bücher sind internationale Bestseller, Sie gelten als der Meister des Science-Thrillers. Sicher lesen Sie sehr viel Fachliteratur und wissenschaftliche Magazine. Lesen Sie auch Bücher aus ganz anderen Genres, Romane z. B.?

Tue ich, wenn auch nicht so viel, wie ich gern würde. Wobei Thriller für mich auch Romane sind. Ich lese alles, von Krimis über „Writers-Writer“ und Lyrik bis hin zu Drehbüchern, Theaterstücken und Graphic Novels.

Und wie sieht es mit Thrillern von Kolleg*innen aus – irgendwelche Vorlieben?

Da ich nicht so viel zum Lesen komme, wie ich gern würde, probiere ich eher sehr viel Verschiedenes aus. Da entwickle ich höchstens mögliche Vorlieben, im Sinn von „da würde ich jetzt gern noch mehr lesen, aber mich interessiert noch so viel anderes, deshalb ist das zuerst dran“.

Wenn Sie sich mit drei Worten beschreiben dürfen, welche wären das?

Neugierig, ausdauernd, launenhaft.

Arbeiten Sie an einem neuen Titel und, wenn ja, was können Sie uns darüber schon verraten?

Ich bin gerade in der frühen Plotphase und muss auch noch eine Menge recherchieren. Worum es geht, verrate ich noch nicht.

Interview: Literaturtest, 2023

Autorenporträt

Elsberg, MarcMarc Elsberg wurde 1967 in Wien geboren. Er war Strategieberater und Kreativdirektor für Werbung in Wien und Hamburg sowie Kolumnist der österreichischen Tageszeitung »Der Standard«. Heute lebt und arbeitet er in Wien. Mit seinen internationalen Bestsellern BLACKOUT, ZERO und HELIX etablierte er sich auch als Meister des Science-Thrillers. BLACKOUT und ZERO wurden von »Bild der Wissenschaft« als Wissensbuch des Jahres in der Rubrik Unterhaltung ausgezeichnet und machten ihn zu einem gefragten Gesprächspartner von Politik und Wirtschaft.

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