Vor gut zwei Jahrhunderten waren gladiatorenartige Wettkämpfe zwischen zwei Tastenvirtuosen bei der Wiener Elite äußerst beliebt. Ein berühmtes Klavierduell zwischen Mozart und Clementi fand beispielsweise im Dezember 1781 statt. Im Mai 1800 traf der berühmte, in ganz Europa gefeierte reisende Tastenlöwe Daniel Steibelt (1765-1823) während einer musikalischen Zusammenkunft im Hause des Grafen Moritz von Fries auf Beethoven. Dessen Schüler Ferdinand Ries zufolge musste Steibelt den Saal gedemütigt verlassen und machte es künftig zur Bedingung, daß Beethoven nicht eingeladen werde, we...
Vor gut zwei Jahrhunderten waren gladiatorenartige Wettkämpfe zwischen zwei Tastenvirtuosen bei der Wiener Elite äußerst beliebt. Ein berühmtes Klavierduell zwischen Mozart und Clementi fand beispielsweise im Dezember 1781 statt. Im Mai 1800 traf der berühmte, in ganz Europa gefeierte reisende Tastenlöwe Daniel Steibelt (1765-1823) während einer musikalischen Zusammenkunft im Hause des Grafen Moritz von Fries auf Beethoven. Dessen Schüler Ferdinand Ries zufolge musste Steibelt den Saal gedemütigt verlassen und machte es künftig zur Bedingung, daß Beethoven nicht eingeladen werde, wenn man ihn haben wolle. Steibelts Ruhm verblasste schnell, doch täte man ihm Unrecht, ihn nur als Vertreter der eitlen und effektheischenden Pianistenzunft des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts abzutun. Seine acht Klavierkonzerte sind einnehmende Beispiele für die klassische Spezies an der Wende zur Romantik und können auch heute noch den Musikfreund begeistern. Die drei hier von Howard Shelley und dem Ulster Orchestra in der Reihe Das klassische Klavierkonzert eingespielten Werke tragen zudem Titel, die zu Recht neugierig auf Steibelts Musik machen: LOrage (Der Sturm), À la Chasse (Im Jagdstil) und Grand Concerto Militaire (Großes Militärkonzert).
