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Trackliste
CD
1All blues00:03:33
2Tantricity00:03:11
3Sophisticated lady00:03:58
4Actors00:03:04
5Lost silhouettes00:03:55
6Blue in green00:02:44
7Tutatis00:02:55
8La belle rancune00:02:15
9Blue and other notes00:03:28
10Flamenco sketches00:03:35
11Egodeology00:03:07
12Lover man00:03:15
13There again00:03:31
14In a sentimental mood00:04:41
15Go from here00:03:05
16Still around redford00:03:09
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.01.2010

Jenseits der Stile

Heinz Sauers Saxophonspiel ist alles: dicht, weise, vital, schön und unberechenbar. Das noch junge Jazzjahr hat in seinem neuen Album sein erstes Meisterwerk.

Ein erster, flüchtiger Blick auf die CD-Verpackung verheißt nichts Gutes: Ein einstimmiger Saxophonist soll sich da gegen den Notenschwall zweier vielstimmiger Pianisten behaupten. Das kann nicht gutgehen. Tut es auch nicht, denn Heinz Sauer spielt mit den beiden Pianisten Michael Wollny und Joachim Kühn nie im Trio, sondern nur in wechselnden Duos - ein ausgesprochen unübliches Konzept, das hier allerdings grandios aufgeht.

Mit Wollny hat der inzwischen siebenundsiebzigjährige Sauer über den Altersunterschied von sechsundvierzig Jahren hinweg schon zwei im doppelten Sinne ausgezeichnete CDs und viele Konzertauftritte absolviert. Kühn, nur zwölf Jahre jünger, ist Sauer in seinem weltumspannenden Musikerleben oft begegnet; gespielt hat er mit ihm aber nur einmal im Jazzensemble des Hessischen Rundfunks.

Das längste der sechzehn Stücke dieser CD ist viereinhalb Minuten lang. Es sind hochkonzentrierte, gleichwohl spielerisch prall jonglierende Miniaturen. Sie sind manchmal freie Improvisationen, manchmal haben sie neu komponierte Themen, manchmal sind es Evergreens, die, wie immer in ihrer unverminderten Blüte im zeitgenössischen Jazz, eine doppelte Begründung haben: einmal, weil sie schön und anregend sind oder wenigstens sein können; und zum anderen, weil sie bekannt sind und ihre Verwandlungen besonders leicht und schnell verstanden werden. Heinz Sauers Spiel auf dem hier allein verwendeten Tenorsaxophon ist von unvergleichlicher Dichte, Weisheit, Vitalität, Schönheit, Unberechenbarkeit. Der Ton überspannt alle Expressionen zwischen fahler Jenseitigkeit und freudvollem Diesseits. In den Farbtönen der Überblasregister entdeckt man einen wundervollen, kleinen Anteil des Zufalls, eine Art verschwiegenes Actionpainting.

Abgesehen von ein paar unbegleiteten Solopassagen des jeweiligen Pianisten, ist die CD eine Feier intelligentester motivischer Interaktion, bei der es keine platten Tauschgeschäfte gibt, sondern jeder seine Individualität behält und trotzdem geheimnisvoll den gemeinsamen Fortgang befördert. Bei Joachim Kühn ist dabei in seinem extrovertierten springlebendigen Virtuosenhandwerk "mehr die alte Jazztradition zu spüren" (Sauer), während Wollny eher der feinsinnig in Neue Musik vordringende Schwebe-Harmoniker ist.

Die Evergreens sind "Lover Man", "In a Sentimental Mood" und "Sophisticated Lady". Drei weitere huldigen dem jubiläumsreifen, fünfzig Jahre alten Schallplatten-Klassiker "Kind Of Blue" von Miles Davis ("So What", "Blue in Green", "Flamenco Sketches"). Gemeinsamkeiten zwischen diesen beiden Produktionen gibt es aber sonst keine: dort lange begleitete Soli über festen Harmonien, hier konzentriertes freies Interplay; dort sanfter Swing, hier völlige rhythmische Freiheit. In beiden Fällen allerdings: phantastische Spieler. Das noch junge Jahr hat in dieser vor ein paar Tagen veröffentlichten und bereits preisgekrönten CD sein erstes Meisterwerk.

ULRICH OLSHAUSEN

Heinz Sauer, Michael Wollny, Joachim Kühn, If (Blue) Then (Blue). ACT 9493 (edelkultur)

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