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Produktdetails
Trackliste
CD 1
1Variationen über ein Thema von Schubert "Sehnsuchtswalzervariationen"
2Variation 100:00:43
3Ritornell 100:00:41
4Variation 200:01:14
5Ritornell 200:00:26
6Variation 300:00:31
7Ritornell 300:00:44
8Variation 400:00:53
9Ritornell 400:00:30
10Variation 500:01:07
11Thema: Sehnsuchtswalzer00:00:56
12Papillons op. 2
13Nr. 1: Introduzione (Moderato)00:00:33
14Nr. 2: Prestissimo00:00:25
15Nr. 3: (ohne Satzbezeichnung)00:00:45
16Nr. 4: Presto00:00:48
17Nr. 5: (ohne Satzbezeichnung)00:01:01
18Nr. 6: (ohne Satzbezeichnung)00:00:49
19Nr. 7: Semplice00:01:08
20Nr. 8: (ohne Satzbezeichnung)00:01:07
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CD 2
1Variationen über den beliebten Wiener Trauer-Walzer von Franz Schubert op. 1200:06:17
2Deutsche Tänze D 783 Nr. 1-16 (aus op. 33) (Auszug)
3Deutsche Tänze op. 171 D 790 Nr. 1-12 (Ländler)
4Originaltänze op. 9 D 365 Nr. 1-36 (Auszug)
5Nr. 14: Des-Dur00:00:48
6Nr. 22: H-Dur00:00:47
7Wiener Damen-Ländler Nr. 1-16 (Auszug)
8Valses Sentimentales op. 50 D 779 Nr. 1-34 (Walzer) (Auszug)
9Deutsche Tänze op. 171 D 790 Nr. 1-12 (Ländler)
10Aufforderung zum Tanz op. 65 (für Klavier)00:08:19
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.10.2010

Walzer der Sehnsucht

Jede Jugend sucht sich andere Idole. Jede Generation liebt eine neue Sorte Kitsch. Auch in der Musikgeschichte haben sich schon ganze Schubladen voll der wunderniedlichsten Nippesfiguren angesammelt. Zum Beispiel: Das "Schwammerl". Rund, weich, schüchtern, linkisch, liebenswert und heiratsfähig. Für den schwärmten (frei nach dem Schubert-Roman von Rudolf Hans Bartsch) unsere Urgroßeltern, damals, als es noch jedem Dreimäderl geraten war, rasch unter die Haube zu kommen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg ließ Richard Tauber dann als sehnsuchtswalzerumspülter Schmalzlocken-Schubert dieses Ideal noch einmal kräftig nachdieseln, in Operette und Musikfilm. Heute trägt keine mehr eine Haube - dafür gibt es viele emanzipiert Alleinerziehende, und vielleicht darum können wir uns neuerdings auf dem Buchmarkt und im Kino kaum mehr retten vor all den Ehekrächen, die das von Wahnsinnsgewitterwolken verschattete Haus der Musikerfamilie Schumann erschütterten.

Zu den wenigen, die auf diesen modischen Nippes pfeifen, ja, die im Schumann-Jahr auf Vokabeln wie "Spätwerk" oder "Krise" oder gar "Zerrüttung" ganz und gar verzichten, gehört der feine, junge Pianist Herbert Schuch. Aus Rumänien gebürtig, in Salzburg ausgebildet, hat Schuch schon einige wichtige Preise (Beethoven-Competition) gewonnen und drei eigenwillige Konzept-Alben vorgelegt, in denen er Musik von Schubert neben die von Lachenmann stellt oder Schumanns "Kreisleriana" neben Ravels "Miroirs". Sein neuestes Album heißt "Sehnsuchtswalzer" (Oehms OC 754/harmonia mundi). Wieder reicht ein kurzes Hineinhören (etwa in CD 1, Track 35, "Eusebius"), um zu bemerken, dass eine der Stärken dieses Klavierspielers das farbige Phrasieren ist, eine andere der flaumweiche Anschlag.

Eine kräftige Pranke hat Schuch aber auch, wo sie gebraucht wird. Und er stellt interessante Fragen. Warum hat Robert Schumann für seinen autobiographisch-enigmatischen "Carnaval"-Zyklus genau das gleiche Vorspiel verwendet wie zu den Variationen über Schuberts "Sehnsuchtswalzer"-Thema? Warum steht letzteres Thema nicht am Anfang der Variationen, wie üblich, sondern am Schluss? Was überhaupt ist die "Idee des Tanzes" bei Schumann, woher kommt sie?

Schuch spielt Schumanns Klavierzyklen Papillons op.2, Carnaval op. 9 und die sechs Intermezzi op.4 - geniale Kompositionen eines Twens, teils rätselhaft, teils wegweisend. Er spielt sie genau so: aufgeladen mit Versprechungen, Andeutung, Bedeutendem. Keine Spur von Spätwerkschatten liegt über dieser frisch und klar leuchtenden "Lieder ohne Worte"-Musik. Und Schuch geht, in der zweiten CD seines Doppelalbums, auf die Suche nach Schumanns Tanzmusik-Quellen: Sie enthält die Sehnsuchtswalzer-Variationen von Carl Czerny, auch Deutsche Tänze von Schubert selbst und stellt so den Kontext her zu einer versunkenen Zeit.

ELEONORE BÜNING

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