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" Taiga Blues " zeigt das heutige Russland fernab von Moskau und St. Petersburg als munteren Tummelplatz des Fatalismus und die ziellosen Energie . " Jede dieser Geschichten hat einen Ton , der den Leser unmittelbar hineindrängt in ein fremdes , grelles aggressives , komische , anrührendes Leben ." DIE ZEIT ) . " ein genaues Bild der so genannten einfachen Menschen , gezeichnet in bester Tradition der großen russischen Dichter. " ( Klaus Bednarz ) . " Es gibt wenige Autoren , die die russische Wirklichkeit mit einem so wachen Blick beobachtet wie Alexander Ikonnikow. " ( Wladimir Kaminer .…mehr

Produktbeschreibung
" Taiga Blues " zeigt das heutige Russland fernab von Moskau und St. Petersburg als munteren Tummelplatz des Fatalismus und die ziellosen Energie . " Jede dieser Geschichten hat einen Ton , der den Leser unmittelbar hineindrängt in ein fremdes , grelles aggressives , komische , anrührendes Leben ." DIE ZEIT ) . " ein genaues Bild der so genannten einfachen Menschen , gezeichnet in bester Tradition der großen russischen Dichter. " ( Klaus Bednarz ) . " Es gibt wenige Autoren , die die russische Wirklichkeit mit einem so wachen Blick beobachtet wie Alexander Ikonnikow. " ( Wladimir Kaminer . Alexander Ikonnikow, geboren 1974 bei Kirow in der russischen Provinz , lebt in seiner Heimat , wo er an seinem ersten Roman arbeitet . Wortregie führte Jan Koester.
Autorenporträt
Arthur Rimbaud wurde 1854 in Charleville (Ardennen) geboren. Sein Werk entstand in nur vier Jugendjahren. Mit fünfzehn begann er zu schreiben, bald darauf floh er aus seiner Provinzheimat nach Paris, wo er mit Paul Verlaine zusammenlebte - bis dieser ihn bei einem Streit durch einen Pistolenschuß verletzte und dafür zwei Jahre ins Gefängnis musste. 1874 wandte sich Rimbaud von der Literatur ab und widmete sich ausschließlich dem "Kapitalerwerb", u. a. als Waffenhändler in Afrika. Ein Knietumor zwang ihn zur Rückkehr nach Frankreich, wo er 1891 starb.

Alexander Ikonnikov, 1974 in der russischen Provinzstadt Urshum bei Kirow geboren, hat nach seinem Studium der Germanistik eine Zeitlang als Dorfschullehrer und Dolmetscher gearbeitet. Er lebt in der Kleinstadt Kirow, 800 Kilometer östlich von Moskau.

Hans Kremer, geb. 1954, besuchte die Hochschule für Musik und Theater in Hannover und spielte anschließend in Köln, München und Hamburg Theater. Auch in zahlreichen Kino- und Fernsehfilmen ist er zu sehen, zu seinen ersten Arbeiten gehörte 1986 'Stammheim', für die Darstellung des Jan-Carl Raspe wurde er mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet.
