seinem neuen Album "Su" ("Wasser") mit seiner Rohrflöte nur noch selten zu hören, er ist vor allem als Arrangeur und als Schöpfer von mancherlei elektronischen Klängen zu hören. Dazu bedient er sich einer ganzen Armada von Gastmusikern, je nachdem, wonach das jeweilige Stück verlangt. "Hazân" verlangte nach der Stimme von Dhafer Youssef, einem tunesischen Sänger, dessen extrem voluminöses und variantenreiches Organ vor allem in der französischen Jazzszene bekannt und beliebt ist. Mit Youssef teilt Dede das Interesse am Sufismus, einer esoterischen Spielart des Islam. Dede läßt sein spirituelles Interesse wohltuend im Hintergrund, das Missionieren ist seine Sache nicht. Für ihn steht die Musik im Vordergrund, und so lädt er Rhythmen aus Indien, dem Iran oder dem Balkan mit elektronisch verstärkter Perkussion auf, die den Hörer trotz der entspannten Grundhaltung magisch auf die Tanzfläche zieht. Die sehnsüchtig-süßlichen Schlieren, die der Geiger Hugh Marsh über die Musik legt, tun ein übriges. Fast schon funky klingt der Groove, wenn auf "Nâfi" der türkische Rapper Ceza ins Spiel kommt und Mercan Dede nonchalant das Geräusch von splitterndem Glas als Rhythmusgeber benutzt. Das Stück würde so mancher Großraumdisko gut zu Gesicht stehen.
Ausgerechnet ein Sender wie die britische BBC hat jetzt die universellen Qualitäten von Mercan Dedes Musik entdeckt und ihn gleich zweimal für ihre "World Music Awards 2005" nominiert. "Su", das Album, das Mercan Dede unter anderem als Soundtrack zu seiner Wahlheimat Istanbul versteht, sollte ihm nun auch in Deutschland den Durchbruch bescheren.
ROLF THOMAS
Mercan Dede, Su. Doublemoon 537 0023 (Rough Trade)
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