
Black Flower
Audio-CD
Magma
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CD
1
Magma
00:06:33
2
O fogo
00:04:46
3
The light
00:06:24
4
Half liquid
00:03:48
5
Deep dive down
00:07:27
6
Morning in the jungle
00:05:43
7
The forge
00:06:05
8
Blue speck
00:05:00
Magma
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Produktdetails
- Anzahl: 1 Audio CD
- Erscheinungstermin: 17. Februar 2023
- Hersteller: ALIVE AG / SDBAN ULTRA,
- EAN: 5414165126164
- Artikelnr.: 63032927
Herstellerkennzeichnung
MFP Tonträger
Carl-Miele-Straße 22
33442 Herzebrock-Clarholz
info@mfp.de
www.mfp.de
05245 838220
Optimismus statt Mystizismus
Grollende Trommeln und Hirtenflöten: Das belgische Quintett Black Flower setzt neue Maßstäbe des Hybrid-Jazz
Oft ist Belgien in der anglofonen Popwelt schon verspottet worden als Heimat der "singenden Nonne" Soeur Sourire, des Möchtegern-Punks Plastic Bertrand oder der blutleeren New-Beat-Band Technotronic. Die Jazzszene hatte dagegen mit internationaler Reputation nie Probleme - immerhin stammt eines ihrer Hauptinstrumente, das Saxofon, vom belgischen Erfinder Adolphe Sax. Vom Gypsy-Jazz-Zauberer Django Reinhardt über den Mundharmonika-Virtuosen Toots Thielemans bis zum Free-Jazz-Pianisten Fred Van Howe reicht die lange Reihe belgischer Jazz-Stars.
Doch auch im Nachbarland
Grollende Trommeln und Hirtenflöten: Das belgische Quintett Black Flower setzt neue Maßstäbe des Hybrid-Jazz
Oft ist Belgien in der anglofonen Popwelt schon verspottet worden als Heimat der "singenden Nonne" Soeur Sourire, des Möchtegern-Punks Plastic Bertrand oder der blutleeren New-Beat-Band Technotronic. Die Jazzszene hatte dagegen mit internationaler Reputation nie Probleme - immerhin stammt eines ihrer Hauptinstrumente, das Saxofon, vom belgischen Erfinder Adolphe Sax. Vom Gypsy-Jazz-Zauberer Django Reinhardt über den Mundharmonika-Virtuosen Toots Thielemans bis zum Free-Jazz-Pianisten Fred Van Howe reicht die lange Reihe belgischer Jazz-Stars.
Doch auch im Nachbarland
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hat längst ein musikalischer Gezeitenwechsel eingesetzt: "In Belgien sind in den letzten Jahren die Grenzen zwischen Jazz, Rock, Weltmusik und Underground-Club-Music komplett verschwunden." Der Saxofonist und Flötist Nathan Daem hatte daran keinen geringen Anteil. Vor sieben Jahren gründete er die Hybrid-Jazz-Formation Black Flower - nicht zu verwechseln mit der schwedischen Gothic-Metal-Truppe The Black Flower -, die ihr Gebräu aus World Music, Afrobeat, Psychedelia, Orientalismen, Dub und Minimal Music in betörenden Klangbildern zähmt. Da meint man traumverlorenen Morsezeichen aus einem äthiopischen Raumschiff zu lauschen, während sich im nächsten Stück arabischer Krautrock Bahn bricht. Den Baukasten des Jazz benutzt das Quintett nur, um damit eine gänzlich fremde, gleichwohl ungemein verlockende Musiklandschaft zu entwerfen.
Ihr fünftes Album "Magma" untersucht die Fließfähigkeit von Klängen: Zunächst noch im Kern der Musik verborgen, brodelnd und siedend, suchen sie sich ihren Weg an die Oberfläche. Pulsierende Drum-Patterns verbünden sich mit tranceartigen Strukturen, aus Flüssigem entsteht erst langsam etwas Festes. Geothermische Energie wird auf diese Weise hörbar. Dabei sind es vor allem die Holzblasinstrumente von Daem, die den Stücken ihre unverwechselbare Signatur verleihen. Der Mann, der in Leuven aufwuchs und mit sechs Jahren nach Brüssel kam, ist zu einem musikalischen Universalgenie gereift.