Trackliste
Buch 1
1Taiga Blues 100:03:34
2Taiga Blues 200:05:39
3Taiga Blues 300:07:51
4Taiga Blues 400:03:51
5Taiga Blues 500:05:48
6Taiga Blues 600:07:50
7Taiga Blues 700:03:32
8Raiga Blues 800:00:23
9Taiga Blues 900:00:04
10Taiga Blues 1000:26:46
Buch 2
1Taiga Blues 100:00:23
2Taiga Blues 200:08:41
3Taiga Blues 300:04:41
4Taiga Blues 400:00:24
5Taiga Blues 500:02:48
6Taiga Blues 600:07:30
7Taiga Blues 700:03:26
8Taiga Blues 800:00:33
9Taiga Blues 900:09:06
10Taiga Blues 1000:04:24
11Taiga Blues 1100:03:28
12Taiga Blues 1200:04:42
13Taiga Blues 1300:05:42
14Taiga Blues 1400:00:14
15Taiga Blues 1500:06:14
16Taiga Blues 1600:04:08
17Taiga Blues 1700:02:31
18Taiga Blues 1800:00:22
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.11.2002

Dichter unter Pointenzwang
Bei Alexander Ikonnikow bleibt sich die russische Seele treu
In Osteuropa, hart am Ural, muss es Landstriche geben, in denen ein anderes Erdalter herrscht. Nicht die Steinzeit und nicht die Eiszeit, sondern die „Schlammzeit”. „Berichte aus der Schlammzeit” heißt Alexander Ikonnikows Band mit Erzählungen im russischen Original. Aber das Original gibt es nicht, zumindest nicht als Buch. Bislang fanden Ikonnikows Geschichten in Russland keinen Verleger. So feiern sie ihre Premiere in Deutschland und haben prompt einen neuen Titel bekommen, aus dem die Schlammzeit getilgt ist. Jetzt heißt der Band „Taiga Blues”.
Dagegen wäre nichts einzuwenden, wenn der Titel die Sache und die Stimmung träfe, die diese Geschichten transportieren. Von Melancholie und Wehmut, von Sehnsucht und anderen Formen kognitiver Dissonanz findet sich in ihnen kaum ein Hauch. Nicht dass es in Ikonnikows Taiga besonders viel zu lachen gäbe. Im Gegenteil: im ländlichen Russland vermag gegen die Widrigkeiten des Alltags auch das Wünschen nichts mehr. Was allein hilft, ist ein gut gelaunter Fatalismus; dessen Herstellung und Aufrechterhaltung gelingt allerdings nicht ohne regelmäßige Zufuhr von Wodka. Haben wir uns so das russische Hinterland nicht immer vorgestellt?
Europäischer Geschmack
Eines kann man von Ikonnikow nicht behaupten: dass er in seinen Erzählungen mit gewissen Klischees, die russische Seele und den russischen Menschen betreffend, aufräumen wolle. Statt dessen liefert er Genreszenen aus Absurdistan. Klaus Bednarz und Wladimir Kaminer, zwei führenden Mitarbeitern am deutschen Russlandbild, hat’s, wie der Klappentext bezeugt, trotzdem gefallen.
Ikonnikow ist ein neuer Name in der russischen Literatur dieser Tage. Er ist 1974 fernab von Moskau geboren und hat den Stoff für seine Geschichten, wie er sagt, beim Trampen und Busfahren durch die Provinz aufgelesen. Dort sind ihm Bauern und Soldaten, Rentner und Tagediebe begegnet, denen es heute in der Regel schlechter geht als zu den Zeiten der Sowjetunion. Nur selten präsentiert uns Ikonnikow einen Helden der neuen Zeit wie Iwan Petrowitsch Puschkin, „ein beleibter, gutmütiger Mann im Jogging-Anzug, etwa fünfunddreißig, mit blitzenden Goldzähnen, goldener Uhr und einer Brille mit Goldrahmen.” Der Mann ist Strumpfhändler; er kauft in Warschau und Istanbul Seidenstrümpfe und verkauft sie auf dem Markt in Popowka, und zwar an „Lehrerinnen, Ärztinnen und andere schlecht bezahlte Provinzlerinnen”, die Wert „auf einen Hauch europäischen Geschmack” legen. Iwan Petrowitsch Puschkin will, schreibt Ikonnikow, keiner von den „neuen Russen” sein. Er hat weder Handy noch Mercedes und fährt auch nicht zur Kur nach Karlsbad. Ikonnikow hat den reisenden Strumpfhändler, wie er erzählt, durch eine Zeitungsannonce kennen gelernt, in der dieser einen Übersetzer für seine ausländischen Strumpfkataloge suchte. Vielleicht wirkt sein Held deshalb so überzeugend, so wenig ausgedacht, so wenig zugespitzt, wie ein Normaler unter Freaks. Wie gut könnte dieses Buch sein, denkt man sich, wenn Ikonnikow seine Figuren häufiger aus dem unspektakulären, dem mittleren Leben des heutigen Russland rekrutiert hätte? Er hätte nur auf die eine oder andere Zeitungsannonce antworten und ansonsten sich auf den Zufall verlassen müssen.
