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Mit ihrem neuesten Roman kehrt Susanna Tamaro zu den Figuren von 'Geh, wohin dein Herz dich trägt' zurück: Marta, Olgas Enkelin, muss den Tod ihrer Großmutter verkraften. Sie beginnt, ihrer eigenen schmerzhaften Vergangenheit nachzu-spüren und sich ihrer familiären Wurzeln bewusst zu werden.
'Das alles liest Katharina Wackernagel in der leicht gekürzten Hörbuchfassung mit einer jungen und doch rauen, tiefen, geerdeten Stimme. Sie bewahrt den Text davor, abzuheben in jene überirdischen Regionen, um deren Bedeutung es hier geht.' NDR Kultur
Die junge Frau auf Sardinien findet einfach
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Produktbeschreibung
Mit ihrem neuesten Roman kehrt Susanna Tamaro zu den Figuren von 'Geh, wohin dein Herz dich trägt' zurück: Marta, Olgas Enkelin, muss den Tod ihrer Großmutter verkraften. Sie beginnt, ihrer eigenen schmerzhaften Vergangenheit nachzu-spüren und sich ihrer familiären Wurzeln bewusst zu werden.

'Das alles liest Katharina Wackernagel in der leicht gekürzten Hörbuchfassung mit einer jungen und doch rauen, tiefen, geerdeten Stimme. Sie bewahrt den Text davor, abzuheben in jene überirdischen Regionen, um deren Bedeutung es hier geht.' NDR Kultur
Die junge Frau auf Sardinien findet einfach keinen Ehemann. Aus rätselhaften Gründen nehmen ihre zahlreichen Verehrer immer Reißaus. Liegt das etwa an den leidenschaftlichen Briefen, die sie ihnen schreibt? Ihre Eltern sind alarmiert, denn eine dreißigjährige Frau gilt längst nicht mehr als gute Partie. Doch dann nimmt ihre Familie im Jahr 1943 einen besitzlosen Witwer aus Cagliari auf. Der Mann lässt sich durch nichts abschrecken und erklärt sich zum Entsetzen der jungen Frau dazu bereit, sie zu heiraten - eine Vernunftehe, denn beide empfinden nichts füreinander. Deshalb beschließen sie, ihren alten Gewohnheiten einfach treu zu bleiben. Aber ist das die heiß ersehnte große Leidenschaft?
Die Geschichte dieser romantischen Frau wird uns viele Jahre später von ihrer Enkeltochter erzählt: eine Liebeserklärung an das große Gefühl, an Sardinien und an eine einzigartige Großmutter.
Autorenporträt
Susanna Tamaro wurde 1957 in Triest geboren; sie ist die Großnichte von Italo Svevo. Längere Zeit war sie Dokumentarfilmerin für das italienische Fernsehen, heute lebt sie als freie Schriftstellerin in Rom und bei Orvieto.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.03.2008

Geh, wohin der Baum stand
Nach dem Welterfolg ihres Romans „Geh, wohin mein Herz dich trägt” hat Susanna Tamaro eine Fortsetzung geschrieben: in „Erhöre mein Flehen” führt die Suche nach den Geheimnissen der Familie direkt in die Forstwissenschaft Von Verena Mayer
Es gibt Geschichten, die schreien nach Fortsetzungen. Das Leben des talentierten Mr. Ripley zum Beispiel. Oder Tom Sawyers Abenteuer. „Geh, wohin dein Herz dich trägt” schrie eher nicht danach. In ihrem herzergreifenden Roman aus dem Jahr 1994 hat Susanna Tamaro bereits alles wegerzählt, was es zu erzählen gibt: Von einer liebevollen Großmutter, die ihrer Enkeltochter Briefe über das Leben schreibt. Von der Enkeltochter, die ohne Mutter aufgewachsen ist. Von der Mutter, die bei einem Autounfall ums Leben kam, nachdem sie erfahren hatte, dass ihr Vater gar nicht ihr Vater ist. Was soll man dem noch hinzufügen?
Naja, es könnte natürlich sein, dass die liebevolle Großmutter, die ihrer Enkeltochter Briefe über das Leben schreibt, einen ganz traurigen Tod stirbt. Dass die Mutter, die bei einem Autounfall ums Leben kam, nachdem sie erfahren hatte, dass ihr Vater gar nicht ihr Vater ist, als junge Frau einmal abgetrieben hat. Dass die Enkeltochter, die ohne Mutter aufgewachsen ist, ihren Vater ebenfalls nicht kennt, ihn eines Tages sucht und findet. Dass der sich daraufhin umbringt und seine Tochter in einen Kibbuz zieht.
All dies passiert also in Tamaros neuem Roman „Erhöre mein Flehen”. Die 1957 in Triest geborene Autorin knüpft an die Figuren aus „Geh, wohin mein Herz dich trägt” an, nur, dass es diesmal die Enkelin Marta ist, die in der Ich-Form aus ihrem Leben erzählt. Tamaro, so ist der Verlagsinformation zu entnehmen, sei nach dem Welterfolg von „Geh, wohin dein Herz dich trägt” so oft gefragt worden, was mit der Oma und der Enkelin passiere, dass sie eines Tages deren Geschichte weitergesponnen habe.
