Kapitel und weitere wichtige Entwicklungen werden angestoßen. Nach den ersten Schritten an der Krabbenküste bereist man unter anderem die tropische Eingeborenen-Insel Kila, das düstere Calador mit seinen kriegerischen Dämonenjägern und die pompöse Zentrale der Magier auf Taranis. Der Spielverpackung liegen außerdem Downloadcodes für die Nebelinsel und die Heimat der diebischen Gnome als Zusatz-Schauplätze bei. Beim Erkunden der Gebiete fällt schnell auf, dass der Held zum Glück schwimmen gelernt hat. Ein echter Fortschritt.
Erneut kann man durch die Erfüllung passender Aufträge zum Mitglied einer Fraktion werden, in deren Hierarchie aufsteigen und von den dazugehörigen Vorteilen wie etwa fortgeschrittenen Magie-Kenntnissen profitieren. Zur Wahl stehen u.a. die in Sachen Voodoo versierten Eingeborenen.
Weitere Entscheidungen gibt es in den zahlreichen Gesprächen zu treffen. Risen 3 hat hierfür ein einfaches Gesinnungssystem. Gemeinheiten wie das Einschüchtern von Gesprächspartnern oder fiese Kommentare führen zum Abzug von Seelen-Punkten, freundliche und hilfsbereite Zeitgenossen, die auch mal auf fette Belohnungen verzichten, sammeln Punkte. Echte Auswirkungen hat das Ganze aber leider nicht. Sehr schade - so lohnt sich das ansonsten unnötige System nur für Achievement-Sammler, denn für das Erreichen der beiden Extreme winkt jeweils ein Erfolg.
Schwertmeister, Tiertrainer und HandwerkerWer Risen 2 kennt, wird sich nicht nur auf den Dschungel-Inseln, sondern auch im Kampfsystem des Third-Person-Rollenspiels gleich heimisch fühlen, wo jedoch immerhin ein paar behutsame, aber nützliche Ergänzungen vorgenommen wurden. Ungünstig ist leider vielerorts die Kameraführung.
Als Basis besitzt man einen schnellen und einen aufgeladenen Nahkampf-Angriff, mit dem richtigen Timing kann man fremde Attacken unterbrechen und die Klinge dreimal hintereinander auf den Gegner niedersausen lassen. Als Zweitwaffen kommen unter anderem Wurfdolche und verschiedene Schießeisen zum Einsatz. Mit der Zeit werden die Kampffähigkeiten verfeinert und die Gefechte gewinnen etwa durch erhöhte Angriffsgeschwindigkeit, Konter und die Kniffe der verschiedenen Magieformen an Dynamik und Komplexität. Zum Beispiel kann man mit Spruchrollen monströse Helfer beschwören und einen schicken Feuerregen entfesseln.
Allerdings ist der Schwierigkeitsgrad (drei Stufen stehen zur Auswahl) nach einigem Aufpeppen des Helden meist relativ moderat und man kommt oft mit einer simplen Haudrauf-Methode ans Ziel. Erleichtert wird das Abenteuer auch durch die verfügbaren Begleiter. Auf dem Schiff kann man jeweils eins der bereits angeheuerten Mannschaftsmitglieder zum Mitkommen auffordern und diese Pappenheimer sind kaum totzukriegen.
Die Charakterentwicklung basiert wie gehabt auf dem Sammeln von Ruhm - durch Kämpfe, das Finden von Schätzen, die Entdeckung neuer Orte und das Abschließen von Quests. Mit genug Ruhm-Punkten steigert man die Werte in Bereichen wie Nahkampf, Fingerfertigkeit und Einfluss. Unterpunkte wie 'Silberzunge' zum Überreden widerspenstiger Gesprächspartner können auch durch bestimmte Pflanzen (bzw. daraus hergestellte Tränke) oder Ausrüstungsgegenstände erhöht werden. Sind bestimmte Werte erreicht und hat man genug Gold, bringen zahlreiche Ausbilder dem Helden neue Dinge bei. So kann man etwa das Schmieden von Waffen erlernen, zum Schnapsbrauer werden, als Äffchen-Trainer ein Haustier für die Erforschung enger Höhlen erhalten oder die Taschendieb-Fähigkeit perfektionieren.
