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Ist sie es oder ist sie es nicht? Dieser Frage muss sich Ex-Polizist Roger Flavières gleich zweimal stellen. Die ebenso elegante wie rätselhafte Madeleine scheint eine Reinkarnation ihrer Urgroßmutter Pauline zu sein, die an Melancholie litt und sich das Leben nahm. Ihr Ehemann, Flavières alter Bekannter Gévigne, ist deswegen besorgt. Auch Madeleine neigt zu Niedergeschlagenheit und verfällt immer häufiger in Trancezustände, während derer sie das Grab von Pauline besucht ... Zu ihrer Sicherheit soll Flavières sie beschatten - und rettet ihr das Leben, als sie, wie Pauline, versucht, sich in…mehr

Produktbeschreibung
Ist sie es oder ist sie es nicht? Dieser Frage muss sich Ex-Polizist Roger Flavières gleich zweimal stellen. Die ebenso
elegante wie rätselhafte Madeleine scheint eine Reinkarnation ihrer Urgroßmutter Pauline zu sein, die an Melancholie
litt und sich das Leben nahm. Ihr Ehemann, Flavières alter Bekannter Gévigne, ist deswegen besorgt. Auch
Madeleine neigt zu Niedergeschlagenheit und verfällt immer häufiger in Trancezustände, während derer sie das Grab
von Pauline besucht ... Zu ihrer Sicherheit soll Flavières sie beschatten - und rettet ihr das Leben, als sie, wie Pauline,
versucht, sich in der Seine zu ertränken. Flavières verfällt der faszinierenden Frau. Doch dann muss er miterleben, wie
sich seine große Liebe von einem Kirchturm in den Tod stürzt und kann nichts tun. Pauline/Madeleines Schicksal
scheint sich vollendet zu haben. Und auch das von Flavières: Schon einmal hatte er einen Menschen verloren, weil er
ihm wegen seiner Höhenangst nicht zu Hilfe kommen konnte - Flavières ist nicht schwindelfrei. Seine Schuldgefühle
und der Ausbruch des zweiten Weltkrieges lassen ihn aus Paris fliehen. Zurückgekehrt, sieht er eine Frau, die die
auferstandene Madeleine sein muss, auch wenn sie so gar nichts von ihrer Eleganz hat. Renée, wie sie jetzt heißt,
kann sich an nichts erinnern ... Eine Obsession mit fatalem Ausgang nimmt ihren Lauf ...
"Wiederauferstehung oder ein großer "Schwindel"? Die Unausweichlichkeit, mit der Flavières in sein Schicksal taumelt,
entfaltet eine Wahnsinns-Faszination. Wie er weiss man nicht mehr, was man glauben soll ...", so Jens Wawrczeck
über den Roman des erfolgreichen Schriftstellerduos Pierre Boileau und Thomas Narcejac.
Hitchcock verlegte die Handlung aus dem Vorkriegs-Frankreich ins San Francisco der 50er Jahre und gab ihr ein
neues Ende. Die Besessenheit seines "Ferguson" alias Flavières von Madeleine und ihrem zweiten Ego ist allerdings
dieselbe.
Autorenporträt
Boileau, Pierre
Nach dem Studium an der Handelshochschule arbeitete Pierre Boileau als Sozialarbeiter. Nebenher schrieb er Kriminalromane um den Meisterdetektiv André Brunel. Als Boileau nach dem Krieg Thomas Narcejac kennenlernte, widmeten sie sich gemeinsam dem Verfassen psychologischer Kriminalromane und wurden zu Meistern ihres Fachs. Nach ihrem Roman Celle qui n'était plus (1952) drehte Henri-Georges Clouzot den Film Die Teuflischen, D'entre les morts (1954) diente als Vorlage für Alfred Hitchcocks Film Vertigo - Aus dem Reich der Toten.

Narcejac, Thomas
Narcejac war Professor für Literatur und Philosophie. Bekannt ist er für seine psychologischen Kriminalromane, die er zusammen mit Pierre Boileau als "Boileau-Narcejac" verfasste. Ihr gemeinsames Werk D'entre les morts wurde im Jahr 1958 von Alfred Hitchcock unter dem Titel Vertigo - Aus dem Reich der Toten verfilmt. Ihr Roman Die trauernden Witwer (Les Veufs) wurde im Filmdrama Labyrinth - Liebe ohne Ausweg (Entangled) (1993) mit Judd Nelson in der Hauptrolle verfilmt. Nach dem Tod von Boileau schrieb Narcejac alleine - unter dem Namen Pierre Boileau & Thomas Narcejac - weiter Krimis bis zu seinem Tod 1998.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.09.2018

