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Peaches = Provokation. Peaches singt gerne über Sex, dazu kombiniert sie minimalistische Elektro-Beats mit stadionrockartigen Gitarren-Powerchords - eine Mischung, die fasziniert: Als 2000 das Debütalbum der Wahlberlinerin erschien, verbreitete sich die News vom wohl provokativsten Album des Jahres wie ein Lauffeuer im Underground. Auf dem zweiten Album verdeutlicht Peaches ihre Liebe zum Rock, ohne ihre HipHop- und Elektrogroove-Wurzeln zu verleugnen. "Fatherfucker" hat es wieder einmal geschafft, die unterschiedlichsten Szenen unter einem Hut bringen.

Produktbeschreibung
Peaches = Provokation. Peaches singt gerne über Sex, dazu kombiniert sie minimalistische Elektro-Beats mit stadionrockartigen Gitarren-Powerchords - eine Mischung, die fasziniert: Als 2000 das Debütalbum der Wahlberlinerin erschien, verbreitete sich die News vom wohl provokativsten Album des Jahres wie ein Lauffeuer im Underground. Auf dem zweiten Album verdeutlicht Peaches ihre Liebe zum Rock, ohne ihre HipHop- und Elektrogroove-Wurzeln zu verleugnen. "Fatherfucker" hat es wieder einmal geschafft, die unterschiedlichsten Szenen unter einem Hut bringen.
Trackliste
CD EXTRA/enhanced 1
1I Don't Give A...00:01:21
2I'm The Kinda00:03:30
3I U She00:02:45
4Kick It00:02:31
5Operate00:03:29
6Tombstone,Baby00:03:08
7Shake Yer Dix00:03:33
8Rock'n'Roll00:04:12
9Stuff Me Up00:03:12
10Back It Up,Boys00:03:59
11The Inch00:03:21
12Bag It00:03:05
13Tombstone,Baby(Video)(Data Track)00:03:08
CD EXTRA/enhanced 2
1Get Me Off00:03:13
2Gay Bar00:02:02
3Sex (I'm A)00:03:41
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 31.08.2003

Die Hosen im Rock
Die neue Platte von Peaches

Vorab mal dies: Die neue, zweite Platte der Sängerin Peaches klingt fast genauso wie die erste, und das ist bestimmt kein Nachteil. Genauso hingerotzt, genauso dreckig, genauso selbstbewußt, laut und sexy. Wollte man eine Schublade aufmachen, es könnte "Glamouröser Elektro-Punkrock" darauf stehen. Versehen mit dem Zusatz: "Wütende junge Frau". Und: "Musik aus Berlin".

All das ist Peaches, die 36jährige Kanadierin mit Wohnsitz Berlin, Hoffnungsträgerin für so viele Dinge: Daß Frauen im Musikgeschäft nicht nur als powackelnde Bikini-Hasen vorkommen, sondern auch schmutzig und häßlich sein dürfen (wenn sie wollen). Daß Elektropop auch außerhalb der achtziger Jahre noch Sinn und Spaß macht. Daß aus Berlin wirklich mal etwas Aufregendes kommt. Etwas, daß international als cool gilt, als neu und als aufregend.

Daß Peaches ihrer Plattenfirma wegen vor drei Jahren nach Berlin gezogen ist, ist ein Glück für diese Stadt. Wo sie ist, ist nicht: Provinz. Mit Peaches kam ein neuer Ton in diese Stadt und von hier aus in die Musikwelt. Peaches, das ist Anarchie, Spaß und die Ahnung davon, daß alles ganz anders sein könnte, als die Popindustrie uns einreden will: vor allem die Rollenverteilung zwischen den Geschlechtern. Selbstverständlich ist Peaches eine Feministin, welche Frau, die nicht gehirnamputiert ist, wäre das nicht. Aber sie kämpft nicht für gleiche Rechte, sie setzt sie voraus.

Sie singt über Sex, wie sonst nur Männer: eindeutig und aggressiv. Für Fotos schnallt sie sich schon mal einen Schnurrbart um oder einen Dildo. Ihr neues Album hat sie "Fatherfucker" genannt - warum sollen immer nur die Mütter dran glauben müssen. Und als sie vor ein paar Monaten in Los Angeles zufällig in die Künstlergarderobe des erfolgreichen Hip-Hop-Produzentenduos N.E.R.D. kam und darin lauter Fotos halbnackter Mädchen vorfand, nahm sie einen Edding und malte den Mädchen Bärte und Schwänze. Mit unfreundlichen Grüßen.

Man tut Peaches wahrscheinlich keinen Gefallen damit, in ihr die große Feministin zu sehen, die sich aufgemacht hat, den Männern das Fürchten zu lehren. Wo wir nun aber schon mal beim Thema sind: Der Feminismus von Peaches besteht nicht wie üblicherweise darin, das Fehlverhalten von Männern zu kritisieren und zu verurteilen, sondern einfach alles ganz genauso zu machen. Ja, im Hip-Hop werden Frauen diskriminiert. Aber es läßt sich wohl nicht ändern - also, scheint Peaches zu denken, machen wir eben unsererseits Männer zu Sexobjekten. Und sexualisieren uns selbst. Shake your tits and shake your dicks (so der Text eines Peaches-Songs). Und diese Haltung hat bei ihr nichts Trotziges, sondern wirkt bei allem Programmatischen leicht, unbekümmert und frei.

In erster Linie aber macht Peaches Musik. Großartige Musik. Sie selbst beschreibt es als minimalistischen Discopunk, bestehend aus drei Bausteinen: Rock 'n' Roll, Oldschool-Hip-Hop und elektronischer Musik. Zu ihren Fans zählen mittlerweile so ziemlich alle Größen der Popkultur, darunter Iggy Pop, der auf dem neuen Album ein Duett mit ihr singt. In ihrer unerbittlichen Monotonie erinnern alle Peaches-Songs an Sex; daß die Texte von kaum etwas anderem handeln, mindert diesen Eindruck natürlich nicht gerade. Aber es geht um mehr als das, was wir auf deutsch unter Sex verstehen. Es geht um die Unterschiede zwischen Männern und Frauen und darum, diese zu feiern. Wäre ja langweilig, wenn alle gleich wären,. Wozu dann die ganze Aufregung.

JOHANNA ADORJÁN

Peaches: "Fatherfucker". Erscheint am 15. September bei kitty-yo.

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