Tonnenweise QuestsPassend zur Seefahrer-Atmosphäre lassen sich in der Inselwelt zwischendurch Minigames wie das bekannte Wettsaufen spielen, jede Menge legendäre Objekte finden und Schätze heben. Wurden die entsprechenden Hinweise gesammelt, markieren Kreuze auf der Karte deutlich den Zielort. Manchen Spielern wird das wahrscheinlich zu einfach sein, aber ich finde es komfortabel.
Unter den Quests finden sich natürlich auch wieder viele typische Sammelaufträge, Monstervernichtungs-Wünsche und Eskorten, recht nett ist aber teilweise die Verzahnung der Missionen, die sinnvoll ineinander übergehen und manchmal mehrere Lösungsmöglichkeiten bieten. Schon durch die schiere Anzahl der Quests hat man wirklich einiges zu tun und Risen 3 besitzt eine überzeugende Spieldauer. Ständig wandern neue Aufträge ins Tagebuch und ruckzuck hat man nach dem alten, berüchtigten 'nur noch eine Quest'-Muster schon wieder mehrere Stunden Lebenszeit in den Tiefen des Risen-Ozeans versenkt.
Apropos Ozean: Auf dem Meer gerät man neuerdings in Seegefechte und muss z.B. mit den Bordkanonen auf riesige Ungeheuer feuern. Die sehr seltenen maritimen Kämpfe können aber den Gegenstücken aus der Assassin's Creed-Reihe nicht das Wasser reichen. Ein weiteres Feature, bei dem Potenzial verschenkt wurde.
Nichts für GrafikfetischistenTechnisch liegt bei der Xbox 360-Version einiges im Argen. Zwar bietet auch die Konsolenversion recht abwechslungsreiche Landschaften mit Stränden, Minen, Hochebenen und dichten Urwäldern, die mancherorts andeutungsweise erkennen lassen, dass Risen 3 eigentlich ein durchaus ansehnliches Spiel ist - allerdings nur auf dem PC. Die Version für die alte Xbox-Generation hat mit einer alles andere als perfekten Portierung zu kämpfen. Ruckler, Flimmern, Tearing und Popups erscheinen je nach Umgebung unterschiedlich ausgeprägt, vor allem richtig hässliche, matschige Texturen stören dagegen überall das Bild. Bei den Animationen sowie den statischen Gesprächen und der Mimik der Figuren ist das Spiel auch nicht auf der Höhe der Zeit, dafür kann sich aber die deutsche Sprachausgabe fast immer gut hören lassen, genau wie der sparsam eingesetzte stimmungsvolle Soundtrack und diverse Dschungel-Geräusche.
FazitKeine Frage,
Risen 3 hat mich viele Stunden lang beschäftigt und letztendlich auch gut unterhalten. Die meisten Quests sind zwar ähnlich klischbeehaftet wie die (schwach inszenierte) Story, zeigen sich aber trotzdem immer wieder motivierend. Auch das nichtlineare Bereisen der Spielwelt und das Verbessern des Helden machen Spaß, es besteht jedoch die Gefahr, mithilfe mancher Fähigkeiten schon fast übermächtig zu werden. In den meisten Kämpfen braucht man sowieso gar keine komplizierte Taktik, sondern meistert alles durch einfache Angriffe und ständiges Nachkippen heilender Spirituosen. Wer Risen 2 mochte, macht auch mit dem Kauf des sehr ähnlichen Nachfolgers nichts verkehrt, sollte aber - entsprechende Hardware vorausgesetzt - zur optisch viel empfehlenswerteren PC-Variante greifen.Dann kann man bei der Wertung auch ruhig noch einen halben Stern hinzu addieren.
Pro- sehr viele Quests
- dadurch großer Umfang
- nonlineares Bereisen der Schauplätze
- verschiedene Fraktionen, denen man sich anschließen kann
- gelungenes Auflevel- und Fähigkeiten-System
- Piraten- und Südsee-Atmosphäre
- überwiegend gute Sprecher und Geräuschkulisse
Contra- viele Grafik-Probleme in der Konsolenversion
- schwache Story und unspektakuläre Inszenierung wichtiger Ereignisse
- eher wenige Neuerungen
- oft altbackenes Aufgaben-Design
- nur selten taktischeres Vorgehen nötig
- unausgegorenes Gesinnungs-System
Wertung: 7 von 10 Punkten
(Christina Schmitt/Captain-Fantastic.de)