Bellamy war schon immer einer für die ganz großen Rock-Gesten. Der Brite sieht sich durchaus in der Tradition Freddy Mercurys. Seine Kompositionen und Arrangements wuchsen mit der Zeit jedenfalls zu entsprechendem Bombast. Wunderbar war das. Denn selbst als Bellamy auf "The Resistance" mit orchestralen Gitarren-Manien zu verstehen gab, dass er Brian May auch gleich noch sein wollte, hatte das alles noch raumgreifende Energie.
Jetzt scheint "The 2nd Law" allerdings auch für den Ausnahmekünstler und seine Band zu greifen, vermutlich, weil Muse nicht bedacht haben, dass man Rock nicht unendlich aufblähen kann, ohne irgendwann bei seiner überdreht geschminkten Cousine, dem Musical, anzukommen. Entsprechend eklektisch gerät das Werk: "Panic Station" ist ein befremdender New-Wave-Funk mit Disco-Klischees und Marsch-Blechbläsern. Der Synthesizer-Hopser "Follow Me" soll mit furchtbar gewollten Dub-Step-Sounds vor der farbenfrohen Bedeutungslosigkeit bewahrt werden, das steril elektronische "Madness" erklingt so luftig, leicht und wolkig, als sollte es einen Werbespot für Cholesterin senkende Margarine vertonen. Dazwischen getragene Orchestereinlagen. Alles ist groß, nichts hat Kraft. Thermodynamik ist komplex. Nach dem Anhören von "The 2nd Law" merkt man, dass sie mit heißer Luft zu tun hat.
Muse,
The 2nd Law
Warner 2941462
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