Die meisten seiner Berichte sind gerade einmal drei oder vier Seiten lang und führen ohne Umschweife, mit präzisem Timing auf ein Ende zu, an dem sich, in dieser Kolchose, in jenem Plattenbau, immerfort und überall in Russland in wechselnder Gestalt das Absurde zeigt. Soll man diese Geschichten Anekdoten nennen oder sind es eher Sagen, die ein zeitgenössischer Volksmund kolportiert hat? Jedenfalls sind sie nah am Witz gebaut. Entweder werden Witze erzählt, oder es werden Witze zu kleinen Erzählungen ausgebaut wie „Morgendliche Geräusche”, worin auf einem Anrufbeantworter nacheinander alle möglichen Hiobsbotschaften eingehen: Scheidung, Job- und Wohnungskündigung, und dann will der Chef auch noch sein Auto wiederhaben. Als der Anrufbeantworter schließlich meldet, es sei, wofür auch immer, der gewünschte Revolver nicht verfügbar, hört man ein „Aufklatschen unter dem Asphalt”. Wenig später vermeldet der Anrufbeantworter einen Vertreter der Firma „Leben und Tod” und gratuliert postum zum Gewinn zweier Tuben einer neuen Erfrischungscreme. Lustig? Na ja. Ob Klaus Bednarz auch hier die „beste Tradition der großen russischen Dichter” am Werk sieht?
Einfach, manchmal zu einfach sind diese Geschichten, und weil im Einfachen das Ewigmenschliche versteckt scheint, fällt auf Ikonnikows Geschichten, zumindest in der westlichen Wahrnehmung, ein Abglanz von Tschechows Erzählkunst. Liegt nicht über der russischen Steppe seit jeher der Schleier der Vergeblichkeit, und ist sich nicht auch die russische Seele seit Tschechows Zeiten einigermaßen treu geblieben? Der russischen Seele gilt Ikonnikows Spott, aber es ist ein behutsamer Spott, weil er weiß, dass er von ihr lebt. „Die russische Seele”, so doziert auf dem Balkon im Plattenbau der Schullehrer Juri Wassiljewitsch, „besteht aus vier Komponenten: dem russischen Kreuz, der russischen Sprache, dem Wodka und dem Glück im Leid.”
Auf nach Paris
Wie sieht das Ikonnikow selbst? Ganz ähnlich, möchte man glauben. Zumindest unternimmt er keinen Versuch, der Selbsterforschung der russischen Seele neue Facetten hinzuzufügen. „Ewiges Dorf” steht als Titel über einer Reihe von Geschichten. Das ist nicht satirisch gemeint. In Ikonnikows Dörfer geht es sogar viel ewiger zu als in den Dörfern Tschechows. Damals träumte man vielleicht von Reformen, von der Moderne, von einer Fahrt nach Moskau oder gar nach Paris. Was immer sonst es war: Tschechows Russland war nicht Absurdistan. Und Tschechow litt, soweit wir wissen, auch nicht am „Taiga Blues”. Aber was kann Alexander Ikonnikow dafür, dass man ihn mit Tschechow vergleicht? Uns erinnert er in seinen schwächeren Stücken eher an Ephraim Kishon. Aber das kann sich ändern. Ikonnikow ist ja noch jung und hat, wie zu hören ist, einen Roman in Arbeit.
CHRISTOPH BARTMANN
ALEXANDER IKONNIKOW: Taiga Blues. Aus dem Russischen von Annelore Nitschke. Alexander Fest Verlag, Berlin 2002. 175 Seiten, 14, 90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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