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Produktdetails
Trackliste
CD
1You're The Man [Parts I & II] (Single Version)00:05:46
2The World Is Rated X (Alternate Mix)00:03:52
3Piece Of Clay ("The Master 1961-1984" Version)00:05:11
4Where Are We Going? (Alternate Mix 2)00:03:53
5I'm Gonna Give You Respect00:02:56
6Try it, You'll Like It00:03:57
7You Are That Special One00:03:38
8We Can Make It Baby00:03:24
9My Last Chance (SalaAM ReMi Remix)00:03:40
10Symphony (SalaAM ReMi LP Mix)00:02:54
11I'd Give My Life For You (SalaAM ReMi LP Mix)00:03:31
12Woman Of The World00:03:30
13Christmas In The City (LP Mix & Edit)00:03:49
14You're The Man (Alternate Version 2)00:04:45
15I Want To Come Home For Christmas (LP Mix & Edit)00:04:46
16I'm Going Home ("The Master 1961-1984" Version)00:04:42
17Checking Out (Double Clutch) ("The Master 1961-1984" Version)00:04:54
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.04.2019

Wie viele Sänger stecken eigentlich in diesem Mann?
Den Lehm mit Liebe formen: Marvin Gayes verschollenes Album "You're the Man" aus dem Jahr 1972 erscheint jetzt

All diese Versprechen kennt man: Wir sollen uns nicht aufregen und sorgen, alles wird gut, die anderen sind zwar blind und verlogen, aber ihm, dem Politiker im Wahlkampf, ihm können wir vertrauen - so gibt die hohe Stimme über einem Teppich aus Perkussion und Stimmen den Auftritt wider und entlarvt ihn zugleich: "Falls du einen Plan hast, einen Masterplan, dann stimme ich für dich", schreit, seufzt, ächzt der Sänger Marvin Gaye im Falsett, und je länger das Lied seinen Weg nimmt, umso hoffnungsloser wird das alles, und vom Masterplan ist natürlich keine Rede. Der Politiker, mit den Wünschen und Einwänden der Wähler konfrontiert, ist nicht zu fassen, im Lied wie in der Wirklichkeit. Im März und April 1972 nahm Gaye "You're the Man" auf, im November wurde Richard Nixon mit überwältigender Mehrheit als Präsident der Vereinigten Staaten bestätigt.

Zu diesem Zeitpunkt hatte Gaye bereits rastlos Song um Song aufgenommen, für ein Album, das ebenfalls "You're the Man" heißen sollte. Dass es erst jetzt vollständig erscheint, fast fünfzig Jahre nach den Aufnahmen und fünfunddreißig Jahre nach dem tragischen Tod des Sängers, hat wiederum viel mit den Ereignissen des Jahres 1972 zu tun.

Bereits Marvin Gayes Vorgängerplatte "What's Going On", inzwischen längst ein Klassiker der Popmusik, wurde 1971 gegen den Widerstand des Motown-Label-Chefs Berry Gordy Jr. herausgebracht - Gaye hatte damit gedroht, andernfalls die Zusammenarbeit nach über zehn Jahren und sechzehn Alben zu beenden. Der Sänger hatte sich damit von der Rolle, die er im Motown-Universum einnahm, emanzipiert, gab nicht mehr den romantischen Liebhaber und sanften Duettpartner von Sängerinnen wie Kim Weston oder Tammi Terrell. Er zeigt sich nicht nur als Songschreiber von Gnaden, sondern auch als ein Sänger, dessen Stimme zu den erstaunlichsten Ausdrucksformen geschaffen war, die mühelos die Register wechselte und höchst effektvoll in den Aufnahmen übereinandergelegt werden konnte - diese Ergänzungen, die häufig auch als Kontraste eingesetzt wurden, prägten künftig die Platten Gayes.

Nach dem in diesem Ausmaß unerwarteten Erfolg des Albums "What's Going On" schlug sich die Single "You're the Man" allerdings weit weniger gut - ein Erfolg zwar in den R&B-Charts, aber kaum wahrgenommen unter den Popsongs. In dieselbe Zeit fiel der Umzug des Motown-Labels von Detroit nach Los Angeles und die Trennung von Marvin Gaye und seiner Frau Anna, der Schwester Berry Gordys, die auf "What's Going On" noch drei der neun Stücke mitgeschrieben hatte. Ins Album "You're the Man" aber schien Gaye nun kein großes Vertrauen mehr zu haben. Statt es zu veröffentlichen, stellte er ein weiteres fertig, "Let's Get It On", das zu seinem größten Erfolg werden sollte.

Dass die Titel, von denen viele über die Jahre verstreut als Bonustracks zu CD-Samplern erschienen waren, nun im Zusammenhang rezipiert werden können, erlaubt den Blick auf einen Sänger, der offensichtlich nach Orientierung suchte und zugleich zu musikalischen Experimenten in unterschiedlichen Richtungen so weit bereit war, dass man tatsächlich kaum von einem Album aus einem Guss sprechen kann. Gaye geht mit einigen Stücken den Weg weiter, den er mit der vorigen Platte eingeschlagen hatte, mit engagiert politischen Texten, demonstrativer stimmlicher Bandbreite und geschickt eingesetzter Perkussion - vor allem das fabelhafte Titelstück sticht hier heraus. Völlig anders sind Aufnahmen, die an den engeren musikalischen Kosmos Gayes in den sechziger Jahren erinnern.

Meisterlich aber ist schließlich die Emanzipationshymne "Piece of Clay", der zweite Höhepunkt einer insgesamt ausgezeichneten Platte, dessen Gospelcharakter geschickt durch eine ruppige Gitarre und Gayes gegenüber der Melodie verzögerte Harmoniestimmen gebrochen wird.

TILMAN SPRECKELSEN

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