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Produktdetails
Trackliste
CD
1Lakeside00:04:11
2Goodbye sorrow00:05:00
3Walking on air00:05:33
4Just here, just now00:06:11
5Today's gravity00:05:10
6September skies00:04:53
7High and rising00:05:40
8All we need00:03:57
9Itchy feet00:03:46
10Farewell00:06:39
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.09.2012

AUCH DAS NOCH

Von Ulrich Olshausen

Fusion, also Rock-Jazz der achtziger Jahre, aufgenommen 2007 in einem Club und jetzt herausgebracht - davon erwartet man nicht gerade erhebende musikalische Erlebnisse. Aber dieses Album von Steve Smith and Vital Information, "Live! One Great Night" (Q-rious Music/edel Kultur) ist einfach hinreißend. Steve Smith, Gründer und über endlose Umbesetzungen hinweg Entwickler und Bewahrer des Band-Erbes, ist einer der besten Fusion-Schlagzeuger, im Kopf und in den Händen. Vom reinen Jazz stammen in ungewöhnlichem Ausmaß die Weite des Horizonts, die Finessen der Details und das euphorische Interplay in den ausgedehnten Improvisationen. Seine Liebe zu Polyrhythmik und anderen vertrackten Zählweisen wird vor allem von der indischen Musik befeuert, deren didaktische Metrum-Verbalisierung schon lange zu seinen Hobbys gehört und die er, in einfacherer Form, auch schon seinem Gitarristen Vinnie Valentino (einem Schüler von George Benson) beigebracht hat. Der rockspezifische Groove bleibt dabei bestens körpereuphorisch erhalten. Am Schluss spielt die Gruppe (Bass und Keyboards gehören noch dazu) einen Blues-Shuffle. Die parallel gereichte DVD gewährt den staunenden Blick auf das Ballett der Trommelstöcke - und auf alles andere auch.

Deutschland quillt zur Zeit über von blendenden jüngeren und jungen Jazztrompetern. Mit dem fünfunddreißigjährigen Nils Wülker ist ein großer Lyriker herangewachsen, der seit zehn Jahren CDs macht. Die neueste heißt "Just Here, Just Now" (EAR TREAT Music/edel), sie enthält nur eigene Kompositionen. Die nehmen sich Zeit, gehen organisch, oft kaum merkbar, in die Improvisationen über und feiern fünfzig Minuten lang einen bezwingenden Schönklang sanft strahlender Schärfe von Trompete und Flügelhorn. Die Schönheit des Tons, die Perfektion der Diktion werden in Szene gesetzt von einem schier unversiegbaren Fluss melodischer Einfälle. Und jede Phrase klingt wie das Fragment eines eigenen Lieds. Bei Trompetern dieser Kultur wird gerne Chet Baker zum Vergleich herbeigerufen - aber mindestens mit seinem lichten Höhenregister hat Wülker dem großen Amerikaner auch einiges voraus. Begleitet wird er sehr dezent von Gitarre, Keyboards, Bass und Schlagzeug. In die Atmosphäre der Stücke kann man Besinnung, Melancholie, Hoffnung, Abschiede oder reflektierte Lebenslust hineinhören. Muss man aber nicht.

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