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Awayland (Vinyl+Mp3) - Villagers
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Produktdetails
  • Anzahl: 1 Vinyl
  • Erscheinungstermin: 11. Januar 2013
  • Hersteller: GOODTOGO / DOMINO RECORDS,
  • EAN: 5034202029410
  • Artikelnr.: 36690219
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.01.2013

Ein lebensweiser Knabe
Konsensmusik: Neues von Conor O'Briens Villagers

Conor O'Brien ist in seiner fortgeschrittenen Verhuschtheit eine Erscheinung wie aus einem Wes-Anderson-Film: ein allzu ernster, lebensweiser Knabe, der Probleme mit Mädchen hat, der die Walker Brothers und Velvet Underground schätzt und alte Heiligenbildchen sammelt. Sein Problem ist aber ein ganz anderes: O'Brien könnte sich ein Flickenclownkostüm anziehen und einen Schnurrbart ankleben - seine äußere Erscheinung und die Eindringlichkeit seiner Musik würden immer noch an einen anderen Liedautor gleichen Vornamens erinnern: an Conor Oberst von der amerikanischen Band Bright Eyes. Dabei ist der kulturelle Kosmos, dem O'Brien entstammt, doch ein ganz anderer: Er ist Ire, und wie die meisten musizierenden Iren, die sich entschlossen haben, der Volksmusikpflege zu entsagen, denkt er groß. Sehr groß, geradezu episch. Soeben ist das zweite Album der Band Villagers erschienen, der O'Brien als Songschreiber und Sänger vorsteht: eine überbordende Angelegenheit, die in keinem Moment den Verdacht aufkommen lässt, hier sei irgendetwas beiläufig hingeworfen worden. Fiebrig vorgetragene Textlawinen ergießen sich über bald himmelstürmende, bald pittoreske Arrangements, denen anzuhören ist, dass lange an ihnen geschraubt wurde.

Tatsächlich wusste O'Brien nach dem Villagers-Debüt "Becoming A Jackal", erst gar nicht, was er als Nächstes anstellen sollte. Das Übliche: zu große Erwartungen, vor allem von ihm selbst. Nach einiger Zeit aber fing er dann doch wieder an, Songs zu schreiben, und bald war die Ambition kein Hemmschuh mehr, sondern ein Antrieb. Das nun erschienene "Awayland" ist wohl das, was Kritiker gerne als "großes Album" zu bezeichnen pflegen. Umso erstaunlicher, dass die Platte nicht in Prätention stirbt oder schlicht nervt. Hiervor schützt O'Brien seine Exzentrik, die sich in verstiegenen Soundpinseleien und reichlich bizarren Texten niederschlägt. Auch leistet er sich einige angenehme Düsterheiten, oft dann, wenn die Musik am lautesten "Pop" schreit: "I waited for nothing and nothing arrived", singt er in "Nothing Arrived", dem Beinahe-Hit der Platte.

"Awayland" ist ein Album über das Neu-Sehen, über den frischen Blick auf die Dinge. Eigentlich ist es auch gar keine Platte; die elf Songs in ihren bald schlichten, bald opulenten Arrangements zwischen akustischer Zartheit und poliertem Po(m)p funktionieren eher wie ein Film - oder noch besser: wie ein Land. Ein Land, in dem sich zwar alles aus Altem und Bekanntem zusammensetzt, aber ganz anders betrachtet werden kann. "In a newfound land you are free" fasst der vorletzte Song das Thema der Platte zusammen. Man kann die Ankunft eines neuen großen Konsensmusikers bejubeln. Mancher wird weiterhin oft an Conor Oberst denken. Das Bemerkenswerte aber ist: Es kann Conor O'Brien und seiner wunderbaren Band Villagers nichts anhaben.

ERIC PFEIL

Villagers,

Awayland.

Domino WIG 294 (Goodtogo)

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