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Trackliste
CD
1Go No More A-Roving00:03:40
2Because Of00:03:00
3The Letters00:04:44
4Undertow00:04:20
5Morning Glory00:03:28
6On That Day00:02:04
7Villanelle For Our Time00:05:55
8There For You00:04:36
9Dear Heather00:03:41
10Nightingale00:02:27
11To A Teacher00:02:32
12The Faith00:04:17
13Tennessee Waltz00:04:05
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.02.2005

Orpheus im Wörterland
Der ist froh, der Abend sagt: Leonard Cohen singt sanft und leise

Unendlich langsam, grüblerisch und sanft einlullend: Die Zeit scheint stehengeblieben zu sein auf Leonard Cohens jüngstem Album "Dear Heather". Liebe, Vertrauen, Einsamkeit und der 11. September sind diesmal seine Themen, die er in poetische Umschreibungen und einfache Melodien hüllt; und der Abschied - dem er in "Nightingale", einem beschwingten, vierstimmigen Folksong mit weichen Beats, Gitarrentupfern, bauchigen Maultrommellauten, allerdings optimistisch entgegenzublicken scheint. Cohen, der im vergangenen September siebzig Jahre alt wurde, hat sich offenbar mit der Welt, mit sich selbst versöhnt.

Das war nicht immer so: Cohen, der zunächst erfolgreich Gedichte und Romane schrieb ("Flowers for Hitler", 1961, "The Favourite Game", 1963) und 1969 für den Kanadischen Literaturpreis vorgeschlagen wurde, galt aufgrund manch provokativer Inhalte ("Beautiful Losers", 1966) zeitweilig als enfant terrible. Er eckte aber auch bei den Feministinnen an, denen seine Texte zu pornographisch waren, und bei den Friedensbewegten, weil er 1973 einige Wochen als Truppenbetreuer am Yom-Kippur-Krieg in Israel teilnahm. Zweimal zog sich der Welten- und Selbstzweifler zurück, lebte sieben Jahre lang auf einer griechischen Insel, ging für fünf Jahre in ein buddhistisches Zen-Kloster.

Von der Sehnsucht nach spiritueller Erlösung, nach Vertrauen sprechen auch viele seiner Lieder: der Welterfolg "Suzanne" von 1967, das Gebet "If it be Your Will" von 1984 oder das zweiflerische "Hallelujah" (1987). Nicht immer kam das gut an, wie die Verrisse des religiösen Albums "Various Positions" von 1984 belegen. Cohens Stärke liegt eindeutig im Wort, nicht in der Musik, die sich meistens in simplen Melodien zeitlos langsam dahinzieht, wozu dann sein rauchiger Sprechgesang erklingt. So ist es auch auf dem neuen Album.

Die zwölf Songs, die Cohen gemeinsam mit den Sängerinnen Sharon Robinson und Anjani Thomas eingespielt hat, erhalten erst durch den Text Gewicht. "Ditched on a beach / Where the sea hates to go / With a child in my arms / And a chill in my soul / And my heart the shape / Of a begging bowl", singt Anjani Thomas in dem Song "Undertown", in dem Cohen nur im Hintergrund zu hören ist und Schlagzeugwischer, Streicherzupfen und Saxophonsoli elektronisch imitiert werden. Dabei gab der echte Saxophonist Bob Sheppard in dem Titel "Go No More A-Roving" zuvor noch laszive Kommentare von sich. Skurril ist der Titelsong, in dem die Nachricht an "Dear Heather" vom elektronisch veränderten Sprechchor, teils einzeln buchstabiert, im Stakkato abgelesen wird, wozu im Hintergrund eine Hammondorgel wummert. Das jazzige "Morning Glory" swingt durch eine verspielte Vibraphon-Einlage, während sich im Song über den 11. September, "On That Day", zu Cohens ratlosen Fragen eine Maultrommel und ein Gospelchor gesellen.

Atmosphärisch dicht auch das melancholische "The Letters", in dem Sharon Robinson zu trockenen Beats, einem leisen Streicherklangteppich und monotonen Gitarrenakkorden mit ihrer weichen Stimme für soulige Momente sorgt. Überraschungen wird man auf "Dear Heather" sonst nicht finden. Leonard Cohen ist einfach der geblieben, der er in seiner Musik immer schon war: ein weiser, alter Mann der leisen Töne.

URSULA BÖHMER

Leonard Cohen, Dear Heather. Columbia 514768 (Sony)

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