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A savage, funny, and mysteriously poignant saga by a renowned author at the height of his powers. Lionel Asbo, a terrifying yet weirdly loyal thug (self-named after England's notorious "Anti-Social Behavior Order"), has always looked out for his ward and nephew, the orphaned Desmond Pepperdine. He provides him with fatherly career advice and is determined they should share the joys of pit bulls, Internet porn, and all manner of more serious criminality. Des, on the other hand, desires nothing more than books to read and a girl to love--and to protect a family secret that could be the death of…mehr

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Produktbeschreibung
A savage, funny, and mysteriously poignant saga by a renowned author at the height of his powers. Lionel Asbo, a terrifying yet weirdly loyal thug (self-named after England's notorious "Anti-Social Behavior Order"), has always looked out for his ward and nephew, the orphaned Desmond Pepperdine. He provides him with fatherly career advice and is determined they should share the joys of pit bulls, Internet porn, and all manner of more serious criminality. Des, on the other hand, desires nothing more than books to read and a girl to love--and to protect a family secret that could be the death of him. But just as he begins to lead a gentler, healthier life, his uncle--once again in a London prison--wins 140 million in the lottery and, upon his release, hires a public relations firm and begins dating a cannily ambitious topless model and "poet." Strangely, however, Lionel's true nature remains uncompromised while his problems, and therefore also Desmond's, seem only to multiply.
Autorenporträt
Martin Amis is the author of many novels, the memoir Experience, two collections of fiction stories, and several of nonfiction. He lives in Brooklyn.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.06.2012

Wie schwer muss er an England leiden?
Martin Amis hat einen neuen Roman geschrieben: Daheim wirft man ihm wieder einmal Nestbeschmutzung vor

Großbritannien sei weltführend im Verfall, sagt Amis, "wir machen das schon länger als alle anderen".

LONDON, 27. Juni.

Als Schriftsteller hat sich Martin Amis immer gern im Morast der menschlichen Abgründe gesuhlt, um mit erotisiertem Schauder über die Vulgarisierung der Gesellschaft zu spotten. Zu seiner Figurengalerie verworfener Grobiane, die ihr Unwesen in einer grellen Welt aus Gangstern, Gewalt, Drogen und Pornos treiben, gesellt sich nun Lionel Asbo, die "brutal gewöhnliche" Titelfigur von Amis' jüngster Satire. "Lionel Asbo - State of England" ist die Geschichte eines grausamen Halunken, der während eines seiner regelmäßigen Gefängnisaufenthalte erfährt, dass er 140 Millionen Pfund im Lotto gewonnen hat. Kaum auf freiem Fuß, befördern die Medien den unflätigen Lottokönig in den Rang der von ihnen geschaffenen Prominenten, die aus keinem anderen Grund berühmt sind, als dass sie eben berühmt sind.

Martin Amis wetzt seine ätzende Feder nun also gegen die neue Volksreligion des Promikults. Sein Antiheld stammt aus dem fiktiven Londoner Bezirk Diston. Man könnte auch schreiben: Dystown, also "Unstadt". In Diston ist die Lebenserwartung so niedrig wie in Benin oder Somalia und die Geburtsrate so hoch wie in Malawi oder Jemen. In Diston spuckt und spritzt verseuchtes breiiges Kanalwasser, und die Luft summt vor Radioaktivität. In Diston hasst "alles alles Andere, und alles Andere hasst im Gegenzug alles zurück". In Diston herrschen dysfunktionale Verhältnisse, von der Art, wie sie die "Daily Mail" ständig hervorhebt, um den britischen Werteverlust zu beklagen.

Wie bei dem Autor von "Das Rachel-Tagebuch", "Gierig" und "Pfeil der Zeit" nicht anders zu erwarten, kostet Amis die Misere dieses Milieus aus Hoffnungslosigkeit, Sozialhilfebetrug, Kriminalität und Jugendschwangerschaft mit gnadenlosem Humor und manieriertem Wohlgefallen an pointierten Formulierungen aus. Markenzeichen seiner Prosa ist der betonte Widerstreit zwischen Vulgarität und extravaganter verbaler Verfeinerung.

