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Er kommt der Herkunft der Brezel und des Trollingers auf die Spur, besucht Wildwestbahnhöfe im Gäu, badet in den Thermen von Aalen. Er hat den Ess-, Trink- und Lebensgewohnheiten seiner schwäbischen Nachbarschaft nachgespürt. "So semmer halt!"

Produktbeschreibung
Er kommt der Herkunft der Brezel und des Trollingers auf die Spur, besucht Wildwestbahnhöfe im Gäu, badet in den Thermen von Aalen. Er hat den Ess-, Trink- und Lebensgewohnheiten seiner schwäbischen Nachbarschaft nachgespürt. "So semmer halt!"
Autorenporträt
Kohlhepp, Bernd
Bernd Kohlhepp ist seit über zwanzig Jahren unterwegs durch das Schwabenland. Den Kabarettisten und Autor kennen viele besser als "Herr Hämmerle". Einen Namen gemacht hat er sich auch durch seine Interpretation des "Stuttgarter Hutzelmännles" von Eduard Mörike, seine schwäbschen Elvis-Interpretationen und seine Produktion mit der SWR Bigband. Für seinen Humor und seine spitze Zunge wurde er vielfach ausgezeichnet, u.a. zweimal mit dem Heidesheimer Turmschreiber.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.12.2009

Net oagnehm
Die Schwaben im Spiegel unterhaltsamer Heimatkunde
Was ist eigentlich der Schwabe? Auf den ersten, oberflächlichen Blick: ein sparsames, aber zu grandiosen Leistungen fähiges Wesen. Einer, der alles kann außer Hochdeutsch, wie der Slogan einer Imagekampagne des Landes Baden-Württemberg erklärt. Demnach gehört der Schwabe zu einem Volksstamm, der nach Darstellung seiner eigenen Häuptlinge so angeberisch wie bescheiden ist, dass er an jedes Wort die Verniedlichungssilbe -le anhängt, damit er ja nicht so protzig wirkt. Kurz: Der Schwabe ist ein Faszinosum, auch wenn er „nicht so dekorativ wie sein östlicher bayerischer Nachbar” ist, wie der erste Bundespräsident Theodor Heuss, selbst ein Schwabe, einmal befand.
Wer es genauer wissen will, muss nur Bernd Kohlhepps wunderbare Geschichten lesen, die in der schönen Reihe „Heimatkunde” bei Hoffmann und Campe erschienen sind. Kohlhepp, seit 20 Jahren als Autor und Kabarettist im Südwesten unterwegs, nähert sich dem schwäbischen Wesen über die Historie und die Schauplätze seiner typischen Lebensgewohnheiten wie Weinfeste, Thermalbäder und Besenwirtschaften an. Dabei verbindet Kohlhepp in bester satirischer Handwerkskunst das Banale mit dem Hintergründigen, die Detailbeobachtung mit dem Klischee und die Reflexion mit der Pointe, was nicht nur unterhaltsam zu lesen, sondern auch lehrreich ist. Die Betrachtung schlaffer Steißtätowierungen im Hallenbad geht einher mit einem Bericht über die sozialen Errungenschaften der pietistischen „Pietcong” des 17. Jahrhunderts. Von Schiller, Hegel, Schelling und Hauff geht es zum Trollinger Wein und zu den Spöttern, die behaupten, mit dem Genuss eines jeden Vierteles bringe der Schwabe seine Abneigung gegen leibliche Genüsse zum Ausdruck. Und wie er Teil dieses Volksstamms werden kann, erfährt der Leser auch: Zum einen müsste er in der Lage sein, die verschiedenen vokalischen Erscheinungen zwischen a und o des Dialekts auszusprechen, die in herrlichen Worten wie „gwäa” und „oagnehm” gipfeln. Zum anderen gilt das Diktum des Dichters und ehemaligen Bürgermeisters von Stuttgart, Manfred Rommel: „Schwabe wird man nicht durch Abstammung, sondern durch Anpassung.”
Rommel kommt in einem anderen, ernsthaft und gewichtig sich mit dem Land und seinen Leuten auseinandersetzenden Band nicht vor. Stattdessen haben Elmar Kuhn und Peter Renz Gedichte und Prosa aus und über Oberschwaben vom 13. Jahrhundert bis heute zusammengetragen – eine Auswahl, die naturgemäß keinen vollständigen, jedoch einen repräsentativen Überblick über eine Literaturlandschaft gibt, die so konstrastreich ist wie die Region selbst. Unter anderem sind in dieser „Kritischen Heimatkunde” der Minnesänger Schenk Ulrich von Winterstetten, Eduard Mörike, Golo Mann und Martin Walser versammelt. Letzterer sieht im Begriff „Heimat” das schönste Wort für Rückständigkeit. Provinz aber, so viel ist nach der Lektüre sicher, ist keine Gegend, sondern ein Zustand. JOCHEN TEMSCH
BERND KOHLHEPP: Heimatkunde Schwaben. Hoffmann und Campe, Hamburg 2009. 224 Seiten, 16,95 Euro.
ELMAR L. KUHN, PETER RENZ (Hrsg.): Geschichten aus Oberschwaben. Klöpfer & Meyer, Tübingen 2009. 320 Seiten, 19,90 Euro.
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