Als Kind begann er auf der Violine, fing im Alter von zehn Jahren mit dem Saxofonspiel an, lernte vier Jahre später klassische Gitarre, bevor er der E-Gitarre verfiel. Im belgischen Magazin "JazzBluesNews" bekannte er kürzlich: "Mit fünfzehn war ich von Jimi Hendrix geradezu besessen. Als ich mir seine Livealben anhörte, merkte ich, dass sie viel näher am Jazz als an der Popmusik sind. Ihm verdanke ich auch meine Maxime: ,Nimm eine schöne Melodie, dann hast du eine gute Basis, auf der du für den Rest des Stücks jammen und improvisieren kannst.'" Doch Daems Reise war noch nicht zu Ende: Mit siebzehn beherrschte er die ganze Saxofonfamilie vom Bariton bis zum Sopran, vier Jahre später wurde er professioneller Musiker. Mit dreißig brachte er sich dann noch neue Flötentöne bei: Er studierte in Bulgarien und der Türkei die Soundfinessen der auf dem Balkan beliebten Hirtenflöte Kaval, entdeckte die äthiopische Washint-Flöte und widmete sich der orientalischen Längsflöte Ney mit ihrem rauchigen, säuselnden Klang. "Mein Traum ist es, auf der Ney und der Kaval die Zirkularatmung des Saxofons zu beherrschen."
Wie verführerisch sein Spiel heute schon ist, demonstriert das gleichnamige Eröffnungsstück von "Magma". In einer sich langsam erhitzenden Walzervariation, mit Synthesizer-Schleifen und rhythmischen Geräusch-Injektionen, baut Daems mit berückenden Baritonsax-Linien einen hypnotischen Groove auf, der von Jon Birdsongs Kornettspiel alsbald noch intensiviert wird. Anbrandende Minimalmotive des neuen Keyboarders Karel Cuelenaere, Mitglied des Jamaican Jazz Orchestra, sorgen für eine fast unwirkliche Fröhlichkeit. Man meint bisweilen, der jubelnden Begräbnismusik für einen Cyborg zu lauschen.
"O Fogo" erinnert dagegen mit seiner melodieseligen Nervosität an den Totentanz eines Schmetterlings an einem sonnendurchglühten Sommertag. Die samtweiche Elektronik mit ihren Dub-ähnlichen Echoeffekten wirkt hier wie eine Biomasse aus organischen Stoffen. Nichts klingt künstlich, alles atmet. "Half Liquid" entpuppt sich als ideale Begleitmusik für afrikanische Traumtänzer. Einflüsse des nigerianischen Afrobeat-Begründers Fela Kuti, des Äthiopiers Mulatu Astatke - dem "Vater des Ethnojazz", der als Vibrafonist, Keyboarder und Perkussionist bereits 1971 mit Duke Ellington spielte - und des Souljazz-Bombastikers David Axelrod sind unüberhörbar. Die näselnden, durchdringenden Töne einer antiken, mehr als fünfzig Jahre alte Farfisa-Orgel wehen hier wie geisterhafter Gesang aus ferner Zukunft zu uns herüber.
Der Schlagzeuger Simon Segers, der schon in Bands von Marc Ribot und Louis Sclavis gespielt hat, lässt in "Deep Dive Down" die Trommeln grollen. Hin und wieder durchzucken Blitzeinschläge der zischenden Becken die dunkle, fast klaustrophobische Atmosphäre: ein Klanglabyrinth, dessen Ausgang für immer verschlossen scheint. Erst mit dem Bassisten Filip Vandebril entsteht das nötige Tiefton-Fundament, um alle musikalischen Fluchtversuche abzusichern. Im Gegensatz dazu sorgt der glockenhelle Sopran der afro-belgischen Sängerin Meskerem Mees im "Morning In the Jungle" für himmlische Klarheit: Optimismus statt Mystizismus!
Vielleicht etabliert sich mit Black Flower ja so etwas wie ein "Brüssel-Stil" in der zeitgenössischen Musik: eine vibrierende Mischung scheinbar gegensätzlicher Ingredienzien, die nicht länger Imperativen musikalischer Algorithmen folgt, sondern sich auf wundersam gewundenen Pfaden den Weg in die Gehörgänge sucht. PETER KEMPER
Black Flower:
"Magma".
Sdban Ultra SDBAUCD22
(Rough Trade)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ihr fünftes Album "Magma" untersucht die Fließfähigkeit von Klängen: Zunächst noch im Kern der Musik verborgen, brodelnd und siedend, suchen sie sich ihren Weg an die Oberfläche. Pulsierende Drum-Patterns verbünden sich mit tranceartigen Strukturen, aus Flüssigem entsteht erst langsam etwas Festes. Geothermische Energie wird auf diese Weise hörbar. Dabei sind es vor allem die Holzblasinstrumente von Daem, die den Stücken ihre unverwechselbare Signatur verleihen. Der Mann, der in Leuven aufwuchs und mit sechs Jahren nach Brüssel kam, ist zu einem musikalischen Universalgenie gereift.
