Ich habe mir Mühe gegeben, die Songs alle zu lernen, und sie sind ein Teil meiner musikalischen Erziehung."
Wie gut ihr das gelungen ist, zeigt Rosanne Cashs neues Album "The List", das zwölf Lieder dieser Liste enthält, darunter auch eine herzzerreißende Fassung von "Heartaches by the Number", und zwar gesungen im Duett mit Elvis Costello. Lieder der Carter Family sind dabei, aber auch Klassiker von Country-Legenden wie Hank Williams, Merle Haggard oder Jimmie Rodgers. Dass Rosanne Cash diese Songperlen ihrem eigenen Stil, der eher düster-verhangen ist, unterordnet, zeigt ihre ganze Klasse. So verwandelt sich der muntere Gassenhauer "I'm Movin' On", den einst Hank Snow berühmt machte, bei ihr in einen bluesigen Schleicher, dem schmachtende Bläser einen ganz neuen Anstrich verpassen. Die Produktion der Platte, die wie seit einigen Jahren Rosanne Cashs Ehemann John Leventhal übernommen hat, glänzt durch das präzise Herausarbeiten einzelner Instrumente.
So spukt eine Orgel durch das gespenstische "500 Miles", ein E-Piano prägt das heimelige "She's Got You", ansonsten dominieren elektrische und akustische Gitarren jeglicher Couleur. Gäste wie Bruce Springsteen, Jeff Tweedy und Rufus Wainwright verströmen hier und da ein wenig von ihrem individuellen Aroma. Doch "Girl From The North Country", das ihr Vater einst im Duett mit Bob Dylan, dem Komponisten des Songs, gekrächzt hat, meistert sie ganz allein. Und wie ein Echo darauf zittert kurz eine Mundharmonika zwischen zwei Strophen hervor.
roth
Rosanne Cash, The List. Manhattan/Blue Note 1430224 (EMI)
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