Marktplatzangebote
Ein Angebot für € 3,99 €

Bewertung von unbekanntem Benutzer

SUPER! Wo Yusuf drauf steht, ist Cat Stevens drin!


  • Audio CD

5 Kundenbewertungen

Cat Stevens kann mit Fug und Recht als der erfolgreichste Songwriter aller Zeiten bezeichnet werden. Gerade zehn Jahre wirkte er unter dem Namen Cat Stevens, bis er zum Islam übertrat und ein völlig neues Leben unter dem Namen Yusuf Islam begann. Seine musikalische Produktivität verlegte er in den folgenden 28 Jahren auf islamische Musik mit religiösen Inhalten, er versuchte mit seiner Musik andere an seine spirituellen Erkenntnisse heran zu führen. Seine früheren Erfolge als Songwriter bzw. Popmusiker bewertete er als Irrweg. Mit „An Other Cup“ ist nun die Überraschung perfekt. Denn unter dem…mehr

  • Anzahl: 1 Audio CD
Produktbeschreibung
Cat Stevens kann mit Fug und Recht als der erfolgreichste Songwriter aller Zeiten bezeichnet werden. Gerade zehn Jahre wirkte er unter dem Namen Cat Stevens, bis er zum Islam übertrat und ein völlig neues Leben unter dem Namen Yusuf Islam begann. Seine musikalische Produktivität verlegte er in den folgenden 28 Jahren auf islamische Musik mit religiösen Inhalten, er versuchte mit seiner Musik andere an seine spirituellen Erkenntnisse heran zu führen. Seine früheren Erfolge als Songwriter bzw. Popmusiker bewertete er als Irrweg. Mit „An Other Cup“ ist nun die Überraschung perfekt. Denn unter dem Namen Yusuf knüpft der als „Cat Stevens“ bekannte Sänger wieder genau an seine alten Erfolge an. Seine Botschaft, sein Verlangen nach einer besseren Welt war immer dieselbe. So zieht sich ein roter Faden von den sechzigern bis heute durch seine Songs. Während er jedoch als Cat Stevens auf der Suche nach Glück und Zufriedenheit war, scheint er als Yusuf die Liebe und den Frieden gefunden zu haben, die er immer suchte. Und dieses Gefühl, diesen Weg vermittelt er seinen Zuhörern.
Trackliste
CD
1Midday (Avoid City After Dark)00:04:25
2Heaven/ Where True Love Goes00:04:55
3Maybe There's A World00:03:07
4One Day At A Time00:04:54
5When Butterflies Leave00:00:41
6In The End00:04:02
7Don't Let Me Be Misunderstood00:03:23
8I Think I See The Light00:05:34
9Whispers From A Spiritual Garden00:02:05
10The Beloved00:04:52
11Greenfields, Golden Sands00:03:28
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.11.2006

Wenn der Teekessel singt
In Allahs Schaufenster: Das neue Popalbum von Yusuf Islam, der früher Cat Stevens war

Kinderspiele haben Cat Stevens immer schon fasziniert. Jeder kennt das "Teekesselchen", bei dem ein Wort erraten werden soll, das zwei Bedeutungen hat - "Bank", "Hamburger", "Radler". Auch Cat Stevens hat das Spiel mit seinen Zuhörern gern gespielt: "Love", "Light", "Water", "Sun" - die zentralen, immer wiederkehrenden Chiffren der Songs seiner klassischen Periode ließen sich immer auf doppelte oder dreifache Weise lesen, als Naturschwärmerei, Liebeslied oder eben als religiöse Heilssuche. Im Lavalampenmilieu der Siebziger mußte man freilich nicht angestrengt-hermeneutisch wie einst im Mittelalter nach einem sensus spiritualis suchen; irdische und himmlische Freuden, Drogen und Erleuchtung, Sex und Mystik vermischten sich wie der Qualm von Joints, Räucherstäbchen und Lagerfeuer.

Oder eben auch Teeduft. Als Stevens' - neben dem Zeltlager-Heuler "Morning Has Broken" - wohl bekanntester Song "Father and Son" in der Goldteefix-Werbung ein für allemal verheizt wurde, hatte er schon länger Alkohol und Drogen abgeschworen, die den sensiblen Sohn eines griechisch-zypriotischen Emigranten in der Anfangszeit seiner Karriere bis an den Rand des gesundheitlichen Ruins geführt hatten. Der Song stammte von "Tea For The Tillerman", einer seiner besten Platten, von 1970, der weitere Meilensteine des Folkpops folgten. Als zum Weihnachtsgeschäft 1978 "Back to Earth" erschien, die bis dato letzte Platte, gab es den Popstar Cat Stevens schon nicht mehr: Einige Monate zuvor war er offiziell zum muslimischen Glauben übergetreten und hieß nun Yusuf Islam. Er schwor der (weltlichen) Musik und dem (noch viel weltlicheren) Musikgeschäft ab, heiratete eine türkische Frau, wurde fünfmal Vater, gründete mehrere islamische Privatschulen und wurde einer der bekanntesten Vertreter seiner Religion in Großbritannien.

