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Ben Schott ist ein Sammler von (scheinbaren) Nutzlosigkeiten: von kuriosen Statistiken, Klassifikationen, Hierarchien, Kategorien, Formaten, Bezeichnungen, Zitaten, Fachausdrücken, Namen, Definitionen, Abkürzungen, Größen, Symbolen, Phobien, Nomenklaturen und vielen anderen Merkwürdigkeiten. Ein Gemeinplatz, ein Potpourri, ein Mischmasch, ein Lexikon, ein Vademekum, ein Sammelsurium.

Produktbeschreibung
Ben Schott ist ein Sammler von (scheinbaren) Nutzlosigkeiten: von kuriosen Statistiken, Klassifikationen, Hierarchien, Kategorien, Formaten, Bezeichnungen, Zitaten, Fachausdrücken, Namen, Definitionen, Abkürzungen, Größen, Symbolen, Phobien, Nomenklaturen und vielen anderen Merkwürdigkeiten. Ein Gemeinplatz, ein Potpourri, ein Mischmasch, ein Lexikon, ein Vademekum, ein Sammelsurium.
Autorenporträt
Ben Schott was born in North London in 1974. He was educated at University College School. Hampstead, and Gonville & Caius College, Cambridge, where he read Social and Political Sciences. He has worked with the Independent, The Times, the Sunday Times, Reader's Digest and Sunday Business, amongst many others and has photographed celebrities from Hugh Grant to Tony Blair and Enoch Powell. Now a full-time writer, he has had columns with a number of publications including Condé Nast Traveller and the Daily Telegraph , and is now a regular contributor to the New York Times and The Times of London. He lives in London.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.12.2004

Die Netzspannung schwankt
Ben Schotts Sammelsurium der besten aller Listen-Welten

Dieses besserwisserische Buch schneidet allen Besserwissern den Weg ab. Weil es eindringlicher als jede Philosophie der Dekonstruktion und zauberhafter als jeder Zauberstab der Analogie die Grenzen des Wissens markiert. Das Buch des Briten Ben Schott überschüttet uns mit Wissensteilchen in Listenform - und bringt gerade dadurch unser etabliertes Wissen in eine heilsame Schieflage. Nein, nein, es geht hier nicht um Listen nach dem Vorbild von: die schönsten, die häßlichsten, die besten, die schlimmsten Bücher, Politiker, Schlüsselanhänger des Jahres. Von solchen Heute-hui-und-morgen-pfui-Listen ist bei Ben Schott nicht die Rede. Sie pervertieren die Poesie der Liste, welche sich im strengsten Verzicht auf jede Wertung entfaltet, in ein superlativisches Spektakel, das mächtig mit dem Fuß aufstampft, "Alle-mal-herhören" ruft und dann doch nur stammelnd ein "Erstens-zweitens-drittens" über die Lippen bringt. Bei Ben Schott gibt es kein infantiles Ranking, bei Ben Schott gibt es Liste pur - als Aufstellung von allem und jedem, triffst du nur das Zauberwort, das alles und jedes zusammenhält. So gibt es eine Liste der unzeitigen Tode von Pop-Stars, aller James Bond-Autos und -Geliebten, der Zehner-Codes für Amateurfunker, der Werke der Barmherzigkeit, der Länder mit Linksverkehr, der Maximen La Rochefoucaulds, der Frauen Heinrichs VIII., der meldepflichtigen Krankheiten, der Gewinner des Grand Prix d'Eurovision de la Chanson seit 1970, der Stationen des Kreuzwegs und so weiter. Zwischen die Listen sind immer auch listenresistente Wissenspartikel gestreut, wie der Beflaggungskalender des Bundes, ein Eintrag zur historischen Hutsteuer, die Programmatik des EU-Sicherheitsrats, das Schema des Erwachsenengebisses oder jenes von Dantes Inferno. Zu Ben Schotts Buch sollte man noch wissen, daß es in England ein Bestseller wurde, der sich mehr als eine halbe Million Mal verkaufte und auch hierzulande so gut geht, daß für das Frühjahr schon Nachahmungen des listenreichen Genres in anderen Verlagen angekündigt sind.

