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Denis Johnson, geboren 1949, zählt zu den wichtigsten amerikanischen Gegenwartsautoren. Mit der Kurzgeschichtensammlung Jesus´ Son hat er auch in Deutschland Berühmtheit erlangt. Der Ich-Erzähler, drogensüchtig, arbeitslos, entlarvt den amerikanischen Traum als Lüge. Seine Erlebnisse stürzen den Leser in ein Wechselbad von Sympathie und Antipathie, Desillusionierung und vager Hoffnung. Jesus´ Son wurde 2000 von Alison Maclean verfilmt.
Texte in der Originalsprache, mit Übersetzungen schwieriger Wörter am Fuß jeder Seite, Nachwort und Literaturhinweisen.

Produktbeschreibung
Denis Johnson, geboren 1949, zählt zu den wichtigsten amerikanischen Gegenwartsautoren. Mit der Kurzgeschichtensammlung Jesus´ Son hat er auch in Deutschland Berühmtheit erlangt. Der Ich-Erzähler, drogensüchtig, arbeitslos, entlarvt den amerikanischen Traum als Lüge. Seine Erlebnisse stürzen den Leser in ein Wechselbad von Sympathie und Antipathie, Desillusionierung und vager Hoffnung. Jesus´ Son wurde 2000 von Alison Maclean verfilmt.

Texte in der Originalsprache, mit Übersetzungen schwieriger Wörter am Fuß jeder Seite, Nachwort und Literaturhinweisen.
Autorenporträt
Denis Johnson wird 1949 in München geboren, er wächst in Tokio, Manila und Washington auf. In den Siebzigerjahren nimmt er am berühmten "writing program" der University of Iowa teil, wo er in den Neunzigerjahren auch unterrichtet, daneben Arbeit für verschiedene Magazine. Johnson hat zahlreiche Preise und Ehrungen erhalten. So wurde seine LyrikSammlung 'The Incognito Lounge' für die National Poetry Series ausgewählt (1982), er erhielt das Lannan Fellowship in Fiction, den Whiting Writers' Award For Excellence in Poetry and Fiction (1987), den Salon Book Award in Fiction (des ´ezines salon.com) für seinen Roman 'The Name of the World' (2000)
Johnson lebt in der Nähe von Good Grief (Idaho)
Veröffentlichungen:
Prosa: 'Angels' (1983); 'Fiskadoro' (1985); 'The Stars at Noon' (1986); 'Resuscitation of a Hanged Man' (1991); 'Jesus' Son' (1992); 'Already Dead: A California Gothic' (1997); 'The Name of the World' (2000)
Lyrik: 'The Man Among the Seals' (1969); 'Inner Weather' (1976); 'The Incognito Lounge' (1982); 'The Veil' (1987); 'The Throne of the Third Heaven of the Nations Millenium Assembly. Poems, Collected and New' (1995).
Nonfiction: 'Seek. Reports from the Edges of America & Beyond' (2001).

Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.06.2006

Die rohe Kost der Erfahrung
Denis Johnsons Erzählband „Jesus’ Sohn”
Ein junger Mann reist von Texas nach Kansas. Von einem Handelsvertreter bekommt er Schnaps und Amphetamine zugesteckt; ein Student teilt seine Joints mit ihm. Völlig high steigt er in das Oldsmobile einer Familie, das in strömendem Regen frontal mit einem anderen Auto kollidiert und dessen Fahrer tötet. Der Tramper steigt aus und betrachtet ungerührt die Szenerie: „Kurz darauf standen Autoschlangen auf beiden Seiten der Brücke, Scheinwerferlicht schuf um den dampfenden Schrotthaufen eine Stimmung wie bei einem nächtlichen Ballspiel, und Kranken- und Polizeiwagen bahnten sich zögernd ihren Weg, so daß die Luft farbig zuckte. Ich sprach mit niemandem. Mein Geheimnis war, daß ich eben noch Herr und Meister dieser Tragödie gewesen war, jetzt jedoch nichts als der gesichtslose Begaffer eines blutigen Unfalls. Irgendwann hörte ein Polizist, daß ich in einem der Autos gesessen hatte, und nahm meine Aussage auf.”
Die elf kurzen Erzählungen in „Jesus’ Sohn” sind Momentaufnahmen aus dem Leben eines Süchtigen. Über den Ich-Erzähler erfährt man nicht viel. Er lebt in den frühen Siebzigern, ist Anfang bis Mitte 20. Sein Spitzname lautet „Fuckhead”; in der neuen Übersetzung des im Original 1992 und bei uns erstmals 1995 erschienenen Buches ist daraus das weniger treffende „Saukopp” geworden. Eine sympathische Figur ist er nicht. Meistens geht es ihm miserabel; flüchtige Gefühle der Hochstimmung erfährt er nur durch Drogen oder auf Kosten anderer Menschen. In „Zwei Männer” verfolgt er mit gezückter Pistole einen betrügerischen Dealer und genießt die Angst, die er ihm einzujagen versteht. In „Zusammenstoß beim Trampen” versetzt ihn schließlich die Verzweiflung, von der die Frau des Unfallopfers überfallen wird, in Euphorie: „Sie schrie schrill auf, so wie, vermute ich mal, ein Adler aufschreit. Es war ein wunderbares Gefühl, am Leben zu sein und das zu hören!”
Gier und Gleichgültigkeit
So abstoßend „Fuckhead” in seiner Gier und Gleichgültigkeit ist, mitunter scheint auch ein unerfüllbares Verlangen nach Unschuld und Reinheit in ihm versteckt zu sein. Vor allem aber ist er zutiefst einsam. Mit seinen Freunden verbindet ihn die Lust am Rausch, mehr nicht. Seine Freundinnen kommen und gehen; vor Frau und Kind verspürt er nur Angst. In diesem völligen Verzicht auf romantische Verklärung der Schattenwelt, von der er berichtet, liegt Denis Johnsons Originalität. „Fuckhead” ist zwar immer unterwegs; ein „On the Road”-Pathos wie bei Jack Kerouac will sich durch seine ziellosen Fahrten und Ortswechsel aber nicht einstellen. Die Hoffnung auf spirituelle Erneuerung ist dahin, der Traum, irgendwo ein anderes, besseres Amerika zu finden, längst verloren gegangen. Ebenso fern ist die robuste Flapsigkeit eines Charles Bukowski; geht es um Sex mit einer Bauchtänzerin oder einer Körperbehinderten, blitzt diese zwar auf, kann aber nicht verbergen, dass hier von einem Zermürbten erzählt wird.
In seiner drastischen Schilderung des Junkieelends erinnert Johnson am ehesten an William R. Burroughs. Als Erzähler steht er in der Tradition der Shortstory, deren lakonischen Realismus er in ein beunruhigendes, psychedelisches Licht taucht. In „Notaufnahme” taumelt „Fuckhead” bei Einbruch der Dunkelheit durch eine verschneite Landschaft, in der er plötzlich einen Soldatenfriedhof zu erkennen meint. Dahinter scheint der Himmel aufzureißen, Engel steigen auf die Erde hinab - dann klärt sich der Blick: Die Grabsteine sind Lautsprecher eines Autokinos, das überlebensgroße Bilder von Stars über die Leinwand gleiten lässt. In „Arbeit” schwebt eine schöne, rothaarige Frau, die an einen großen Drachen geschnallt ist, nackt über einen Fluss. Wenig später begegnet „Fuckhead” ihr wieder - aber ist es wirklich dieselbe Frau, und war die Szene zuvor vielleicht nur eine Halluzination? Eine Auflösung des rätselhaften Geschehens bleibt aus. Wie in manchen Träumen sind Schrecken und Wunder identisch geworden.
In der Beschränkung auf die Perspektive der Hauptfigur gewinnt das Buch eine enorme Intensität. Zwar sind nicht alle Erzählungen gleich gelungen, die besten aber so stark, dass sie die schwächeren mühelos mittragen. Walter Benjamin hat den Schriftsteller mit einem Meisterkoch verglichen und von der „Rohkost der Erfahrung” gesprochen, den prekären „Erfahrungen am eigenen Leibe”. Genießbar werden sie in vielen Fällen erst als Literatur: „Sie schlagen manchem an, der zu Grunde ginge, wenn er ihnen in natura begegnete.” So eine Verwandlung ist Denis Johnson in „Jesus’ Sohn” gelungen. Dem Unglück der Figur entspringt das Glück des Lesers.
CHRISTOPH HAAS
DENIS JOHNSON: Jesus’ Sohn. Erzählungen. Deutsch von Alexander Fest. Rowohlt Verlag, Reinbek 2006. 175 Seiten, 14,90 Euro.
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