"Was für mich als Songwriter wichtig war, war etwas Zeitloses zu schaffen. Ich bin zurzeit vor allem daran interessiert, die Gefühle dem gegenüber, was in diesem Moment geschieht, zum Ausdruck zu bringen, und ich möchte einen Bericht darüber abgeben, was wir gerade durchmachen." Michael Stipes Statement sagt alles, was es grundsätzlich über Around The Sun, das dreizehnte Album von R.E.M., und die dreizehn Songs darauf zu sagen gibt. Das erste neue Album seit Reveal ist eine Chronik über persönliche und politische Erfahrungen in einer Zeit, in der das gesellschaftliche Klima in den USA...
"Was für mich als Songwriter wichtig war, war etwas Zeitloses zu schaffen. Ich bin zurzeit vor allem daran interessiert, die Gefühle dem gegenüber, was in diesem Moment geschieht, zum Ausdruck zu bringen, und ich möchte einen Bericht darüber abgeben, was wir gerade durchmachen." Michael Stipes Statement sagt alles, was es grundsätzlich über Around The Sun, das dreizehnte Album von R.E.M., und die dreizehn Songs darauf zu sagen gibt. Das erste neue Album seit Reveal ist eine Chronik über persönliche und politische Erfahrungen in einer Zeit, in der das gesellschaftliche Klima in den USA die persönliche Verfassung des Menschen nicht unberührt lässt. Das Resultat der Auseinandersetzungen in den vergangenen Jahren besteht in unmittelbarster und intensivster Musik, die zugleich das solideste und selbstbewussteste Werk R.E.M. kennzeichnet.
Die Arbeit an Around The Sun begann schon im Jahre 2002 in Vancouver und wurde von viel Geschäftigkeit in weiteren Bereichen begleitet. Da waren zum Beispiel die Vorbereitungen für eine weit angelegte Tournee und die liebevolle Zusammenstellung des Best Of-Albums The Best Of R.E.M. 1988-2003, auf das mit Bad Day und Animal zwei Songs ihren Weg aus den Vancouver-Sessions fanden.
"Wir konnten uns nach der Tour hervorragend auf das neue Album vorbereiten," erklärt Mike Mills. "Drei Monate lang haben wir auf den Bahamas an neuen Songs gesessen. Ich glaube, die Unterbrechung durch die Tournee hat uns letztlich im Studio geholfen. Wir waren sehr konzentriert." "Ja, wir hatten vorher nie den Luxus, so lange an einem Album arbeiten zu können," bestätigt Peter Buck. "Wir hatten genug Zeit, die Musik zu entwickeln. Obwohl, wenn mich jemand am Anfang gefragt hätte, hätte ich geantwortet, dass wir einen spontaneren Sound anstreben, im Kontrast zum blankpolierten Sound von Reveal. Es stellte sich heraus, dass wir einen Mittelweg fanden." "Unsere Hoffnung bestand darin, uns davon leiten zu lassen, in welche Richtung uns die Musik brachte," ergänzt Stipe. "Natürlich darf man Songs nicht vermenschlichen, aber man muss der Musik genug Freiraum einräumen, ihre eigene Bedeutung zu kreieren. Das Ergebnis spricht für sich selbst."
Seinem Titel voll und ganz entsprechend, schafft Around The Sun einen diffusen musikalischen Halbschatten von Stimmungen, Atmosphären und Bedeutungen, die vor allem im Herz und in der Seele ihres Hörers entstehen. "Die Songs sind nicht im engeren Sinne autobiographisch," so Stipe. "Es sind Erzählungen, die von einer unbewussten Stimme gesprochen werden, wie bei unseren besten Werken. Gleichzeitig besitzen sie eine Intensität, die uns dazu bringt zu sagen: Wenn sie uns so stark ansprechen, dann sind wir wahrscheinlich nicht die einzigen."
"Wir besaßen eine Menge aufgestaute kreative Energie." erklärt Mills. "Wir hatten am Ende etwa 40 Songs, die in verschiedenen Stufen vollendet waren, und ich kann mir vorstellen, eine ganze Menge von ihnen werden in zukünftigen Projekten zum Leben erweckt werden. Aber die grundsätzliche Herangehensweise ist die gleiche geblieben. Peter und ich haben Demos angefertigt, die wir dann Michael für Ideen und Texte gaben. Nur diesmal hatten wir mehr Freiheit in der Auswahl. Im Laufe der Jahre sind wir zu einer Arbeitsweise gekommen, die auf starke, gegenseitige Einflussnahme baut."
"Ich glaube außerdem, dass alles, was wir in den vergangenen Jahren getan haben, sich auf diesem Album widerspiegelt," beschreibt Buck die stilistischen Parameter von Around The Sun. "Die akustischen Einflüsse reichen zurück bis zu Automatic for the People, die elektronischen Elemente verweisen dagegen auf Up. Am Ende waren es nicht so sehr die individuellen Sounds der Songs, sondern die Art, wie sich schließlich alles zusammenfügte."
Nach Stipe gab es bestimmte Schlüsselpunkte, an denen sich das Innere und Äußere traf und miteinander in Verbindung trat. "Ein Song wie Electron Blue oder Highspeed Train kommt direkt aus einer Traumlandschaft. I Wanted To Be Wrong ist wohl eines der deutlichsten politischen Statements in einer Zeit, in der du nicht mal atmen kannst, ohne dass es eine politische Bedeutung besitzt. Final Straw dagegen entspringt einem tiefen, persönlichen Ort."
Zu den Höhepunkten des Albums gehören zudem The Outsider mit einem Rap von Q-Tip und die erste Single Leaving New York. Als Backing-Musiker nahmen Pat McCarthy, Scott McCaughey, Bill Rieflin und Ken Stringfellow ihren Platz an Gitarre, Drums und Keyboard ein. Pat McCarthy produzierte das Album.
"Es ist unser Ziel gewesen, die Grenzen dessen, was wir gemeinsam erreichen können, so weit wie möglich zu erweitern," schließt Stipe. "Wir sind nicht daran interessiert, bewährte Formeln zu perfektionieren. Im Moment ist es wichtig, wach zu bleiben, zu sehen, was um uns herum vorgeht und die Wahrheit darüber zu sagen."
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