"An Other Cup" heißt nun das erste Popalbum von Stevens/Islam seit achtundzwanzig Jahren (Polydor/Universal). Der Titel knüpft einerseits an die "Tea"-Platte an und markiert zugleich in der unorthodoxen Schreibweise die Differenz zwischen dem früheren Tappen im dunkeln ("Footsteps in the Dark" betitelte Islam einmal eine Greatest-Hits-Kompilation) und dem heutigen Zustand der Erleuchtung. "Zwei Paar Schuhe" würde man da im Deutschen wohl sagen. Schon das eher an "Supertramp" erinnernde, populärsurreale Cover - eine weiße Teetasse, die ein blaues Meer enthält - legt aber nahe, daß sich musikalisch seit den Siebzigern um so weniger verändert hat.

Daß sie überhaupt erscheint, ist schon Sensation genug. Denn es ist - nach diversen Projekten mit Gebeten, Koranversen oder geistlichen Liedern - immerhin eine wirkliche Pop-Platte mit einigen hübschen neuen Songs geworden, die eine Versöhnung des Musikers mit seinem früheren Dasein andeuten. Seiner Popularität hatte die Konversion zunächst erstaunlich wenig Abbruch getan: Sie schien eher zu beglaubigen, wie ernsthaft die Sinnsuche des Sängers von Songs wie "On The Road To Find Out" zuvor gewesen war. So blieb das dicke schwarze Cat-Stevens-Songbuch unverzichtbares Vademecum aller Pflastermaler und Straßenmusikanten und Hal Ashbys von seinen melancholischen Songs untermalter "Harold and Maude"-Film der heimliche Blockbuster aller Programmkinos. Erst als Islam 1989 in einem Interview den Eindruck erweckte, die Fatwa gegen Salman Rushdie zu unterstützen (was er später dementierte), wandten sich viele Anhänger schockiert ab. Seine neue - leider ganz schauderhaft-pathetische - Coverversion von "Don't Let Me Be Misunderstood" soll wohl endgültig einen Schlußstrich darunter ziehen.

Die Platte dürfte so manche Herzen erheben, musikalisch ist sie dagegen herzlich unerheblich. Die schönsten Lieder sind die luftig arrangierten Softpop-Stücke gleich zu Beginn: "Heaven / Where True Love Goes" mit seinem Gospeleinschlag, das in seiner harmlosen Naivität rührende "Maybe There's A World" oder die Akustikballade "One Day At A Time". Aber die Texte hat man ja auch schon früher besser nicht auf die Goldwaage gelegt. Wo man damals in jedem Liebeslied eine spirituelle Dimension mithören konnte, läßt sich nun die Anbetung auch getrost als Schmusesong verwenden: Mein Teekesselchen gibt meinem Leben einen Sinn.

Zusammengehalten wird das Werk allein durch diese immer noch großartige Stimme. Man vergißt ja leicht, daß die reifen, lebenssatten Zeilen von "Father and Son", "Moonshadow" oder "Wild World" die eines Jünglings und Mädchenschwarms in seinen frühen Zwanzigern waren. Der beste Song von "An Other Cup" aber, und das spricht Bände, ist eine mitreißende Neuaufnahme von "I Think I See The Light" von "Mona Bone Jakon" (jener Platte von 1970 mit der weinenden Mülltonne vorn drauf). Da scheinen mit dem versonnenen Teetrinker fast die alten Pferde durchzugehen. Wo damals die helle Freude freilich von einem neuen "Girl" kam, ist die Lichtquelle ins Jenseitige verlegt. Als müsse er selbst dafür Abbitte leisten, folgen danach eher schwer verdauliche religiöse Exerzitien.

"Wenn Allah ein Schaufenster hätte, müßten Sie drin sitzen", sagte Thomas Gottschalk in einem legendären Gespräch in seiner Late-night-Show 1994 dem immer noch blendend aussehenden Gast. Wenn Allah aber einen Radiosender hätte, säße Islam hinter dem Mikrophon.

RICHARD KÄMMERLINGS

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr