
Mark Knopfler
Vinyl
Privateering
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LP 1
1
Redbud Tree
00:03:18
2
Haul Away
00:04:01
3
Don't Forget Your Hat
00:05:14
4
Privateering
00:06:18
5
Miss You Blues
00:05:14
LP 2
1
Kingdom Of Gold
00:05:22
2
Got To Have Something
00:04:00
3
Radio City Serenade
00:05:13
4
I Used To Could
00:03:36
5
Gator Blood
00:04:14
Privateering
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Produktdetails
- Anzahl: 2 Vinyls
- Erscheinungstermin: 31. August 2012
- Hersteller: Universal Vertrieb - A Divisio / Mercury,
- EAN: 0602537087785
- Artikelnr.: 36085057
Herstellerkennzeichnung
Universal International Music B.V.
s-Gravelandseweg 80
1217 EW Hilversum, NL
productsafety@umusic.com
Er läuft heiß - na und?
Seemannsgarn: Knopfler plündert die Folktradition
Von Jan Wiele
He, ho, und hoch die Segel: Ein Tourbus, leicht als abgetakelte Fregatte zu erkennen, dazu ein streunender Hund und darüber der Titel "Privateering" ("Freibeutertum") - das Cover von Mark Knopflers jüngstem Werk weckt hohe Erwartungen. Wer aber dahinter nun eine Allegorie auf moderne Piraterie und Söldnertum oder sonstwie geartete Kulturkritik vermutet, der hat sich getäuscht. Das Titelstück will tatsächlich nicht mehr sein als ein etwas naiver Traum von Freibeuterei, textlich wie musikalisch ist es mit allerlei altem Plunder ausgestattet, vom Kanonendonner an fernen Küsten bis hin zu Wein, Weib und
Seemannsgarn: Knopfler plündert die Folktradition
Von Jan Wiele
He, ho, und hoch die Segel: Ein Tourbus, leicht als abgetakelte Fregatte zu erkennen, dazu ein streunender Hund und darüber der Titel "Privateering" ("Freibeutertum") - das Cover von Mark Knopflers jüngstem Werk weckt hohe Erwartungen. Wer aber dahinter nun eine Allegorie auf moderne Piraterie und Söldnertum oder sonstwie geartete Kulturkritik vermutet, der hat sich getäuscht. Das Titelstück will tatsächlich nicht mehr sein als ein etwas naiver Traum von Freibeuterei, textlich wie musikalisch ist es mit allerlei altem Plunder ausgestattet, vom Kanonendonner an fernen Küsten bis hin zu Wein, Weib und
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Gesang.
Dieses Zeug aus der Mottenkiste wird dann auch noch mit einem He-Ho-Seemannschor aufgebrezelt, um schließlich in dem Versuch eines typischen Knopfler-Knallermoments zu gipfeln, wie er in dem Stück "What it is" vor Jahren gut gelungen war: Lange aufgestaute Rock-Emotion, die nach crescendierend treibendem Trommelrhythmus endlich im Gitarrensolo zum Ausbruch kommt. Hier allerdings wird es ein Rohrkrepierer von Selbstzitat.
Lyrisch intimer, weniger aufdringlich wirkt dagegen das auch von der Seefahrt inspirierte "Haul away", es setzt mit einer mehrdeutigen Abschiedsszene ein: "Twas a windless night / When you left the ship / You never were a steady bold one // I gave my hand / Oh but you did slip / I'm a living man / and you're a cold one." Daraus hätte etwas werden können. Leider wird das Lied alsbald erdrückt von einer wahren Tin-Whistle-Orgie. Der Himmel über dem verlassenen Matrosen hängt nicht voller Geigen, aber voller Flöten.
