Autor: Vera
Datum: 11.12.2020
Tags: Empfehlung, Unser Buchtipp

Alles Jacke wie Hose, Hauptsache ein großes Label? Nicht für Elke Heidenreich. Mit kurzen Geschichten über Kleidung, Stil – und Menschen, die letzteres haben oder nicht – setzt die bekannte Autorin und Moderatorin der Selbstinszenierung markenverliebter Fashionistas eine andere Perspektive entgegen. Ihre Anekdoten handeln davon, was Kleidung aus uns und mit uns macht. 

Von Hüten und Schicksalen

Mehr als modische Trends stehen in Heidenreichs „Männer in Kamelhaarmänteln“ besondere Einzelstücke im Vordergrund. In 77 Kapiteln sinniert, erzählt und berichtet Elke Heidenreich über das, was wir uns anziehen und aufsetzen. Kleidung schmückt, beschützt, tröstet, bringt unsere besten Vorzüge zum Strahlen, lässt uns lächerlich wirken – oder verändert unser Leben.

Verbeugung vor einer Stilikone

„Männer in Kamelhaarmänteln“ ist auch eine Hommage an Menschen, die ihren persönlichen Stil perfektioniert haben. Haben Sie die Person auf dem Cover erkannt? Dort ist weder ein Kamelhaarmantel noch ein Mann abgebildet. Es ist die junge Frida Kahlo, die hier einen dreiteiligen Männeranzug trägt – selbstbewusst und unerschrocken. Der berühmten mexikanischen Künstlerin, die sich auf ihren Bildern stets stilsicher und extravagant in Szene setzte, widmet Heidenreich das Kapitel „Fridas Kleider“.

Passt!

Ein Kleidungsstück muss passen. In der Größe? Nicht unbedingt. Auch zur Stimmung, zum Wetter und zum Anlass. Oder zum brennenden Wunsch, etwas Besonderes zu besitzen. So erzählt die Autorin in „Das venezianische Kleid“ davon, wie sie sich in Venedig in ein Kleid verliebte, von dem sie wusste, dass es ihr zu klein war. Sie würde es niemals tragen können. Sie kaufte es trotzdem, hängte es zu Hause auf und erfreut sich seit vielen Jahren daran: „Meine Art von Kunstsammlung“.

Witzig und aufschlussreich

Heidenreichs Überlegungen, Erinnerungen und Kurzgeschichten sind sehr unterhaltsam. Darüber hinaus stecken im Buch auch kuriose Infos: Wussten Sie, dass es in Frankreich noch bis 2013 ein Gesetz gab, das Frauen das Tragen von Hosen in der Öffentlichkeit verwehrte? Glücklicherweise gab es in Frankreich und auf der ganzen Welt schon immer Menschen wie Frida, die mit Mut und Überzeugung das trugen, was sie wollten.

Fazit: Gerade jetzt ist ein guter Zeitpunkt, um Elke Heidenreichs „Männer in Kamelhaarmänteln“ zu lesen. 2020 war bekleidungstechnisch wohl am ehesten das Jahr der Jogginghose. Die Sehnsucht danach, in einem sorgfältig zusammengestellten Outfit das Haus zu verlassen ist groß. Geht es Ihnen auch so? Dann werden Sie Elke Heidenreichs Kleidergeschichten vermutlich aufsaugen wie ein Wollmantel einen unerwarteten Regenschauer!





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