Nun kann man sich an den Kopf fassen und fragen: Wie das? Läßt sich das Bedürfnis nach gut aufgestellten Fakten nicht auch durch die Lektüre von Konversationslexika, Telefonbüchern oder Internetklicks befriedigen? Und tritt uns das hermeneutische Prinzip des Seriellen nicht in jedem der tausend Info-Häppchen entgegen, zu denen die Informationsmedien Stück für Stück degenerieren? Tatsächlich könnte man sich wohl entschließen, diese Fragen zu bejahen, und Ben Schotts Bucherfolg als ein weiteres, diesmal britisch exaltiertes Degenerationsprodukt der Lesekultur auf sich beruhen lassen. Doch das wäre schade. Weil es der wundersamen Verwandlung nicht gerecht würde, die uns ergreift, während wir uns Seite für Seite durch dieses Degenerationsprodukt hindurchtasten. Es ist eine Verwandlung ähnlich jener, die seinerzeit die Leser ergriff, als sie ein Buch wie Nadolnys "Die Entdeckung der Langsamkeit" in die Hände nahmen. Sogleich fing man an, das Buch als Lebensform zu begreifen und sich tatsächlich langsamer zu bewegen, langsamer zu sprechen, langsamer zu essen. Auch bei Ben Schott erfährt man sich als Partner in einer Reality-Prosa. Man erlebt, während man durch die Listen der Welt rauscht, um nur ja nichts zu verpassen: Es gibt nichts zu verpassen. Besieht man sich Ben Schotts Aufstellungen, so machen diese besten aller Listen-Welten allem Anschein nach auch nicht glücklicher als die eigene. Das Buch ist insoweit ein wirklicher Glücklichmacher. Es macht glücklich über den Winkel, in dem man sitzt, und entschärft die curiositas, während es sie anstachelt. Je weiter einen die Neugierde durch dieses Buch treibt, desto bestimmter wird das Gefühl: Es gibt nichts Bestes, nichts Schlimmstes, nichts Häßlichstes, nichts Schönstes. Es gibt nur das große Nebeneinander der tausend kleinen Listendinge.

Denn natürlich gilt: sub specie der Liste sind alle Dinge gleich. Hier kommen die Präsidenten der Vereinigten Staaten in einem Atemzug mit den Sushi-Arten vor. Plötzlich durchschaut man die Rangordnung der Dinge als ein gigantisches Täuschungsmanöver. In Wirklichkeit ist alles nur eine Frage, wie wir die Dinge betrachten, wie wir sie auflisten - und schon sind die Briefumschlagformate nicht minder wichtig als die Zehn Gebote (bei Ben Schott sind denn auch beide Aufstellungen auf zwei aufeinander folgenden Seiten zu finden). Das nimmt die Luft aus manch einer heißgelaufenen Frage heraus. Bisweilen möchte man aus diesem Buch aussteigen und sagen: So genau will man es nun auch wieder nicht wissen. Doch sogleich sieht man sich vor die gebieterische Gegenfrage gestellt: Warum eigentlich nicht? - und liest weiter.

Gerade indem Ben Schott dem Leser Liste für Liste um die Ohren schlägt, sorgt er dafür, daß man keinem Listenbewußtsein verfällt. Denn die Vollkommenheit der Liste treibt das Eingeständnis ihrer Nichtsnutzigkeit gleichsam wie von selbst hervor. So taugt die Liste, die scheinbar jeden Fall eines Typs umgreift, doch nie als Handlungsanweisung. Ben Schott zeigt: Die Normalität der Liste ist das eine. Die Anormalität des Lebens das andere. Gelegentlich, wenn eine Liste in fugenloser Selbstdarstellung allzu perfekt leuchtet, ist ihr von Ben Schott vorsorglich eine desillusionierende Anmerkung beigefügt: So sollte die Tabelle der Blutgruppen-Kompatibilitäten "nicht als Handlungsanweisung benutzt werden, da es viele Anomalien gibt und nicht passende Transfusionen lebensbedrohende Reaktionen hervorrufen können". Die Übersicht der theoretisch sicheren Eisdicken für unterschiedliche Gewichte wird mit dem Hinweis relativiert: "Die Tabelle bezieht sich auf massives blaues Eis." Und die Liste der internationalen Netzspannungen für Elektrogeräte trägt den kleingedruckten Zusatz: "Die Netzspannung schwankt mitunter, und manche Staaten ändern die Netzspannung. Erkundigen Sie sich, bevor Sie ein Gerät einschalten." Das Buch ist die ideale Lektüre für die angefochtene Zeit zwischen den Jahren. Es läßt die Rückschau milde ausfallen.