Dies ist, nach einigen sehr guten Alben Knopflers im vergangenen Jahrzehnt - unangefochten an der Spitze: "Sailing to Philadelphia" von 2003 -, ein glatter Rückfall in die kitschigeren Sphären seines ersten Soloalbums "Golden Heart" (1996). Und tatsächlich dominiert der Bezug auf dieses Altmetall der Lied-Dichtung auch das neue Werk und muss zwangsläufig in der Piratenmetaphorik immer wieder auftauchen, prominent gleich im ersten Stück "Kingdom of Gold".
Unter den zwanzig sehr verschiedenen Songs gibt es allerdings auch solche, die auf Klunker und Gimmicks verzichten. "Go Love" und "Yon Two Crows" sind eher ausgeruhte Balladen, welche die Irish-Folk-Elemente immerhin etwas dezenter einzusetzen wissen. Ohrenschmeichlerisch nett, aber doch zu sehr ins Postkartenformat gefasst dann das Stück mit dem gesäuselten Refrain "Seattle - You've got to love the rain". Es mag dabei Altersmilde mitspielen; aber man wünscht sich doch die Schärfe und Angriffslust der frühen Dire Straits (etwa bei "Six Blade Knife" oder "Down to the Waterline") sehnlich zurück.
Knopflers erklärter Anspruch, mit Hilfe der umfangreichen Band aus alten Hasen die Tradition Großbritanniens mit der amerikanischen zu mischen, seinen Heimatfluss Tyne also gleichsam ins Mississippi-Delta münden zu lassen, führt hier zu einer musikalischen Beliebigkeit, die den Hörer kaum zur Besinnung kommen lässt. Den lakonischeren Knopfler mit seinem hintersinnigen, halb sprechenden Gesang, der bislang am deutlichsten in dem Stück "Baloney Again" (was so viel heißt wie: wieder mal den Zonk gezogen) vom Philadelphia-Album hervorgetreten war, muss man auf dieser Platte mit der Lupe suchen. Am ehesten zeigt er sich noch in einigen Bluesnummern, die sehr von den nicht zu aufschneiderischen, eher heiser-krähigen Beiträgen des Mundharmonika-Spielers Kim Wilson von den Fabulous Thunderbirds profitieren. "I'm runnin' hot - Baby, am I hot or what?" - das trägt Mark Knopfler so lässig vor, wie es B.B. King nicht besser könnte.
Schließlich darf die Erläuterung des Albumtitels durch den Künstler selbst nicht verschwiegen werden, sie ist einigermaßen durch den Wind: In der Freibeuterei nämlich erkennt Knopfler, man höre und staune, sein eigenes Musikerdasein: "Vollkommen auf dich selbst gestellt, ziehst du also durch die Lande und bahnst dir deinen Weg um die Welt. Staatliche Zuschüsse gibt's nicht, wenn du diese Art von Musik machst" - so wird er in den Liner Notes zitiert. Dies mag 1978 der Fall gewesen sein. Dass ein gestandener, mit mehr Platin als Gold behängter und jüngst mit einem Lifetime-Achievement Award ausgestatteter Künstler, für den es keinerlei Risiken mehr gibt, wirklich die Chuzpe hat, sein Geschäft als prekären Rock-'n'-Roll-Lifestyle zu romantisieren, ist auch angesichts der Legionen von unterprivilegierten jüngeren Kollegen ein starkes Stück.
Mark Knopfler, Privateering.
Mercury 2788439 (Universal)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Dieses Zeug aus der Mottenkiste wird dann auch noch mit einem He-Ho-Seemannschor aufgebrezelt, um schließlich in dem Versuch eines typischen Knopfler-Knallermoments zu gipfeln, wie er in dem Stück "What it is" vor Jahren gut gelungen war: Lange aufgestaute Rock-Emotion, die nach crescendierend treibendem Trommelrhythmus endlich im Gitarrensolo zum Ausbruch kommt. Hier allerdings wird es ein Rohrkrepierer von Selbstzitat.