Aber man muss „Geh, wohin dein Herz dich trägt” nicht kennen, um seine Fortsetzung zu verstehen. Die Figuren erschließen sich schnell, die Macken der Großmutter, das bewegte Schicksal der Enkelin. Marta lässt zu Beginn ihre Kindheit Revue passieren, die sie im Haus der Oma zubrachte. Die ist in Martas Augen eine verbitterte Hexe, die zwar jede Menge Märchengeschichten auf Lager hat, Auskünfte über Martas Mutter aber beharrlich verweigert.
Als sie stirbt und ihr Nachlass geordnet werden muss, beschließt die Enkelin, Nachforschungen über ihre Familie anzustellen.Martas Suche nach den eigenen Wurzeln ist mit einem eingängigen Symbol illustriert, einem Baum. Bereits auf der ersten Seite wird er, der geliebte alte Nussbaum aus Kindertagen, gefällt, für Marta das Signal, „aufzustehen und dahin zu gehen, wo früher der Baum stand”. Und am Ende, als sie weiß, woher sie kommt und wer die Ihren waren, beschließt sie, Forstwissenschaften zu studieren, „da ich endlich begriffen hatte, was ich für den Rest meiner Tage tun wollte: mich mit Bäumen beschäftigen.”
Das alles ist durchdrungen von einer Lebensklugheit, die sich irgendwo zwischen großen Gefühlen und Kleinem Prinzen bewegt. Bestimmt zwei Drittel der Sätze aus dem Buch könnte man mit Kreuzstich auf ein Deckchen sticken und sich übers Bett hängen. Etwa: „Gehört dieses Leben denn wirklich uns, ist es der einzige lichte Raum, den wir durchqueren dürfen?”
Überhaupt die Fragen. Selten hat man in einem Roman so viele Fragen pro Seite gelesen. Entscheidungsfragen, Ergänzungsfragen, Doppelfragen. Fragen zu Identität, Menschsein, ungeborenem Leben, Tod, Jenseits. Fragen dieser Art: „Gibt es im Himmel einen Ort, der alles aufnimmt – einen Katalog, ein Archiv, ein kosmisches Gedächtnis? Und außer einem Register vielleicht auch eine Waage, jemanden, der die Existenzen wiegt?” Oder: „Welchen Sinn hatten also unsere Leben? War es unser Schicksal, den Schatten nachzujagen, oder verbarg sich hinter all der Leere doch ein Sinn?”
Antworten werden zum Glück keine gegeben, der Roman hat es auch so schon schwer genug. „Erhöre mein Flehen” stößt, wie jede Fortsetzung, die nicht geplant war, schnell an dramaturgische Grenzen. Es gibt einfach nicht mehr viele Verästelungen des Familienstammbaums, die nicht schon in „Geh, wohin dein Herz dich trägt” vorkamen. Auch sind die Sinnsprüche aus dem Vorgängerroman in ihrer Endgültigkeit kaum zu überbieten: „Gerade wenn du glaubst, du befändest dich in einer ausweglosen Situation, wenn du den Gipfel höchster Verzweiflung erreichst, verändert sich mit der Geschwindigkeit eines Windstoßes alles, dreht sich und plötzlich lebst du unvermutet ein neues Leben.”
So muss die Handlung in „Erhöre mein Flehen” durch mehr oder weniger nachvollziehbare Überraschungseffekte in Gang gehalten werden. Alte Tagebücher tauchen auf, in denen mindestens ein Familiengeheimnis pro Eintrag enthüllt wird. Völlig unbekannte oder verschollen geglaubte Verwandte betreten die Bildfläche oder verlassen sie abrupt wieder.
Ärgerlich wird es, wenn schließlich der Holocaust ins Spiel kommt. Auf ihrer Suche nach den unbekannten Wurzeln reist die Ich-Erzählerin nach Israel, wo sie unter anderem einer KZ-Überlebenden begegnet. Diese Figur verwendet Tamaro, um die standardisierten Schreckensbilder zu beschwören: die Rampe in Auschwitz, die Verbrennungsöfen, die Gaskammern. Das Schicksal der Holocaust-Opfer, eingebettet zwischen pseudo-philosophischen Lebensweisheiten über Abtreibung und vernachlässigte Kinder – an diesen Stellen hat man den Eindruck, dass der Roman nicht von „Geh, wohin dein Herz dich trägt” inspiriert ist, sondern vom Satz: „Schreib, was dein Bauch dir sagt”. Und wie das so ist mit dem Bauchgefühl: Einmal hat es recht, beim nächsten Mal ignoriert man es besser.
Susanna Tamaro
Erhöre mein Flehen
Roman. Aus dem Italienischen von Maja Pflug. C. Bertelsmann Verlag, München 2008. 221 Seiten, 16,95 Euro.
„Gibt es im Himmel ein Archiv, ein kosmisches Gedächtnis?”
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