Joyce Carol Oates
Oates, Joyce CarolJoyce Carol Oates, geboren 1938, schrieb mehrere US-Bestseller, wie "We were the Mulvaneys" (dt. Wir waren die Mulvaneys, 1996), "Blonde" (dt. Blond, 2000) und "The Falls" (dt. Niagara, 2004). Oates studierte Englisch und Philosophie und lehrt seit 1978 in Princeton. Für ihre Romane, Erzählungen, Gedichte und Theaterstücke erhielt sie zahlreiche Preise, u. a. den National Book Award und mehrmals den O'Henry-Preis.
Kundenbewertungen
Dies war nicht mein erstes Buch zur Geschichte der Medizin, aber es ist doch jedes mal erschreckend, wie man früher mit Menschen, hier insbesondere mit Frauen umgegangen ist.
Die Frau ist als Wesen ehr schlicht und sollte das Gehirn nicht durch Lernen oder Lesen überstrapazieren, denn Sie sollte Ehefrau und Mutter...
Dies war nicht mein erstes Buch zur Geschichte der Medizin, aber es ist doch jedes mal erschreckend, wie man früher mit Menschen, hier insbesondere mit Frauen umgegangen ist.
Die Frau ist als Wesen ehr schlicht und sollte das Gehirn nicht durch Lernen oder Lesen überstrapazieren, denn Sie sollte Ehefrau und Mutter sein. Wenn eine Frau doch eigene Gedanken hatte und ihre Meinung sagte, oder kein angepasstes Verhalten an den Tag legte, wurde Sie für Geisteskrank und Hysterisch abgestempelt und in eine Irrenanstalt abgeschoben. Genau dies geschieht ihr in dem Buch auch. In der Irrenanstalt treffen die armen Frauen auf Dr. Silas Weir, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, oder viel mehr von Gott dazu geführt wurde, Frauen mit psychischen Erkrankungen zu "helfen". Denn das weibliche Geschlecht an sich schon böse muss beseitigt werden, damit die psychische Erkrankung heilen kann. Ich erspare mit hier Details, aber es ist wirklich grausam, was die Frauen erleiden mussten.
Aber dieses Buch zeigt genau mit dem Finger auf die Schwachstellen der Medizin, denn auch in unser doch so zivilisierten Welt ist die Medizin immer noch nicht in der Lage eine Frau richtig zu diagnostizieren oder gar zu behandeln. Wie viele Frauen werden belächelt, wenn sie Schmerzen haben? Viele Herzinfarkte, bei einer Frau ganz andere Symptome, werde nicht erkannt. Auch Medikamente sind nicht für Frauen eingestellt, da sie oft nur am Manne getestet werden und für Frauen aber ganz andere Mengen hilfreich sein würden.
Ein gutes Buch, was den Fokus mal auf die Frauen der Geschichte und ihre Qualen legt.
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Mitte des 19. Jahrhunderts gilt Dr. Silas Aloysius Weir in den USA als Reformer des Medizinwesens. Seine Behandlungen von Frauen in einer Nervenheilanstalt in Pennsylvania gelten als bahnbrechend, er selbst wird als Erfinder der "Gynäkopsychiatrie" gefeiert. Und tatsächlich rettet Weir mit seinen unkonventionellen Me...
Mitte des 19. Jahrhunderts gilt Dr. Silas Aloysius Weir in den USA als Reformer des Medizinwesens. Seine Behandlungen von Frauen in einer Nervenheilanstalt in Pennsylvania gelten als bahnbrechend, er selbst wird als Erfinder der "Gynäkopsychiatrie" gefeiert. Und tatsächlich rettet Weir mit seinen unkonventionellen Methoden einigen Frauen das Leben. Doch mindestens genauso hoch ist die Anzahl der Patientinnen, die seine Experimente nicht überstehen. Seien es Formfehler oder sei es einfach nur die Experimentierfreudigkeit des Arztes: Keine der Frauen kann sich sicher sein, den OP-Saal lebendig zu verlassen...
