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'Shanghai 1942. Die Japaner halten die Stadt besetzt und vom Rest der Welt abgeschnitten. Im Haus der Familie Yi sitzen die Damen am Mah-Jongg-Tisch beisammen und spielen. Unter ihnen die schöne Jiazhi. Frau Yi hat die junge Geschäftsfrau bei einem Einkaufsbummel in Hongkong kennen gelernt und nun wohnt sie bei Reisen nach Shanghai bei ihr und ihrem Mann, dem Geheimdienstchef Yi. Dieser findet Gefallen an der attraktiven Jiazhi und sie beginnen sich heimlich zu treffen. Bis hierhin verläuft alles genau nach Plan, denn Jiazhi gibt nur vor, eine verheiratete Geschäftsfrau zu sein: In Wahrheit…mehr

Produktbeschreibung
'Shanghai 1942. Die Japaner halten die Stadt besetzt und vom Rest der Welt abgeschnitten. Im Haus der Familie Yi sitzen die Damen am Mah-Jongg-Tisch beisammen und spielen. Unter ihnen die schöne Jiazhi. Frau Yi hat die junge Geschäftsfrau bei einem Einkaufsbummel in Hongkong kennen gelernt und nun wohnt sie bei Reisen nach Shanghai bei ihr und ihrem Mann, dem Geheimdienstchef Yi. Dieser findet Gefallen an der attraktiven Jiazhi und sie beginnen sich heimlich zu treffen.
Bis hierhin verläuft alles genau nach Plan, denn Jiazhi gibt nur vor, eine verheiratete Geschäftsfrau zu sein: In Wahrheit hat sich die Studentin einer chinesischen Widerstandsgruppe angeschlossen und den Auftrag, den mächtigen und überaus vorsichtigen Yi in eine Falle zu locken. Gerade als diese zuschnappen soll erkennt Jiazhi, dass sie sich inmitten des Karussells aus Liebe und Verrat, Täuschung und Lust in Yi verliebt hat
Autorenporträt
Eileen Chang, eigentlich Zhang Ailing, geb. 1920 in Shanghai. Ihre literarische Karriere beginnt 1942 in der von Japanern besetzten Stadt. Es erscheinen zwei Erzählungsbände. 1952 geht sie zunächst nach Hongkong und Taiwan, 1955 dann in die USA, wo sie an verschiedenen Universitäten unterrichtete. Sie stirbt 1995 in San Francisco.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.04.2008

Metropole und Melancholie
Liebe in der gefallenen Stadt: Eileen Changs Erzählungen

Fernab von der auf die Nation und Revolution zentrierten Literatur vieler Zeitgenossen liegt dem Werk der Schanghaier Autorin Eileen Chang (1920 bis 1995) eine Ästhetik der Trostlosigkeit zugrunde. Ihre frühen Erzählungen spielen im bürgerlich-dekadenten Schanghai und Hongkong der 1940er Jahre, zur Zeit der japanischen Besatzung. Als Chang nach dem Sieg der Kommunisten - sie war mit einem Beamten der japanischen Marionettenregierung verheiratet - unter Kollaborationsverdacht geriet, siedelte sie nach Zwischenstationen in Hongkong und Taiwan 1955 endgültig nach Amerika über.

Ihre Alltagshelden changieren zwischen Fatalismus und Aufbegehren, Amour fou und Vernunftehe. Deren Halbwertszeit wird in "Spuren einer Liebe" skizziert, zwischen konfuzianischen Rollenbildern und uneingelösten Verheißungen der Moderne. Die auf Dialoge im Wartezimmer einer Massageklinik reduzierte Erzählung "Warten" ist eine Milieustudie über unter dem Joch der Schwiegereltern leidende Frauen, vorlaute Neureiche oder "jene verschattete Friedfertigkeit, wie sie den Bewohnern enger Gassen eigen ist".

Düstere Stadtlandschaften sind auch Dekor des abgründig-lasziven, von Ang Lee 2007 verfilmten Spionagethrillers "Gefahr und Begierde", der jenseits klassischer Freund-Feind-Kategorien im besetzten Schanghai von verbotener Liebe und Landesverrat, Schein und Maskerade erzählt. Jiazhi, Mitglied einer patriotischen Studententheatergruppe, die sich in eine Widerstandszelle wandelt, soll in der Rolle ihres Lebens den Geheimdienstchef Yi in eine Affäre verwickeln und in die Fänge ihrer Kommilitonen führen. Doch in dem Juweliergeschäft, in dem das Attentat geplant ist, gibt sie dem Kollaborateur in einer fatalen Herzensregung eine Warnung.

Changs verstörende Psychogramme zeichnen Analogien zwischen Geschlechterkampf und Krieg, Besatzung und erotischer Abhängigkeit. Gefühlsblockaden gehen mit politischer Vereinnahmung einher, Moralverfall mit äußerer Zerstörung. In stimmungsvollen Weltstillstandsstudien evoziert Chang Romanzen in Zeiten des Ausnahmezustands: In "Straßensperre" lernen sich ein Buchhalter und eine Lehrerin in einer von den Besatzern angehaltenen Straßenbahn kennen. Doch mit der Aufhebung der Ausgangssperre kehren der Alltag und die Fahrgäste aus ihren Ausbruchsphantasien zurück. Suggestiv entwirft Eileen Chang Assoziationen zwischen Metropole und Melancholie. "Liebe in einer gefallenen Stadt" schildert die Eheanbahnung zwischen einem reichen Playboy und einer geschiedenen Frau aus traditionellem Haus. Chang verkehrt den Topos der schönen Frau, um derentwillen Reiche zugrunde gehen, ironisch ins Gegenteil. Erst vor der Kulisse der Bombardierung Hongkongs durch die Japaner, die "vielen Geschichten das Ende weggesprengt" hat, findet das Paar zueinander.

Nach konsequenter Ignorierung zur Mao-Zeit kam es, während sie in Taiwan seit den 1960er Jahren Kultstatus genoss, erst in den 1990er Jahren zur breiten Rezeption der melancholischen Chronistin der chinesischen Moderne und zu einem regelrechten Eileen-Chang-Fieber in der Volksrepublik.

STEFFEN GNAM.

Eileen Chang: "Gefahr und Begierde". Erzählungen. Aus dem Chinesischen übersetzt von Susanne Hornfeck, Wang Jue und Wolf Baus. Mit einem Nachwort von Susanne Hornfeck. Claassen Verlag, Berlin 2008. 256 S., geb., 18,- [Euro].

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