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Produktdetails
Trackliste
CD
1Black Betty00:04:44
2I'm Good00:05:09
3Mob Mama00:03:54
4Me00:04:43
5Sorry Darling00:02:36
6One More00:03:54
7Knees00:04:17
8Spiderlegs00:03:07
9Sniff Me00:04:03
10Helter Skelter00:05:03
11Easy00:02:19
12Dancerina00:04:05
13Miles High00:04:02
14Shanghaied00:04:45
15Watching Over Me00:04:05
16Watching Over Me - To Do00:01:48
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.10.2013

Ode an die nörgelnde Rentnerin
Die Schweizer Sängerin Erika Stucky, die sich gerne verausgabt, setzt Tony Sopranos Mutter ein Denkmal

Es würde der headbangenden Gemeinde, die zu "Black Betty" gemeinhin ihre langen Haare schüttelt, guttun, der Schweizer Sängerin Erika Stucky einmal ihr Ohr zu leihen. Denn zu Beginn ihrer neuen CD "Black Widow" führt sie den alten Blues-Klassiker von Leadbelly ganz tief in den akustischen Untergrund. Zusammen mit dem präparierten Klavier von David Coulter, der scheppernden Gitarre von Terry Edwards und dem sinister rumpelnden Schlagzeug von Michael Blair zeigt Stucky, wie tief sie in ein Lied eindringen kann, um es genüsslich in Besitz zu nehmen.

Coulter? Edwards? Blair? Das sind alles Spießgesellen von Tom Waits. Michael Blair war der Schlagzeuger auf dessen legendärem Album "Rain Dogs", Coulter und Edwards gehörten zur musikalischen Besetzung des Musicals "The Black Rider" von Robert Wilson und Tom Waits.

Sie passen ausgezeichnet zu Erika Stucky, deren dunkle Phantasie solche musikalischen Ausgeburten der Hölle wie "Knees" hervorbringt, in dem Edwards' wimmerndes Saxophon die virtuosen, aber immer ganz lässig klingenden Gesangsausflüge von Stucky kommentierend begleitet. "Diese Musiker können extrem feinsinnig sein und im nächsten Moment totalen Krach machen", weiß die Sängerin. "Außerdem ist ihr Witz trocken und scharf." Der zeigt sich unter anderem darin, dass David Coulter in der sanften Elegie "Dancerina" die singende Säge hervorzieht oder Michael Blair auf der Entführungsphantasie "Shanghaied" lediglich in gesampleter Form anwesend ist. Erika Stucky kann aber auch ganz brav eine schleppende Kneipenballade - die dann natürlich mindestens "Spiderlegs" heißen muss - über die Ziellinie bringen, bei der im Hintergrund ein schaukelnder Doo-Wop-Chor auf ihre Songzeilen antwortet. Das sanfte "Miles High", auf dem Terry Edwards wunderschön auf dem Flügelhorn bläst, gehört zu den Höhepunkten der Platte. Mit Tuba und dem feinsinnigen Getrommel ihres Schweizer Landsmanns Lucas Niggli fordert Stucky ihr Publikum auf: "Sniff Me". Und in der Tat meint man Stuckys Präsenz fast körperlich zu spüren, wenn sie sich so nah ans Mikrofon begibt, dass man ihre Atemzüge oder, im Beatles-Klassiker "Helter Skelter", die totale physische Verausgabung der Sängerin hören kann.

Der schwarze Humor der Erika Stucky zieht sich durch das ganze Album, am eindringlichsten vielleicht in ihrem Lied "Mob Mama", mit dem sie Livia Soprano, der Mutter des Mafia-Bosses Tony, ein Denkmal setzt. Die Sängerin weiß offenbar genau, dass die nörgelnde Rentnerin die beängstigendste Figur des gesamten Serien-Ensembles war.

ROLF THOMAS

Erika Stucky, Black Widow

Traumton 4590

(Indigo)

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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