Man stelle sich vor, Marc-André Hamelin hätte zur Zeit der großen Rivalität zwischen Franz Liszt und Sigismund Thalberg wie die beiden in Paris geweilt. Zweifellos hätte er sich freudig dem Wettbewerb mit den Tastenlöwen gestellt und bestimmt auch an dem von Fürstin Cristina Trivulzio Belgiojoso initiierten ?Hexamerón?, einem wohltätigen Gemeinschaftsprojekt mehrerer großer Klaviervirtuosen unter Liszts Federführung, teilgenommen. Jetzt hat der Künstler diese Grandes Variations de Bravoure sur la Marche des Puritains de Bellini sowie Operntranskriptionen und -fantasien eingespielt ...
Man stelle sich vor, Marc-André Hamelin hätte zur Zeit der großen Rivalität zwischen Franz Liszt und Sigismund Thalberg wie die beiden in Paris geweilt. Zweifellos hätte er sich freudig dem Wettbewerb mit den Tastenlöwen gestellt und bestimmt auch an dem von Fürstin Cristina Trivulzio Belgiojoso initiierten ?Hexamerón?, einem wohltätigen Gemeinschaftsprojekt mehrerer großer Klaviervirtuosen unter Liszts Federführung, teilgenommen. Jetzt hat der Künstler diese Grandes Variations de Bravoure sur la Marche des Puritains de Bellini sowie Operntranskriptionen und -fantasien eingespielt und beweist dabei eindrücklich, dass er zu Zeiten der Fürstin keine Konkurrenz hätte fürchten müssen. Mit legendärer, scheinbar müheloser Technik, die er freilich stets in den Dienst der Musik zu stellen weiß und dabei dennoch die ungeheuerlichsten spieltechnischen Anforderungen mit präziser Klarheit meistert, bleibt Hamelin einmal mehr absolut ?einzigartig?, um einmal das ebenso salomonische wie hintersinnige Urteil Cristinas nach einem Klavierduell zwischen Liszt und Thalberg zu bemühen: ?Thalberg est le premier pianiste du monde, Liszt, lui, est le seul?. Wenn das Hexamerón tatsächlich ein Monstrum ist, als das Liszt es sogar selbst bezeichnete, so birgt es jedenfalls keinerlei Schrecken für Hamelin, der dem Hörer ebenso virtuose wie spannende Klavierkunst bietet. Auch die zusätzlich eingespielten spektakulären Transkriptionen beliebter Opernnummern sind nicht weniger elektrisierend und werden von einem Musiker präsentiert, der wie einst seine Ahnherren Liszt und Thalberg das Publikum immer wieder in Erstaunen und Entzücken versetzt.