Lionel Asbo, der stereotype Rüpel aus der weißen, nichtarbeitenden Arbeiterklasse, grinst dem Leser auf dem Umschlag aus zahnlückigem Mund entgegen. Der Patriot steht mit seinen zwei psychopathischen Pitbulls an der Leine vor dem roten Georgskreuz der englischen Fahne. Auf seinem T-Shirt prangt das Akronym Asbo. Es steht für die von der Regierung Blair eingeführten und von der Regierung Cameron nach und nach wieder abgeschafften "Antisocial Behaviour Orders", die unter delinquenten Jugendlichen als Ehrenzeichen gelten. Lionel Asbo, geborener Pepperdine, hat dieses Akronym bei Erlangung der Volljährigkeit als Nachnamen gewählt: aus Stolz über die zahlreichen Verwarnungen wegen antisozialen Verhaltens, die er seit seinem dritten Geburtstag wie Kriegsmedaillen sammelt.

"Draußen in der großen Weltstadt gab es Hunderttausende von jungen Männern, die so ziemlich wie Lionel Asbo aussahen", schreibt Amis, "plattenförmiger Körper, ein Kloß von einem Gesicht, glattrasierter Kopf mit seinen gelbbraunen Stoppeln." Amis versäumt nicht, auf die physische Ähnlichkeit mit dem Fußballstar Wayne Rooney hinzuweisen (vor dessen Haarimplantat). Mit dem Untertitel "State of England" suggeriert der unlängst von London nach New York umgezogene Autor, dass sich seine Satire in die Gattung der englischen Zustandsromane einreihe, die seit dem frühen neunzehnten Jahrhundert die soziale Befindlichkeit der Nation zu erfassen suchen.

Das Erscheinen eines neuen Buchs von Martin Amis ist schon fast zum Ritual geworden, bei dem die Person des Autors mindestens so genau unter die Lupe genommen wird wie das OEuvre. Sein dreizehnter Roman bildet keine Ausnahme: Dem Schriftsteller, den die englischen Medien zu hassen lieben, wird vorgeworfen, in der Bequemlichkeit seines Sandsteinhauses in Brooklyn ein blasiertes Porträt der englischen Unterklasse gezeichnet und eine höhnische Attacke gegen die moralische Hinfälligkeit Großbritanniens geritten zu haben.

Deshalb verwundert es, wenn Amis jetzt sagt, er bedauere mitunter, den ironischen Untertitel "State of England" gewählt zu haben - als sei dem großen Provokateur dessen Wirkung nicht bewusst gewesen. Es verwundert umso mehr, als Amis diesen Begriff vor mehr als anderthalb Jahrzehnten schon einmal für eine Kurzgeschichte verwendet hat, die einen Rausschmeißer in der Midlife-Krise porträtierte, der sich als Außenseiter fühlt in einem England, wo die Unterschiede zwischen "Klasse, Rasse und Geschlecht angeblich nicht mehr bestehen (und andere Dinge, wie Alter und Schönheit und sogar Bildung angeblich am Verschwinden sind)". Amis fuhr in seiner Erzählung sarkastisch fort: "Aber für diejenigen an der vordersten Front des Prozesses - die Ungebildeten etwa oder die Hässlichen - war es nicht bloß eine Entscheidung. Einige von ihnen besaßen keine neuen Kleider. Sie trugen noch die Uniform ihrer Unzulänglichkeiten."

