Sie gilt als Retterinnen des Souls. Und nach eigenen Angaben hat Joss Stone auf ihrem neuen Album Introducing Joss Stone zu sich selbst gefunden. Dabei hat sie alles richtig gemacht.
Stone ist nach wie vor die hübsche Unschuld vom Lande. Wenn die 19-Jährige für ihre dritte CD mit rotgefärbten
Haaren und einer Rückenansicht ihres bemalten Körpers posiert, mag das auf den ersten Blick fast…mehrSie gilt als Retterinnen des Souls. Und nach eigenen Angaben hat Joss Stone auf ihrem neuen Album Introducing Joss Stone zu sich selbst gefunden. Dabei hat sie alles richtig gemacht.
Stone ist nach wie vor die hübsche Unschuld vom Lande. Wenn die 19-Jährige für ihre dritte CD mit rotgefärbten Haaren und einer Rückenansicht ihres bemalten Körpers posiert, mag das auf den ersten Blick fast rebellisch anmuten. Aber dann erinnert man sich an das einst von blonden Locken gerahmte Teenager-Gesicht, und findet die auf Stones Model-Körper gepinselten Herzen und Friedenszeichen nur noch halb so wild. Auf jeden Fall ist es das erste und offensichtlichste Zeichen einer Veränderung der bekannten Joss Stone.
Die gebürtige Jocelyn Eve Stoker aus der Grafschaft Devon (England), die inzwischen in Los Angeles (USA) lebt, und 2003 mit ihrem Debüt-Album The Soul Sessions als Wunderkind dieses Genres gefeiert wurde, bei Interviews schüchtern lachte und stets barfuss und im Hippie-Gewand auf die Bühne kam, hat inzwischen über sieben Millionen Alben verkauft und gilt in Amerika als veritabler Superstar.
Während Stone einst als Interpretin halbvergessener Soulklassiker bekannt wurde und auf ihrem zweiten Album, Mind, Body & Soul, neben Songwriter-Größen wie Lamont Dozier erstmals eigene Autorenrechte anmeldete, emanzipiert sich die Sängerin nun vollends: Aus dem ehemaligen Fräuleinwunder ist mit Introducing Joss Stone eine selbstbewusste Lady geworden Das Album ist ihr künstlerisches Coming-Out.
Die musikalische Zurückgezogenheit hat sich gelohnt. Die von Neo-Soul-Star Raphael Saadiq produzierte Musik mischt streicherlastigen Siebziger-Jahre-Soul und Hip-Hop-Beats auf eine Art und Weise, die immer noch Stones Aufwachsen mit Aretha-Franklin- und mit Stevie-Wonder-Platten erahnen lässt.
Wenn Stone ihren rauen Orkan von Stimme erhebt, beeindruckt die junge Engländerin. In diesem Gesang hört man das Erlösungsbedürfnis des Gospels, die Nikotin- und leidensgegerbten Stimmen dreimal geschiedener Southern-Soul-Mamas und die Geister vermeintlicher schwarzer Vorfahren. Und: Inzwischen kann auch Joss Stone über die Dornen der Liebe singen, ohne dabei aufgrund ihres Alters Stirnrunzeln zu verursachen.
Es bleibt allerdings eine Kluft zwischen ihrem Soul-Organ und dieser hübschen jungen nahezu unschuldig wirkenden Frau, der scheinbar die ganze Soul-Welt zu Füßen liegt. Es ist dieses Quäntchen authentischen Unglücks, das man ihr nicht wünschen will, ihr aber eigentlich für mehr Glaubwürdigkeit fehlt. Wenn sie sich auch ohne Unglück so weiterentwickelt, darf man sich auf weitere Soul-Alben mit noch mehr Gefühl und Seele freuen. Bis dahin lauschen wir der Introducing Joss Stone und schwelgen in nicht ganz bequemer aber erstklassiger Musik.