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Wie Bernd, genannt Primel, das Ende des Krieges erlebt, eine Draisine entdeckt und das Rätsel der gefüllten Schuhe erfährt. Nichts ist in dieser Zeit normal, aber für Primel ist alles wie ein großes, aufregendes Abenteuer. Peter Härtlings neuer Roman für Kinder und Erwachsene.

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Produktbeschreibung
Wie Bernd, genannt Primel, das Ende des Krieges erlebt, eine Draisine entdeckt und das Rätsel der gefüllten Schuhe erfährt. Nichts ist in dieser Zeit normal, aber für Primel ist alles wie ein großes, aufregendes Abenteuer. Peter Härtlings neuer Roman für Kinder und Erwachsene.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 01.12.2000

Vergiss, was du gesehen hast
Die Flucht eines Jungen am Ende des 2. Weltkriegs
Der Krieg war aus, aber es dauerte noch Jahre, bis alle Flüchtlinge, alle Ausgebombten, alle Vertriebenen, alle befreiten Gefangenen wieder ein Dach über dem Kopf hatten. Ein Millionentreck zog durch Europa, durch die Trümmer der zerschossenen Städte, durch Landschaften, deren Stille und Schönheit wie Hohn wirkte.
Zwei dieser Heimatlosen hat Peter Härtling ins Auge gefasst: Primel, den Zwölfjährigen, der beide Eltern verlor, und seine Tante Karla, die ihr Hab und Gut in Böhmen verloren hatte. Sie gehört zu den deutschen Ausgewiesenen, und Kind und Frau schleppen nun in dem so strahlenden Sommer 45 ihre letzten Koffer über die Grenze in den nächsten Ort, das österreichische Laa an der Thaya. Dort müssen sie mit anderen warten, bis irgendwann wieder Züge fahren werden.
Sommer also auf dem Lande. Die Tante richtet sich in der Notunterkunft ein, steht Schlange, tauscht, schließt Bekanntschaften. Auch Primel spielt mit den Dorfkindern. Seltsame Gestalten tauchen auf, denn die Grenze ist nah, noch weiß keiner, wie sich die Welt wieder ordnen und auf welcher Seite es besser sein wird. Leute wie der geheimnisvolle Herr Maier stehen auf keiner Seite und handeln nur für den eigenen Profit. Primels und seine Wege kreuzen sich immer wieder. Der Junge ist fasziniert von der schillernden Unangreifbarkeit, von der scheinbar heiteren Lässigkeit, mit der der Mann seine eigene Moral entwirft, die Horst Bastian in seinem klassischen Roman aus den Sechzigerjahren die Moral der Banditen genannt hatte.
Maier ist es auch, der Primel und seine Freunde auf einem Abstellgleis im Walde eine Draisine entdecken lässt, und die Kinder genießen es, in der trostlosen Warterei etwas Außergewöhnliches zu erleben und einen Helden zum Freund zu haben, dem selbst die russischen Besatzungssoldaten zu Willen sind.
Doch der Held ist nicht so allmächtig, wie die Kinder glauben. Er gerät in die Klemme und missbraucht Primel in einem lebensgefährlichen Auftrag als Boten. Das geht fast schief, aber ehe Primel begreift, was geschah, kommt der erste Zug, zumindest seine Lokomotive, die nur die Frauen mit Kindern mitnimmt, und der Abschied ist da. Auch vom seltsamen Herrn Maier, den Primel auf seinem letzten Streifzug durch den Wald tot auf einer Lichtung findet, hinterrücks erschossen wie die Wlassow-Russen, die auf deutscher Seite gekämpft hatten und von den Landsleuten in der siegreichen Roten Armee nicht weit von dieser Lichtung so flüchtig verscharrt worden waren, dass sie Primel zu seinem Entsetzen entdeckt hatte. Vergiss, was du gesehen hast, sagte damals die Tante und dies sei der Tag, an dem der Krieg für Primel „wirklich endete”.
Härtling erzählt seine Geschichte so leise und unaufdringlich wie seinen Hirbel: Kinder in einer Welt, in der sie nicht immer auf ein gutes Ende hoffen dürfen. Gewiss, dieser Junge, dieser Primel kommt endlich heil und gesund irgendwo an, aber wie es im 13. , im Schlusskapitel heißt: Primel träumt sein Leben lang von dem Mann, in dessen Zwiespältigkeit sich die Schrecken, die Unsicherheit, die Gewalt des Krieges spiegeln, aber auch das Abenteuerliche, der Reiz des Bösen. Der Krieg ist aus, aber alle sind von ihm gezeichnet, auch die Geretteten und die Unschuldigen. Das ist für ein Kinderbuch eine ungewöhnliche Aussage. Da sie von Peter Härtling stammt, kann man hoffen, dass sie wahrgenommen wird. (ab 12 Jahre)
SYBIL GRÄFIN SCHÖNFELDT
PETER HÄRTLING: Reise gegen den Wind. Verlag Beltz & Gelberg 2000. 146 Seiten, 24,80 Mark.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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