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Produktdetails
  • Anzahl: 1 Vinyl
  • Erscheinungstermin: 30. April 2021
  • Hersteller: ROUGH TRADE / PEMA,
  • EAN: 5053760067337
  • Artikelnr.: 60546451
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 31.05.2021

Auf der Jagd am Sonntag ruht kein Segen

Der junge Brite Jonathan Bloxham, der gerade viel von sich reden macht, ist offenbar ein Naturtalent unter den Dirigenten. Eine staunenswerte Technik scheint ihm angeboren zu sein. Auf dem sinnreich zusammengestellten Album mit der Nordwestdeutschen Philharmonie dirigiert er "Le chasseur maudit" und die "Variations symphoniques" von César Franck sowie die Burleske und "Tod und Verklärung" von Richard Strauss (Profil/Edition Günter Hänssler). Geschmeidigkeit und Zielsicherheit seiner Phrasierung sind zu bewundern. Bezwingend organisch leitet er von der morgendlichen Sonntagsruhe in Francks "Wildem Jäger" zur mörderischen Hatz über, die im Fluch eskaliert. Dabei werden Einzelfarben wie das tiefe Klarinettenregister ebenso genossen wie elegant eingebunden. Ekaterina Litvintseva tupft den Klavierpart in Francks Variationen und Strauss' Burleske ebenso grazil wie entschieden dahin. Hier ist, bei Bloxham und Litvintseva, eine Jugend zu hören, die metiersicher und mutig zugleich agiert.

jbm.

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In Krisen und im Chaos braucht es ein bisschen Trost, Vertrautheit, den Abglanz vergangener Euphorie. Etwas, was man kennt und das an schön verschwendete Jugendtage erinnert. Da kommt das neue Album von Teenage Fanclub gerade recht. Die Band klingt, wie sie auch schon Anfang der Neunziger auf ihrem Klassiker "Bandwagonesque" geklungen hat, und das war schon damals ja nicht gerade zeitgenössisch, sondern eher wie Klone der Folk-Powerpop-Band Big Star, die Anfang der Siebziger von Chris Bell und Alex Chilton in Memphis gegründet worden war. Breitwandige Gitarren, mehrstimmige Gesangslinien, bezaubernde Melodien, Midtempo-Stücke, die zumindest musikalisch amerikanische Weite heraufbeschwören, zeichnen auch "Endless Arcade" (Pema/Rough Trade) aus. Teenage Fanclub stammen aus dem hügeligen Schottland, und das macht die Sehnsucht nach staubigen Prärien und endlosen Highways, wo sich Byrds und Crazy Horse gute Nacht sagen, vielleicht noch ein bisschen größer. Gerade in diesen Zeiten.

urü

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Wer gar keine Musik des finnischen Komponisten Uuno Klami (1900 bis 1961) kennt, sollte zuerst Orchesterwerke von ihm hören: urige, aber immer mit feinem Ohr instrumentierte Klangpoesie von überwältigender Kraft und wilder Schönheit. Klami hat alles vom nationalen Volkslied bis hin zu atonalen Elementen verwertet. Zu seinem 120. Geburtstag hat nun das Uuno Klami Ensemble um Esa Ylönen frühe Kammermusik eingespielt (Alba/Naxos). Eine von Eero Kesti rekonstruierte Violinsonate und der Mittelsatz einer Violasonate zeigen den neunzehnjährigen Schüler von Erkki Melartin bereits auf eigenwilligem Weg. Modal eingefärbte Melodik, folkloristisch inspirierte Rhythmen und ganztönige Phrasen gehen eine unakademische Liaison ein. Das erstaunlich reife Klavierquartett von 1922 überrascht mit rhapsodisch-assoziativer Entwicklung, reichen Gestalten und vielschichtiger Textur. Klami zeigt sich hier bereits als absolutes U(u)nikum: erratisch, einsam, unnahbar.

wmg.

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Das kongolesische Kollektiv Kasai Allstars setzt seine musikalische Reise auf seinem Album "Black Ants Always Fly Together, One Bangle Makes No Sound" (Crammed Discs/Indigo) fort. Diesmal hat Gitarrist Mopero Mupemba das Heft in die Hand genommen und ist zusammen mit dem Toningenieur Papy Atuke auch für das Programmieren der elektronischen Rhythmen zuständig. Der Kontrast zwischen den archaischen Stimmen - allein sechs verschiedene Sängerinnen und Sänger übernehmen das Mikrofon in den elf Songs - und den mal geschmeidig, mal kratzig klingenden elektrischen Gitarren macht den Reiz dieser Musiker aus, die aus fünf verschiedenen ethnischen Gruppen der Kasai-Region stammen. Hinzu kommen die elektronischen Beats, aber auch traditionelle Trommeln und die charakteristisch verzerrt klingenden Daumenklaviere. Zu den Höhepunkten gehören etwa das festliche "Baba Bende", das komplizierte Rhythmen zu einer tanzbaren Einheit formt, das pumpende "Musungo Elongo Paints His Face White To Scare Small Children" oder der leichtfüßige "Olooh, a War Dance for Peace".

roth

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