DAS HÖRBUCH
Schwindelerreger
Starr vor Schreck: Regine
Ahrem inszeniert „Vertigo“
Ein Schrei als akustisches Signal, erst laut, dann immer leiser werdend: Seine Länge deutet die Tiefe des Abgrunds an, in den der Mann stürzt. Der Polizist Roger Flavières, der den Sturz seines Kollegen starr vor Schreck ansehen muss, wird diesen „entsetzlichen Schrei“ nie vergessen.
Am Anfang des Romans „Vertigo. Aus dem Reich der Toten“ (1954) von Pierre Boileau und Thomas Narcejac steht ein Trauma. Im Laufe der Zeit wird neben der Höhenangst noch weit mehr von Roger Besitz ergreifen. Vor allem die mysteriös verlorene Madeleine. Und mit der Liebe und ihrem späteren Tod auch Schuldgefühle, Zwang und Besessenheit. Natürlich hat jeder Hitchcocks Verfilmung von 1958 mit James Stewart im Kopf. Roger Flavières heißt dort John „Scottie“ Ferguson, und die Geschichte, die vordergründig die eines perfekten Mordes ist, spielt in San Francisco und nicht in Paris. Wer das von Regine Ahrem für den RBB produzierte Hörspiel hört, der sollte sich von Hitchcocks Film frei machen, sich auf den Roman und seine akustische Umsetzung einlassen. Die ist äußerst gelungen: Der langgezogene Schrei gleich zu Beginn ist das beste Beispiel.
Der Plot um die 25jährige Madeleine ist hinlänglich bekannt, sodass man sich ganz auf die Inszenierung der krimiversierten Ahrem konzentrieren kann – zuletzt vertonte sie auf fesselnde Weise Marie Belloc Lowndesʼ Roman „Der Mieter“, der einst ebenfalls von Hitchcock adaptiert wurde. Die Stadt Paris wird bei der Regisseurin zu einem eigenen Protagonisten. Ebenso wie Roger sich an das Hinterrad von Madeleines schwarzem Talbot heftet, um hinter ihr Geheimnis zu gelangen, so verfolgt auch der Hörer die beiden bei ihren Fahrten durch Paris. Ihn leitet der allwissende Erzähler (sachlich: Matthias Scherwenikas), der Straßen, Plätze, Orte von der Esplanade des Invalides über das Museum der Ehrenlegion bis zum Tuileriengarten aufzählt. Dazu hört man die Geräusche anspringender Motoren und fahrender Autos. Für zusätzliches Tempo sorgt die Hörspiel-Komposition von Michael Rodach: vorwärtstreibender, klassischer Jazz. Vor allem aber hat er sich für Hitchcocks berühmten „Vertigo-Effekt“ ein musikalisches Pendant einfallen lassen, indem er psychedelisch klingende Töne eine Art akustischen Sog erzeugen lässt.
Alexander Radszun spricht Roger. Anfänglich naiv und höflich, aber auch leicht brüchig, weil angstgeplagt. Nach dem vermeintlichen Selbstmord Madeleines und nachdem er die Verstorbene in der Gestalt von Renée wiederzuerkennen glaubt, verleiht Radszun seinem Roger eine andere Stimmfarbe: erst verstört, dann penetrant aggressiv bis hin zur Besessenheit.
Sein Gegenpart ist Patrycia Ziolkowska als Madeleine. Sie verfügt über eine elegante Stimme, die hier schüchtern und traumverhangen klingt. Ganz das „scheue Reh“, als das sie der Text vorstellt. Passend dazu trägt ihre Madeleine mahagonifarbenes Haar. Erst Renée wird blond sein, also genau umgekehrt wie bei Hitchcock.
Für das dramatische Ende auf dem Kirchturm hat sich Regine Ahrem eine dritte Variante einfallen lassen. Sie sei hier nicht verraten. Nur so viel: Weder wird Roger zum Mörder, wie in der Buchvorlage, noch taucht plötzlich aus dem Dunkeln eine Nonne auf und erschrickt Madeleine zu Tode, wie bei Hitchcock. So oder so oder so: „Es ist zu spät.“
FLORIAN WELLE
Pierre Boileau, Thomas Narcejac: Vertigo. Aus dem Reich der Toten. Mit Patrycia Ziolkowska, Alexander Radszun u.a. 1 CD, ca. 56 Min. DAV, Berlin 2018. 9,99 Euro.
Die Stimme erhält einen anderen
Ton: verstört, aggressiv, besessen
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