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IBM-kompatibler PC 386 oder schneller, 8 MB RAM, 256 Farben VGA (640x480), CD-ROM-Laufwerk (double-speed), Windows 3.1 oder höher. R Systemvoraussetzungen Macintosh: S Mind. 13 Zoll-, 640x480pixel-, 256 Farben-Monitor, 8 MB RAM, CD-ROM-Laufwerk (double speed), System 7 oder höher.

Produktbeschreibung
IBM-kompatibler PC 386 oder schneller, 8 MB RAM, 256 Farben VGA (640x480), CD-ROM-Laufwerk (double-speed), Windows 3.1 oder höher. R Systemvoraussetzungen Macintosh: S Mind. 13 Zoll-, 640x480pixel-, 256 Farben-Monitor, 8 MB RAM, CD-ROM-Laufwerk (double speed), System 7 oder höher.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 31.08.1995

Krieg im Punjab
Bhisham Sahni erzählt von der Teilung Indiens

Heute, nach den Ereignissen im ehemaligen Jugoslawien, würde man von einer "religiösen Säuberung" sprechen: Die Teilung des indischen Subkontinents nach dem Abzug der letzten englischen Soldaten im August 1947 hat beinahe eine Million Menschen das Leben gekostet. Für Indien und Pakistan begann die Unabhängigkeit mit einem Blutbad. Rund acht Millionen Muslime sind mit Hab und Gut nach Westen gezogen, eine ähnliche Anzahl von Hindus und Sikhs mußte in die andere Richtung wandern. Das Leid, das damals geschah und an dem die mit Eile entkolonialisierende britische Labour-Regierung nicht unschuldig war, hat bis heute niemand besser beschrieben als der Journalist Kushwant Singh in seinem Büchlein "Train to Pakistan": Geschändete Frauen, zwangsbeschnittene Sikhs, brennende Häuser, zerstörte Freundschaften und Geisterzüge voll mit ermordeten Hindus - deren Ankunft auf indischen Bahnhöfen sogleich ein Gegenpogrom auslöste und noch mehr Muslime auf die Flucht nach Westen trieb.

Das Gift, Kommunalismus genannt, ist heute potenter denn je. Es ist sogar, wie der Schriftsteller Bhisham Sahni sagt, "Teil unserer Psyche geworden". Dreimal sind die Freunde von einst gegeneinander in den großen Kampf gezogen, der Kalte Krieg droht permanent zu werden, irrsinnige Beträge werden für die Rüstung, nicht aber für den Kampf gegen die hohe Analphabetenrate und die Kindersterblichkeit ausgegeben. Dem Selbstverständnis Pakistans, das ein Staat für die Muslime des Subkontinents sein möchte, mangelt es an Glaubwürdigkeit, solange mehr als einhundert Millionen Glaubensgenossen im "säkularen" Indien leben. Zumal die Muslime dort immer wieder in Gefahr für Leib und Leben geraten: durch skrupellose Politiker, die latente religiöse Spannungen und den fundamentalistischen Fanatismus für ihre politischen Ziele, ein Amt oder den Wahlsieg einsetzen, auch wenn dabei Menschen ums Leben kommen. Wie so etwas funktioniert, wie der Volkszorn provoziert wird (ein Stück Schweinefleisch vor der Moschee, die Störung eines Hindu-Gebets genügen), wie lange die Herrschenden den blutigen Ausschreitungen erst einmal zusehen, beschreibt Bhisham Sahni in "Tamas". Der Romantitel bedeutet etwa Finsternis oder Dunkelheit, ließe sich aber auch mit Ignoranz oder Verblendung, mit dunklen Mächten oder finsterem Aberglauben übersetzen.

Sahni, der vor achtzig Jahren im heute pakistanischen Rawalpindi geboren wurde, hat die Greuel der Teilung nicht vergessen, von "den Feuern in der Nacht, dem Getrappel fliehender Füße, den aufgeblähten Bäuchen der Toten und den Frauen, die mit ihren Kindern in den nächsten Brunnen gesprungen waren", um einer Vergewaltigung zu entgehen, hat er vor kurzem in einem Zeitungsartikel geschrieben. In "Tamas", das mit "Basanti" zu seinen besten Romanen gerechnet wird, malt er ein Bild des alten (ungeteilten) Punjab, von dem die Leute in Delhi heute noch schwärmen, am Beginn des großen religiösen Kriegs. Der Roman zeigt die Briten mit ihrer Politik des "Teilen und Herrschen", eine opportunistische einheimische Bourgeoisie und die unter dem heraufziehenden Blutbad am meisten leidenden Armen. Ein Roman über den Holocaust auf dem Subkontinent ist "Tamas" nicht geworden, dazu ist die um "Muslim, Hindu, Sikh und die Herren" geschriebene Geschichte nicht dicht und dramatisch genug - ein Eindruck, der möglicherweise verstärkt wird durch die deutsche Übersetzung ("Lisas goldenes Haar wehte sacht im lieblichen Morgenwind"). Auch ist die Wahl der Umschrift für die indischen Wörter nicht überzeugend.

Einige Kritiker haben Sahni, der 25 Bücher aus dem Russischen übersetzt hat, seine lange Verbindung mit Moskau vorgeworfen und behauptet, die im Sozialismus geübte Gleichgewichtspolitik raube seinen Büchern die Tiefe und verhindere eindeutige Stellungnahmen. Gleichwohl werden einige der mehr als hundert Kurzgeschichten aus Sahnis Feder zu den besten gezählt, die die zeitgenössische Hindi-Literatur zu bieten hat.

Immerhin ist der nach entsprechender Straffung der Vorlage produzierte Tamas-Film im indischen Fernsehen ein großer Erfolg gewesen, der erste, der sich des Themas der Partition, der Teilung, annahm. Fragwürdig ist deshalb die Behauptung, die Oberschicht habe kein Geschichtsbewußtsein, weil man nur mit Vergeßlichkeit in diesem schwierigen Land überleben könne. Ungleich mehr spricht für die Vermutung, daß das epochale Werk über den indisch-pakistanischen Holocaust einfach noch nicht geschrieben ist. ERHARD HAUBOLD

Bhisham Sahni: "Tamas". Roman. Aus dem Hindi übersetzt von Margot Gatzlaff. Neue Indische Bibliothek. Verlag im Waldgut, Frauenfeld 1995. 320 S., geb., 39,- DM.

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