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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.01.2017

Regeln und Freiheit
"In C" von Terry Riley im Weltkulturenmuseum aufgeführt

Selten blickt man bei Aufführungen "ernster" Musik in so fröhliche Gesichter wie jüngst im Weltkulturenmuseum: Inmitten der Ausstellung "Der rote Faden" erklang Terry Rileys "In C", als wären hier Grundzüge der Web- und Flechtkunst ins Akustische übersetzt. Megumi Kasakawa blickte strahlend von einem ihrer Mitspieler zum anderen. Die Ensemble-Modern-Bratschistin hatte das frühe Stück Minimal Music mit Studenten und Kollegen in einem Workshop am Institut für zeitgenössische Musik an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst erarbeitet.

"Ein tolles Stück und tolle Musiker", schwärmte sie nach der gut einstündigen Aufführung und fügte hinzu: "Das ist kurz!" Denn das 1964 entstandene Stück existiert nicht als Partitur im Sinne einer dramaturgisch durchgeformten Zeitstrecke, sondern lässt seinen Interpreten nach festen Regeln viele Freiheiten: Jeder Musiker hat den gleichen Zettel auf dem Notenständer, bedruckt mit 53 rhythmisch-melodischen Segmenten, die er sich "zu eigen machen" und nach eigenem Ermessen wiederholen kann. Allerdings soll sich der Schwarm um nicht mehr als drei Segmente auseinanderziehen. Man braucht also ein ständig offenes Ohr für das, was die anderen machen. Vor allem muss das Metrum gewahrt bleiben, das durch ein vom Xylophon erbarmungslos gehämmertes "C" (daher "In C") vorgegeben wird. Der Stress ist groß, die Herausforderung, darin etwas Persönliches zu vermitteln, noch größer. Dem Publikum war es ausdrücklich erlaubt, sich während der Darbietung die Ausstellung anzuschauen. Und etwa über das Verhältnis von Regeln und kreativer Freiheit nachzudenken.

DORIS KÖSTERKE

Am Mittwoch, 1. Februar, findet um 19 Uhr in der Ausstellung ein weiteres Konzert statt: Mit eigens dafür geschaffenen, jeweils von folkloristischer Webkunst inspirierten Kompositionen von Raphaël Languillat und Tobias Hagedorn.

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