sind Intellektuelle jüdischer Abstammung. Also ein ureigenes New Yorker Gewächs. Er ist Kunsthistoriker, sie ist Anglistin. Sie führen eine leidenschaftslose, aber vernünftige Ehe, in der sich jeder mit den Eigenheiten des anderen arrangiert hat, aber im Wesentlichen sich seinem Beruf widmet. Bill Wechsler ist Künstler; seine erste Frau Lucille, mit der er ein Kind zeugt, Lyrikerin. Deren neurotische Kälte fasziniert ihn lange. Nach schwierigen Jahren trennt er sich jedoch von ihr und beginnt eine leidenschaftliche Ehe mit Violet.
Doch bald brechen Schicksalsschläge über die beiden Paare herein. Leos Sohn stirbt und seine Frau verlässt ihn daraufhin. Eines Tages wird Bill tot in seinem Atelier aufgefunden. Violet, in die Leo verliebt ist, zieht nach Paris, um den Schmerz verarbeiten zu können. Sie ist die lebendigste Figur des Romans. Ihre Theorie vom Menschen als dialogischem Wesen, die sie von ihrer Hysterieforschung ableitet, ist der Schlüssel zu diesem Roman. Denn im Dialog bestimmen sich die Identitäten seiner Protagonisten. Dies wird besonders deutliche in der Person Marks, des Sohns von Bill Wechsler und Lucille. Er verliert sich allerdings darin und funktioniert nur noch als Spiegel seiner Gegenüber, die ihn in den Abgrund treiben.
Großer Roman ohne Blut
Trotz des etwas blutleeren Intellektualismus, mit dem Hustvedt ihren Roman füllt, und der gepflegten Langweile, den ihre Schilderungen besonders im ersten Teil hervorrufen, ist ihr mit
Was ich liebte ein großer Roman gelungen. Vor dem Hintergrund der Stadt New York, deren Rauschen und Stöhnen man in den Katastrophen, die über die Protagonisten hereinbrechen, als Echo vernehmen kann, entwarf sie ein akribisch geschildertes Bild zweier Paare, die der Bildungselite angehören. Das Kreisen um die eigenen Probleme und die eigene Arbeit, das die umgebende Wirklichkeit nur vielfach gebrochen - eben als Echo - wahrnehmen lässt, gehört ebenso zu deren urbanen Wirklichkeit wie ihre Gefühllosigkeit. Doch diese Gefühllosigkeit erhält am Leben: Sobald sie sich von ihren Gefühlen und Leidenschaften leiten lassen oder sich ihnen hingeben, verlieren sie es.
Hustvedts Roman ist getragen vom Ton der Melancholie, er bleibt dabei so unaufgeregt und kühl wie die meisten seiner Protagonisten. Einmal ist Leo, dem Erzähler, anzumerken, dass er unter seiner rationalistischen Kühle leidet. Dann verspürt er eine bittere Leere in seinem Mund und sehnt sich nach der Leidenschaftlichkeit, deren Mangel ihn am Leben erhält. Ob Paul Auster und Siri Hustvedt ein glückliches Paar sind? (Andreas Rötzer)