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A. M. Homes, amerikanische Bestsellerautorin, ist ein Adoptivkind. Erst mit 31 Jahren erfährt sie, wer ihre leiblichen Eltern sind, und eine aufwühlende Reise zu den eigenen Wurzeln beginnt.
Homes'Mutter ist 22 Jahre alt, als sie die Tochter zur Welt bringt und sofort zur Adoption freigibt. Jahrelang hatte sie eine Affäre mit ihrem verheirateten Chef, der sie fallen ließ, als er von der Schwangerschaft erfuhr. Mit psychologischer Genauigkeit und emotionaler Intensität beschreibt A.M. Homes das erste Zusammentreffen und wie das Verhältnis zu ihren leiblichen Eltern sich entwickelt: Die…mehr

Produktbeschreibung
A. M. Homes, amerikanische Bestsellerautorin, ist ein Adoptivkind. Erst mit 31 Jahren erfährt sie, wer ihre leiblichen Eltern sind, und eine aufwühlende Reise zu den eigenen Wurzeln beginnt.
Homes'Mutter ist 22 Jahre alt, als sie die Tochter zur Welt bringt und sofort zur Adoption freigibt. Jahrelang hatte sie eine Affäre mit ihrem verheirateten Chef, der sie fallen ließ, als er von der Schwangerschaft erfuhr. Mit psychologischer Genauigkeit und emotionaler Intensität beschreibt A.M. Homes das erste Zusammentreffen und wie das Verhältnis zu ihren leiblichen Eltern sich entwickelt: Die Mutter verfolgt sie fast und scheint eher selbst eine Mutter zu suchen als eine sein zu wollen. Der Vater zwingt seine Tochter zu einem DNA-Test. Obwohl dieser positiv ausfällt, leugnet er, ihr Vater zu sein. Homes berichtet von den Auswirkungen auf ihr Leben und ihre Identität. Auch in diesen Erinnerungen zeigt die Autorin den scharfen Blick und die ironische Sensibilität wie bei ihren anderen Romanen. Das gleichnamige Buch erscheint im Verlag Kiepenheuer&Witsch.
Autorenporträt
A.M. Homes schrieb ihren ersten Roman »Jack«, für den sie 1993 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet wurde, im Alter von 19 Jahren. Es folgten Romane und Kurzgeschichtenbände. Sie gehört zu den profiliertesten zeitgenössischen Schriftstellerinnen der USA und hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten. Ihre Werke erscheinen in 13 Sprachen. A.M. Homes lebt in New York City.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.11.2008

Keine Zeit, aber viel auf dem Herzen

Neue Eltern gesucht: Mit ihrem letzten Roman wollte A. M. Homes das Leben der Leser verändern. Jetzt stellt sie sich ihrer Biographie.

Von Ingeborg Harms

Der Titel von A. M. Homes autobiographischem Buch "Die Tochter der Geliebten" verrät die Perspektive dieses Krisenberichts über die Hintergründe einer Adoption. Homes ist jenseits der Dreißig und als Romanautorin bereits bekannt, als sie eines Tages darüber informiert wird, dass ihre leibliche Mutter mit ihr Kontakt aufnehmen möchte. Claire Ballman erweist sich als gescheiterte Existenz, die mit der rabiaten Direktheit einer hochverschuldeten Nierenkranken nach dem letzten Strohhalm greift. Sie hat keine Zeit und viel auf dem Herzen. Um finanzielle Unterstützung zu bitten kommt ihr vielleicht in den Sinn, doch das bringt sie nicht über die Lippen, als sie ihre so selbstbewusste wie reservierte Tochter in die Oyster Bar des New Yorker Plaza Hotels bestellt. Die Begegnung ist kurz. Als Claire Ballman die Tochter fragt, ob sie ihr je verzeihen werde, erhält sie bedingungslose Absolution.

