Produktdetails
  • Anzahl: 1 Audio CD
  • Erscheinungstermin: 19. April 1993
  • Hersteller: AIG,
  • EAN: 5016583605728
  • Artikelnr.: 24116393
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.12.2019

Kaskaden aus Eiswürfeln
Das Ensemble Modern spielt Zappas "Yellow Shark"

FRANKFURT. Frank Zappas letzte Band: Die Zusammenarbeit mit dem Rock-Avantgardisten war das wohl breitenwirksamste Projekt in der bald vierzigjährigen Geschichte des Ensemble Modern. Mit einem Sonderkonzert zu seinem Gedenken brachte das Frankfurter Ensemble den Großen Saal der Alten Oper Frankfurt zum Toben.

Das erste Stück, "Dog/Meat" aus dem gemeinsam erarbeiteten Projekt "The Yellow Shark" (1991-93) klang noch wie mit Minimal Music gewürztes Hollywood. Doch in den folgenden ausgewählten Stücken spürte man das rege Interesse, das der legendäre Rockmusiker der musikalischen Avantgarde seiner Zeit entgegengebracht und für sich fruchtbar gemacht hatte: Als zum Beispiel in "Outrage of Valdez" manche Tutti-Effekte klangen wie ins Orchestrale übersetzte Gongschläge samt ihrer Klang-Entwicklung im Nachhall, wirkte dies wie von Edgard Varèse inspiriert. Der atavistische rhythmische Sog in "G-Spot Tornado" erinnerte an Strawinsky, das schwerelos pointilistische Klanggemälde "Ruth is sleeping", an zwei Flügeln gespielt von Hermann Kretzschmar und Ueli Wiget, an Anton Webern. Und gleichzeitig an einen klaren Gebirgsbach mit Kaskaden aus Eiswürfeln.

Mehr noch im zweiten Teil des Abends, in Stücken aus dem Album "Greggery Peccary & Other Persuasions", schienen die enorm farbigen, mitunter an Außerirdisches erinnernden Klänge des Abends nicht zuletzt auch das Werk des Klangregisseurs Norbert Ommer: Dank seiner Arbeit konnten Harfe (Ellen Wegner) und Tuba (Jozsef Juhasz) oder Geige (Jagdish Mistry) und Trompete (Sava Stoianov) einander in ihren Duos akustisch auf Augenhöhe begegnen.

Der Gesamtklang des um einige Gäste auf 29 Musiker verstärkten Ensembles war wunderbar transparent, ein großes Verdienst auch von Ali N. Askin, der die überwiegend als Synclavier-Dateien überlieferten Kompositionen von Frank Zappa fürs Ensemble arrangiert hat. Die packenden Soli waren von den Musikern selbst improvisiert.

So sympathisch antihierarchisch es ist, wenn Zupfinstrumente wie Mandoline (Detlef Tewes), Banjo (Jürgen Ruck) und Gitarren (Steffen Ahrens, Christopher Brand) sich mühelos im Orchester behaupten können: außerhalb von Soli und kammermusikalischen Abschnitten wurde es bei der Aufführung streckenweise überaus laut. Der Mehrheit des Publikums schien gerade das sehr gut zu gefallen.

DORIS KÖSTERKE

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