Lyrisch intimer, weniger aufdringlich wirkt dagegen das auch von der Seefahrt inspirierte "Haul away", es setzt mit einer mehrdeutigen Abschiedsszene ein: "Twas a windless night / When you left the ship / You never were a steady bold one // I gave my hand / Oh but you did slip / I'm a living man / and you're a cold one." Daraus hätte etwas werden können. Leider wird das Lied alsbald erdrückt von einer wahren Tin-Whistle-Orgie. Der Himmel über dem verlassenen Matrosen hängt nicht voller Geigen, aber voller Flöten.
Dies ist, nach einigen sehr guten Alben Knopflers im vergangenen Jahrzehnt - unangefochten an der Spitze: "Sailing to Philadelphia" von 2003 -, ein glatter Rückfall in die kitschigeren Sphären seines ersten Soloalbums "Golden Heart" (1996). Und tatsächlich dominiert der Bezug auf dieses Altmetall der Lied-Dichtung auch das neue Werk und muss zwangsläufig in der Piratenmetaphorik immer wieder auftauchen, prominent gleich im ersten Stück "Kingdom of Gold".
Unter den zwanzig sehr verschiedenen Songs gibt es allerdings auch solche, die auf Klunker und Gimmicks verzichten. "Go Love" und "Yon Two Crows" sind eher ausgeruhte Balladen, welche die Irish-Folk-Elemente immerhin etwas dezenter einzusetzen wissen. Ohrenschmeichlerisch nett, aber doch zu sehr ins Postkartenformat gefasst dann das Stück mit dem gesäuselten Refrain "Seattle - You've got to love the rain". Es mag dabei Altersmilde mitspielen; aber man wünscht sich doch die Schärfe und Angriffslust der frühen Dire Straits (etwa bei "Six Blade Knife" oder "Down to the Waterline") sehnlich zurück.
Knopflers erklärter Anspruch, mit Hilfe der umfangreichen Band aus alten Hasen die Tradition Großbritanniens mit der amerikanischen zu mischen, seinen Heimatfluss Tyne also gleichsam ins Mississippi-Delta münden zu lassen, führt hier zu einer musikalischen Beliebigkeit, die den Hörer kaum zur Besinnung kommen lässt. Den lakonischeren Knopfler mit seinem hintersinnigen, halb sprechenden Gesang, der bislang am deutlichsten in dem Stück "Baloney Again" (was so viel heißt wie: wieder mal den Zonk gezogen) vom Philadelphia-Album hervorgetreten war, muss man auf dieser Platte mit der Lupe suchen. Am ehesten zeigt er sich noch in einigen Bluesnummern, die sehr von den nicht zu aufschneiderischen, eher heiser-krähigen Beiträgen des Mundharmonika-Spielers Kim Wilson von den Fabulous Thunderbirds profitieren. "I'm runnin' hot - Baby, am I hot or what?" - das trägt Mark Knopfler so lässig vor, wie es B.B. King nicht besser könnte.
Schließlich darf die Erläuterung des Albumtitels durch den Künstler selbst nicht verschwiegen werden, sie ist einigermaßen durch den Wind: In der Freibeuterei nämlich erkennt Knopfler, man höre und staune, sein eigenes Musikerdasein: "Vollkommen auf dich selbst gestellt, ziehst du also durch die Lande und bahnst dir deinen Weg um die Welt. Staatliche Zuschüsse gibt's nicht, wenn du diese Art von Musik machst" - so wird er in den Liner Notes zitiert. Dies mag 1978 der Fall gewesen sein. Dass ein gestandener, mit mehr Platin als Gold behängter und jüngst mit einem Lifetime-Achievement Award ausgestatteter Künstler, für den es keinerlei Risiken mehr gibt, wirklich die Chuzpe hat, sein Geschäft als prekären Rock-'n'-Roll-Lifestyle zu romantisieren, ist auch angesichts der Legionen von unterprivilegierten jüngeren Kollegen ein starkes Stück.
Mark Knopfler, Privateering.
Mercury 2788439 (Universal)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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