Über die Grenzen zwischen Genie und Wahnsinn und über die vielen Frauen, die diesen Grenzen zum Opfer gefallen sind, schreibt Joyce Carol Oates in ihrem neuen Roman "Der Schlächter", der in der deutschen Übersetzung aus dem Amerikanischen von Silvia Morawetz bei Blessing erschienen ist. Die mittlerweile fast 87-jährige Grande Dame der gehobenen amerikanischen Spannungsliteratur erzählt die Geschichte eines misogynen Arztes, der seine erkrankten Patientinnen lediglich als Versuchskaninchen ansieht, als Experimente auf dem Weg zum Ruhm. Todesopfer oder andere Verletzungen oder Erkrankungen nimmt er dabei von Beginn an in Kauf. Oates setzt in ihrem neuen Roman auf einen klassischen Antihelden und eine authentisch-elegante Sprache. Ein wenig anstrengend ist gerade zu Beginn, dass sie dabei konstant auf das &-Zeichen setzt, anstatt "und" auszuschreiben. Eine kleine Verbeugung vor der Schriftsprache des 19. Jahrhunderts, an die man sich mit der Zeit gewöhnt oder auch nicht.
Ansonsten ist gerade der Beginn des Romans auch dessen stärkster Teil. Jonathan Weir, Sohn des Protagonisten, nimmt auf einer Metaebene die Rolle des Herausgebers ein und präsentiert den Lesern eine "Biografie, bestehend aus verschiedenen Stimmen". Und tatsächlich liest sich das zunächst sehr abwechslungsreich. Der junge Dr. Weir wird aus unterschiedlichen Perspektiven beschrieben, er selbst kommt auch zu Wort und fast regt sich so etwas wie Mitleid bei der Leserschaft. Weir ist hier noch ein unsicherer junger Mann, der sowohl bei den Frauen als auch im Beruf als Arzt überhaupt nicht vorankommt. Erst mit zunehmendem Erfolg wird der Protagonist selbstbewusster, und Joyce Carol Oates setzt immer stärker auf eine sprachliche Mischung aus Drastik und Eleganz. Provokativ explizit wird jeder Eingriff beschrieben, Oates macht aus dem Ärztedrama einen psychologischen Horrorroman.
Problematisch ist, dass sich diese Herangehensweise mit der Zeit so stark abnutzt, dass man einzelne Textabschnitte auch einmal überfliegt. Aus faszinierendem Ekel wird irgendwann gepflegte Langeweile. Experiment reiht sich an Experiment und noch nie zuvor las ich in einem Roman so oft den Begriff "Fistel" - alles natürlich haarklein festgehalten in der Chronik des Dr. Weir. In seinem Menschenbild und dem bürokratischen Drang erinnert Weir bisweilen an die Methoden und Einstellungen des Nationalsozialismus. Bei aller Explizität stumpft man als Leserin irgendwann ab, was mit Sicherheit nicht im Sinne der Autorin war. Ein ganz besonders schreckliches Experiment mit Zwillingskindern, das in seiner Grausamkeit an die Versuche Friedrichs II. erinnert, beendet Oates glücklicherweise schnell, indem sie die beiden Säuglinge kurzerhand zur Adoption freigibt.