CHRISTIAN GEYER

"Schotts Sammelsurium". Konzipiert, verfaßt und gestaltet von Ben Schott. Berlin Verlag, Bloomsbury, Berlin 2004. 158 S., geb., 16,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 01.02.2005

Schweres Easy Listening
Warum „Schotts Sammelsurium” so erfolgreich ist. Und warum man es bitte nicht nachahmen soll.
Ben Schott kann nichts dafür, er hatte es wirklich nicht auf einen Bestseller abgesehen. Er wollte nur einigen Freunden ein gediegenes Weihnachtsgeschenk machen. Und so beglückte er sie vor vier Jahren mit einem selbstgebastelten Buch voller absonderlicher Listen und Trivia. Die liebevoll gestalteten Bücher des Fotografen machten in London die Runde, ein Agent von Bloomsbury bekam eines in die Hände, und kurz darauf blockierte „Schotts Sammelsurium” die Bestsellerlisten.
Ben Schott gibt auf 158 Seiten Antworten auf Fragen, die man nie im Leben gestellt hätte. Oder hätten Sie je von sich aus wissen wollen, was es am 14. April 1912 auf der „Titanic” Leckeres zu essen gab (Austern, Gerstenrahmsuppe, gefüllter Eierkürbis, gebratenes Täubchen auf Brunnenkresse, Waldorfpudding), welche Luftgeschwindigkeit ein Husten erreichen kann (900 Stundenkilometer) oder wie lange man schreien müsste, um genügend Schallenergie zu produzieren, damit davon eine Tasse Kaffee erhitzt werden kann (acht Jahre, sieben Monate und sechs Tage)? Welche burmesischen Könige sind eines „merkwürdigen Todes” gestorben?
Schott zitiert auf dem cremeweißen Einband seines „Sammelsuriums” eine verwunderte Frage Samuel Johnsons: „Sir, lesen Sie Bücher etwa ganz?” Die niederschmetternde Tatsache, dass man eigentlich ja nichts weiß außer ein paar zusammengelesenen Bröseln, wird in dieser Frage frech ins Affirmative gewendet. Samuel Johnson selbst begründete sein unstillbares Interesse an kleinteiligem Spezialwissen übrigens einmal damit, dass es eine lebenserleichternde Funktion habe: „Durch die Beschäftigung mit den kleinen Dingen erreichen wir die große Kunst, so wenig Unglück und soviel Glück wie möglich zu erreichen.”
Ben Schott ist der eigentliche Gott der kleinen Dinge, sein Kompendium wurde in England und den USA über zwei Millionen mal verkauft. Hierzulande steht das Sammelsurium aus Bleistifthärtegraden, Canasta-Punktewertungen und Todesarten in Miss-Marple-Romanen seit Monaten auf Platz eins der Bestsellerliste. Er hat mittlerweile nachgelegt: „Schott’s Food and Drink Miscellany” gibt es in England bereits länger, soeben erschien „Schott’s Sporting, Gambling & Idling Miscellany”. Wieder durchstreift der studierte Sozialwissenschaftler, abgebrochene Werbeexperte und erfolgreiche Fotograf Lexika, Enzyklopädien und abseitige Geschichtsbücher, pickt hier und da Nutzloses auf und arrangiert es neu.
Nun hat Schott das Auflisten nicht erfunden. Vor fünf Jahren veröffentlichten etwa Walter Krämer und Michael Schmidt ein „Lexikon der populären Listen”. Auch hier wurde die Welt in Tabellenform gegliedert. Die beiden - vielleicht weil sie von Berufs wegen Statistikprofessoren sind - haben ihre Listen aber recht nutzbringend und übersichtlich in Kapitel untergliedert: Literatur, Medien, Sport . . . Was dem Leser bei aller Atomisierung immerhin suggeriert, dass man hier zwar isolierte Fakten an die Hand geliefert bekommt, diese aber doch zu einem welterklärenden Mosaik zusammenzusetzen sind. Schott verweigert sich aller zielgerichteten Anwendung, indem er seine Tabellen und Listen wild durcheinander würfelt und auf Wertungen verzichtet. Auf „einige Shakespearsche Beleidigungen” folgt die Aufzählung der „erklärten Atommächte”, auf „eponyme Gerichte” eine Auflistung verschiedener Briefumschlagformate.