Als Kind begann er auf der Violine, fing im Alter von zehn Jahren mit dem Saxofonspiel an, lernte vier Jahre später klassische Gitarre, bevor er der E-Gitarre verfiel. Im belgischen Magazin "JazzBluesNews" bekannte er kürzlich: "Mit fünfzehn war ich von Jimi Hendrix geradezu besessen. Als ich mir seine Livealben anhörte, merkte ich, dass sie viel näher am Jazz als an der Popmusik sind. Ihm verdanke ich auch meine Maxime: ,Nimm eine schöne Melodie, dann hast du eine gute Basis, auf der du für den Rest des Stücks jammen und improvisieren kannst.'" Doch Daems Reise war noch nicht zu Ende: Mit siebzehn beherrschte er die ganze Saxofonfamilie vom Bariton bis zum Sopran, vier Jahre später wurde er professioneller Musiker. Mit dreißig brachte er sich dann noch neue Flötentöne bei: Er studierte in Bulgarien und der Türkei die Soundfinessen der auf dem Balkan beliebten Hirtenflöte Kaval, entdeckte die äthiopische Washint-Flöte und widmete sich der orientalischen Längsflöte Ney mit ihrem rauchigen, säuselnden Klang. "Mein Traum ist es, auf der Ney und der Kaval die Zirkularatmung des Saxofons zu beherrschen."
Wie verführerisch sein Spiel heute schon ist, demonstriert das gleichnamige Eröffnungsstück von "Magma". In einer sich langsam erhitzenden Walzervariation, mit Synthesizer-Schleifen und rhythmischen Geräusch-Injektionen, baut Daems mit berückenden Baritonsax-Linien einen hypnotischen Groove auf, der von Jon Birdsongs Kornettspiel alsbald noch intensiviert wird. Anbrandende Minimalmotive des neuen Keyboarders Karel Cuelenaere, Mitglied des Jamaican Jazz Orchestra, sorgen für eine fast unwirkliche Fröhlichkeit. Man meint bisweilen, der jubelnden Begräbnismusik für einen Cyborg zu lauschen.
"O Fogo" erinnert dagegen mit seiner melodieseligen Nervosität an den Totentanz eines Schmetterlings an einem sonnendurchglühten Sommertag. Die samtweiche Elektronik mit ihren Dub-ähnlichen Echoeffekten wirkt hier wie eine Biomasse aus organischen Stoffen. Nichts klingt künstlich, alles atmet. "Half Liquid" entpuppt sich als ideale Begleitmusik für afrikanische Traumtänzer. Einflüsse des nigerianischen Afrobeat-Begründers Fela Kuti, des Äthiopiers Mulatu Astatke - dem "Vater des Ethnojazz", der als Vibrafonist, Keyboarder und Perkussionist bereits 1971 mit Duke Ellington spielte - und des Souljazz-Bombastikers David Axelrod sind unüberhörbar. Die näselnden, durchdringenden Töne einer antiken, mehr als fünfzig Jahre alte Farfisa-Orgel wehen hier wie geisterhafter Gesang aus ferner Zukunft zu uns herüber.
Der Schlagzeuger Simon Segers, der schon in Bands von Marc Ribot und Louis Sclavis gespielt hat, lässt in "Deep Dive Down" die Trommeln grollen. Hin und wieder durchzucken Blitzeinschläge der zischenden Becken die dunkle, fast klaustrophobische Atmosphäre: ein Klanglabyrinth, dessen Ausgang für immer verschlossen scheint. Erst mit dem Bassisten Filip Vandebril entsteht das nötige Tiefton-Fundament, um alle musikalischen Fluchtversuche abzusichern. Im Gegensatz dazu sorgt der glockenhelle Sopran der afro-belgischen Sängerin Meskerem Mees im "Morning In the Jungle" für himmlische Klarheit: Optimismus statt Mystizismus!
Vielleicht etabliert sich mit Black Flower ja so etwas wie ein "Brüssel-Stil" in der zeitgenössischen Musik: eine vibrierende Mischung scheinbar gegensätzlicher Ingredienzien, die nicht länger Imperativen musikalischer Algorithmen folgt, sondern sich auf wundersam gewundenen Pfaden den Weg in die Gehörgänge sucht. PETER KEMPER
Black Flower:
"Magma".
Sdban Ultra SDBAUCD22
(Rough Trade)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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