Die Bitte um eine Nierenspende muss Claire Ballman vermittelt über den leiblichen Vater lancieren, denn Homes ergreift in der Oyster Bar die Flucht und lässt ihre Mutter nicht nur auf der Rechnung, sondern auch auf ihrem verpatzten Leben sitzen. Der Vater ist eine andere Geschichte, und aus Sicht der Autorin wird ihre leibliche Mutter nichts als seine Geliebte bleiben. Während sie Ballman gegenüber alle Verbindlichkeiten vom Tisch wischt, klagt sie dem wohlsituierten Vater gegenüber vor allem emotionale Rechte ein. Vergeblich: Er zieht sich nach einem positiven Vaterschaftstest vor ihr zurück, er ist verheiratet, hat mehrere Kinder und wird durch Homes an einen Seitensprung erinnert, der seiner Ehe einen Riss zufügte. Eine Weile trifft er sich mit ihr nach Gentleman-Manier in Hotels, ruft sie vom Autotelefon aus an und macht ihr Hoffnungen auf eine Familienzusammenführung. Zum Tee bringt er einmal seine Frau mit, doch die Haare stehen allen zu Berge: Es ist kein Gras über die Affäre gewachsen. Gleichzeitig ist Homes davon überzeugt, dass ihre wirklichen Eltern noch immer stark voneinander angezogen sind. In diese Möglichkeitswelt gehört auch das Innuendo, mit dem sich Homes' väterliche Kontakte zu Rendezvous verdichten; erotische Phantasien werden bei ihr wach und scheinen ihr vom Vater auch entgegenzukommen. So wird der Leser in Subgeschichten verstrickt, die an den Freudschen Familienroman erinnern.

Amerikanische Möglichkeiten der Ahnenforschung.

Nach dem Tod der Mutter nimmt Homes vier Kartons voller Unterlagen und Reminiszenzen aus deren Wohnung mit. Erst als sie selbst Mutter geworden ist, mobilisiert sie die Kraft, sich ihnen zu widmen. Von nun an wird das Buch zu einer kommentierten Dokumentation. Denn nach den Kartons entdeckt Homes die üppigen amerikanischen Möglichkeiten der Ahnenforschung. In dieser neuen Dimension wird Herkunft überhaupt für die Autorin zum Leidenschaftsthema. Sie stellt drei Assistenten an, um per Netz, Korrespondenz und Telefon, durch persönliche und Archivbesuche ihre biologische und auch ihre kulturelle Familie so weit wie möglich zurückzuverfolgen. Bald spielt es keine Rolle mehr, ob die Protagonisten der in mürben Dokumenten aufgespürten Geschichten mit einem ihrer vier Elternteile verwandt sind. Dabei rückt die Historie als solche in den Blick, Splitter von Immigrantenschicksalen, der Holocaust, denn beide Familien sind großenteils jüdischer Herkunft, die Mayfair-Generation, denn wie Homes von ihrem leiblichen Vater erfährt, lässt sich ihre Abstammung von einer der amerikanischen Gründerfamilien belegen.

Ein Rachefeldzug aus enttäuschter Liebe.

Trotz aller geweckter Philanthropie wächst ihr Interesse am "Konzept der Abstammung". Nicht nur beruft sie sich im Zeitalter der Biogenetik auf das Recht zum väterlichen Dialog, der ihr erlauben würde, Fragen zur Erbsubstanz zu stellen, sie möchte auch der Organisation der "Töchter der Amerikanischen Revolution" beitreten. Doch als ihr Vater die nötigen Dokumente nicht herausrückt, wird der Ton schärfer. Über sieben Seiten stellt Homes einen Fragenkatalog auf, die sie ihrem leiblichen Vater in einer imaginären Gerichtsverhandlung gern stellen würde und die sie ihm via Buchveröffentlichung wirklich stellt.

Gegen Ende wirkt das Buch wie ein Rachefeldzug aus enttäuschter Liebe. In die Tochter scheint der Geist der Mutter gefahren zu sein, und ihr Begehren ist nicht weniger vielschichtig und konfus. Auf dieser Achterbahn der Haltungen und Emotionen ist nur eines klar: Den Konflikt zwischen künstlicher und natürlicher Familie gewinnt die Natur. Homes versinkt in der Bodenlosigkeit des Schicksalhaften, das dem adoptierten Kind paradoxerweise so lange erspart blieb. "Wenn man gar keine Geschichte gehabt hat, ist jede Geschichte faszinierend, auch wenn es die falsche ist", so die Begründung für ihre Berufswahl. Auf diesem Plateau der Freiheit ist die zurückkehrende Mutter der steinerne Gast. Weil die Autorin sich die daraus entstehende Geschichte nicht aussuchen konnte, bleibt auch ihr Buch ein unfreies, das am wirklichen Leben klebt. Es bedient den Voyeurismus, und es rechnet mit der Sympathie der Leser: In "Die Tochter der Geliebten" bietet sich A. M. Homes der ganzen Welt zur Adoption an.

A. M. Homes: "Die Tochter der Geliebten". Aus dem Amerikanischen übersetzt von Ingo Herzke. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2008. 238 S., geb., 17,95 [Euro].

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