Für diese seit damals unverändert zahlreichen Menschen steht nun auch Lionel Asbo. Er trägt die Uniform seiner Unzulänglichkeiten mit Stolz, wie es nur jemand tun kann, der "viele intelligente Gedanken fürs Dummsein aufgewandt hat". Lionel ist der Jüngstgeborene einer Mutter, die mit neunzehn Jahren bereits sieben uneheliche Kinder von sechs Vätern hatte, und Onkel des nur sechs Jahre jüngeren Des, dessen frühverstorbene Mutter wiederum zwölf Jahre alt war, als ihr Sohn zur Welt kam. Während Lionel Asbo Dummheit und Flegelhaftigkeit zu Tugenden stilisiert und seinen Neffen dafür rügt, dass er in der gemeinsamen Wohnung im 33. Stock eines sozialen Wohnungsbaus über seinen Schulbüchern hockt, strebt Des ein konventionell bürgerliches Dasein an. Eine Jugendsünde verfolgt ihn: Als Fünfzehnjähriger hat er sich von seiner damals neununddreißig Jahre alten Großmutter verführen lassen. Des lebt in der ständigen Angst, dass Lionel von der kurzen inzestuösen Beziehung erfahren und Vergeltung üben wird. Der Leser weiß, dass es so ausgehen muss.

Die Handlung ist für Amis bloß ein Instrument. In "Lionel Asbo" geht es ihm viel mehr um den Triumph der Oberflächlichkeit, um die Vergeudung von Intelligenz und die Besessenheit von Trivialitäten, die der Schriftsteller als "typisch britisch" empfindet. Was es wohl mit der englischen Vorstellungswelt auf sich habe, dass sie derart fixiert sei von der Berühmtheit marginaler und unwürdiger Figuren, fragte Amis in einem der vielen Interviews zu seinem neuen Roman. Es lasse sich ja nicht übersehen, dass etwas ein "bisschen schiefgegangen" sei mit der englischen Kultur. Amis führt das auf die lange Talfahrt des Landes seit dem Zweiten Weltkrieg zurück. Großbritannien sei weltführend im Verfall, behauptet er, "wir machen das schon länger als alle anderen".

Dennoch will er "Lionel Asbo" nicht als Roman über die Befindlichkeit der Nation verstanden wissen, sondern als transformative Fabel, die sich an das Märchenhafte bei Charles Dickens anlehnt, nicht an dessen sozialen Realismus. Amis würdigt dieses Vorbild durch die verspielte Übernahme zahlreicher Figurennamen wie Murdstone aus "David Copperfield", Jupe aus "Harte Zeiten" oder Squeers aus "Nicholas Nickelby", die er in seinem "Lionel Asbo" als Straßennamen einstreut. Die karikierende Überspitzung und das humoristische Stilmittel des Dialekts zur Kennzeichnung sozialer Herkunft oder schlichten Wesens wirken fast wie Dickens-Parodien. Auch die rührselige Ader des viktorianischen Autors lässt Amis in "Lionel Asbo" einfließen. Während Dickens aber indigniert war über die Missstände in der Gesellschaft, betrachtet Amis seine Umwelt mit kühlem Verstand und spöttisch gekräuselter Lippe.

Als er sich dieser Tage gegen den Vorwurf verteidigte, ein Nestbeschmutzer zu sein, bekundete Martin Amis seine Verbundenheit mit der englischen Literatur. Er sei stolz, der Nation von Shakespeare, Milton und Dickens zu entstammen. Obwohl er im vergangenen Jahr erklärte, lieber nicht Engländer sein zu wollen, verrät sein Leiden an der englischen Fußballmannschaft, dass sich Herkunft nicht so leicht abschütteln lässt. Kriegs- und religiöse Gefühle gleichermaßen strömten auf ihn ein, wenn er sich ein Spiel der englischen Nationalmannschaft anschaue, jammerte Amis, Zittern und Bangen vergällten ihm den Spaß. Er hatte bereits beim Europameisterschaftsspiel gegen die Ukraine mit dem Ausscheiden Englands gerechnet. Das einigermaßen kläglich gegen Italien verlorene Viertelfinale dürfte sein vernichtendes Urteil über den englischen Trainer Roy Hodgson bekräftigt haben - obwohl dieser Martin Amis neben Milan Kundera, Stefan Zweig und Hermann Hesse zu seinen bevorzugten Autoren zählt.

GINA THOMAS

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