Autor: Vera
Datum: 02.07.2020
Tags: Empfehlung, Unser Buchtipp

Elizabeth Gilberts Biografie, verpackt in ihren Erfolgsroman „Eat, Pray, Love“, traf 2006 auf ein begeistertes Millionenpublikum. Mit „City of Girls“ entführt uns die Autorin wieder in die Lebensgeschichte einer Frau. Dieses Mal ist es nicht ihre eigene, sondern die von Vivian, mit der wir uns kopfüber ins New York der 1940er stürzen. 

Die Prohibition ist entbehrungsreiche Vergangenheit, der zweite Weltkrieg noch grausame Zukunft: In den späten 1930ern und frühen 1940er Jahren bäumte sich New York auf, ungezügelt, maßlos und lebensfreudig. In dieser Zeit kommt die junge Vivian zum ersten Mal in die Millionenstadt. Vivian ist aufgeweckt, aber unangepasst. Weil sie sich lieber über ihre Nähmaschine als über Schulbücher beugt, wird sie von ihren Eltern aus der Provinz verbannt. In New York soll sie in der Obhut ihrer Tante versuchen, auf eigenen Beinen zu stehen. Das lebenshungrige Mädchen empfindet ihre Verbannung nicht als Strafe. Sie begegnet der Metropole mit offenen Augen und stürzt sich ins wilde Treiben der Großstadt.

Als Leser erfahren wir Vivians Geschichte aus erster Hand. Mit über neunzig Jahren blickt sie auf ihre bewegte Vergangenheit zurück. „City of Girls“ ist in einer Sprache geschrieben, die wunderbar zu der alten Dame passt, die uns hier an wichtigen Ereignissen aus ihrem Leben teilhaben lässt. Elizabeth Gilbert gelingt es, Vivians Stimme durchweg authentisch klingen zu lassen. Ihre Art zu erzählen wirkt niemals belehrend, sondern stets unterhaltsam und immer wieder selbstreflektiert. In amüsantem Plauderton nimmt sie uns gleich auf den ersten Seiten mit in den Zug nach New York, in dem es nach Malzmilch, Zigarettenrauch und großen Abenteuern riecht.

Unkonventionelle, emanzipierte Liebesgeschichte

„City of Girls“ geht zu Herzen, handelt von der Liebe und starken Gefühlen. Doch Gilbert braucht keinen männlichen Helden, der ihre weibliche Hauptfigur rettet. Im Lauf ihres Lebens kämpft Vivian gegen Widrigkeiten und Ungerechtigkeit. Sie muss New York verlassen und fügt sich reumütig ins konservative Kleinstadtleben ein, bevor sie wieder den Mut findet, ihrem Herzen zu folgen. Trotz aller Schwierigkeiten wächst sie heran zu einer Frau, die ihren Weg geht – den Ritter auf dem weißen Pferd braucht sie dazu nicht.

Fazit: „City of Girls“ von Elizabeth Gilbert ist quirlig und spritzig wie der Champagner, der im New York der 1940er in Strömen floss. Vivians Geschichte perlt auf der Zunge – und ist trotzdem viel mehr als eine luftig leichte Sommerlektüre. Mit Herz und Tiefgang zeichnet Elizabeth Gilbert das Porträt einer starken und unabhängigen Frau.

Elizabeth Gilbert

Kurz nach Erscheinen ihrer Memoiren „Eat, Pray, Love“ setzte das renommierte TIME Magazine Elizabeth Gilbert auf die Liste der 100 einflussreichsten Menschen der Welt. Die 1969 geborene US-amerikanische Autorin hatte ein Buch geschrieben, das sich ganze 187 Wochen einen Platz auf der Bestsellerliste der New York Times sicherte und erfolgreich verfilmt wurde. 

Die Liebe zum Lesen und Schreiben begleitet Elizabeth Gilbert schon ihr ganzes Leben lang. Als Kinder im ländlichen Connecticut erfanden sie und ihre Schwester oft Geschichten, um sich die Zeit zu vertreiben. Bereits für ihre ersten beiden Bücher „Pilgrims“ (1997) und „Stern Men“ erhielt sie Anerkennung als Autorin in Form von verschiedenen Nominierungen und Literaturauszeichnungen.


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