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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.11.2012

Feinheiten liegen ihnen nicht
Rumpel-Soul: Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen

Von Marc Peschke

Es gab in Deutschland selten eine Band, die eine durchzechte Nacht besser besingen konnte als Superpunk. Das Wechselbad der Gefühle zwischen hedonistischer Euphorie und den plagenden Kopfschmerzen danach, vorgetragen in einer Mischung aus verschwitztem Northern-Soul und Kellerpunk, das war schon einzigartig. Nach der Auflösung der legendären Hamburger Band stellte sich die Frage, wer diesen Job machen könnte. Die ist nun geklärt, denn Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen ist da. Eine Hamburger All-Star-Gruppe, die mit Carsten Friedrichs und Tim Jürgens zwei echte "Superpunks" in ihren Reihen hat - und schon mit dem ersten Stück des Debütalbums das Revier markiert: "Jeder auf Erden ist wunderschön (sogar Du)" schließt nahtlos an die Vorgänger an. Es geht um eine Party, bei der die Happy Mondays gespielt werden und direkt danach "Our House" von Madness. Keine schlechte Party also.

Das Debüt der Liga wird durch einen schönen Mut zum Unfeinen bestimmt, den Friedrichs einmal so kommentiert hat: "Es ergibt sich so, wir hören halt gerne Soulmusik, sind aber nicht in der Lage, diese Feinheiten zu spielen, deshalb braten wir da so drüber. So klingt es wie aus der Garage." Was da aus der neu bezogenen Hamburger Musikgarage tönt, ist glücklicherweise alles andere als neu. In schillerndem Dur vorgetragen, luftig und gerne mal im Uptempo erzählen die Gentlemen von Nächten mit der Gewissheit, der beste Tänzer auf der Tanzfläche zu sein, oder von der Jeans mit perfektem Sitz: "Auf den ersten Blick unmodern, auf den zweiten smart und ich trage sie gern".

Das soulige "Der fünfte Four Top", das lässige "Ich lass' mich gehen in letzter Zeit": alles funkelnde, rumpelnde Hits. Aber die Band kann noch mehr. Nämlich mit "Mach mich traurig" ein Liebeslied schreiben, das Zuneigung auf sehr besondere Art besingt: "Mach mich traurig heute Nacht. Das gibt mir wohlige Schauer von beträchtlicher Dauer." Die Themen liegen auf der Straße - oder auf dem Rasen wie bei dem ungewöhnlichen Fußball-Song "Nimm mich mit zum Spiel". Bei all dem haben Friedrichs und Jürgens mit André Rattay, Gunther Buskies und Philip Morton Andernach gestandene Hamburger Musiker dabei, die herrlich swingen, rocken, rollen und funken. Ihr Sound ist alt, doch keinesfalls in die Jahre gekommen. Blickt man ins Flachland aktueller deutscher Musikproduktionen, darf man diese Gentlemen aus Hamburg durchaus als Modernisten feiern.

Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen, Jeder auf Erden ist wunderschön.

Tapete TR 242 (Indigo)

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