Das Ganze ist Bricolage in Reinkultur, fröhliche Wissenschaft ohne Erkenntnisanspruch, private Unterhaltung fürs Kurzzeitgedächtnis. Dass sich die Leser so begeistert auf dieses Buch stürzen, hängt vielleicht gerade mit diesem Betonen der Nutzlosigkeit des zusammengetragenen und bibliophil aufbereiteten Stoffs zusammen. Statt einem funktionalen Bildungsbegriff zu huldigen, der in Zeiten des pisanisch panischen Effizienzgeredes stets auch mit dem ökonomischen Nutzwert operiert, gibt es hier Wissensverschwendung im Überfluss.
Die Liste, der Kanon, die Edition - meist umgeben sich solche Projekte ja mit der hochrichterlichen Aura der Alleingültigkeit und suggerieren so, dass der, der sie erwirbt oder studiert, dadurch endlich mithalten kann, Mindeststandards erwirbt, eine Grundmatrix einzieht. Kanon bedeutet im Griechischen ursprünglich Rohrstock. Und Bildung ist heute für die meisten das, was man wahrscheinlich eigentlich wissen müsste.
Schott, der edle Weine, Zigarren und Orgelmusik zu seinen Hobbys zählt und in Cambridge ausgebildet wurde, schickt solch ängstlich zweckgebundene und verklemmte Wissensvermittlung selbstbewusst zum Teufel. Seht doch nur, sagt er, der Zehner-Code für Amateurfunker, alle Länder mit Linksverkehr, die Frauen Heinrichs VIII., it’s all interesting, isn’t it?
Die Idee, der Welt in all ihrer unordentlichen Krudheit mittels je eigener Ordnungskriterien und Auswahlverfahren Struktur und Schönheit zu verleihen, muss nicht nur in London in der Luft gelegen haben: Zeitgleich mit „Schotts Sammelsurium” erschienen hierzulande Christian Ankowitschs „Kleines Konversationslexikon” (siehe SZ vom 28. 10. 2004) und die bei Goldmann lieblos zusammengeschusterte Anthologie „Wussten Sie schon?” des Engländers Mitchel Symons (Goldmann, München 2004, 334 Seiten, 10 Euro). Andere Verlage drohen schon damit, im Frühjahr je eigene Sammelsurien herauszubringen.
Und auf die Journalisten scheint Schott ebenfalls stilbildend einzuwirken: So erschien das Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung zum Jahreswechsel mit einer völlig eklektizistisch-idiosynkratischen Jahreslistenauswahl, die Weltwoche brachte gar 120 Seiten lang Listen. Nichts sonst. Da merkte man dann, wie schwer das ist mit dem Easy Listening. Dass es nicht damit getan ist, uninteressante Fakten einfach aus einem größeren Kontext zu reißen und dann in Form von Sammel-Suren runterzubeten. So wie die Ernährungsindustrie einem inzwischen in 50 Prozent der Produkte Lebensmittel vorsetzt, die man vor ihrer Existenz nie vermisst hätte, die man aber, sobald sie einmal aufgerissen sind, freudlos in sich hineinfuttert, so überfraß man sich schnell an all den Trivia über amerikanische Prominente, Oscar-Verleihungen und den Rest der Welt.
ALEX RÜHLE
BEN SCHOTT: Schotts Sammelsurium. Berlin Verlag, Berlin 2004. 158 Seiten, 16 Euro.
Falls Sie gedenken, in näherer Zukunft ein Linienflugzeug zu erwerben, finden Sie hier schon mal die wichtigsten Zeichen des Einwinkers.
Abb.: Berlin Verlag
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"Das Buch ist ein wirklicher Glücklichmacher." FAZ "Wenn Sie Schotts Sammelsurium im Haus haben, kann in ihrem Leben nichts mehr schiefgehen. Elke Heidenreich "Dieses Buch braucht jeder. Es ist ein Schweizermesser in Buchform." Die Welt