Eine Schwäche des Romans ist außerdem, dass die anfängliche Vielstimmigkeit überhaupt nicht durchgehalten wird. Von den insgesamt 450 Romanseiten werden wohl rund 75 Prozent von Dr. Weir selbst befüllt. Und selbst als es zum erhofften Perspektivwechsel kommt, erzählt Weirs Patientin Brigit, der in dem Buch eine ganz besondere Rolle zugedacht ist, eigentlich die gleichen Sachen noch einmal und fügt fast nur Dinge hinzu, die man auch ohne die neue Perspektive ohnehin schon geahnt hatte. Keine gute Entscheidung ist es zudem, die Folgen eines für das Buch zentralen Ereignissen vom Herausgeber Jonathan Weir nur stakkato-artig heruntererzählen zu lassen, anstatt diese literarisch aufzuzeigen. Da stört es hingegen gar nicht, dass es sich bei allen Erzählstimmen um unzuverlässige Erzähler handelt und man als Leser selbst überlegen muss, wem man denn nun glauben möchte. Immerhin findet das Buch im Finale zu seiner Ausgangsstärke zurück, wenn in einer bemerkenswerten Szene die Figur des Jonathan Weir sich plötzlich ganz anders zeigt als erwartet und den Roman mit einem überraschenden Twist enden lässt.
Insgesamt ist "Der Schlächter" ein durchaus wichtiges Buch, mit dem Joyce Carol Oates den zahlreichen weiblichen Opfern der Medizin eine Stimme gibt. Mit seinen 450 Seiten ist es aufgrund der monothematischen Darstellung aber mindestens 200 Seiten zu lang geraten. Zudem kann es auch formal nicht ganz überzeugen.
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Dieser fiktionale Roman rund um Norma Jeane Baker, besser bekannt als Marilyn Monroe polarisiert.
Die einen werden es als Verrat an MM sehen, denn hier wird nicht auf die Kunstfigur sondern auf ein zutiefst verletzte Person eingegangen. Andere werden das Buch nicht mögen, weil bis ins kleinste Detail die schwere K...
Dieser fiktionale Roman rund um Norma Jeane Baker, besser bekannt als Marilyn Monroe polarisiert.
Die einen werden es als Verrat an MM sehen, denn hier wird nicht auf die Kunstfigur sondern auf ein zutiefst verletzte Person eingegangen. Andere werden das Buch nicht mögen, weil bis ins kleinste Detail die schwere Kindheit der Norma Jeane mit ihrer geisteskranken Mutter, den diversen Waisenhäusern und Pflegefamilien dargestellt wird.
Die Autorin hat überprüfbare Fakten zusammengetragen. Doch manchmal bin ich nicht ganz überzeugt, ob ihr alle bzw. korrekte Dokumente ausgehändigt worden sind. Manches klingt schon sehr nach Hollywood. Manche Namen, die im Zusammenhang mit Marilyn geläufig sind, werden nur verwaschen bzw. mittels Initialen
genannt. Da haben sicher Hollywoods Anwälte ihre Hände im Spiel.
Das Buch ist mit seinen 1.024 Seiten kein Leichtgewicht und vom Inhalt her auch nicht. Schonungslos wird die verlogene Welt des Filmes präsentiert, die ohne Rücksicht auf die Menschen nur dem schnöden Mammon nachjagt.
Wer das bislang nicht gewusst hat, wird über die Demontage der Traumfabrik entsetzt sein.
Über die Person Norma Jeane/MM erfährt man Widersprüchliches: Zum einen will sie ihre fehlende Schulbildung nachholen in dem sie Schopenhauer liest, um Arthur Miller, ihrem Ehemann, auf Augenhöhe begegnen zu können, auf der anderen sucht sie ihr Leben lang nach Geborgenheit und Liebe. Miller, der bedeutend älter ist als sie, nennt sie nur „Daddy“. Liebe verwechselt sie häufig mit Sex, der ja in Hollywood als gängige Währung gilt.
Norma Jeane ist nicht nur selbst drogenabhängig sondern gleichzeitig auch eine richtige CO-Abhängige - sie kennt ja wenig anderes. Sie sieht ihre Mutter, die Alkohol und Tabletten einwirft, und macht, von Hollywood dazu gedrängt, genau dasselbe.
Letztendlich stirbt Norma Jeane Baker einsam und Marilyn Monroe wird zur Legende.
Fazit:
Hat mich nicht überzeugt, daher nur 3 Sterne.
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