Sir Lemuel`S Dance

Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.06.2009Giftiger Gigant

Sein Name ist Schröder, John Schröder - und er verwirrt alle: In den Neunzigern hielt man den Frankfurter Wunderknaben für den deutschen Jazzgitarristen der Zukunft. Dann begann er Schlagzeug bei "Der Rote Bereich" zu spielen. Nun tritt er als Bandleader eines hochkarätig besetzten Quartetts des neuen deutschen Jazz hervor: als Pianist, dem es vor allem um Intensität und Koordination des Zusammenspiels auf engstem Raum geht. Die Musik, die in diesem Jazzteilchenbeschleuniger in Stücken wie dem elfminütigen "Mood 1697" entsteht, besticht durch melodisch herbe sowie primzahlig metrische Raffinesse. Der subversive Charme von "Sir Lemuel's Dance" (Pirouet Records 3033/Medien Vertrieb Heinzelmann) rührt nicht zuletzt von einem satirischen Verfremdungseffekt her, der das Schrödersche Spiel als Verfolgungsjagd zwischen der fliehenden Vorstellungsgabe eines Giganten und der hinterherhinkenden Anschlagskultur eines Giftzwergs inszeniert.

topa

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