![Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension]( "Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension")
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.10.2010Dieses Gefiepe
Sufjan Stevens spinnt weiter
Nachdem der amerikanische Singer/Songwriter Sufjan Stevens sein megalomanes Projekt, für jeden amerikanischen Bundesstaat ein Album aufzunehmen, als Werbegag ad acta gelegt hat, bringt er nach fünf Jahren wieder ein reguläres Studioalbum mit neuem Material heraus.
"The Age Of Adz", das direkt auf die kurz zuvor veröffentlichte, sehr hörenswerte EP "All Delighted People" folgt, zeigt sich in Gestaltung und Thematik inspiriert von Royal Robertson, einem der angeblich nahenden Apokalypse zugeneigten Künstler und selbsternannten Propheten aus Louisiana, der an paranoider Schizophrenie litt und 1997 plötzlich starb. Stevens setzt dessen Außenseiterkunst ein Denkmal,
indem er die zentralen Aspekte seines Schaffens, ja, des menschlichen Daseins schlechthin (Liebe, Sex, Krankheit, Furcht und Tod) zur Grundlage ebenso ergreifender wie verstörender Songs macht. Himmlische - oder sind es höllische? - Chöre erheben sich da, angeführt von Stevens' samtweicher Stimme, über elektronisches Geplucker, Gefiepe und Gezirpe, während sein übliches Faible für akustische Instrumente und waidwunde Folk-Songs nun weitgehend vergessen scheint. Das artifizielle Klangpandämonium, das einige fabelhafte Melodien aufscheinen lässt, kulminiert schließlich in dem vollkommen disparaten, fünfundzwanzigminütigen Stück "Impossible Soul" als des Wahnsinns fette Beute. "The Age Of Adz" ist ein aufgedonnertes und sympathisch spinnertes Werk, auf dem ein genialer Sonderling all den nur mittelprächtig begabten Käuzen da draußen zeigt, wie es sich anhört, wenn man es ernst meint mit der anspruchsvollen Popmusik.
axmü
Sufjan Stevens, The Age Of Adz. AsthmaticKitty 5120210
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.10.2010
