Produktdetails
Trackliste
CD 1
1Teil 1
2Teil 2
3Teil 3
4Teil 4
5Teil 5
6Teil 6
7Teil 7
8Teil 8
9Teil 9
10Teil 10
11Teil 11
12Teil 12
13Teil 13
14Teil 14
15Teil 15
16Teil 16
CD 2
1Teil 15
2Teil 16
3Teil 17
4Teil 18
5Teil 19
6Teil 20
7Teil 21
8Teil 22
9Teil 23
10Teil 24
11Teil 25
12Teil 26
13Teil 27
14Teil 28
15Teil 29
CD 3
1Teil 30
2Teil 31
3Teil 32
4Teil 33
5Teil 34
6Teil 35
7Teil 36
8Teil 37
9Teil 38
10Teil 39
11Teil 40
12Teil 41
13Teil 42
14Teil 45
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 02.03.2007

Um Leben und Tod
Conor Kosticks Cyberspace-Roman „Epic”
Erik hasst das Leben auf dem Planeten Neuerde. Gerade einmal ins Teenageralter gekommen, muss er in einer Mine schuften, die allmächtige Regierung bestimmt seinen Tagesablauf, und eine Aussicht auf einen Studienplatz an der Universität besteht auch nicht. Allein das Computerspiel „Epic” bietet Abwechslung. Dort kann er sich austoben, prunkvoll einkleiden, neue Welten erforschen. Und vor allem: gefährliche Waffen kaufen.
Die braucht er, denn auf Neuerde sind die virtuelle und die reale Welt miteinander verbunden – ja, sie bedingen einander. Wer im Computerspiel erfolgreich ist, der hat die Chance, seine Situation im wirklichen Leben zu verbessern. Ein Sieg beim jährlichen Turnier etwa – und schon ist die Uni in greifbarer Nähe. Bei Misserfolg läuft es genauso: Wer in der virtuellen Welt getötet wird, muss mit einer Strafversetzung in eine Kolonie und knochenharter Arbeit rechnen.
Der Schlüssel zum Erfolg ist wie in vielen Online-Rollenspielen Geduld. Man muss die Spielfigur behutsam aufbauen, kleine Geldbeträge sammeln, sich langsam nach oben arbeiten. Eine Prozedur, die Erik zuwider ist. Er möchte schnell Erfolg haben, am besten gleich eine Revolution starten und die Diktatur beenden. Das wäre tatsächlich möglich, wenn man die Spielfigur eines der Regierungsmitglieder in der Arena besiegt. Diese Vision nährt die Hoffnungen der Bewohner des Planeten, darauf gründen sich ihre Wünsche und Ziele. Religion hat als Opium für das Volk ausgedient, im 21. Jahrhundert sind es Computerspiele, die das Volk ruhigstellen.
Freilich ist die Erlösung nicht leicht zu erreichen. Die Kreaturen des Komitees sind perfekt ausgerüstet, sie fungieren als gnadenlose Götter in der virtuellen Welt. Erik hatte es gewagt, sich mit ihnen anzulegen – seine Figur wurde getötet. Er muss ganz von vorne beginnen. Es bleiben ihm nur zwei Möglichkeiten. Er kann sich fügen und die Gegebenheiten akzeptieren – oder etwas Verrücktes tun: eine Figur kreieren, die unter normalen Umständen nicht in der Computerwelt überleben kann. Ohne Waffen, ohne Kraft, dafür aber schön und schnell. Er spielt „Epic ” so, wie es noch nie jemand gespielt hat – und erfährt, dass der Sinn des Spiels darin besteht, es zu vernichten. Genau das wollen die Mitglieder der Regierung verhindern, würden sie doch ihre einzige Kontrollfunktion verlieren. Sie setzen ihre gefährlichste Waffe ein, einen allmächtigen Krieger.
Autor Conor Kostick hat Treasure Trap erfunden, das erste Fantasy-Rollenspiel. Dabei haben sich Menschen in mittelalterlichen Kostümen getroffen, um in den schottischen Highlands ihre Phantasien auszuleben. In seinem Buch Epic, das auch spannende phantastische Motive enthält, geht er einen Schritt weiter. Das Spielen findet nicht mehr um des Spielens willen statt, sondern wird zu einer Angelegenheit, in der es um Leben und Tod geht. Computerspiele werden nicht zu einem Ersatz für das wirkliche Leben, sondern bestimmen es.
Betrachtet man den Ehrgeiz, mit dem Computerspieler in die virtuelle Welt eintauchen und wie ernst Online-Rollenspiele mittlerweile genommen werden, stellt man fest, dass Kosticks Jugend-Thriller nicht nur pure Sciencefiction ist, sondern der aktuellen Realität gefährlich nahekommt. JÜRGEN SCHMIEDER
CONOR KOSTICK: Epic. Aus dem Englischen von Peter Knecht. Oetinger Verlag 2006. 366 Seiten, 14,90 Euro.
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